Lebensdaten
1564 – 1636
Beruf/Funktion
niederländischer Staatsmann
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 138937222 | OGND | VIAF: 95545198
Namensvarianten
  • Pauw, Reinier
  • Adriaenszoon Pauw, Reynier
  • Pauw, Reynier Adriaenszoon

Objekt/Werk(nachweise)

Orte

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Zitierweise

Pauw, Reinier, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd138937222.html [18.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Pauw: Reinier P., niederländischer Staatsmann, geb. 1564 in Amsterdam, war der Sohn des Adrian P., der, aus Gouda, wo seine Familie schon länger als ein Jahrhundert in hohen Ehren stand, nach Amsterdam übergesiedelt, daselbst, namentlich durch den Ostseehandel, großen Reichthum erworben hatte, im J. 1568 wegen der hervorragenden Rolle, welche er als eifriger Reformator in den Wirren der sechziger Jahren gespielt, nach Emden geflüchtet und erst nach zehn Jahren zurückgekehrt war, doch, nach dem Sturz der katholischen Stadtregierung, 26. Mai 1578, zum Schöffen erwählt, schon im Herbste desselben Jahres starb. Der Sohn erbte des Vaters Reichthum und Einfluß in seiner Stadt und stand bald voran unter den Kaufherren, welche immer neue Handelswege aufsuchten, während er zugleich in der Stadtregierung und den Staaten keinen geringen Einfluß erwarb. Er gehörte zu den eifrigsten Vertretern des Calvinismus und ersah, wie es scheint, in den Unternehmungen in Indien und Amerika nicht allein den commerciellen sondern auch den politischen Vortheil und namentlich die Mittel. Spanien und die katholische Religion zu schädigen. Er nahm hervorragenden Antheil an der Errichtung der Vereinten Ostindischen Compagnie und suchte auch die Pläne des Wesselinx um eine westindische zustande zu bringen, zu verwirklichen. Wie es scheint, haben die weit auseinandergehenden Ansichten in diesem Punkte eine Feindschaft zwischen ihm und Oldenbarnevelt wenn nicht hervorgerufen, so doch genährt, welche schon in den Jahren, als über den Stillstand mit Spanien gehandelt wurde (1607—9), P. an die Spitze der Opposition gegen den Advocaten brachte. Freilich ein schroffer Calvinist, ein Verfechter des fortwährenden Kampfes mit Spanien, dazu seiner Stadt eine fast unabhängige Stellung vindicirend, konnte P. mit dem Haupt der Libertiner, der Friedenspartei und der Staatensouverainität nicht zusammengehen, wenn er auch dann und wann wie 1613, als er theilnahm an der Gesandtschaft nach England, um den Streit zwischen den englischen und niederländischen ostindischen Compagnien zu versöhnen, mit ihm einen Weg ging. In den folgenden Jahren stand P. mit François von Aerssens an der Spitze der Calvinisten in Holland und es erweckte große Entrüstung unter den Libertinern und bei allen, welche nicht von Parteihaß erfüllt waren, als er eine Stelle im außerordentlichen Gerichtshof erhielt, welcher den Advocaten zu urtheilen, oder besser gesagt, zu verurtheilen hatte. Die remonstrantische und libertinische Presse überhäufte P. mit bitterem Hohn, namentlich Vondel hat ihn hart angegriffen. Doch wurde er fürs nächste Jahr, 1620, zum achten Male zum Bürgermeister erwählt. Dann aber verließ ihn die Gunst seiner Mitbürger; in der Stadt verlor er seinen Einfluß; eine Gesandtschaft in Deutschland, 1623, konnte ihn dafür nicht entschädigen. 1625|mußte er es selbst erleben vom Volk bedroht zu werden wegen einer Anschuldigung des verbotenen Handels mit Spanien und in den zehn letzten Jahren seines Lebens sah er zwar seine Familie in hohen Ehren und seinen ältesten Sohn als einen Führer der niederländischen Politik thätig, aber gerade für die Principien, welche er aufs Aeußerste bekämpft hatte. Fortwährend nahm P. einen regen Antheil an den Unternehmungen auf dem Gebiete des Handels und der Colonisation. Er betheiligte sich lebhaft an der westindischen Compagnie und an der Anlage der Colonien in Nordamerika, wo sein zweiter Sohn mit seinem finanziellen Beistand die Colonie Pavonia am Hudson gründete. Er starb 1636, ein Typus jener starken, energischen und fähigen Generation von Kaufleuten und Regenten, die an der Spitze des Staates doch zugleich Handelsleute blieben. Seine Brüder, der eine, Peter, ein hoher Beamter der Provinz Holland und Vater des bekannten Anatomen und Botanikers Petrus Pavius, der andere, Jacob, Bürgermeister von Delft, waren ihm schon lange ins Grab vorangegangen. Drei seiner Söhne aber haben den Ruf seiner Familie glänzend erhalten.

    • Literatur

      Vgl. Wagenaar, Amsterdam und Vaderl. Historie, Bd. IX. — Commelin, Amsterdam.
      Arend, van Rees und Brill, Alg. Gesch. des Vaderlands. — Spezielle Litteratur: Koenen in Nijhoff's Bijdragen, 1. Serie Bd. VI und über Pauw's Vater von demselben: Adriaen Pauw: Eene bijdrage tot de Handelsgeschiedenis der 16 eeuw. Amst. 1842.

  • Autor/in

    P. L. Müller.
  • Zitierweise

    Müller, Pieter Lodewijk, "Pauw, Reinier" in: Allgemeine Deutsche Biographie 25 (1887), S. 303-304 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd138937222.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA