Lebensdaten
1838 – 1899
Geburtsort
Oberleutensdorf (Litvínov, Böhmen)
Sterbeort
Leitmeritz (Litomřice)
Beruf/Funktion
Historiker ; Politiker
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 138214379 | OGND | VIAF: 32358594
Namensvarianten
  • Schlesinger, Ludwig

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Zitierweise

Schlesinger, Ludwig, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd138214379.html [23.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V August Wilhelm, Klempnermeister in O.;
    M Marie Helbig;
    ⚭ Ida Meissler ( 1897, ev.);
    2 K.

  • Biographie

    S. absolvierte das Gymnasium in Komotau (Chomutov) und Brüx (Most), studierte seit 1857 Geschichte, Philosophie, klassische Philologie und Mathematik an der Univ. Prag, wo er 1858/59 Obmann der „Lese- u. Redehalle der dt. Studenten“ war (1862 Dr. phil., 1863 Lehramtsprüfung). 1865-68 Lehrer an der dt. Oberrealschule in Prag, wurde er 1869 Direktor der kommunalen Oberrealschule in Leitmeritz, 1876 des Prager dt. Mädchen-Lyzeums. 1862 wurde der u. a. von S. angeregte „Verein für Geschichte der Deutschen in Böhmen“ gegründet, der eine Verbindung von Volksbildung, historischer Forschung und Politik anstrebte. 1870-90 Schriftleiter der „Mitteilungen“ des Vereins, wurde S. 1877 dessen Vizepräsident, 1892 Präsident. Daneben gehörte er zahlreichen anderen Vereinen mit nationalpolitischer und volksbildnerischer Zielsetzung an, z. B. dem „Dt. Verein zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse“ (gegr. 1869) in Prag; 1891 wurde er stellv. Vorsitzender der neu gegründeten „Gesellschaft zur Förderung dt. Wissenschaft, Kunst und Literatur in Böhmen“.

    S.s historiographisches Wirken ist eng mit der dt.böhm. Kritik an František Palackýs „Geschichte von Böhmen“ (5 Bde., 1836–67) verbunden, die primär von Konstantin Höfler (1811–97), dem akademischen Lehrer S.s und ersten Vizepräsidenten des „Vereins für Geschichte der Deutschen in Böhmen“ vorgetragen wurde. Im Auftrag des Vereins verfaßte S. eine „Populäre Geschichte Böhmens“ (1869, ²1870), um den Anteil der Dt.-böhmen an der Landesgeschichte zu würdigen und durch den historischen Rückblick ihr nationales Bewußtsein zu heben. In dieselbe Richtung zielte die von ihm angeregte (z. T. selbst betreute) Herausgabe zahlreicher Stadtchroniken und Urkundenbücher.

    S. war kommunal- und parteipolitisch tätig: Seit 1870 war er Mitglied des böhm. Landtags und seit 1885 Landesausschuß-Beisitzer, wo er das Finanzreferat führte. Nach dem Tode Franz Schmeykals (1826–94) übernahm er, ein früher Befürworter einer administrativen Zweiteilung Böhmens, die Leitung der Dt.liberalen Partei in Böhmen. Bei der Trennung in einen national expliziteren und einen gemäßigteren Flügel 1896/97 sammelte er jedoch die gemäßigteren Kräfte in der „Dt. Fortschrittspartei“, deren Gründung während einer Plenarversammlung des „Vereins für Geschichte der Deutschen in Böhmen“ vorbereitet wurde. Auch nach dem Erlaß der Badenischen Sprachenverordnungen (April 1897) wollte S. die Kontakte zur Regierung nicht ganz abbrechen, rangierte doch in seinem Weltbild das nationale Prinzip hinter dem liberalen, für dessen praktische Umsetzung in seinen Augen ein zentralistisch organisierter Staat die besseren Voraussetzungen bot.

  • Auszeichnungen

    Mitgl. d. Ges. z. Förderung dt. Wiss., Kunst u. Lit. in Böhmen, u. d. Zentralkomitees f. d. Erz- u. Riesengebirge;
    Ehrenmitgl. d. Lausitzer Ges. d. Wiss. u. d. Luxemburger Ges. f. Altertumskunde;
    Gr. goldene Medaille f. Kunst u. Wiss.;
    Ehrenbürger d. Stadt Oberleutensdorf.

  • Werke

    Hg.: Stadtbuch v. Brüx bis z. J. 1526, 1876;
    Die Chronik d. Stadt Elbogen, 1879;
    Simon Hüttels Chronik d. Stadt Trautenau, 1881;
    Die Nationalitätenverhältnisse Böhmens, 1886;
    Urk.b. d. Stadt Saaz, 1892;
    zahlr. Aufss. in d. „Mitt. d. Ver. f. Gesch. d. Deutschen in Böhmen“ u. in d. „Slg. gemeinnütziger Vortrr.“ d. Ver. z. Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse.

  • Literatur

    A. Bachmann, in: Mitt.h. d. Ver. f. Gesch. d. Deutschen in Böhmen 38, 1900, S. 345-452 (P);
    G. Firchan, Der Ver. f. Gesch. d. Deutschen in Böhmen im Wandel d. Zeitgesch., ebd. 61, 1923, S. 69-116;
    J. Husák u. R. Schránil, Sněm království českého 1861-1911 [Der LT d. Kgr. Böhmen 1861-1911], 1911;
    H. Partisch, Österreicher aus sudetendt. Stamme VII, 1970, S. 41 f.;
    H. Kuhn (Hg.), Sudetendt.tum gestern u. heute, 1986, S. 37, 42;
    M. Neumüller, Der Ver. f. Gesch. d. Deutschen in Böhmen, in: F. Seibt (Hg.), Ver.wesen u. Gesch.pflege in d. böhm. Ländern, 1986, S. 179-208;
    J. Kwan, in: H. H. Hahn u. H. Hein (Hg.), Pol. Mythen im 19. u. 20. Jh., 2005;
    Ottův slovník naučný XXII, 1904;
    Wininger;
    ÖBL;
    Biogr. Lex. Böhmen;
    Biogr. Lex. Burschenschaft I (P).

  • Autor/in

    Peter Urbanitsch
  • Zitierweise

    Urbanitsch, Peter, "Schlesinger, Ludwig" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 64 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd138214379.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA