Lebensdaten
1328 – 1408
Geburtsort
Kalkar/Niederrhein
Sterbeort
Köln
Beruf/Funktion
Kartäuser ; Mystiker ; Choraltheoretiker
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118709828 | OGND | VIAF: 88633957
Namensvarianten
  • Eger, Heinrich von
  • Egher von Kalkar, Heinrich
  • Egher, Heinrich
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Zitierweise

Eger von Kalkar, Heinrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118709828.html [16.10.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus reichem Patriziergeschlecht.

  • Biographie

    E. studierte in Köln und Paris, wo er 1356 magister artium wurde und als Dozent tätig blieb. Nach seiner Rückkehr aus Paris (1363) lebte er als Kanonikus an Sankt Georg in Köln und an Sankt Swidbert in Kaiserswerth/Rhein, trat aber dann 1365 in Köln in den Kartäuserorden ein. 1367-72 war er Prior in Monnikhuizen bei Arnheim, wo er Geert Groote, den Begründer der Devotio moderna, zu einem religiösen Leben bekehrte. 1372-77 war er Prior in Roermond, 1377-84 in Köln und 1384-96 in Straßburg. Im Orden spielte er eine bedeutende Rolle und war unter anderem etwa 1375-95 als Visitator der deutschen, gelegentlich auch der französischen, böhmischen und mährischen Klöster tätig. Die letzten Lebensjahre verbrachte er in seinem Kölner Kloster. – Sein „Cantagium“ (1380) ist ein kurzgefaßtes Kompendium der zeitgenössischen Choraltheorie. Seine übrigen Werke sind, von einem kurzen Abriß der Ordensgeschichte abgesehen,|meist asketischen und mystischen Inhalts. Sie lassen den Einfluß von Bernhard von Clairvaux, Hugo von Sankt Viktor, Meister Eckhart und anderen erkennen. Nur wenige sind im Druck erschienen, so daß eine allseitige Beurteilung des sicherlich bedeutenden Mannes noch aussteht.

  • Literatur

    ADB XV (unter Kalkar); Th. v. Kempen, Vita Gerardi Magni, cap. IV, in: Opera omnia, ed. J. Pohl, 1902–22, Bd. 7;
    W. Vermeer, Het tractaat „Ortus et decursus ord. Cart.“ van H. E. van Kalkar, Diss. Leiden 1929 (W);
    H. Hüschen, Das Cantuagium des H. E. v. K., 1952 (mit biogr. Einl., W);
    ders., in: MGG III, Sp. 1165-67 (W, L);
    LThK (unter Heinrich, W);
    PRE; U. Kletzin, in: Vf.-Lex. d. MA II, Sp. 749-54 (W, L, unter Kalkar).

  • Autor/in

    Robert Haaß
  • Zitierweise

    Haaß, Robert, "Eger von Kalkar, Heinrich" in: Neue Deutsche Biographie 4 (1959), S. 327-328 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118709828.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Kalkar: Heinrich Aeger von K., ein merkwürdiger Karthäuser des 14. Jahrhunderts, dessen Andenken neben demjenigen Geert Groote's erhalten zu werden verdient, denn ihm, der um 1530 zu Calcar geboren ward, ist es zu danken, daß aus dem Weltmann Geert Groote der Vater der sogenannten modernen Devotion geworden ist. Es muß 1374 gewesen sein, daß K. dem Groote, den er schon früher zu Paris kennen gelernt hatte, zu Utrecht begegnete und ihn|durch seine ernsten Mahnungen bewog, seine außerordentlichen Geistesgaben der Ehre Gottes und dem Seelenheile seiner Mitsünder zu weihen. K. hatte sich nach vollendetem Studium zu Paris, wo er sich das Baccalaureat in der Theologie erwarb und einige Zeit als Privatdocent auftrat, um 1366 zu Köln in den Karthäuserorden aufnehmen lassen und war seit 1368 Prior in dem Karthäuserkloster Munnikhuysen bei Arnhem. Dort fand nun auch Groote um 1377 ein ruhiges Asyl für religiöse Selbstbetrachtung und innere Devotion, ohne doch das Ordenskleid anzunehmen. Der vernünftige Prior aber, fern von Ueberschätzung des Klosterlebens, bewog ihn, seine großen Talente nicht innerhalb der Klostermauern zu begraben, sondern zum Heile der Menschen damit als Prediger in die Oeffentlichkeit hinauszutreten. Kalkar's Schriften, von denen mir leider größtentheils nur die Titel kennen, zeigen uns ihn zugleich als einen Mann von vielseitiger wissenschaftlicher Bildung. Gedruckt sind von seinen Arbeiten nur das „Psalterium b. Virginis“, von Petreius in die Bibl. Carthus. aufgenommen und ein „Tractatus proficere volentibus“, bei Malou (Recherches sur l'Auteur de l'imitation) gedruckt, aber unrichtig dem Thomas a Kempis zugeschrieben. Streitig ist es, ob auch seine „Epistola de rebus diversis tractans“ gedruckt ward. Handschriftlich ist uns nur sein „Loquagium de rhetorica“ im Auszug (Ultrechter Bibl. script. med. aev. Nr. 125) aufbewahrt. Seine weiteren Schriften, welche sich zu Pacquots Zeit noch im Karthäuserkloster zu Köln befanden, sind folgende: „Contemplatio quae dicitur metrica theoria", — „Sermones capitulares breves", — „De holocausto quotidiano", — „Scala spiritualis exercitii". — „Collatio pro eligendo Priore", — „Liber exhortationis ad Petrum quendam Carthusiae Confluentiae religiosum", — „Responsio ad epistolam Gerlaci, prioris Carthusiae Confluentiae", — „Exercitatorium ad monachos", — „Modus faciendi collationes more Carthusiano“. — „Epistolae variae“ und „De continentiis et distinctione scientiarum“, wie auch eine „Historia de ortu ac progressu ordinis Carthusiensis“. Diese ascetischen, homiletischen, rhetorischen und historischen Arbeiten verschafften ihm großes Ansehen und wegen seiner hervorragenden Fähigkeit für das Klosterregiment wurden ihm nacheinander die Priorate von Rurmond, Köln, Prag, Brünn und Straßburg übertragen. Zwanzig Jahre lang trat er dabei als Visitator seines Ordens in der Picardie und Deutschland am und endete sein arbeitsames Leben 1498, als er zum zweiten Male Prior der Karthäuser zu Köln war. Eine sehr zu wünschende ausführliche Biographie dieses merkwürdigen Mannes fehlt uns noch. Quellen dafür finden sich citirt bei Moll, Kerkgesch. v. Nederl. II.. 2e. Stuk bl. 119, 265, 377, 393, 400; bei Acquoy, Het Klooster Windesheim I bl. 23. 180: Telprat, Brodersch. v. G. Groote bl. 10; Glasius, Godgel. Nederl. und Pacquot, I. 354 ff.

  • Autor/in

    v. Slee.
  • Zitierweise

    Slee, Jacob Cornelis van, "Eger von Kalkar, Heinrich" in: Allgemeine Deutsche Biographie 15 (1882), S. 24-25 unter Kalkar, Heinrich Aeger von [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118709828.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA