Lebensdaten
1767 – 1843
Geburtsort
Rathenow
Sterbeort
Rathenow
Beruf/Funktion
optischer Industrieller
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 100115411 | OGND | VIAF: 47102788
Namensvarianten
  • Duncker, Johann Heinrich August
  • Duncker, J. H. A.
  • Dunker, J. H. A.
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Zitierweise

Duncker, Johann Heinrich August, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd100115411.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joh. Jakob (um 1726-1808), Archidiakonus an der St. Marien-Andreaskirche in Rathenow;
    M Marie Kath., T des Pfarrers Jeremias Hieckmann in Vogelsdorf ( Kr. Oschersleben);
    Rathenow 1790 Joh. Wilh. Friederike, T des Kaufm. Joh. Christian Hertzberg in Müncheberg (Mark);
    K u. a. Eduard (1797–1878), Leiter des väterlichen Unternehmens, Stadtältester in Rathenow, Begründer soz. Stiftungen in Rathenow, Jeanette ( 1842, Ludw. Frdr. Busch, 1844, Kaufm. in Berlin, s. NDB III*);
    E Emil Busch ( 1888), optischer Unternehmer (s. NDB III).

  • Biographie

    D. studierte in Halle Theologie und hörte nebenbei mathematische und physikalische Vorlesungen. Nach Rückkehr in seine Vaterstadt unterstützte er seinen kränklichen Vater in der Amtsführung und wurde später selbst geschätzter Prediger in Rathenow. Seit 1792 befaßte er sich auch mit dem Bau von Mikroskopen, die wegen ihrer Präzision und Wohlfeilheit bald guten Absatz nach Berlin, Schlesien, Mecklenburg, Hamburg, Dänemark und Preßburg fanden. Er wurde mit dem Leiter der Industrieschule der Rathenower Garnison, dem Feldprediger des Leib-Karabinier-Regiments Samuel Christoph Wagener, bekannt und richtete mit diesem 1800 an den König das Gesuch, ihnen die gemeinsame Errichtung einer optischen Industrieanstalt zu gestatten. Die Anstalt sollte die fabrikmäßige Fertigung aller Arten von Sehwerkzeugen auf der Grundlage wissenschaftlicher Kenntnisse dauernd in Preußen einführen und arme Kinder beschäftigen. Das angelegte Eigenvermögen der Unternehmer betrug 6000 Taler. 1801 erhielt D. nicht nur mit Wagener ein Privileg für die „Königlich privilegierte Optische Industrie-Anstalt“, sondern auch ein Patent für eine von ihm erfundene Vielschleifmaschine. Die Einführung dieser Maschine, welche die Antriebskraft von der Schleiftätigkeit trennte und die zum Antrieb benutzte Kraft auf mehrere (zunächst 11) Schleifschalen übertrug, ermöglichte erstmals die präzise fabrikmäßige Herstellung von Brillen. Mittels Kinderkraft konnten konkave, konvexe und mikroskopische Gläser auf stillstehenden Schüsseln naß geschliffen werden. Das Glas wurde von Neustadt/Dosse und Zechlin bei Ruppin, Flintglas aus England bezogen. Mit D.s Schleifmaschine vermochte Rathenow, vom König durch Ersatz der Kapitalzinsen unterstützt, die handwerksmäßige Nürnberg-Fürther Brillenfabrikation zu überholen. Schon 1802 wurde in Berlin eine Niederlage der Anstalt errichtet. Während die Nürnberger Brillen durch Hausierer vertrieben wurden, lieferte die Rathenower Anstalt an bestimmte Handlungsgeschäfte zu vorgeschriebenen Wiederverkaufspreisen. Bei einer Absatzkrise infolge des Krieges von 1806 schied Wagener als kaufmännischer Betreuer aus, wofür sich D. mit dem Berliner Kaufmann Friedrich Wilhelm Lieber zusammentat. D. führte das Unternehmen unter unablässigen Bemühungen um Qualitätsverbesserung in die Nachkriegszeit hinüber, ließ sich 1815 auch Modelle neuartiger Brillengläser aus England kommen und stellte sie dann selbst her. Er beschäftigte damals 5 Kinder und 6 Invaliden und lieferte seine Brillen an augenkranke Soldaten und Arme kostenlos. Schließlich konstruierte er noch ein Hörrohr. Ein Nervenfieber ließ ihn 1819 in geistige Umnachtung verfallen.

    Der Sohn baute die Anstalt weiter aus und machte einen Versuch mit Einführung der Pferdekraft. Seine Verdienste bestanden nicht nur in der Erweiterung des Fabrikationsprogrammes, sondern auch im Ausbau zeitgemäßer Vertriebsmethoden. 1844 bestanden bereits Niederlagen der Firma in Bergen, Warschau, Sankt Petersburg und Moskau. 1854 übertrug Eduard D. die Leitung der Anstalt, die nun 67 Arbeiter zählte, seinem Neffen Emil Busch.

  • Werke

    Belehrung über Brillen, 1815, ⁶1848 (spätere Aufl. v. S Eduard D.).

  • Literatur

    S. Chr. Wagener, Denkwürdigkeiten d. Churmärk. Stadt Rathenow, 1803, S. 134 ff.; Zum 100jähr. Jubiläum d. Rathenower Opt. Industrie-Anstalt, vorm. E. Busch u. d. Opt. Industrie in Rathenow, 1900 (P);
    K. Albrecht, Die älteste dt. Mehrspindel-Schleifmaschine, in: Dt. Optische Wschr., 1924;
    ders., Die Gesch. d. E. Busch A.-G., 1925, S. 14 ff.; ders., Berliner Optiker um 1800, ebd. 1926. – Zu S Eduard außerdem: K. Albrecht, E. D., Gesch. s. Wirkens, 1928 (P).

  • Autor/in

    Karl Albrecht
  • Zitierweise

    Albrecht, Karl, "Duncker, Johann Heinrich August" in: Neue Deutsche Biographie 4 (1959), S. 196-197 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100115411.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA