Lebensdaten
1873 – 1921
Geburtsort
Lemberg (L'viv)
Sterbeort
Bad Gastein (Salzburg)
Beruf/Funktion
Dramatiker
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118745492 | OGND | VIAF: 61592817
Namensvarianten
  • Csaka, Tomasz
  • Rittner, Tadeusz
  • Csaka, Tomasz
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Zitierweise

Rittner, Tadeusz, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118745492.html [16.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Eduard (1845–99), Prof. f. Kirchenrecht, Rektor d. Univ. Lemberg, 1895 Unterrichtsmin. in Wien, 1896/97 Min. f. Galizien im Kabinett Badeni, 1881 Mitgl. d. Poln. Ak. d. Wiss., Ehrenbürger v. Bursztyn (s. ÖBL), S d. Arztes Ignaz;
    M Helene Tarnawska ( 1921);
    Geschw Maria Lenartowska (1877–1949, Hugo Linhart-Lenartowski, Jurist, Dipl.), Eduard (1882–1938), Jurist, Dipl.;
    – ⚭ Zofia Szwejkowska (1877–1945), Malerin; kinderlos

  • Biographie

    Nach der Matura 1892 am Wiener Theresianum studierte R. an der Univ. Wien und wurde 1897 zum Dr. iur. promoviert. Im selben Jahr begann er eine Tätigkeit als Konzepts-Praktikant der niederösterr. Statthalterei, ein Jahr später als Konzipist im Ministerium für Kultus und Unterricht. Nebenher wirkte er 1915/16 als Direktor und Regisseur am Wiener poln. Theater. Nach seiner Pensionierung als Sektionsrat 1918 widmete sich R. ganz der literarischen Arbeit, da seine Bemühungen um eine entsprechende Position in Warschau trotz seiner Option für Polen gescheitert waren.

    Bezeichnend für R. ist seine Stellung zwischen poln. und dt. Sprach- und Literaturwelt. Dies gilt sowohl für seine zahlreichen Zeitungsbeiträge als auch für seine dichterischen Text, die er – meist neu bearbeitet – in die jeweils andere Sprache übertrug. Sie zeichnen sich v. a. durch großes psychologisches Verständnis in der Verarbeitung einer von ästhetischen Reminiszenzen durchwirkten Retrospektive aus, wobei verschiedene Einflüsse erkennbar sind: Einerseits zeigt sich R.s emotionale Nähe zum patriotischen, neuromantisch-folkloristischen Dichterkreis Młoda Polska um Wyspiañski, andererseits seine Bewunderung für Hamsun, Hauptmann, Ibsen, die Brüder Mann, Schnitzler und Tschechow.

    R. debütierte 1894 in der Krakauer Zeitung „Csas“ mit der preisgekrönten Erzählung „Lulu“, der die Novellensammlung „Drei Frühlingstage und andere Novellen“ (1900) folgte. Seine größte Leistung liegt jedoch auf dramatischem Gebiet – er zählte neben Wildgans, Schönherr und Schnitzler zu den meistaufgeführten Autoren seiner Zeit. Hauptthema seiner zum Teil naturalistisch gefärbten Theaterstücke ist die von Heuchelei geprägte Gesellschaft in einer von Lebensangst und erotischen Spannungen durchwirkten Atmosphäre, die R. mit milder Ironie kritisiert. Seine Protagonisten siedelt er in einer gleichermaßen realen wie fiktiven Welt an, die durch R.s Neigung für Symbolik bisweilen einen „märchenhaften“ Eindruck erweckt. Das Eifersuchtsdrama „Das kleine Heim“ (1908, poln. 1907) zeigt das Schattendasein einer verheirateten Frau und ihren Ausbruchsversuch, der von der Umwelt gemäß Otto Weiningers These von der sittlichseelischen Minderwertigkeit des Weibes als unmoralische Anmaßung verurteilt wird. In seinem erfolgreichsten Stück, der Kriminalkomödie „Wölfe in der Nacht“ (1914; poln. 1956), entlarvt R. die Doppelmoral des Juristenmilieus, im satirischen Drama „Die Feinde der Reichen“ (als Roman „Die andere Welt“, poln., alles 1921) diejenigen, die in einem utopisch-kommunistischen Staatsgebilde herrschen, aber keineswegs „Freunde der Armen“ sind. In „Die Tragödie des Eumenes“ (1920, poln. 1920) werden die Ereignisse um 1918 in ein antikes Gewand gekleidet, im Roman „Geister in der Stadt“ (1921, poln. 1921) als absurdes Theater dargestellt. Die Romane „Das Zimmer des Wartens“ (1918, 1969 mit Nachwort v. H. H. Hahnl; poln. 1922) und „Die Brücke“ (1920) basieren auf biographischem Hintergrund und sind ebenfalls Zeugnisse für Konfliktsituationen in der zerfallenden Donaumonarchie.|

  • Auszeichnungen

    Orden d. Eisernen Krone III. Kl. (1918);
    Benennung e. Gasse in Wien, 22. Bez.

  • Werke

    Weitere W Der dumme Jakob, 1910, poln. 1910;
    Ich kenne sie, Novellen, 1912, poln. 1912;
    Sommer, 1912, poln. 1913;
    Der Mann im Souffleurkasten, 1912;
    Kinder d. Erde, 1914;
    Mein Leben, in: Das lit. Echo 19, 1916/17, S. 400 f.;
    Unterwegs, 1919;
    Vier Einakter, 1921;
    Garten d. Jugend, 1921;
    Dramaty, hg. v. Z. Raszewski, 2 Bde., 1966. – Btrr. u. a. in: Czas, Słowo, Gazeta Lwowska, Fremden-Blatt, Neue freie Presse, Die Jugend.

  • Literatur

    Personal-Status d. k. k. Ministeriums f. Cultus u. Unterricht 1898, 1898;
    Hof- u. Staats-Hdb. d. oester.-ungar. Mon. 1917, 1917;
    H. Menkes, in: Neues Wiener Journal v. 14.12.1916, S. 8;
    K. Marilaun, ebd. v. 12.3.1920, S. 8;
    Felix Fischer, ebd. v. 19.6.1931, S. 8;
    F. Rosenthal, in: Das lit. Echo 19, 1916/17, S. 395 f.;
    E. J. Steiner, Th. R., sein Leben u. sein Werk, Diss. Wien 1932;
    O. M. Fontana, in: Wort in d. Zeit 8, 1962, H. 4, S. 8 ff.;
    O. J. Tauschinski, Kakan. Balanceakt, Versuch e. Information über Th. R., in: Österr. Osthefte 1974, H. 4, S. 414-29;
    M. B. Ziemiański, Th. R.s Autoversionen, Diss. Wien 1979;
    G. Wytrzens, Das Wiener Kunstleben d. Jh.wende in d. poln. Feuilletons v. Th. R., in: Studia Austro-Polonica 2, 1980, Nr. 582, S. 195-207;
    E. Wöhrer-Ryszawy, Th. R.s Dramen, Diss. Wien 1981 (Bibliogr.);
    H. H. Hahnl, Vergessene Literaten, 1984, 119-22;
    DBJ III, Tl. u. (irrtüml. auch) ebd. IV, Tl.;
    KLL;
    ÖBL;
    Hall-Renner;
    Kosch, Lit.-Lex.³;
    Killy. – Eigene Archivstud.: Wiener Stadt- u. Landesarchiv (Verlassenschaftsakt Th. R.);
    Schriftl. Mitt. dess. u. v. Dr. Anna Milanowski.

  • Autor/in

    Rotraut Hackermüller
  • Zitierweise

    Hackermüller, Rotraut, "Rittner, Tadeusz" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 671-672 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118745492.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA