Lebensdaten
unbekannt
Beruf/Funktion
Kaufmannsfamilie
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118604171 | OGND | VIAF: 20473190
Namensvarianten
  • Runtinger

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Zitierweise

Runtinger, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118604171.html [18.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Wahrscheinlich stammen die R. von einer Familie des Niederadels aus einem gleichnamigen Ort in Niederbayern ab. Wohl kurz vor 1347 erwarben Wilhelm ( 1389) und sein Bruder Albrecht ( 1357) das Regensburger Bürgerrecht. Während Albrecht kinderlos verstarb, scheint Wilhelm in das reiche Regensburger Patriziergeschlecht der Löbel eingeheiratet zu haben. Sein einziger Sohn, Matthäus ( 1407) wird erstmals 1365 genannt. Er heiratete 1373 Agnes Pütreich ( 1377) aus der Münchner Patrizierfamilie. Kurz darauf verheiratete sich Matthäus ein zweites Mal mit Margarete aus dem Regensburger Geschlecht der Grafenreuther (s. L). Die aus erster Ehe stammende Tochter Klara wurde 1390 mit einem der reichsten Regensburger Bürgersöhne, Hans Graner, verheiratet. Die beiden Töchter aus der zweiten Ehe, Margarete und Barbara, ehelichten zwei Vettern, Erhard und Wenzel, aus dem Regensburger Kaufmannsgeschlecht der Lech.

    Wilhelm baute sein Geschäft, dessen Grundlage zuerst Wein war, in einer wirtschaftlichen Blütephase ca. 1360-70 auf. Durch seine Heirat mit einer Löbel-Tochter und die Vermählung seines Sohnes Matthäus fand die Familie Anschluß an die bedeutendsten Kaufmannsgeschlechter im südbayer. Raum. Unter Matthäus wurde der Handel mit Tuchen und Gewürzen aufgenommen, aus dem schnell ein Ferngroßhandel wurde. 1383, als die Aufzeichnungen der Firma einsetzen, stand das Geschäft schon in Hochblüte. Vater und Sohn versteuerten 7200 fl. Vermögen und standen an vierter Stelle der Steuerzahler in Regensburg, wobei von einer Unterbewertung von ca. einem Drittel auszugehen ist. Der Kontakt mit Venedig, Prag, Brabant und Wien war zu diesem Zeitpunkt bereits hergestellt. In den folgenden Jahren erwarben sie hzgl. Zölle, Wilhelm stieg 1387/88 zum Stadtkämmerer auf. Nach seinem Tod übernahm Matthäus Geschäft und Vermögen, das sich laut Memorial von 1390 auf ca. 15 000 Gulden belief. Versteuert wurden hingegen nur 9765 Gulden. Relativ zu den Nürnberger Handelshäusern muß allerdings die Firma Runtinger, damals eine der größten in Regensburg, zu diesem Zeitpunkt nur als mittelgroß eingestuft werden. Nach der Münzverschlechterung infolge des Städtekriegs übernahm Matthäus 1392 die Aufgabe des Münzmeisters, die er bis 1404 behielt. Als Baumeister der Stadt war er bis zu seinem Tod, mit dem die Familie im Mannesstamm ausstarb, in städtischen Würden.

    1893 wurde das Handlungsbuch der R. im Stadtarchiv Regensburg aufgefunden. Es enthält Eintragungen über Lohnzahlungen, Ein- und Verkäufe, Kundenkonten, Gesellschafteranteile, Geschäfte des Stammhauses und der Filialen, Familienangelegenheiten, aber auch Notizen zu den städtischen Ämtern der Familienoberhäupter oder zu Handelsrouten und Zöllen usw. aus dem Zeitraum 1383-1407. Fast die Hälfte der Eintragungen besteht aus Abrechnungen, Umrechnungen und Aufstellungen, die sich aus dem Amt des Matthäus als Münzer und Geldwechsler in Regensburg ergaben. Das Buch ist heute eine wichtige Quelle für die wirtschaftsgeschichtliche Forschung.

  • Literatur

    F. Bastian, Das Runtingerbuch 1383-1407 u. anverwandtes Material z. Regensburger-Südostdt. Handel u. Münzwesen, 3 Bde., 1935-44;
    W. Eikenberg, Das Handelshaus d. R. zu Regensburg, Ein Spiegel süddt. Rechts-, Handels- u. Wirtsch.lebens im ausgehenden 14. Jh., 1976 (L);
    S. Schmieder,|„Azurblaues Tuch aus Brabant“, Die Kauffrau Margarethe R., in: Regensburger Frauenspuren, hg. v. U. Kätzel u. K. Schrott, 1995, S. 52-54;
    H. Wanderwitz, Wilhelm u. Matthäus R., in: Berühmte Regensburger: K. Fischer. Im Namen Gottes u. d. Geschäfts z. Stadtfreiheit, Fernhändlertum u. Autonomie d. Kommune Regensburg im MA. in: Regensburg im MA, Bd. 1, hg. v. M. Angerer u. H. Wanderwitz unter Mitarb. v. E. Trapp, ²1998, S. 147-58;
    ders., Regensburger Hochfinanz, Die Krise e. europ. Metropole an d. Wende z. Neuzeit, 2003;
    P. Urbanek, Wappen u. Siegel Regensburger Bürger u. Bürgerinnen im MA, 2003, S. 247 f.;
    Lex. MA.

  • Porträts

    Grabmonument Matthäus u. Margarethe R., Sandstein/Rotmarmor (Bfl. Zentralarchiv Regensburg), Abb. in: Die Kunstdenkmäler v. Bayern, Abt. II, Bd. XXII, T. II, Die Kirchen d. Stadt, bearb. v. F. Mader, 1933, Nachdr. 1981, S. 277 f., Abb. 216.

  • Autor/in

    Heinrich Wanderwitz
  • Zitierweise

    Wanderwitz, Heinrich, "Runtinger" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 267-268 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118604171.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA