Lebensdaten
1846 – 1918
Geburtsort
Fürth
Sterbeort
Starnberg
Beruf/Funktion
Bürgermeister von Erlangen und Nürnberg
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 119472295 | OGND | VIAF: 822810
Namensvarianten
  • Schuh, Johann Georg (bis 1892)
  • Schuh, Georg Ritter von
  • Schuh, Johann Georg (bis 1892)
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Zitierweise

Schuh, Georg Ritter von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119472295.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus seit etwa 1540 in Franken nachweisbarer Fam.: V Andreas S. (1816-97), Weber u. Kurzwarenhändler, S d. Michael (1774–1857), aus Retzelfembach, Bauer in Raindorf b. Langenzenn, u. d. Anna Feyerabend;
    M Sophie Dennemar(c)k, verw. H(o)etzel (1814–69), aus Burgfarrnbach b. Fürth;
    Geschw Babette S. (* 1837, N. N., Gold- u. Silberarbeiter in F.), Amalie S. (* 1844, N. N., Feinbäckermeister), Christian Wolfgang S. (* 1853), Dir. d. Grundstücksges. „Noris“, Kunigunde S. (* 1856, N. N., Bäckermeister);
    Fürth 1875 Maria (1849–1926), T d. Johann Georg Schmidt, Zimmer- u. Baumeister in F., u. d. Regina Segitz;
    3 S Hanns (1877–1962, Anny Schneider, 1876–1959, aus Cleveland), Dr. med., Facharzt f. innere Krankheiten u. Röntgenkunde in Würzburg, Paul (1880–1948, Irene Hennch, * 1881), Dipl.-Ing., Christian (1889–1971, 1] Anna Kreutzer, 1891–1976, 2] Creszenz Robl, 1889–1929, 3] Lukretia Müller geb. Baum, 1900–92), Dr. rer. pol., Dipl.-Volkswirt, Schriftst. in Roßtal, 2 T Caroline (1885–1956, Kurt Ebbinghaus, Dr. phil., Fabr.), Elsa (1890–1984, Eugen Strömsdörfer, Fabr., Reichsamtsleiter, Goldenes Ehrenzeichen d. NSDAP);
    E Heinz (1914–92), Dr. rer. nat., Dipl.-Chemiker in Wiesbaden, Eduard (1915–2000), Dr. oec. publ., Dipl.-Volkswirt, Oberst, Vertr. d. UN-World Food Programms in Afghanistan.

  • Biographie

    S., der aus einfachen Verhältnissen stammte, absolvierte am Lehrerseminar Schwabach eine Ausbildung zum Volksschullehrer. Nach kurzer Lehrtätigkeit bestand er 1868 am Erlanger Gymnasium das Abitur und studierte in München und Berlin Jura. 1874 wurde er in Gießen promoviert, 1875 legte er sein Staatsexamen ab. Nach beruflicher Tätigkeit in der Kanzlei des Nürnberger Anwalts Gustav Josephstal und des Fürther Anwalts und Landtagsabgeordneten Wolf Gunzenhäuser trat er 1878 als rechtskundiger Magistratsrat in die Nürnberger Stadtverwaltung ein. Hier erwarb sich S. mit der Einführung der obligatorischen Trichinenbeschau und der Planung des städtischen Vieh- und Schlachthofs auf dem Sektor der Nahrungsmittelhygiene große Verdienste. 1881-92 Erster Bürgermeister der Stadt Erlangen, reorganisierte S. die öffentliche Verwaltung, setzte mit dem Bau der Kanalisation, der Quellwasserleitung und des Schlachthofs sanitärtechnische Standards und stärkte durch den Bau der Sekundär- bzw. Lokalbahn nach Gräfenberg und Herzogenaurach Erlangens Bedeutung als regionales Wirtschaftszentrum. Neben einer Reihe öffentlicher Bauwerke brachte er die Erweiterung der Garnison auf den Weg und initiierte die Einrichtung des Stadtarchivs. Nach dem Tod des Ersten Bürgermeisters von Nürnberg, Otto v. Stromer (1831–91), folgte S. diesem im Amt nach. Im Zuge der Hochindustrialisierung und des rasanten technischen Fortschritts vollzog Nürnberg unter seiner Regie einen wesentlichen Modernisierungsschub. Mit der Errichtung des Elektrizitätswerks, der Erschließung der Rannaquelle zur Wasserversorgung, dem Bau des ersten Krematoriums in Bayern, der Beteiligung an der Großkraftwerk AG und der Frank. Überlandwerk AG erhielten die städtischen Leistungsstandards der Daseinsvorsorge eine neue Qualität und Dimension. Mit der Eingemeindung zahlreicher Vororte reagierte S. auch quantitativ auf die Verstädterung, die Verdichtung des Agglomerationsraumes sowie die demographische Entwicklung. Hier zählt neben dem technischen Städtebau der Schulhausbau zum wichtigen Leistungsbeleg seiner Amtszeit. Auch die von S. initiierte Bayer. Landes-Gewerbe-Industrie- und Kunstausstellung 1906 steht im Kontext gezielter Raum- und Stadtplanung und unterstrich darüber hinaus Nürnbergs Position als Ausstellungs- und Wirtschaftsstandort gegenüber München. Daneben vollzog sich in S.s Amtszeit mit der Gründung einer Reihe von neuen Ämtern (u. a. 1900 Statist. Amt) und dem Anwachsen des Beamten- und Angestelltenapparates eine Ausdifferenzierung und Professionalisierung der Stadtverwaltung. Durch gezielte Förderung öffentlichen Mäzenatentums konnte S. im kulturellen Bereich und im Gesundheitswesen zahlreiche Projekte verwirklichen wie das Opernhaus, den Neptunbrunnen, die Fränk. Galerie, das Künstlerhaus, die Lungenheilanstalt Engelthal sowie das Kaiser-Wilhelm- und das Luitpold-Denkmal. Mit seiner Unterstützung wurde 1899 das erste dt. Eisenbahnmuseum gegründet. Gegen Widerstände förderte S. mit der Genehmigung der ersten öffentlichen Fronleichnamsprozession seit der Reformation und der Befürwortung der Gründung des Franziskanerklosters St. Ludwig im Stadtteil Gibitzenhof die Emanzipation der kath. Minderheit. Im Sog der Politisierung der Gemeindeverwaltung bahnte er – selbst Angehöriger der linksliberal orientierten Partei „Freisinn“, die in den Gemeindekollegien dominierte – nach 1908 das Modell einer liberal-sozialdemokratischen Zusammenarbeit an. Außerkommunales Engagement zeigte S. u. a. 1889-93 als liberaler Vertreter für Erlangen/Fürth im Landtag, 1894-1913 als Landrat und als Mitbegründer des Kanalvereins. 1913 trat er auf Druck des liberalen Lagers, das sich einen jüngeren Kandidaten gegen die aufstrebende Sozialdemokratie wünschte, zurück. Seinen Lebensabend verbrachte er in seinem Anwesen in Starnberg.

  • Auszeichnungen

    Rr.kreuz II. Kl. (1886, mit Stern 1906) u. I. Kl. d. bayer. Verdifinstordens v. Hl. Michael (1887);
    Rr.kreuz (1892), Komturkreuz (1901) u. Gr. Komturkreuz d. Verdienstordens d. Bayer. Krone (1911);
    Ehrenbürger v. Erlangen (1892) u. Nürnberg (1913);
    bayer. GHR (1902);
    preuß. Roter Adler-Orden II. Kl. (1905);
    Kommandeurkreuz II. Kl. d. bad. Ordens Berthold I. (1905);
    Prinzregent Luitpold-Medaille in Silber (1905, mit d. Krone 1912);
    Dr. med. h. c. (Erlangen 1910);
    Geh. Rat (1910);
    Exzellenz (1917);
    Rr.-v.-Schuh-Platz, Nürnberg;
    Schuh-Str., Erlangen.

  • Werke

    Der städt. Schlachthof in Erlangen, 1892 (mit K. Soeldner);
    Denkschr. über d. Errichtung e. Sekundärbahn v. Erlangen nach Eschenau u. darüber hinaus, 1883;
    Die Stadt Nürnberg im Jub.j. 1906, 1906.

  • Literatur

    K. Weiß, G. v. S., OB v. Nürnberg, 1931;
    ders., in: Fränkische Lebensbilder V, 1936, S. 359-72;
    G. Hirschmann, in: Oberbgm., Büdinger Forsch, z. Soz.gesch. 1979. hg. v. K. Schwabe, 1981, S. 57-76 (Qu. L, P);
    ders., in: Nürnberger Forschungen 25, 1988, S. 235-54;
    M. Bauernfeind, Bgm. G. Rr. v. S., 2000 (P);
    DBJ II, Tl.;
    M. Treu, in: Nürnberger Gestalten, 1950, S. 212-17 (P);
    Berühmte Nürnberger;
    Jeserich-Neuhaus;
    Stadtlex. Nürnberg;
    Erlanger Stadtlex. (P);
    Gesch. d. Bayer. Parlaments 1819-2003, CD-ROM, 2005;
    zur Fam.:
    Gotha. Geneal. Tb. d. Adeligen Häuser 32 B, 1940, S. 537-39;
    GHdA Bayern X, 1970, S. 472-75 (P), 22, 1998, S. 745-47; |

  • Quellen

    Qu StadtA Nürnberg (v. a. C7); StadtA Erlangen; StA Nürnberg (v. a. Bestand Lehrerseminar Schwabach); kein Nachlaß vorhanden.

  • Porträts

    Ölgem. v. F. Rensing, 1912 (Stadtmus. Erlangen);
    Fotos (StadtA Nürnberg).

  • Autor/in

    Martina Bauernfeind
  • Zitierweise

    Bauernfeind, Martina, "Schuh, Georg Ritter von" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 670-671 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119472295.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA