Lebensdaten
erwähnt vermutlich um 1200
Konfession
-
Normdaten
GND: 119505231 | OGND | VIAF: 336149296181780670008
Namensvarianten
  • Spervogel II
  • Speruogil
  • Spervoghel
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Spervogel, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119505231.html [24.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Das in den Heidelberger Liederhandschriften A und C in gleicher Strophenfolge überlieferte Corpus von drei Sangspruchtönen, das in C unter der Namensüberschrift „Speruogil“ steht, während in A der erste Teil (Strophe 1–26) mit „Spervogel“, der zweite mit „Der iunge spervogel“ überschrieben ist, wird von der Forschung auf drei Autoren aufgeteilt; 13 Strophen im ersten Ton stehen auch in der Jenaer Liederhandschrift (J), davon fünf nur dort. Nach formalen und thematischen Unterschieden wird Ton I (18 Strophen) gewöhnlich Spervogel II zugewiesen, Ton II (28 Strophen) Spervogel I (auch Anonymus Spervogel, Spervogel der Alte, Spervogel-Herger oder Herger nach einer vermuteten Selbstnennung in II,2), Ton III (5 Strophen) dem Jungen Spervogel (auch Spervogel III), obgleich die Verfassereinheit für je einen der Töne nicht zweifelsfrei ist.

    Hinter dem ältesten der drei Spruchcorpora (Spervogel I, Herger) verbirgt sich ein Anonymus, der, wie Sprache, Stil und Thematik seiner Sprüche sowie die als verstorben erwähnten Mäzene, darunter der bis 1173 bezeugte Walther von Hausen, nahelegen, zwischen 1150 und 1180 an Adelshöfen im bayer. Donauraum und am Mittelrhein als nichtadeliger Berufssänger auftrat. Mit seinem Œuvre, das sich durch ein breites, Gnomik und Totenklage, Herrenpreis und -schelte, Tierfabel und Exempla sowie Religiöses einschließendes Themenspektrum auszeichnet und die Kenntnis literarischer Traditionen wie der europ. Heldenepik, volkssprachlicher geistlicher Dichtung und wohl auch lat. Hymnik verrät, ist der Beginn einer „literarischen“ dt.sprachigen Spruchdichtung greifbar. Sie hebt sich in ihrer thematischen und formalen Vielfalt deutlich von der älteren ab, wofür auch die Rezeption seiner Sprüche etwa bei Freidank und in Reimpaarerzählungen („Der Wolf beim Schachspiel“, „Von zween Hunden“) spricht.

    Vermutlich um 1200 entstanden die Spervogel II zugewiesenen (mit den nur in J überlieferten insgesamt 23) Sprüche in komplizierterer Strophenform als die des älteren Spervogel-Herger, jedoch, anders als dessen Werk, gänzlich ohne religiöse Themen. Im Zentrum seiner sentenzenhaften Sprüche, die keinerlei Hinweise auf Zeit und Ort der Entstehung oder auf Gönner bieten, stehen Lebenslehren sehr allgemeiner Art, der Preis weiser Ratgeber und die Fahrenden-Thematik. Manche Bilder zeigen Anklänge an den Hohen Minnesang; zudem wird auf höfische Unterhaltungen wie Falkenjagd oder Bärenhatz verwiesen. Dies läßt den Schluß zu, daß der Autor dieses Sprüche-Corpus ein nichtadeliger, an Adelshöfen singender Berufsautor war, was auch der für Fahrende übliche Übername nahelegt, der keiner historischen Person zuzuordnen ist.

    Die wohl in der 1. Hälfte des 13. Jh. entstandenen, dem Jungen Spervogel (Spervogel III) zugeschriebenen fünf Spruchstrophen im|Ton III, auch in weiteren Handschriften teils anonym, teils unter anderen Autornamen (Dietmar von Aist, Reinmar, Der Junge Stolle) überliefert, sind formal, stilistisch und thematisch von Ton I (Spervogel II) beeinflußt. Möglicherweise ist der Anschluß dieses Œuvres an das des Spervogel II und die Namensüberschrift „Der iunge spervogel“ in Handschrift A eine „ad-hoc-Kreation“ (Kornrumpf/Wachinger). Ob dieser Ton einem bestimmten Autor zuzuordnen ist, etwa auch dem Jungen Stolle, unter dessen Namen er in der Kolmarer Liederhandschrift steht, oder ob mehrere Sänger sich seiner bedienten, ist nicht zu entscheiden.

  • Werke

    H. Moser u. H. Tervooren (Hg.), Des Minnesangs Frühling I, 381988, S. 47–55 (Spervogel I), S. 38–46 (Spervogel II);
    C. v. Kraus (Hg.), Dt. Liederdichter d. 13. Jh., ²1978, S. 268–71 (Spervogel III).

  • Literatur

    ADB 35;
    O. Ludwig, Die Priameln S.s, in: PBB 85, 1963, S. 297–314;
    K. Ruh, Mhdt. Spruchdichtung als gattungsgeschichtl. Problem, in: DVJs 42, 1968, S. 309–24;
    H. Tervooren, Doppelfassungen b. S., in: ZDA 99, 1970, S. 163–78;
    K. Grubmüller, Meister Esopus, 1977, S. 112–23;
    J. Bumke, Mäzene im MA, 1977, S. 130–34;
    G. Kornrumpf u. B. Wachinger, Alment, in: Gedenkschr. Hugo Kuhn, hg. v. Ch. Cormeau, 1979, S. 356–411;
    M. Lichtenhan, Die Strophengruppen Hergers im Urteil d. Forsch., 1980;
    Egerländer Biogr. Lex.;
    V. Honemann, Herger, in: Vf.-Lex. MA² (L);
    B. Wachinger, Der Junge S., ebd. (L);
    H. Tervooren, S., ebd. (L);
    C. Händl, Herger, in: Killy;
    ders., Der Junge S., ebd.;
    ders., S., ebd.;
    Kosch, Lit.-Lex.³ (L).

  • Porträts

    P Miniatur, 14. Jh. (Univ.bibl. Heidelberg, Cod. Pal. germ. 848, Gr. Heidelberger Liederhs., Codex Manesse, fol. 415v).

  • Autor/in

    Norbert H. Ott
  • Zitierweise

    Ott, Norbert H., "Spervogel" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 673-673 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119505231.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA