Lebensdaten
unbekannt
Beruf/Funktion
baltische Familie
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 139236279 | OGND | VIAF: 100527445
Namensvarianten
  • Ropp, Freiherren von der

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Zitierweise

Ropp, Freiherren von der, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd139236279.html [28.03.2024].

CC0

  • Biographie

    Die dt.-balt. Familie ist eines Stammes mit dem niedersächs. Geschlecht v. Buxhoeveden und wahrscheinlich mit der Familie v. Rosen verwandt. Stammvater ist Theodericus (Dietrich) de Bekeshovede (um 1165–1236, s. L). Er folgte 1203 seinem Bruder, Bf. Albert I. v. Buxhövden (um 1165–1229, s. L), der 1201 Riga gegründet hatte, nach Livland. Dietrich urkundet seit 1221 nach einem Fluß in seinem neuen Lehnsbesitz in Livland als „de Raupena“ (Roop, Ropa, Rope). In Livland war die Familie u. a. mit Johannes de Ropa, Bischof von Dorpat (reg. 1499-1505), vertreten. In Kurland finden wir sie im 16., im nördl. Litauen im 18. Jh. mit ausgedehntem Landbesitz, der im Baltikum 1920 enteignet wurde. 1620 erfolgte die Immatrikulation der Familie in die Kurland. Ritterschaft. 1862 wurde ihr die Berechtigung zur Führung des Barontitels durch einen russ. Senatsukas anerkannt. Es steht ihr auch frei, den Freiherrentitel zu führen.

    Die Familie teilt sich in den Stamm „Roth-Pomusch“ mit Wessel (um 1516) und den Stamm „Weiss-Pomusch“ mit Johann (um 1650) als Stammvater.

    Zu ersterem (Ast Daudzegir) zählt der Bergingenieur Friedrich (1879–1964), der vor 1914 montan-geolog. Forschungsprojekte in Afrika leitete und sich im 1. Weltkrieg als Beauftragter der dt. Regierung um Friedensverhandlungen mit England bemühte. Mitbegründer und Generalsekretär der „Liga der Fremdvölker Rußlands“, wurde er nach 1922 als Evangelist und Autor zahlreicher theol. Bücher bekannt (s. W, L). Sein Neffe, der Biochemiker Robert Sylvester (1913–87), wurde in England geboren und lebte nach dem 2. Weltkrieg in den USA; dieser Familienzweig nennt sich im Ausland „de Ropp“. Robert, der von seinem Freund Aldous Huxley (1894–1963) stark beeinflußt war, widmete sich in zahlreichen Publikationen Themen der Biochemie, Psychologie, Geschichte und Philosophie (s. W).

    Zum Stamm „Weiss-Pomusch“ gehören der russ. Generalleutnant Christoph Fromhold ( 1728), seit 1719 Chef des „Dragoner-Rgt. Ropp“. Der kurländ. Landespolitiker und russ. Staatsrat Max (1850–1919) wurde von Bolschewisten ermordet. Sein Sohn Max-Alexis (1876–1940) war Architekt, Schriftsteller und Maler, zuletzt Farmer in Südwest-Afrika (s. W). Theodor (1783–1852), Besitzer von Pokroy, des größten R.schen Gutes, trug eine beachtliche Gemäldesammlung mit Werken des 15.-18. Jh. zusammen. Er war befreundet mit Beitel Thorwaldsen, der für ihn Skulpturen und Reliefs schuf. Seine Urenkelin Adelheid (Heidi) (1894–1977) war Malerin, sein Urenkel Manfred (1895–1984), Dichter und Übersetzer russ. und engl. Literatur, lebte als Farmer in Kanada.

    Zur II. Linie (Paplacken) dieses Stammes zählen der in Gießen und Marburg lehrende Hanse-Historiker Goswin (1850–1919, s. W, L), und Eduard (1851–1939), seit 1902 Bischof von Tiraspol (mit Sitz in Saratow/Wolga), seit 1903 von Wilna. 1905 gründete Eduard eine kath. Partei und zog als Abgeordneter in die Duma ein. Wegen seines entschiedenen Eintretens für seine Gläubigen gegenüber der zaristischen Regierung wurde er von dieser 1907 seines Bischofsamtes enthoben. 1917 (unter Kerenski) ernannte ihn der Papst zum Erzbischof von Mohilew (mit Sitz in St. Petersburg) und damit zum geistlichen Oberhaupt aller Katholiken in Rußland. 1919 wurde er verhaftet und beinahe zum Tode verurteilt, aber nach Intervention Roms nach Polen ausgewiesen. 1927 ernannte ihn Pius XI. zum Thronassistenten und verlieh ihm den röm. Grafentitel (s. L). Ein Enkel von Eduards Bruder Leon (1840–1916) war der Dipl.-Volkswirt, Journalist und Verleger Christoph (1904–90). Als Herausgeber des „Pommernbriefs“ (1946), der „Balt. Studien“ (Organ d. Hist. Komm. f. Pommern) und pomm. Heimatbücher sowie als Mitbegründer der Pomm. Landsmannschaft (1948) gab er wegweisende Impulse für die Kulturarbeit der Vertriebenen in Deutschland. Für seine Öffentlichkeitsarbeit für finn. Kultur und Wirtschaft erhielt er das Komturkreuz des Ordens des Finn. Löwen.

    Der Bergingenieur Alfred (1858–1941), aus dem Ast „Fischröden“ stammend und seit 1883 in den USA lebend, nannte sich auch „de Ropp“. Er arbeitete mit großem Erfolg in der Montanindustrie im Westen der USA und befaßte sich u. a. mit der Herstellung von Pottasche, Soda und Borax. Nach ihm ist ein langgestreckter Ofen (bis zu 46 m) benannt, der zum Rösten von Bleierzen genutzt wurde (s. L).

  • Werke

    zu Friedrich: Zw. gestern u. heule, 1961 (Autobiogr., P);
    – zu Robert S.: Warrior's Way, 1979 (Autobiogr.);
    Das Meisterspiel, 1978;
    Bewußtsein u. Rausch, 1964;
    Die sexuelle Triebkraft, 1970;
    zu Max-Alexis:
    Elkesragge, Ein balt. Zeitroman, 1907;
    zu Goswin:
    Die Hanse-Rezesse von 1431-1476, hg. in 7 Bdn., 1875-92.

  • Literatur

    Goswin v. der Ropp, Verz. d. gegenwärtig lebenden Mitgll. d. Geschl. v. d. R., 1911;
    Geneal. Hdb. d. Kurländ. Ritterschaft, II, 1944, S. 907 ff.;
    GHdA 107, 1994;
    Dt.balt. Biogr. Lex.;
    zu Albert u. Theodericus:
    NDB I;
    Heinrichs Livländ. Chronik (Heinrici chronicon Livoniae, 1227), 1955;
    G. Gnegel-Waitschies, Bf. Albert v. Riga, 1958;
    zu Friedrich:
    F. May, Christus aktuell, Prominente über ihr Verhältnis zu Jesus Christus, 1980;
    E. Thomson, Balt. Erbe, 1964, S. 79;
    zu Goswin:
    W. Hopf, in: Lb. Kurhessen, 1958, S. 309-14 (L, P);
    W. Weber, Biogr. Lex. z. Gesch.wiss., ²1987;
    G. v. Rauch, Gesch. d. Dt.balt. Gesch.schreibung, 1986 (P);
    Ostdt. Gedenktage 2000, S. 93-95 (L, P); – zu Eduard:
    J. v. Guenther, Ein Leben im Ostwind, 1969;
    Kurland u. seine Rr.schaft, 1971 (P);
    J. Schnur, Die Kirche u. d. rel. Leben d. Rußlanddeutschen, 1980 (P);
    H. Stehle, Geheimdiplomatie im Vatikan, 1993;
    B. Meissner (Hg.), Der Btr. d. Dt.balten u. d. städt. Rußlanddeutschen z. Entwicklung d. Russ. Reiches 1850-|1917, 1999;
    zu Alfred:
    C. Schiffner. Die Männer d. Metallhüttenwesens, 1942, S. 131.

  • Autor/in

    Bernd Baron von der Ropp
  • Zitierweise

    Ropp, Bernd Baron von der, "Ropp, Freiherren von der" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 33-35 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd139236279.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA