Lebensdaten
1889 – 1965
Geburtsort
Charlottenburg bei Berlin
Sterbeort
Bonn-Ippendorf
Beruf/Funktion
evangelischer Theologe
Konfession
-
Normdaten
GND: 128814985 | OGND | VIAF: 37981191
Namensvarianten
  • Schweitzer, Carl Gunther
  • Epaphroditus (Pseudonym)
  • Schweitzer, Carl
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Zitierweise

Schweitzer, Carl, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd128814985.html [26.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus assimilierter jüd. Fam.;
    V Eugen (1845–1911), aus Berlin, Kaufm., Kunstsammler;
    M Algunde Hollaender (1856–1930);
    3 Geschw u. a. Kurt (* 1886), Reg.rat im Preuß. Innenministerium, 1938 im KZ Oranienburg interniert u. anschließend nach Großbritannien emigriert, Ernst (* 1888), Arzt, 1938 im KZ Oranienburg interniert u. anschließend in d. USA emigriert;
    Potsdam 1914 Paula Vogelsang (* 1893);
    3 S Wolfgang (* 1916), Prof. f. Systemat. Theol. in Bethel (s. Kürschner, Gel.-Kal. 2005; L), Friedrich (1917–43), Carl-Christoph (* 1924), Prof. f. Pol.wiss. in Bonn (s. Kürschner, Gel.-Kal. 2005).

  • Biographie

    Nach dem Besuch eines Berliner Gymnasiums studierte S. Theologie in Tübingen, Halle, Bonn, Erlangen und Berlin und trat in Halle der Studentenverbindung „Wingolf“ bei, wo er lebenslange Freundschaft mit Helmuth Schreiner (1893–1962) und Walter Künneth (1901–97) schloß. Geprägt wurde er durch seine Lehrer Martin Kähler (1835–1912) und Friedrich Brunstäd (1883–1944). 1913 wurde S. Vikar in Berlin-Lichtenrade, nahm als Freiwilliger 1914 am Krieg teil und wurde nach einem Monat in Belgien schwer verwundet. Die Genesungszeit nutzte er für Arbeiten an seiner Dissertation über „Bismarcks Stellung zum christl. Staate“ (gedr.|1923), mit der er 1921 bei Brunstäd in Erlangen promoviert wurde. 1916 ordiniert, war S. seit 1917 Pfarrer in Butterfelde, seit 1919 Hilfsprediger an der Garnisonskirche in Potsdam. 1921 wurde er von Reinhold Seeberg (1859–1935) zum Direktor in den Central-Ausschuß für Innere Mission (CA) der Dt. Ev. Kirche in Berlin-Dahlem berufen, um Pfarrer und Gemeinden weltanschaulich zu schulen. Zu diesem Zweck stellte er u. a. umfangreiche Materialsammlungen zusammen, gab 1925–32 mit Künneth und Walter Wendland die Zeitschrift „Wort und Tat“ heraus, verfaßte gemeinsam mit Künneth eine weit verbreitete Studie über das Verhältnis zwischen „Freidenkertum und Kirche“ (1–61932) und edierte „Das religiöse Deutschland der Gegenwart“ (3 Bde., 1928–30), das zu einem Standardwerk ev. Bildungsarbeit wurde. Aus S.s Tätigkeit erwuchs noch 1921 die „Apologetische Centrale“ für Weltanschauungsfragen als Vorläufer der Ev. Akademien. Nach dem Rücktritt der gesamten Leitung des CA infolge eines Finanzskandals 1932/33 wurde S. Superintendent in Wustermark, blieb aber für die von ihm 1925 gegründete „Arbeitsgemeinschaft von Medizinern und Theologen“ zuständig und gab die von ihm initiierte Zeitschrift „Arzt und Seelsorger“ (1925–32) sowie die gleichnamige Schriftenreihe (1926–32) heraus. 1934 wurde er als Gründungsmitglied des Pfarrernotbundes und der Jungreformatorischen Bewegung vorläufig des Amts enthoben. Nach Problemen wegen seiner jüd. Abstammung bei seiner Wiedereinsetzung 1935 verzichtete er auf die Superintendenz und wurde Vorstandsmitglied im Reichsverband der nichtarischen Christen. Als Mitglied des Brandenburg. Bruderrats ließ sich S. aufgrund des politischen Drucks gegen ihn 1937 vorzeitig in den Ruhestand versetzen und siedelte nach München um, wo er Anschluß an den Kreis der Bekennenden Kirche um Albert Lempp (1884–1943) fand. 1939 emigrierte er nach London, dann nach Oxford und wurde 1943 Leiter des „Wistow Training Centre for Post War Christian Service“. Nach Deutschland zurückgekehrt, wurde S. 1948 Direktor im CA in Bethel und erhielt einen Lehrauftrag für Sozialethik an der Univ. Münster. Seit 1949 leitete er die neugegründete Ev. Sozialakademie Friedewald und übernahm nach seiner Pensionierung 1954 Lehraufträge für Innere Mission und Sozialethik an der Univ. Bonn. S.s unermüdliche Vortragstätigkeit war sowohl für die Arbeit der Diakonie als auch für den Aufbau der Ev. Akademien in Deutschland nach dem 2. Weltkrieg von herausragender Bedeutung.

  • Auszeichnungen

    A EK II. Kl. (1914);
    D. theol. h. c. (Rostock 1931);
    Gr. BVK (1959).

  • Werke

    W u. a. Unsere Stellung z. Christengemeinschaft, 1923;
    Diastase oder Synthese?, 1924;
    Antwort d. Glaubens, Hdb. d. neuen Apologetik, 1928, ²1929;
    The Inner Mission, 1947;
    Von Luther z. modernen Ind.welt, 1957;
    Nachlaß:
    Ev. Landeskirchl. Archiv u. Archiv d. Diakon. Werkes d. Ev. Kirche in Dtld., Berlin.

  • Literatur

    H. Kunst u. G. Heilfurth (Hg.), Wir sind gefordert, Fragen christl. Verantwortung, FS C. G. S. z. 65. Geb.tag, 1954 (W);
    W. Künneth, Lebensführungen, 1979;
    J. Walk, Kurzbiogrr. z. Gesch. d. Juden 1918–1945, 1988, S. 337 f.;
    Wolfgang Schweitzer, Eine Anm. zu W. Hochstädters Btr. über d. „Lemppschen Kreis . . .“, in: Ev. Theol. 49, 1989, S. 122 f.;
    E. Röhm u. J. Thierfelder, Juden, Christen, Deutsche, II/2, 1992, bes. S. 212–25;
    Dt. Exil-Lit., 1970;
    RGG²;
    BHdE I;
    BBKL IX (W, L).

  • Autor/in

    Katrin Bosse
  • Zitierweise

    Bosse, Katrin, "Schweitzer, Carl" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 60-61 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd128814985.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA