Lebensdaten
1865 – 1949
Geburtsort
Schneppenbach (Unterfranken)
Sterbeort
Kornwestheim (Württemberg)
Beruf/Funktion
Gewerkschafter
Konfession
konfessionslos
Normdaten
GND: 118765493 | OGND | VIAF: 30332614
Namensvarianten
  • Simon, Josef
  • Simon, J.
  • Simon, Joseph

Objekt/Werk(nachweise)

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Simon, Josef, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118765493.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johann Georg (1821–91), Gde.schäfer;
    M Anna Maria Reitz (1832–93);
    1886 Elise Schuch (1866–1928), Schuhstepperin;
    7 S, 2 T.

  • Biographie

    Nach dem Besuch der Volksschule beendete S. 1881 eine dreijährige Schuhmacherlehre. Bis 1899 verdiente er seinen Lebensunterhalt als Schuhmachergeselle, Schuhfabrikarbeiter, Werkmeister und Geschäftsführer einer genossenschaftlichen Schuhfabrik. Seit 1885 gehörte er der damals noch verbotenen Sozialdemokratie an, für die ihn Wilhelm Liebknecht auf einer Versammlung begeistert hatte. Im selben Jahr leitete er bereits einen Streik in Offenbach und wurde Mitglied und Funktionär im sozialdemokratisch orientierten Schuhmacherverband. Als Vorkämpfer der Gewerkschaftsbewegung im Rhein-Main-Gebiet und aktiver Sozialdemokrat verlor er in den folgenden Jahren mehrfach seinen Arbeitsplatz. 1894–1900 war S. Vorsitzender des zentralen Verbandsausschusses des Schuhmacherverbandes, dann seit Mai 1900 bis zu dessen Verbot durch das NS-Regime im Mai 1933 hauptamtlicher Vorsitzender des Verbandes mit Sitz in Nürnberg. Seit 1907 amtierte er zudem als Sekretär der Internationale der Schuh- und Lederarbeiter. S. engagierte sich auch in der Kommunal-, Landes- und Reichspolitik: 1907–28 war er Gemeindebevollmächtigter und Stadtrat in Nürnberg und gehörte 1907–18 der Bayer. Abgeordnetenkammer an; nach drei vergeblichen Kandidaturen zog er 1912 für die SPD in den Reichstag ein. Hier vertrat er bis 1918 den Wahlkreis Hof, 1919–32 den Wahlkreis Franken. 1917 schloß sich S. der USPD an. In ihr zählte er als Mitglied der Nationalversammlung 1919/20 und als Reichstagsabgeordneter zum rechten Parteiflügel, mit dem er 1922 in die SPD zurückkehrte. Während der Revolution 1918/19 gehörte S. zu den Gewerkschaftsführern, die eine sozialistische Wirtschaftsordnung durchsetzen wollten. Nach der Ermordung von Ministerpräsident Kurt Eisner im Febr. 1919 wurde S. in Bayern Minister für Handel, Gewerbe und Industrie. Von diesem Amt trat er im April 1919 zurück, weil er das Vorgehen der Landesregierung von Johannes Hoffmann (SPD) gegen die Räterepublik in München nicht mitverantworten wollte. Im Mai 1933 wurde S. von den Nationalsozialisten in Berlin verhaftet und gemeinsam mit einem seiner Söhne in das KZ Dachau verbracht. Nach seiner Entlassung im Jan. 1934 stand er unter Polizeiaufsicht, beteiligte sich aber dennoch an der illegalen Gewerkschaftsarbeit von Wilhelm Leuschner. 1935 wurde S. nochmals für mehrere Monate u. a. im KZ Dachau inhaftiert. Nach 1945 engagierte S. sich in der Nürnberger Lokalpolitik und für den Wiederaufbau der Gewerkschaft Leder, auf deren Gründungskongreß in Kornwestheim er nach einer Begrüßungsrede verstarb. S. war als Gewerkschaftsführer und Abgeordneter ein typischer Repräsentant der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung. Er gehörte einer Generation an, die aus kleinen Verhältnissen kam, sich früh gewerkschaftlich und politisch engagierte, bereits in jungen Jahren Führungsämter übernahm und dann im wilhelmin. Deutschland und während der Weimarer Republik das Profil des demokratischen Sozialismus mitprägte.

  • Werke

    breite Auswahl d. Reden u. Schrr. sowie Autobiogr. Erinnerungen aus meinen Leben, 1948, in: Mirkes, J. S., 1985 (s. L);
    Nachlaßsplitter:
    DGB-Archiv, Archiv d. soz. Demokratie, Bonn;
    biogr. Hauptüberlfg.:
    ebd., Bestand Adolf Mirkes.

  • Literatur

    A. Mirkes (Hg.), J. S., Schuhmacher, Gewerkschafter, Sozialist mit Ecken u. Kanten, 1985 (W, L, P);
    Biogr. Lex. Sozialismus;
    Kosch, Biogr. .;
    RT-Abg. Sozialdemokraten;
    Sozialdemokrat. Parlamentarier;
    Stadtlex. Nürnberg (P);
    Gesch. d. Bayer. Parl. 1819–2003, CD-ROM, 2004 (P).

  • Autor/in

    Klaus Schönhoven
  • Zitierweise

    Schönhoven, Klaus, "Simon, Josef" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 438-439 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118765493.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA