Lebensdaten
1903 – 1945
Geburtsort
München
Sterbeort
Straubing
Beruf/Funktion
Jurist ; Widerstandskämpfer ; Märtyrer ; Rechtsanwalt ; Widerstandskämpfer
Konfession
evangelisch-reformiert, seit 1934 römisch-katholisch
Normdaten
GND: 119382083 | OGND | VIAF: 25411450
Namensvarianten
  • Harnier, Adolf Freiherr von
  • Harnier, Johann Adolf Hermann Ernst von
  • Harnier, Adolf
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Harnier, Adolf, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119382083.html [23.04.2024].

CC0

  • Als überzeugter Christ und Gegner der NS-Ideologie schloss sich Adolf Freiherr von Harnier 1937 einem monarchistischen Widerstandskreis in München an und übernahm in ihm die Führungsrolle. 1939 inhaftiert und später zu einer Haftstrafe verurteilt, starb er am Tag seiner Befreiung aus dem Zuchthaus.

    Lebensdaten

    Geboren am 14. April 1903 in München
    Gestorben am 12. Mai 1945 in Straubing
    Grabstätte Friedhof in Straubing
    Konfession evangelisch-reformiert, seit 1934 römisch-katholisch
    Adolf von Harnier, Bayerisches Hauptstaatsarchiv (InC)
    Adolf von Harnier, Bayerisches Hauptstaatsarchiv (InC)
  • Lebenslauf

    14. April 1903 - München

    1916 - 1922 - Regensburg

    Schulbesuch (Abschluss: Abitur)

    Altes Gymnasium

    1923 - 1929 - Göttingen; Würzburg; München

    Jurastudium

    Universität

    1931 - Erlangen

    Promotion (Dr. iur.)

    Universität

    1932 - München

    Staatsprüfung

    Universität

    1933

    Zulassung als Rechtsanwalt

    1933 - 1933 - München

    freier Rechtsanwalt

    1933 - 1936 - Regendorf (Oberpfalz)

    Verwalter des Familienguts

    1936 - 1939 - München

    freier Rechtsanwalt

    1936 - 1939

    Leiter

    „Harnier-Kreis“

    1939 - 1944 - München

    Inhaftierung

    1944 - München

    Prozess und Verurteilung

    Volksgerichtshof

    1944 - 1945 - Straubing

    Inhaftierung

    Zuchthaus

    12. Mai 1945 - Straubing
  • Genealogie

    Vater Georg Ludwig Eduard von Harnier 1860–1947 Königlich-bayerischer Kämmerer; 1916 Erwerb des Schlossgutes Regendorf (Oberpfalz)
    Großvater väterlicherseits Caspar Wilhelm Eduard von Harnier 1829–1917 Jurist, Dr. iur.; preußischer Geheimer Justizrat
    Großmutter väterlicherseits Auguste Emma von Harnier, geb. von Heyder 1839–1862 aus Frankfurt am Main
    Mutter Elisabeth von Harnier, geb. Freiin von Müffling 1874–1965
    Großvater mütterlicherseits Wilhelm Ernst Georg Karl Freiherr von Müffling 1839–1912 Jurist; Landrat; Polizeipräsident
    Großmutter mütterlicherseits Anna Camilla Wilhelmine Freifrau von Müffling, geb. Riedesel Freiin zu Eisenbach 1845–1928
    Bruder Georg Ludwig Adolf von Harnier 1901–1963 1933 kurzzeitig in „Schutzhaft“
    Geschwister zwei weitere Brüder, eine Schwester
    Heirat 28.9.1937 in Heiligenkreuz bei Hostau (Böhmen, heute Hostouň, Tschechien)
    Ehefrau Gabrielle Maria Bertha von Harnier, geb. Freiin Kotz von Dobrz 1912–1995 aus Wien
    Schwiegervater Heinrich Freiherr Kotz von Dobrz 1880–1956 aus Heiligenkreuz bei Hostau
    Schwiegermutter Gabrielle Gräfin von und zu Trauttmansdorff-Weinsberg 1876–1952 aus Oberwaltersdorf (Niederösterreich)
    Sohn Louis Freiherr von Harnier geb. 1938 aus München
    Diese Grafik wurde automatisch erzeugt und bietet nur einen Ausschnitt der Angaben zur Genealogie.

    Harnier, Adolf (1903 – 1945)

    • Vater

      Eduard von Harnier

      1860–1947

      Königlich-bayerischer Kämmerer; 1916 Erwerb des Schlossgutes Regendorf (Oberpfalz)

      • Großvater väterlicherseits

        Caspar Wilhelm Eduard von Harnier

        1829–1917

        Jurist, Dr. iur.; preußischer Geheimer Justizrat

      • Großmutter väterlicherseits

        Auguste Emma von Harnier

        1839–1862

        aus Frankfurt am Main

    • Mutter

      Elisabeth von Harnier

      1874–1965

    • Bruder

      Georg von Harnier

      1901–1963

      1933 kurzzeitig in „Schutzhaft“

    • Heirat

      in

      Heiligenkreuz bei Hostau (Böhmen, heute Hostouň, Tschechien)

      • Ehefrau

        Gabrielle von Harnier

        1912–1995

        aus Wien

  • Biografie

    Ursprünglich aus einer Frankfurter Hugenottenfamilie stammend, besuchte Harnier Volksschule und Gymnasium in München und Regensburg, wo er 1922 das Abitur erhielt. Die Erfahrungen der Novemberrevolution und Münchner Räteherrschaft 1918/19 festigten seine Überzeugung von der Illegitimität der Weimarer Republik, der Notwendigkeit einer Rückkehr zur Monarchie und der christlichen Gehorsamspflicht gegenüber dem Staat. Sein Jurastudium in Göttingen, Würzburg und München schloss Harnier 1929 mit der Universitäts- und 1932 mit der Staatsprüfung ab. 1931 wurde er an der Universität Erlangen bei August Köhler (1868–1939) mit der staats- und völkerrechtlichen Studie „Die Stellung Ägyptens seit 1922“ zum Dr. iur. promoviert.

    Harnier wurde 1925 Mitglied des Bayerischen Heimat- und Königsbunds und war seit 1931 Mitarbeiter von Landesleiter Enoch Freiherr zu Guttenberg (1893–1940). Als Christ, Monarchist und Anhänger des Königshauses Wittelsbach lehnte er den Nationalsozialismus und seine Ideologie ab. Nach seiner Zulassung 1933 arbeitete er, ohne der NSDAP oder einem ihrer Verbände beizutreten, als freier Rechtsanwalt in München, zog sich aber noch im selben Jahr nach Regendorf nördlich von Regensburg zurück, um sich der Verwaltung des Familienguts zu widmen.

    1934 konvertierte Harnier zum Katholizismus, was seine Gegnerschaft zum Nationalsozialismus verstärkte, ihm aber auch das Unverständnis seiner Familie brachte. Seit Dezember 1936 wirkte er erneut als Anwalt in München, wobei er besonders politisch Verfolgte des NS-Regimes vertrat. Seit Ende 1938 konzentrierte er sich aufgrund der Erfahrung der Judenverfolgung etwa in der Reichspogromnacht auf die Vertretung jüdischer Klienten. Dazu zählten Mitglieder der Familien Aufhäuser, Bernheimer, Uhlfelder und Baron von Hirsch.

    In München trat Harnier in Kontakt zu dem monarchistischen Widerstandskreis um Margarete Freiin von Stengel (1898–1981), dem erst er durch seine Vorträge politisches Gewicht verlieh. Als Kritiker des „kleindeutschen“ Bismarck-Reichs von 1871 befürwortete er ein enges Zusammenwirken Bayerns und Österreichs. In dem später von dem US-amerikanischen Historiker James Donohoe nach ihm benannten „Harnier-Kreis“ sammelten sich seit 1936 Gegner des NS-Regimes zum freien Gedankenaustausch und der Konzeption einer politischen Auffangorganisation für die Zeit nach dem erhofften Ende des „Dritten Reichs“. Monarchistisches Gedankengut und die päpstliche Soziallehre bestimmten die Überzeugungen dieses Kreises. Flugblätter mit Angriffen auf NS-Funktionäre wurden entworfen und ein Organisationsnetz in Oberbayern, Schwaben und Niederbayern aufgebaut.

    Bereits seit 1936 durch den Spitzel Max Troll (1902–1972) informiert, verhaftete die Gestapo im August 1939 Harnier und rund 150 seiner Gesinnungsgenossen, von denen die meisten ab Weihnachten 1939 wieder freigelassen wurden. Harnier wurde im Juni 1944 mit acht weiteren Gefangenen vor dem 6. Senat des Volksgerichtshofs im Münchner Justizpalast angeklagt und zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt. Am 12. Mai 1945 von US-amerikanischen Einheiten aus dem Zuchthaus Straubing befreit, starb er noch am selben Tag an Fleckfieber.

  • Auszeichnungen

    1947 Harnierplatz, München
  • Quellen

    Nachlass:

    Familienbesitz.

    Weitere Archivmaterialien:

    Staatsarchiv München, Bestand Gestapo 56 u. 57. („Monarchistische Bewegung“, v. a. Bericht „Die illegale monarchistische Bewegung in Bayern“, Oktober 1939)

    Gedruckte Quellen:

    James Donohoe, Hitler’s Conservative Opponents in Bavaria 1930–1945. A Study of Catholic, Monarchist, and Separatist Anti-Nazi Activities, 1961, Appendix H, S. 281–311. (Verteidigungsschrift Harniers v. 5.5.1944 vor dem Volksgerichtshof)

  • Werke

    Die Stellung Ägyptens seit 1922, 1931. (Diss. iur.)

  • Literatur

    Heike Bretschneider, Der Widerstand gegen den Nationalsozialismus in München 1933 bis 1945, 1968, S. 133–153.

    Christina M. Förster, Der Harnier-Kreis. Widerstand gegen den Nationalsozialismus in Bayern, 1996. (P)

    Norbert Haase, Art. „Harnier, Adolf Freiherr von“, in: Peter Steinbach/Johannes Tuchel (Hg.), Lexikon des Widerstandes 1933–1945, 2. überarb. u. erw. Aufl. 1998, S. 87.

    Marion Detjen, Adolf Freiherr von Harnier (1903–1945), in: Karl-Joseph Hummel (Hg.), Zeugen einer besseren Welt. Christliche Märtyrer des 20. Jahrhunderts, 2000, S. 384–401.

    Louis Freiherr von Harnier, Adolf Freiherr von Harnier. Ein Lebensbild, in: Thomas A. H. Schöck (Hg.), Aberkennung der Doktorwürde an der Universität Erlangen in der Zeit des Nationalsozialismus, 2010, S. 43–49.

    Dieter J. Weiß, „In Treue fest“. Die Geschichte des Bayerischen Heimat- und Königsbundes und des Bayernbundes 1921–2011, in: Adolf Dinglreiter/Dieter J. Weiß (Hg.), Gott mit dir du Land der Bayern, hg. zum 90-jährigen Bestehen des Bayernbundes e. V., 2011, S. 11–66, bes. S. 32–37.

    Georg Schwaiger/Peter Pfister, Dr. Adolf Freiherr von Harnier, in: Helmut Moll (Hg.), Zeugen für Christus. Das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts, Bd. 1, 62015, S. 489–491.

    Dieter J. Weiß, Art. „Harnier-Kreis“, in: Historisches Lexikon Bayerns, 2019. (Onlineressource)

  • Onlineressourcen

  • Porträts

    Fotografie, ca. 1933, Abbildung in: Christina M. Förster, Der Harnier-Kreis. Widerstand gegen den Nationalsozialismus in Bayern, 1996, S. 183.

  • Autor/in

    Dieter J. Weiß (München)

  • Zitierweise

    Weiß, Dieter J., „Harnier, Adolf“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.10.2022, URL: https://www.deutsche-biographie.de/119382083.html#dbocontent

    CC-BY-NC-SA