Lebensdaten
1756 – 1837
Geburtsort
Elsterberg
Sterbeort
Gotha
Beruf/Funktion
Schulmann ; Philologe
Konfession
evangelisch?
Normdaten
GND: 100109551 | OGND | VIAF: 32143036
Namensvarianten
  • Döring, Friedrich Wilhelm
  • Döring, Friedrich Wilhelm
  • Doering, F. Guill.
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Döring, Friedrich Wilhelm, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd100109551.html [28.03.2024].

CC0

  • Biographie

    Doering: Friedrich Wilhelm D., Schulmann und Philolog, geb. 9.Febr. 1756 in Elsterberg bei Plauen im Voigtlande, gest. in Gotha 27. Nov. 1837. Sein Vater David Gottlieb war daselbst Oberpfarrer, seine Mutter eine geb. Naumann. In seinem zehnten Jahre verlor er den Vater und kam, da sich seine Mutter wieder verheirathete, in eine für seine Erziehung keineswegs günstige Lage. An dem kleinen Orte gelangte er unter beschränkten Umständen erst spät zu einem ordentlichen Unterrichte. Der nach Elsterberg als Diaconus versetzte Conrector Johann Karl Böttiger nahm sich des Knaben an und ertheilte ihm und seinem Sohne Karl August den ersten lateinischen Unterricht, den Cantor Bamler fortsetzte, bis beide Knaben am 11. Mai 1772 zugleich Aufnahme in Schulpforte fanden. D. war seinem Mitschüler an Jahren voraus, hatte aber durch angestrengten Fleiß das Versäumte bald nachgeholt, so daß beide gemeinsam ihre Schul- und Universitätszeit zurücklegten und Mitscherlich sich ihnen als Freund zugesellte. Unter den Lehrern nahm sich der Tertius Fr. Gottlieb Barth (nachher Rector) Döring's besonders an, machte ihn zu seinem Famulus, zog ihn zur Hülfe bei seiner Ausgabe des Properz, zu der D. den index latinitatis verfertigte, und veranlaßte ihn bei seinem Abgange am 30. März 1778 Catull's Epithalamium Pelei et Thetidos mit Anmerkungen herauszugeben, durch dessen Widmung an die Mitglieder des Consistoriums in Dresden D. Stipendien erhielt. 1778 bezog dieser die Universität Leipzig, wo er bei Reiz und Morus philologische, bei Dathe hebräische, bei Cäsar philosophische, bei Beck und Hilscher geschichtliche Vorlesungen hörte. Durch Bürgermeister Winkler, dessen Söhne er unterrichtete, wurden ihm viele Wohlthaten zu Theil und durch die ihm übertragene Aufsicht über die Söhne des Kammerherrn v. Bodenhausen kam er in gute äußere Verhältnisse, was aber seinen wissenschaftlichen Eifer nicht beeinträchtigte. Schon am 1. März 1781 wurde er Magister. Die große Fertigkeit in lateinischer Versification verschaffte ihm den Ruf als Rector an dem Lyceum in Guben, welches Amt er am 18. Dec. 1782 antrat. Sein alter Lehrer Barth gratulirte ihm dazu mit einer Epistola, die reich an pädagogischen Rathschlägen ist. Mißverhältnisse mit dem Conrector, der als älterer Mann den jungen Rector nicht ertragen mochte, Unannehmlichkeiten in den gestellten amtlichen Anforderungen verleideten ihm die Stelle und er nahm gern 1784 das Rectorat der Stadtschule in Naumburg an, wo er sich sehr wohl befand. Da wurde durch Stroth's Tod des Directorat des Gymnasiums in Gotha erledigt und D. zu demselben berufen. Am 23. Juli 1786 wurde er in das Amt eingewiesen und am 23. October hielt er seine Antrittsrede, die er durch ein archäologisches Programm ankündigte. Er übernahm die Anstalt in einem durch seine ausgezeichneten Vorgänger Geißler und Stroth schon wesentlich verbesserten Zustande; durch die Mitwirkung der trefflichen Lehrer (Manso und Jacobs fand er vor, Kries, Lenz, Schulze, Ukert, Kaltwasser, Regel, Rost und Wüstemann traten hinzu) ward es leicht das Aufblühen derselben herbeizuführen, von dem eine Menge der tüchtigsten Schüler Zeugniß ablegt. D. selbst beschränkte seinen Unterricht auf das Lateinische und leitete besonders die Uebungen im Schreiben und in der Versification, auf welche er als alter Pförtner großen Werth legte. Bei der Erklärung der Schriftsteller hielt er an der statarischen Lectüre fest. Mit seinen Amtsgenossen stand er in dem besten Vernehmen und|sicherte die Collegialität durch seinen heitern Sinn und durch Gastfreiheit. In seinem Verkehr mit den Schülern waltete die Milde vor, ohne daß dadurch die Zucht sehr beeinträchtigt wurde. Er führte ein langes, glückliches Lehrerleben, in dem er 1824 die Säcularfeier der Schule, 1831 das fünfzigjährige Jubiläum der Doctorwürde und 1832 das Amtsjubiläum erlebte, reich auch an äußeren Ehren und Anerkennungen. Schon 1791 hatte er den Titel als Kirchenrath erhalten, später wurde er Oberconsistorialrath, und 1838 hatte ihm der Herzog von dem Könige von Sachsen das Ritterkreuz des Verdienstordens erwirkt. Auch war seine Gesundheit kräftig, obschon er einige Male Wiesbaden zu besuchen genöthigt war. Aber ein Schlaganfall veranlaßte den senex felicissimus sein Amt nach 47jähriger Führung niederzulegen. Die Unthätigkeit hatte ein schnelles Versinken seiner geistigen Kräfte zur Folge. Unter heiteren Phantasien, die ihn in die Heimath und unter die Jugendfreunde versetzten, starb er, als er beinahe das 82. Jahr erfüllt hatte, am 27. Nov. 1837.

    Seine schriftstellerische Thätigkeit beschränkte sich in Guben auf die Abfassung einiger Programme; in Gotha begann er zwar 1788 auch mit dem Programme „De alatis imaginibus apud veteres“ und „De coloribus veterum“, stand aber von der regelmäßigen Abfassung derselben bald ab und lieferte nur 1804 den kurzen Aufsatz „De laudationibus funebribus apud veteres“ und 1822, 1824 bei festlichen Gelegenheiten kleine kritische Arbeiten. Dieses alles mit den lateinischen Reden und Gedichten hat Wüstemann gesammelt (1839). Seine größeren Arbeiten bleiben auf dem Gebiete der römischen Litteratur oder beziehen sich auf Unterrichtsmittel für das Latein. Catull's Gedichte hatte er seit der Schulzeit im Auge behalten, aber erst 1788 und 1792 erschienen die zwei Bände der Ausgabe, die nach dem Vorbilde Heyne's mehr die Erklärung des Dichters berücksichtigt, die Kritik aber ziemlich unbeachtet läßt. Hatte er sich doch mit einem Abdruck des Zweibrücker Textes anfangs begnügen wollen. Und doch ist diese Ausgabe 1820 in London nachgedruckt und bei französischen und italienischen Drucken des veronesischen Dichters zu Grunde gelegt. Die kleinere Ausgabe (1836) macht von den inzwischen erschienenen Arbeiten Sillig's und Lachmann's kaum Gebrauch. 1792 folgten „Eclogae poetarum veterum“, eine Chrestomathie für den Schulgebrauch; dann seit 1796 die Fortsetzung der von Stroth begonnenen Schulausgabe des Livius, welche erst 1819 mit dem siebenten Bande beendigt wurde D. hat dabei wol wenig mehr als die Drakenborch’sche Ausgabe benutzt und in seinen eigenen Erklärungen große Blößen gegeben, so daß Kreyßig u. a. zu recht herber Kritik der inanes Doeringii paleae sich veranlaßt fühlten. Gleich darauf bearbeitete er (1796) für die braunschweigische Encyklopädie Cicero's ausgewählte Reden mit deutschen Anmerkungen, die noch 1833 eine Wiederholung nöthig machten 1800 erschien zuerst die Anleitung zum Uebersetzen aus dem Deutschen ins Lateinische, wozu Schulze den Text, D. die Phraseologie gab, in 2 Theilen, die in vielen Schulen Eingang fand und daher viele Auflagen erlebte (1835 die elfte des ersten, 1825 die fünfte des zweiten Theiles). Für das lateinische Elementarbuch, das Jacobs 1808 zuerst herausgab, lieferte er 1809 in der ersten Abtheilung des zweiten Bändchens auserlesene Stellen aus Cicero und in dem vierten (1827) eine Auswahl aus Cicero's Briefen und Reden mit erläuternden Anmerkungen. Nur der erste Band hat sich bis jetzt in den Schulen erhalten. Eine neue Ausgabe des Baxter-Gesner-Zeune’schen Horaz lehnte er ab, trat aber dafür 1803 mit einer eigenen Ausgabe dieses Dichters wenigstens in dem ersten Theile hervor, der 1815 und 1824 wiederholt wurde und nun erst die Zugabe des zweiten Theiles erhielt; der vollständige Horaz ist 1828 und 1836 wieder gedruckt und seitdem in die Hände Regel's gekommen. Daß diese Ausgabe in England zweimal (London 1826 und Oxford 1830) nachgedruckt ist, war|Doering's Stolz, damit glaubte er sich schützen zu können gegen die Angriffe, welche seine Bearbeitung in Deutschland, selbst in seiner nächsten Nähe von Fr. Jacobs, erfuhr. Daß der Text werthlos ist, sollte man ihm nicht zum Vorwurfe machen; Kritik lag nicht in seinem Plane und war auch nicht seine Sache. Er wollte den tirones das Verständniß des Dichters erleichtern durch Paraphrasen und Worterklärungen, worin ihm Mitscherlich für die carmina, Heindorf für die Satiren Anhalt boten und nur die Episteln spärlicher bedacht wurden, weil da die Hülfsmittel noch fehlten. Sein Nachfolger hat sich bemüht, die großen Mängel mehr und mehr zu beseitigen, wozu der alternde D. keine Neigung hatte. Und doch gab er noch 1830 eine kleinere Ausgabe des Horaz und 1835 eine „Chrestomathia Horatiana“ aus den Liedern und „Virgilii Bucolica“. Die 1813 erschienene Bearbeitung von Scheller's lateinischer Grammatik war in dem gothaischen Gymnasium eingeführt.

    Der Grundzug seines Wesens war heitere Gutmüthigkeit, die sich in dem leutseligsten Verkehr auch mit Leuten geringeren Standes aussprach, in dem Wohlwollen und der Liebenswürdigkeit gegen alle Bekannte, mit denen nur selten der Verkehr durch launische Neigung unterbrochen wurde. Er war ein tüchtiger Reiter und rüstiger Jäger, auch dem Kegelspiel war er zugethan. In seinem Garten pflegte er gleich seinem Freunde Mitscherlich Bienen und freute sich den Kindern Honig schenken zu können; auch den Singvögeln, besonders den Nachtigallen wendete er sorgfältige Abwartung zu. Verheirathet hatte er sich in Guben mit der Tochter des Pfarrers Müller in Nimmeritz, welche Ehe sieben Jahre nachher 1788 wieder aufgelöst wurde; in Gotha verheirathete er sich mit Fr. A. Ritter, die ihm einen Sohn (verstorben 1819) und drei Töchter gebar, welche in dem Lehrercollegium ihre Gatten (Regel und Rost) fanden.

    • Literatur

      Dem Andenken an Fr. W. D. gewidmet den 30. November 1837 (Drei Reden bei dem Begräbnisse). — Reden bei der Gedächtnißfeier des M. Fr. W. D. gehalten von Kries und Wüstemann (die letztere lat. Rede auch abgedruckt in Doeringii comment. p. 273—304), Gotha 1838. 4. — Memoriae F. G. D. et L. Ramshornii dicavit Eichstadius, Jenae 1834. 4. (abgedr. in dessen Opusc. p. 673—684). — Fr. Jacobs in dem Intelligenzbl. der Jen. A. L. Z. 1838, Nr. 3. 4 (abgedr. Personalien S. 591—612).

  • Autor/in

    Eckstein.
  • Zitierweise

    Eckstein, Friedrich August, "Döring, Friedrich Wilhelm" in: Allgemeine Deutsche Biographie 5 (1877), S. 289-291 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100109551.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA