Lebensdaten
1877 – 1945
Geburtsort
Neuenhaus (Provinz Hannover, Grafschaft Bentheim)
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Offizier ; Widerstandskämpfer
Konfession
reformiert
Normdaten
GND: 119547430 | OGND | VIAF: 42650820
Namensvarianten
  • Staehle, Wilhelm

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Zitierweise

Staehle, Wilhelm, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119547430.html [24.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V August (1839–1911), seit 1859 preuß. Berufssoldat, zuletzt Hptm. d. Landwehr, seit 1875 Leiter d. Rektoratsschule in N., S d. Wilhelm (1794–1886), bis 1851 kurhess. Offz., Oberstlt. u. Platzmajor in Kassel;
    M Alberdina Wildeboer (1848–1916), aus Meppel (Niederl.);
    Schw Johanna Hendrika (1879–1939/45);
    1928 Hildegard gesch. Stille (1894–1945 Verkehrsunfall), am 15. 8. 1944 festgenommen u. im KZ Ravensbrück interniert, am 20. 4. 1945 v. Volksger.hof zu einem J. Gefängnis verurteilt, am 29. 4. aus d. Haft befreit, im Juni 1945 e. d. Mitbegründer d. CDU in Berlin u. d. Hauptausschusses „Opfer d. Faschismus“, Anfang Dez. 1945 zweite Stellvertr. d. Leiters d. Abt. Sozialfürsorge b. Berliner Magistrat (s. W, L), T d. Friedrich Luther (1861–1934, Dr. med., Sanitätsrat in Celle, u. d. Molly Lüderitz; kinderlos.

  • Biographie

    S. stammte aus einer liberalkonservativ und kleindt.-preuß. eingestellten Familie. Daß er 1897 die Offizierslaufbahn einschlug, entsprach der Familientradition. Er nahm 1900–02 an der Niederschlagung des Boxeraufstandes in China teil und stieg bis 1913 zum Hauptmann auf. Im 1. Weltkrieg diente S. zunächst an der Westfront, 1916 wurde er zum Abwehroffizier ausgebildet, im besetzten Belgien eingesetzt und nach Kriegsende in dieser Funktion in die Reichswehr übernommen. 1926 wurde er zum Bataillons-Kommandeur in Celle und Oberstleutnant ernannt. 1928 mußte S. aufgrund seiner Heirat mit einer geschiedenen Frau seinen Abschied nehmen. Nach seinem Ausscheiden aus der Reichswehr zum sog. „Landesschutz“ versetzt, wurde S. im Sept. 1931 zum Fürsorgereferenten im Wehrkreiskommando III in Berlin ernannt.

    Die Aufrüstungspolitik Hitlers ermöglichte S. 1934 die Rückkehr in den Offiziersberuf, er wurde als Oberst in die im Aufbau befindliche Luftwaffe übernommen. 1937 folgte seine Ernennung zum militärischen Leiter und 1939 zum Kommandanten des Invalidenhauses in Berlin. Das Ehepaar S. lehnte den Nationalsozialismus von Anfang an ab. Beide standen der Bekennenden Kirche nahe und sind dem christlich motivierten konservativ-nationalen Widerstand zuzurechnen. S. und seine Frau unterstützten Opfer des NS-Regimes, darunter viele Juden; hierbei arbeiteten sie u. a. mit der „Kirchlichen Hilfsstelle für ev. Nichtarier“ des Pfarrers Heinrich Grüber (1891–1975) zusammen. Die Hilfstätigkeit des Ehepaars beschränkte sich jedoch nicht auf im Rahmen der damaligen gesetzlichen Möglichkeiten legale Aktionen, vielmehr halfen sie einer bis heute unbekannten Zahl von Verfolgten auch illegal zur Flucht oder versteckten sie. Seit etwa 1937 knüpfte S., der noch über Verbindungen zur dt. Abwehr verfügte, enge Kontakte zum bürgerlichen Widerstand, so zu Carl Friedrich Goerdeler, zum „Solf-Kreis“ und zu einer regionalen Widerstandsgruppe um seinen Jugendfreund Arnold Brill in der Grafschaft Bentheim. Über diese vertiefte er seit 1942 auch seine auf Verwandtschaft beruhenden Kontakte zum niederl. Widerstand, den S. vergeblich für eine Zusammenarbeit nach einem gelungenen Staatsstreich gegen Hitler zu gewinnen suchte. Am 12. 6. 1944 wurde er, nachdem er bereits im Februar wegen seiner Kontakte in die Niederlande zum ersten Mal verhört worden war, im Zusammenhang mit den Ermittlungen gegen den Solf-Kreis verhaftet, am 16. 3. 1945 wegen Begünstigung eines politischen Flüchtlings zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren verurteilt. Kurz|vor der Eroberung Berlins durch die Rote Armee ermordete ihn am 23. 4. 1945 ein SS-Kommando.

  • Auszeichnungen

    A E. K. II (1914), E. K. I. (1917);
    Rr.kreuz d. Hausordens v. Hohenzollern mit Schwertern (1918);
    S.Weg in Berlin, Bez. Reinickendorf (1971);
    Gedenktafel in Berlin, Invalidensiedlung.

  • Quellen

    Qu Nachlaßteile: BA, Mil.archiv Freiburg (Br.); – W zu Hildegard: Verbrechen an Frauen, Kindern u. Juden, in: Wir klagen an, hg. v. Hauptausschuß „Opfer d. Faschismus“, 1946, S. 20–25.

  • Literatur

    G. van Roon, Oberst W. S., Ein Btr. zu d. Auslandskontakten d. dt. Widerstandes, in: VfZ 14, 1966, S. 209–23 (Qu);
    ders., W. S., Ein Leben auf d. Grenze (1877–1945), in: Mil.geschichtl. Mitt. 28, 1969, S. 69–93 (P);
    G. van Roon, W. S., Ein Leben auf d. Grenze 1877–1945, 1969 (Qu, L, P);
    ders., in: Emsländ. Gesch. 7, 1998, S. 263–67;
    G. Steinwascher, Eine bürgerl. Widerstandsgruppe im Kr. Gfsch. Bentheim in d. NS-Zeit, in: Bentheimer Jb. 1996, S. 207–20;
    H. Lensing, W. S. u. d. Niederschlagung d. chines. Boxeraufstandes, ebd. 1997, S. 181–214 (P);
    P. Steinkamp, Oberst W. S., Hilfe f. Verfolgte durch d. Kommandanten d. Invalidenhauses u. seine Frau, in: W. Wette (Hg.), Zivilcourage, Empörte, Helfer u. Retter aus Wehrmacht, Polizei u. SS, 2004, S. 213–29 (L);
    ders., Rettungswiderstand, Helfer in Uniform, in: J. Tuchel (Hg.), Der vergessene Widerstand, Zu Realgesch. u. Wahrnehmung v. Opposition u. Widerstand gegen d. NS, 2005, S. 140–57 (L);
    zu Hildegard:
    H. Grüber, Erinnerungen aus sieben J.zehnten, 1968;
    G. Schwöbel, H. S., Gemeinsam im Widerstand, in: dies. (Hg.), Nur d. Hoffnung hielt mich, Frauen berichten aus d. KZ Ravensbrück, 2002, S. 187–94 (L, P);
    B. Kaff, H. S. (1894–1945), Mitbegründerin d. CDU in Berlin, in: G. Buchstab, B. Kaff u. H.-O. Kleinmann (Hg.), Christl. Demokraten gegen Hitler, Aus Verfolgung u. Widerstand z. Union, 2004, S. 469–74 (L, P)

  • Porträts

    | Photogr. (Neuenhaus, Privatbes. Friedrich Gerlach).

  • Autor/in

    Matthias Stickler
  • Zitierweise

    Stickler, Matthias, "Staehle, Wilhelm" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 21-22 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119547430.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA