Lebensdaten
1876 – 1950
Geburtsort
Sellnow (Kreis Arnswalde, Pommern)
Sterbeort
Potsdam
Beruf/Funktion
Politiker
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 126784485 | OGND | VIAF: 20685174
Namensvarianten
  • Schleusener, Franz Karl Rudolf
  • Schleusener, Franz
  • Schleusener, Franz Karl Rudolf
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Porträt(nachweise)

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen im NDB Artikel

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Schleusener, Franz, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd126784485.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Ernst (1847–1903), aus Plagow (Pommern), Gutsbes., S d. Karl Friedrich Gottlieb (1810–78), Gutsbes. u. Ger.schulze, u. d. Wilhelmine Emilie Riege (1822–50);
    M Clara (1853–99), aus Hoffnungsbay (Brandenburg), T d. Wilhelm Lehmann, Gutsbes., u. d. Charlotte Wilhelmine Schötz;
    Broitz (Kr. Greifenberg, Pommern) 1907 Gertraud (1888–1964), aus Broitz, T d. Otto Zander, Guts- u. Fabrikbes., u. d. Sophie Koestel;
    1 S Harald (1911–2000), Dr.-Ing., Wirtsch.ing. in Frankfurt/M., 1 T Gisela (* 1916, Felix Denk), Schneiderin.

  • Biographie

    Nach Gymnasialzeit und Jurastudium war S. in Stettin beim Magistrat der Stadt und als Mitglied des Stadtrats tätig, zwischenzeitlich (1910/11) als 2. Bürgermeister von Lissa (Posen). 1914-20 bekleidete er das Amt des 1. Bürgermeisters bzw. (seit Ende 1915) Oberbürgermeisters von Brandenburg/Havel und gehörte seit 1914 dem Herrenhaus im Preuß. Landtag sowie seit 1916 dem brandenburg. Provinziallandtag an. 1920 wurde S., der sich der DDP (später „Staatspartei“) anschloß, zum Regierungspräsidenten für den Bezirk Potsdam ernannt. 1924 wechselte er als Ministerialdirektor (1925 Staatssekr.) in das preuß. Finanzministerium, das er nach dem „Preußenschlag“ 1932 kommissarisch führte. Nach der NS-„Machtergreifung“ wegen seiner demokratischen Gesinnung und eines persönlichen Zerwürfnisses mit dem preuß. Ministerpräsidenten Hermann Göring aus dem Staatsdienst entlassen, war er als Rechtsanwalt in Berlin tätig.

    Im Sept. 1945 wurde S. von der Sowjet. Militäradministration als 4. Vizepräsident der Provinzialverwaltung der Mark Brandenburg (später „Land Brandenburg“) berufen und mit den Ressorts Finanzen und Gesundheit betraut. Er unterzeichnete zwar die neue Bodenreformverordnung und arbeitete in der Kommission zu deren Durchführung mit, kritisierte jedoch in der Folge deren Auswüchse sowie die Willkürakte bei den Enteignungen im industriellen Bereich. Seit Nov. 1945 Mitglied der CDU, war er der einzige „bürgerliche“ Vertreter in der Spitze der Provinzverwaltung. Nach den Wahlen vom Okt. 1946 verzichtete S. auf ein Ministeramt in der neu gebildeten Landesregierung. Umso entschiedener drängte er als Vorsitzender des Rechts- und Verfassungsausschusses im brandenburg. Landtag, dem er seit 1946 angehörte, und als CDU-Fraktionsvorsitzender in der Potsdamer Stadtverordnetenversammlung auf Einhaltung der in der Verfassung garantierten demokratischen Grundrechte: auf parlamentarische Kontrolle der Regierung, Rechtssicherheit statt Verwaltungswillkür, Erhalt der Privatwirtschaft und Gleichberechtigung aller Parteien. Der SED-Vorsitzende Otto Grotewohl zählte ihn daher 1948 zu den führenden Kräften der „Reaktion“ in Brandenburg. Die ohne demokratische Legitimation erfolgte DDR-Gründung bezeichnete S. als „Gewaltakt“ und „Staatsstreich“ und forderte freie und geheime Wahlen. Infolge der Machtmonopolisierung der SED zunehmend isoliert, erklärte er im Febr. 1950 resigniert seinen Rücktritt von allen politischen Ämtern und seinen Austritt aus der inzwischen von den Kommunisten weitgehend gleichgeschalteten CDU. Am 29. März wurde S. von der Stasi verhaftet und der illegalen oppositionellen Gruppenbildung beschuldigt. Nach schweren Mißhandlungen während der Vernehmungen fand man ihn wenige Tage später in seiner Zelle im Potsdamer Polizeigefängnis tot auf. Die Stasi stellte den Tod als Selbstmord dar, die Herausgabe der Leiche und der Urne wurde verweigert.

  • Auszeichnungen

    E. K. II (1917).

  • Literatur

    I. Schleußner, Schleußner, Gesch. e. in Thür., Flanken u. Hessen beheimateten Geschl. u. seiner Ahnen, 1959;
    SBZ-Hdb., Staatl. Verwaltungen, Parteien, gesellschaftl. Organisationen u. ihre Führungskräfte in d. SBZ 1945-1949, 1990;
    M. Richter, Die Ost-CDU 1948-1952, Zw. Widerstand u. Gleichschaltung, ²1991;
    F. Reinert (Bearb.), Protokolle d. Landesblockausschusses d. antifaschist.-dem. Parteien Brandenburgs 1945-1950, 1994;
    LT Brandenburg (Hg.), Der brandenburg. LT, FS z. 50. Wiederkehr seiner Konstituierung, 1996;
    G. Buchstab (Hg.), Verfolgt u. entrechtet, Die Ausschaltung Christl. Demokraten unter sowjet. Besatzung u. SED-Herrschaft 1945-1961, 1998;
    Biogr. Lex. Brandenburg (L, P); M. Alert u. W. Kusior (Hg.), 45 namhafte Brandenburger, 2002 (P);|

  • Quellen

    Qu Archiv f. Christl.-Demokrat. Pol., Sankt Augustin (P); Brandenburg. Landeshauptarchiv, Potsdam.

  • Autor/in

    Manfred Agethen
  • Zitierweise

    Agethen, Manfred, "Schleusener, Franz" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 69-70 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd126784485.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA