Lebensdaten
gestorben 1039
Beruf/Funktion
Abt von Amorbach und Fulda
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 12861823X | OGND | VIAF: 35513398
Namensvarianten
  • Rihhardus
  • Richart
  • Richardus
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Zitierweise

Richard, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd12861823X.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Möglicherweise aus d. Fam. d. Grafen v. Goseck; d. ungenannte Abt v. Fulda, dem als seinem Neffen Gf. Friedrich I. v. Goseck seinen Sohn zur Erziehung anvertraute, dürfte eher R.s Nachfolger Sigiwart (reg. 1039-43) gewesen sein; Verwandter Otbert, Abt v. Ellwangen (reg. 1029-35).

  • Biographie

    Zunächst Priestermönch, war R. seit 1008 Abt des zum Gorzer Reformkreis zählenden Klosters Amorbach. Beeinflußt von dem Reformer Theoderich von Fleury, der ihm mehrere seiner Schriften widmete, nahm er dessen „libelli de consuetudinibus et statutis monasterii Floriacensis“ zum Vorbild für den Ordo Amerbacensis. Wahrscheinlich war R. 1015 an der Gründung des Michaelsklosters in Bamberg beteiligt, wo ebenfalls der Ordo Amerbacensis eingeführt wurde. 1018 wurde R. von Heinrich II. unter Beugung des Abtswahlprivilegs bzw. starker Beeinflussung des Konvents in Fulda als Abt eingesetzt mit dem Ziel, auch hier die im Auftrag Heinrichs II. bereits eingeleitete Reform weiterzuführen. Der Konvent hatte zunächst Branthag (reg. 1011-13) bevorzugt, der zugunsten des Reformabtes Poppo (reg. 1013-18) abgesetzt worden war. Neben der Reform des Gemeinschaftslebens und der Tracht und Tonsur erneuerte R. die Schule und das Gebetsverbrüderungswesen (z. B. mit Prüm), beendete den Mißstand der sog. Freiständigkeit, d. h. des Adelserfordernisses für die Aufnahme, und setzte die Einhaltung des Armutsgebots durch. Darüber hinaus wurde das Klostergut mit der Verteilung auf Abts- und Konventsgut reorganisiert und die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit gestärkt (Gründung einer Marktsiedlung in Fulda, Erwerb der Grafschaft Stoddenstat). Der Besuch Heinrichs II. und Papst Benedikts VIII. 1020 in Fulda dokumentiert das Interesse des Herrschers am Reformwerk in Fulda und stellt durch die feierliche Privilegienbestätigung und die Erneuerung des Ottonianums, das die Rombindung des Klosters verstärkte (Abtsweihe durch den Papst, Schenkung des Andreasklosters bei S. Maria ad Praesepe in Rom) einen Höhepunkt in der Geschichte des Klosters dar. Wohl 1023, jedenfalls vor 1025 (Besuch Konrads II.) gründete R. auf dem Neuenberg die Propstei St. Andreas als eine Art Musterkloster, um das widerstrebende Hauptkloster der Reform zu erschließen. Am Rechtsstatus des Klosters, das weiterhin zur Diözese Mainz (nach anderer Meinung: Würzburg) gehörte und dessen Unabhängigkeit auf dem von Papst Zacharias verliehenen Invitationsrecht, d. h. der Bindung bfl. Handlungen an die Einladung durch Abt und Konvent, sowie auf Königsschutz und Immunität beruhte, scheint sich nichts geändert zu haben.

  • Quellen

    Qu Ch. Brouwer, Fuldensium antiquitatum libri IV, 1612, S. 83 f., 295; J. F. Schannat, Historia Fuldensis in tres partes divisa, 1729, I, S. 140-42; Vita Bardonis maior c. 511, ed. W. Wattenbach, in: MGH SS 11, S. 321-42; Corpus consuetudinum monasticarum, VII, 1, S. 339-42, 407-09; VII, 2, 257-322; Annales necrologi Fuldenses, ed. Karl Schmid, in: Die Klostergemeinschaft v. Fulda, 1, 1978 (s. L), S 354.

  • Literatur

    G. Richter, Die Anfänge d. Propstei Neuenberg, in: Fuldaer Gesch.bll. 7, 1908, S. 113-21, 138-44;
    K. Hassinger, Gorze-Kluny, I-II, 1950;
    K. Lübeck, Fuldaer Stud. 11, 1950, Nr. XVII, S. 183-201;
    K. Lübeck, Die Fuldaer Äbte u. Fürstäbte d. MA, 1952, S. 87-92;
    A. Wendehorst, Das Bistum Würzburg, 1 (Germania Sacra N. F. 1/1), 1962;
    H.-P. Wehlt, Reichsabtei u. König, 1970, S. 239 f., 284-87;
    Die Klostergemeinschaft v. Fulda im früheren Ma., hg. v. Karl Schmid, 1, 1978;
    Th. Franke, Studien z. Gesch. d. Fuldaer Äbte im 11. u. früheren 12. Jh., in: AfD 33, 1987, S. 55-238, hier S. 116-43;
    J. Leinweber, Die Fuldaer Äbte u. Bischöfe, 1989, S. 39 f.;
    R. Köchling-Dietrich, Die Andreaskirche in Fulda-Neuenberg, in: Archiv f. mittelrhein. KGesch. 48, 1996, S. 9-52;
    W. Kathrein, 975 Jahre St. Andreasberg, in: Fuldaer Gesch.bll. 74, 1998, S. 5-36, hier S. 6-18;
    Germania Benedictina, I, 1999, S. 74-77.

  • Porträts

    Grabplatte, vgl. dazu E. Sturm, Die Grabdenkmäler in d. ehem. Propsteikirche zu Fulda-Neuenberg, in: Fuldaer Gesch.bll. 51, 1975, Nr. 4, S. 97-113.

  • Autor/in

    Gereon Becht-Jördens
  • Zitierweise

    Becht-Jördens, Gereon, "Richard" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 506-507 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd12861823X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA