Lebensdaten
1817 – 1891
Geburtsort
Saalfeld/Saale (Thüringen)
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Präzisionsmechaniker
Konfession
-
Normdaten
GND: 1019254890 | OGND | VIAF: 222475332
Namensvarianten
  • Seyss, Ludwig

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Zitierweise

Seyss, Ludwig, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd1019254890.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Sigismund Friedrich Seiß, Rendant d. Stadtkasse in S.;
    M Johanna Ettinger;
    ⚭ Wilhelmine Hahn (* um 1817);
    2 S u. a. Albert Julius (* um 1849), Ökonom in St. Lorenz b. Steinamanger (Szombathely, Ungarn), 1 T Meta (um 1852–1936, Karl Nikolaus Richter, 1850–1910, aus Böhm.-Trübau, 1873 Mechaniker in Atzgersdorf b. W., übernahm d. Nachfolge in S.s Fabrik in W., seit 1885 Alleininh., entwickelte d. geodät. Instrumente sowie d. Münzplättchensortier- u. Münzschabmaschine v. S. weiter, s. ÖBL).

  • Biographie

    Über S.s Biographie ist nur wenig bekannt. Er tritt erstmals 1851 in Wien in Erscheinung, indem ihm als Mitinhaber der Schnur-, Börtchen- und Dochtfabrik des Joseph Adolf Grünwald ein Privileg auf die Erfindung einer rotierenden Webmaschine verliehen wurde. 1857 ist S. als Mechaniker und Hausbesitzer in Atzgersdorf bei Wien nachweisbar. In diesem Jahr wurden ihm Privilegien auf die Entwicklung eines Federmanometers sowie auf die Konstruktion von Sicherheitsventilen für Dampfkessel verliehen. 1864–88 engagierte sich S. kommunalpolitisch im Atzgersdorfer Gemeindeausschuß. Die von S. entwickelten Präzisionsinstrumente genossen hohes Ansehen und fanden weite Verbreitung. 1860 verwendeten die österr. Staatseisenbahnen bei Untersuchungen zur Dampfverteilung in Lokomotiven einen von ihm hergestellten Indikator zur Aufnahme von Dampfdiagrammen, dessen Zuverlässigkeit vom Österr. Ingenieurverein|gelobt wurde. An der Allgemeinen Industrie-Ausstellung 1862 in London beteiligte sich S. mit einem Zählwerk sowie mit einem Manometer. Für das Walzwerk von Franz v. Fridau in Leoben konstruierte er einen Ventilator. S.s bedeutendste Erfindung war jedoch 1871 eine Maschine zur Sortierung von Münzplättchen, die den Justiervorgang bei der Münzherstellung optimierte. Sie wurde 1873 auf der Weltausstellung in Wien präsentiert und kam zu dieser Zeit bereits im Wiener Hauptmünzamt sowie in Deutschland und in Lateinamerika zum Einsatz. Ein auf S. angemeldetes Privileg zu dieser Maschine konnte jedoch nicht eruiert werden. Die Münzplättchen wurden in den mit 10 bis 12 Präzisionswaagen ausgestatteten Maschinen gewogen und automatisch in mehr als drei Gewichtsklassen sortiert. Die Maschinen wurden auch parallel zum manuellen Wägevorgang eingesetzt und erlaubten eine Verdreifachung der Sortiermenge pro Minute. Zum Abschaben der zu schweren Münzplättchen entwickelte S. eine Schabmaschine.

    Sowohl die Münzplättchensortiermaschine als auch die Schabmaschine wurden nach S.s Tod von seinem Schwiegersohn weiterhin gebaut und vertrieben. Dieser erhielt 1889 ein Privileg (Nr. 6406) für einen „Apparat zum Sortieren von Münzen“. Außer in Österreich-Ungarn und im Dt. Reich fand die Sortiermaschine in Rumänien, Rußland, den USA sowie in vielen weiteren Staaten Verwendung. Eine bis 1972 im Wiener Hauptmünzamt genutzte Maschine befindet sich heute im Technischen Museum Wien.

  • Auszeichnungen

    Ehrendiplom f. d. Erfindung d. Münzplättchensortiermaschine d. Weltausst. Wien (1873).

  • Werke

    österr. Privilegien u. a. auf folgende Erfindungen: Pendeluhrwerk, Nr. 485, 1858;
    Mit Kautschuk gegliedertes Federmanometer, Nr. 486, 1858;
    Verbesserung an Sicherheitsventilen f. Dampfkessel, Nr. 91, 1860;
    Telegraphen-Glocken-Signalapparat, Nr. 96, 1863;
    Werkzeuge, „welche durch Aneinanderreihung v. gehärteten Stahlplatten hergestellt sind, nach d. Art d. Feilenarbeiten, u. sich durch Schleifen wieder schärfen lassen“, Nr. 2712, 1874;
    Verbesserung d. Präzisions-Waagen, Nr. 2819, 1877.

  • Literatur

    P. Rittinger, Die Allg. Industr.-Ausst. zu London 1862, 1862, S. 22, 110 f.;
    Ausst.-Ber. d. Wiener Weltausst. 1873, Bd. 7, 1874, S. 19 f.;
    Tschermaks Mineralog. u. Petrograph. Mitt. NF 22, 1903, S. 385;
    Zs. d. österr. Ing.-Ver. 12, 1860, S. 222;
    C. Holdhaus, Das Gebiet d. Schwechatflusses in NiederÖsterr., 1878;
    ÖBL;
    Qu
    Ev. Kirchenamt Mödling;
    Ev. Kirchgde. Saalfeld;
    StadtA Saalfeld;
    Österr. Patentamt;
    Techn. Mus. Wien;
    Wiener Stadt- u. Landesarchiv.

  • Autor/in

    Martin Schneider
  • Zitierweise

    Schneider, Martin, "Seyss, Ludwig" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 301-302 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd1019254890.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA