Lebensdaten
1859 – 1939
Geburtsort
Mährisch-Weißkirchen (Hranice, Mähren)
Sterbeort
New York
Beruf/Funktion
Publizist ; Übersetzer ; Lexikograph
Konfession
jüdisch
Normdaten
GND: 117402273 | OGND | VIAF: 85156541
Namensvarianten
  • Singer, Isidor
  • Singer, Isidore

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Singer, Isidor, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117402273.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Josef, Kaufm. in M.-W.;
    M Charlotte Eisler (1825–88), 6 Geschw.

  • Biographie

    S. erhielt eine jüd. Erziehung und besuchte das Gymnasium in Ungar.-Hradisch, Troppau und Kremsier, wo er 1878 die Matura ablegte. Anschließend studierte er an der Univ. Wien Altphilologie (Absolutorium 1881), danach Oriental. Sprachen in Wien und Berlin. Nach seiner Rückkehr nach Wien 1883 wurde er Privatsekretär des franz. Botschafters Louis Alexandre Foucher Comte de Careil (1826–91). In ersten politischen Schriften setzte sich S. 1882 und 1884 mit dem in Wien aufflammenden Antisemitismus auseinander und hoffte, diesem mit den Mitteln einer überzeugenden jüd. Presse entgegentreten zu können, u. a. 1885/86 als Herausgeber und Chefredakteur der „Allgemeinen Oesterreichischen Litteraturzeitung“. 1887 folgte er Foucher de Careil nach Paris, wo er für bedeutende jüd. Zeitungen (u. a. Les Archives Israélites, Allg. Ztg. d. Judentums) schrieb sowie als Übersetzer und Mitarbeiter im Pressebüro des franz. Außenministeriums tätig war. 1891 ging er nach Rom, kehrte jedoch bald wieder nach Paris zurück und begründete in Verteidigung von Alfred Dreyfus die Zeitschrift „La Vraie Parole“ (1893/94) zur Abwehr antisemitischer Strömungen.

    Anfang der 1890er Jahre entwickelte S. das Projekt einer großen jüd. Enzyklopädie in dt. Sprache, die den Beitrag des Judentums zum Kultur- und Geistesleben darlegen sollte. Nachdem seine Bemühungen um hinreichende Unterstützung fehlgeschlagen waren, gelang es ihm, dieses Vorhaben in engl. Sprache in New York umzusetzen, wohin er 1895 dauerhaft übersiedelte: Mit über 400 vielfach aus Europa stammenden Mitarbeitern gab S. 1901–06 „The Jewish Encyclopedia“ (12 Bde.) heraus. Diese erste umfassende jüd. Enzyklopädie galt jahrzehntelang als unübertroffenes Standardwerk, welches ausgewogen alle Strömungen im Judentum berücksichtigte und Vorbild für weitere jüd. Lexika in dt., engl. und russ. Sprache wurde.

    In seinen späteren Jahren wandte sich S. wieder religionsphilosophischen Fragen zu. Fasziniert vom Gedanken einer monotheistischen Universalreligion verfaßte er u. a. die Schrift „A Religion of Truth, Justice and Peace“ (1924), in welcher er die Grundsätze seiner 1922 gegründeten „Amos Society“, benannt nach dem Propheten Amos, darlegte.

  • Auszeichnungen

    Mitgl. d. jüd. Freimaurerloge B`nai B'rith;
    Präs. d. Justice Lodge.

  • Werke

    Weitere W Berlin, Wien u. d. Antisemitismus, 1882;
    Presse u. Judentum, ²1882;
    Sollen d. Juden Christen werden?, ²1884;
    Humanist. Bildung u. d. class. Unterr., Die beiden Elektren, 2 Streifzüge in d. Gebiete d. Päd. u. d. philol. Kritik, 1884;
    Briefe berühmter christl. Zeitgenossen über d. Judenfrage, 1884;
    Auf d. Grabe meiner Mutter, 1888;
    Le Prestige de la France en Europe, 1889;
    Antisemitismus, Judentum u. d. russ. Exodus, 1889;
    La Question Juive, 1893;
    Anarchie et Antisémitisme, 1894;
    Der Juden Kampf ums Recht, 1902;
    Russia at the Bar of the American People, 1904;
    Christ or God?, 1908;
    The Internat. Insurance Enc., 7 Bde., 1910 (Hg.);
    The German Classics of the 19th and 20th Centuries, 20 Bde., 1913/14 (Hg. mit K. Francke);
    Social Justice, 1923;
    Theology at the Crossroads, 1928;
    One God, one Mankind, 1935.

  • Literatur

    R. S. Wistrich, The Jews of Vienna in the Age of Franz Joseph, 1989, S. 251;
    American Jewish Year Book 1904/05, S. 188 f., 1922/23, S. 204;
    The Jewish Enc. 1, 1901;
    Wininger;
    Who is Who in American Jewry 1938/39;
    Universal Jewish Enc. 9, 1948 (P);
    Enc. Jud. 1971 (P);
    Jüd. Lex. 4/2, ²1987, S. 440;
    American Jewish Biogr. II, 1994;
    ANB;
    ÖBL;
    Biogr. Lex. Böhmen (W, L);
    Hdb. österr. Autoren jüd. Herkunft;
    R. Hauke, Nietzsche-Zeitgenossenlex., 2004.

  • Autor/in

    Anna Staudacher
  • Zitierweise

    Staudacher, Anna, "Singer, Isidor" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 459-460 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117402273.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA