Lebensdaten
1923 – 1991
Geburtsort
Natters bei Innsbruck (Tirol)
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Philosoph
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 119311216 | OGND | VIAF: 12322233
Namensvarianten
  • Stegmüller, Wolfgang
  • Stegmüller, Wolfgang
  • Stegmueller, Wolfgang
  • mehr

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Zitierweise

Stegmüller, Wolfgang, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119311216.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Alfred (1895–1945), Jur., S d. Karl u. d. Sophie Poduschka;
    M Antonie (1896–1982), T d. N. N. u. d. Antonie Zupan;
    1) 1957 Emilie Zimmermann, Dr., Psychol., 2) Margret N. N. (* 1941), Dipl.-Krankenschwester, Stifterin d. W.-S.-Preises (seit 1994); kinderlos.

  • Biographie

    Nach dem Besuch der Volksschule und des Realgymnasium in Innsbruck (1941 Reifeprüfung) studierte S. 1941–44 in Innsbruck Nationalökonomie (Dipl.-Volkswirt 1944). Nach der wirtschaftswiss. Promotion 1945 nahm er eine Hilfsassistentenstelle am Phil. Seminar der Univ. Innsbruck an, wurde 1947 bei Richard Strohal (1888–1976) zum Dr. phil. (Erkenntnis u. Sein in d. modernen Ontol. mit bes. Berücksichtigung d. Erkenntnismetaphysik Nicolai Hartmanns, 1947) promoviert und habilitierte sich hier 1949 im Fach Philosophie (Sein, Wahrheit u. Wert in d. heutigen Phil., 1949) (Tit.-Prof. 1956). Nach Begegnungen mit Karl Popper und Paul Feyerabend bei den Alpbacher Hochschulwochen verlagerte S. seine Interessen von der „kontinentalen“ Tradition (Husserl, Heidegger, N. Hartmann) hin zur analytischen Philosophie. Einen umfassenden Überblick über die rezenten Entwicklungen in beiden phil. Traditionen lieferte er in seinem ersten Hauptwerk „Hauptströmungen der Gegenwartsphilosophie“ (4 Bde., 1952, ⁷1989, Überss. u. a. span. 1967, engl. 1969, japan. 1975, portugies. 1977, chines. 1983). Im Zentrum der einzelnen Auflagen dieses Werks stehen die neuesten Entwicklungen in der analytischen Philosophie und Wissenschaftstheorie, die S. stets auf dem letzten Stand dem deutschsprachigen Publikum präsentierte. Seit 1958 Ordinarius und Institutsvorstand für Philosophie an der Univ. München (Dekan 1977–79, em. 1990), begann S. 1969 mit seinem zweiten Hauptwerk „Probleme und Resultate der Wissenschaftstheorie und analytischen Philosophie“ (1969–86, 4 Bde. in 7 Teilbdn.; Einzelbde. in Neuaufll. u. Überss.). Darin lieferte er eine überaus detaillierte, kritische Auseinandersetzung mit den wichtigsten Ansätzen im Bereich der zeitgenössischen analytischen Philosophie und Wissenschaftstheorie. Hervorzuheben ist v. a. die innovative Weiterentwicklung eines von Joseph D. Sneed zunächst für die Physik entwickelten semantischen Theorienkonzepts, das S. als „Theorienstrukturalismus“ in der Wissenschaftsphilosophie etablierte.

    Zudem liegt S.s Bedeutung in der erfolgreichen Re-Etablierung der analytischen Philosophie und Wissenschaftstheorie, die wegen der erzwungenen Emigration ihrer Hauptvertreter im deutschsprachigen Raum nach 1945 praktisch verwaist war. Durch seine kritischen Würdigungen der Arbeiten von Philosophen wie Rudolf Carnap, Carl Gustav Hempel, W. V. O. Quine, Nelson Goodman und Hilary Putnam prägte S. die Entwicklung der akademischen Philosophie in Deutschland in der zweiten Hälfte des 20. Jh. nachhaltig. Als akademischer Lehrer betreute er rund 35 Promotionen und 18 Habilitationen; zu seinen Schülern zählen u. a. Georg Meggle, Julian Nida-Rümelin, Eike v. Savigny und Wolfgang Spohn. S. war Mitbegründer (1974) und Herausgeber der Zeitschrift „Erkenntnis“. Seit 1994 wird von der dt. „Gesellschaft für Analytische Philosophie“ alle drei Jahre der von seiner Witwe Margret gestiftete „Wolfgang-Stegmüller-Preis“ zur Förderung des wiss. Nachwuchses vergeben. 2005 wurde an der Univ. Wien das Forschungsprojekt „Vertreibung und Rückkehr der Wissenschaftstheorie vor und nach dem Zweiten Weltkrieg, Am Beispiel von Rudolf Carnap und Wolfgang Stegmüller“ eingerichtet.

  • Auszeichnungen

    A korr. Mitgl. d. Österr. Ak. d. Wiss. (1966);
    o. Mitgl. d. Bayer. Ak. d. Wiss. (1967, mitwirkend in d. Komm. f. Entwicklungsforsch. u. im Ausschuß f. d. Heisenberg-Vorlesungen, Vertretung seiner Kl. im Leibniz-Rechenzentrum, Vorsitz in d. .);
    Mitgl. d. Pariser Inst. Internat. de Philos. (1972);
    Dr. phil. h. c. (Innsbruck 1989);
    Mitgl. d. Ac. Europaea (Salzburg 1989);
    Ehrenpräs. d. dt. Ges. f. Analyt. Philos. (1990).

  • Werke

    Weitere W Metaphysik, Wissenschaft, Skepsis, 1954, ²1969;
    Das Wahrheitsproblem u. d. Idee d. Semantik, 1957, ²1968;
    Induktive Logik u. Wahrscheinlichkeit, 1959 (mit R. Carnap);
    Unvollständigkeit u. Unentscheidbarkeit, Die metamath. Resultate v. Gödel, Church, Kleene, Rosser u. ihre erkenntnistheoret. Bedeutung, 1959;
    Das Problem d. Induktion, Humes Herausforderung u. moderne Antworten, in: H. Lenk (Hg.), Neue Aspekte d. Wiss.theorie, 1971, S. 13–74;
    Collected Papers on Epistemology, Philosophy of Science and History of Philosophy, 2 Bde., 1977;
    Rationale Rekonstruktion v. Wiss. in ihrem Wandel, 1979;
    The Structuralist View of Theories, A Possible Analogue of the Bourbaki Programme in Physical Science, 1979;
    The Structuralist View of Theories, in: Acta Philosophica Fennica 30, 1979, S. 113–29;
    Biography, Selbstbetrachtung, Autocritique, Publikationsliste, in: A. Mércier u. M. Silvar (Hg.), Philosophes critiques d`eux-mêmes, Bd. 10, 1983, S. 269–308;
    Bibliogr.:
    A. Müller-Ponholzer u. E. Molz, in: Erkenntnis 36, 1992, S. 13–21;
    Nachlaß:
    Brenner Archiv, Innsbruck (Nachlaßverz. auf d. Internetseite d. Brenner Archivs, P)

  • Literatur

    |Th. S. Kuhn, Theory Change as Structure Change, Comments on the Sneed Formalism, in: Erkenntnis 10, 1976, S. 179–99;
    P. K. Feyerabend, Changing Patterns of Reconstruction, in: The British Journal for the Philosophy of Science 28, 1977, S. 351–69;
    C. G. Hempel u. a. (Hg.), Methodology, Epistemology and Philosophy of Science, Essays in Honour of W. S. on the Occasion of his 60th Birthday, 1983 (= Erkenntnis 19, darin: W. K. Essler, Persönl. Anmm., S. 417–22);
    ders., in: Erkenntnis 36, 1992, S. 5 f.;
    P. Hinst, W. S.s wiss. Werdegang, ebd., S. 7–12;
    Die Promotionen u. Habilitationen b. W. S., ebd., S. 23 f.;
    F. v. Kutschera, in: Zs. f. phil. Forsch. 45, 1991, S. 596–98;
    D. Henrich, in: Jb. d. Bayer. Ak. d. Wiss., 1991, S. 230–34 (P);
    C. U. Moulines, Le Rôle de W. S. dans l`Épistémologie Allemande Contemporaine, in: Archives de Philosophie 50, 1987, S. 3–22;
    ders., in: J. Nida-Rümelin (Hg.), Philos. d. Gegenwart in Einzeldarst., 1999, S. 714–17;
    R. Kleinknecht, in: Journal for General Philosophy of Science 24, 1993, S. 1–16;
    G. Benetka, Der „Fall“ S., in: F. Stadler (Hg.), Elemente moderner Wiss.theorie, 2000, S. 123–76;
    W. S.s Erbe(n), Ein Gespräch zw. F. v. Kutschera, C. U. Moulines, W. Spohn u. H. Rott, in: Information Phil., 2004, H. 2, S. 110–15;
    Vertreibung, Transformation u. Rückkehr d. Wiss.theorie, Am Bsp. v. Rudolf Carnap u. W. S., hg. v. F. Stadtler, 2010;
    K. Puhl, in: S. Brown u. a. (Hg.), Bibliographical Dict. of Twentieth-Century Philosophers, 1996;
    Enz. Phil. Wiss.theorie.

  • Porträts

    Foto (Wehrpaß), vor 1945 (Brenner Archiv, Innsbruck).

  • Autor/in

    Christian Damböck
  • Zitierweise

    Damböck, Christian, "Stegmüller, Wolfgang" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 116-117 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119311216.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA