Lebensdaten
um 1450 – wahrscheinlich 1529
Geburtsort
Warsberg bei Metz (Lothringen)
Sterbeort
Leipzig
Beruf/Funktion
Buchdrucker
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 137785410 | OGND | VIAF: 81922535
Namensvarianten
  • Kachelofen, Kunz
  • Kachelofen, Konrad
  • Kachelofen, Kunz
  • mehr

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Verknüpfungen auf die Person andernorts

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Kachelofen, Konrad, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd137785410.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V N. N. Holzhusen in W.;
    M N. N.;
    Stief-V N. N. Kachelofen in Urschenheim b. Colmar;
    Halb-B Johann K., erlernte wahrsch. d. Buchdruck b. K., 1490-99 in Ingolstadt belegt, druckte f. Celtes, s. Drucktypen sind denen K.s verwandt - N. N.;
    T Dorothea ( Melchior Lotter d. Ä., 1549, Drucker).

  • Biographie

    K. erwarb 1476 unter dem Namen „Contze Holtzhusen alias K.“ das Bürgerrecht in Leipzig, wo er als Kaufmann im Papier-, Spezerei- und Weinhandel tätig war. Die ältere, auf Ähnlichkeit der Drucktypen beruhende Annahme, daß er bereits 1480/81 für den Rat zu Erfurt drei Streitschriften (Einblattdrucke Nr. 556, 604, 605) gedruckt habe, hat sich nicht bestätigt, wohl aber mag er die in diesen anonymen Drucken gebrauchten Typen später übernommen haben. K.s ältester Druck ist wahrscheinlich ein lat. Psalter (1485). Mit dem von ihm erworbenen Handelskapital stieg er zum bedeutendsten Leipziger Inkunabeldrucker empor. Einen Höhepunkt seiner typographischen Leistung erreichte er mit dem Missale Misnense, das er 1495, von der Pest vorübergehend aus Leipzig vertrieben, in Freiberg (Sachsen) vollendete. Weiterhin gehören zu seinen liturgischen Drucken u. a. ein Missale Pragense, 1498, lat. und dt. Psalter. Im übrigen folgte seine Drucktätigkeit, wie die anderer Leipziger Drucker um 1500, den Bedürfnissen und Anregungen der Universität und des stadtbürgerlichen Lebens. Die Offizin nahm seit 1489 einen merklichen Aufschwung, als K. zum Lohndruck überging, u. a. für den Buchführer Johann Schmidhöfer als Verleger (Monogramm J. S. am Schluß der Drucke). K. druckte philosophische und theologische Werke (Thomas von Aquin, Albertus Magnus, 5 lat., 3 dt. Ausg. der Ars moriendi mit Holzschnitten nach einem Blockbuch, die auf Kupferstiche des Meisters E. S. zurückgehen), Schul- und Wörterbücher (darunter 10 Donatausgaben, Alexander de Villa Dei, Magnus Hund), Klassiker für den Universitätsunterricht, von zeitgenössischen Autoren u. a. Paulus Niavis und Konrad Celtis (Ars versificandi et carminum, 1486, die von Celtis besorgte Erstausgabe der Epitome des Florus, 1487, in der sich K. erstmals nach seiner lothring. Herkunft Conradus Gallicus nannte). Zu seinen deutschsprachigen Drucken gehören Taulers Predigten (1498), der Ackermann aus Böhmen des Johann von Tepl (um 1490), ein „Püchlein, wie man eim iczlichen schreiben soll“ (1488), Johann Widmanns „Behend vnd hübsche Rechnung auf allen kaufmannschaft“ (1489), ein Lehrbuch (der angewandten Elementarmathematik, mit arab. Ziffern und einfachen Holzschnitten. Dazu kommen 44 Einblattdrucke.

    Mit mehr als einem Dutzend Drucktypensätzen – neben den norddeutschen Brandistypen seit etwa 1500 auch nürnberg. Schriften – verfügte K. über einen damals ungewöhnlich großen Letternvorrat. Doch fehlt seinen Drucken ein ausgeprägter typographischer Stil. 58 seiner Drucke sind mit (Titel-) Holzschnitten ausgestattet. Unter den drei Signeten K.s ist das im Parochiale curatorum (1497) – ein knieender bärtiger Mann (Türke) mit zwei Schilden (Stadtwappen Leipzigs und K.s Hausmarke mit Initialen CHK – Contze Holtzhusen alias Kachelofen) – eine abgewandelte Kopie eines Kupferstichs von Martin Schongauer (B 101).

    Seit etwa 1500 beteiligte sich K.s Schwiegersohn Melchior Lotter d. Ä. zunächst an den Psalterdrucken. Er hat dann die Druckerei selbständig bis 1537 fortgeführt. K.s Drucktätigkeit endete 1516. Mit der K.-Lotterschen Offizin begann der Aufstieg Leipzigs als Buchstadt.

  • Literatur

    ADB 14;
    V. v. Klemperer, K. K., Johs. Kachelofen, in: Gutenberg-Jb. 1929, S. 134-51;
    H. Volz, K. K. u. Melchior Lotter d. Ä. als Drucker liturg. Werke, ebd. 1956, S. 100-10;
    H. Schreiber, Der Leipziger Frühdruck, in: Archiv f. Buchgewerbe u. Gebrauchsgraphik 77, 1940, S. 257-68;
    H. Lülfing, Leipziger Frühdrucker, 1959;
    D. Debes, Die Druckvermerke Leipziger Offizinen vor 1600, in: Btr. z. Gesch. d. Buchwesens 1, 1965, S. 24 f.;
    F. Geldner, Die dt. Inkunabeldrucker I, 1968, S. 241 ff.

  • Autor/in

    Hans Lülfing
  • Zitierweise

    Lülfing, Hans, "Kachelofen, Konrad" in: Neue Deutsche Biographie 10 (1974), S. 718-719 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd137785410.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Kachelofen: Konrad (Kunz) K., Buchdrucker zu Leipzig im letzten Viertel des 15. und dem ersten des 16. Jahrhunderts. Sein Geburtsjahr ist unbekannt und sein Name erscheint urkundlich zum ersten Male in den Leipziger Stadtkassenrechnungen des Jahres 1476, in welchem er das Bürgerrecht erlangte als „Contze Holtzhusen alias Kachelloffen von wartberg"; sein eigentlicher oder Familienname war demnach „Holzhus" oder „Holzhaus“ und „Kachelofen“ nur ein aus irgend einem nicht mehr nachweisbaren Grunde angenommener Beiname, den er aber als Typographenname beibehielt. Was seinen Geburtsort betrifft, so giebt es (Ritter, Geogr. u. statist. Lexicon) in Deutschland mit Inbegriff von Oesterreich und der Schweiz drei Dörfer des Namens „Wartberg“ und zwar alle in Steiermark, und es bleibt daher ungewiß, welches dieser Wartberge seine Heimath war, jedenfalls aber muß hiernach die ältere Conjectur, nach welcher er zu Hainichen, einem Städtchen in Sachsen, dem Geburtsorte des Dichters Gellert, geboren sei, weil er sich, man weiß bis jetzt nicht weßhalb, in seinen ersten Drucken „Gallicus“ nannte und der Name dieses Ortes in der Volkssprache auch Hänchen laute, als eine müßige und jeder Begründung entbehrende Annahme betrachtet werden. Nachdem bereits 1484 ein erster nachweisbarer Leipziger Druck aus der Presse des Markus Brandis hervorgegangen war, wurde nach ihm K. der Gründer der ersten wirklich bedeutenden Leipziger Druckerei und der erste seßhafte Leipziger Trucker, welcher in dieser Stadt eine dauernde und bemerkenswerthe Thätigkeit entfaltete. Doch wurde diese auf eine kurze Zeit unterbrochen, indem er 1495 der Pest wegen mit seiner Officin nach Freiberg übersiedelte, wie er selbst dies am Ende seines Meißener Missale erzählt. Nach Panzer gingen aus den Jahren 1485—1499 allein etwa 39 Drucke aus seiner Werkstätte hervor, dazu eine Anzahl midatirter, natürlich nur ein kleiner Bruchtheil von dem, was wirklich seiner Presse entstammt sein wird. Nachdem sein Geschäft gegen Ende des 15. Jahrhunderte zu einer gewissen Alüthe gediehen war, übergab er es seinem Schwiegersohne Melchior Lotter (f, d. Art.), welcher seine Tochter Dorothea geheirathet hatte und der dann zuerst mit dem Schwiegervater gemeinschaftlich, schließlich aber die Druckerei allein übernahm. K. selbst starb entweder im Laufe des Jahres 1528 oder zu Anfang 1529. Denn in einem im Hauptstaatsarchive zu Dresden aufbewahrten Originalschriftstücke (Serapeum 1856, 266—67 begegnet er noch im J. 1528 nebst einer Anzahl anderer Buchhändler und Drucker, deren Namen mit Ausnahme der fünf letzten hierdurch zum ersten Male bekannt geworden und. Der Leipziger Rath hatte nämlich am 18. März 1528 auf eine Reauisition des Herzogs Georg des Bärtigen an diesen geschrieben, daß eine Untersuchung wegen verdächtiger Bücher „in den gewelben“ angestellt worden sei, „haben wir darauff, alle Buchführer vnd Druckere alhier, mit nahmen Magister Erasmus Bachewell, Peter Clements, Wolff Breunlein von Augszburgk, der Pantzsmannin Diener, Hermann v. Collen. Gregorius Jordan, Hans Kelbell, Benedix Roßkopff, Thomas Daniel. Lorentz Fischer, Blasius Hartmann, Item „Chuntz Kacheloffen“, Melchior Lotter. Jacob Thanner. Nikel Schmidt. Valtin Schumann, und Jacob Stöckelt vor vns erfordert ...“ Die Untersuchung blieb resultatlos: und in einem Rathsprotokolle vom 10. Juli 1529 wird seiner als „Chuntz Kachelofen seligen“ gedacht. K. druckte vorzugsweise theologische und liturgische Bücher, einzelne mathematische und medicinische Schriften, daneben auch Lehr- und Unterrichtslitteratur. Von gleichzeitigen Leipziger Autoren, welche er beschäftigte, sind zu nennen: Balthasar, der Provisor des Bernhardinercollegiums, dessen „Expositio mysteriorum missae“ 1494 und „Expositio canonis missae“ 1496 erschien, sodann die beiden Universitätsdocenten Paul Schneevogel (Paulus Niavis) und Magnus Hund von Magdeburg; des ersteren „Idiomata latina“ wie des letzteren „Donatus“ wurden von|K. wiederholt aufgelegt. Unter der großen Zahl seiner anderweitigen deutschen und lateinischen Preßerzeugnisse ist eine seiner ausgezeichnetsten Leistungen das bereits erwähnte im J. 1495 zu Freiberg gedruckte Meißner Missale. Von anderen sind rühmlich zu erwähnen: „Friderieus III. Imp. Authentica C. ne filius pro patre“, 1487, 4°; „Paulus Niavis dialogus litterarum studliosi cum beano imperito“, 1487, 4° (Panzer und Hain unbekannt); des Joh. Widmann von Eger „Behende vnd hübsche Rechnung auff alle Kauffmannschafft“, 1489, ein Lehrbuch der elementaren Mathematik, in welchem auch einfache Holzschnitte vorkommen und interessant dadurch, daß die bekannten Rechenzeichen für plus und minus (+ und —) nicht blos in Deutschland, sondern überhaupt in Schrift und Druck hier zum ersten Male nachweisbar sind, ferner „Elegantiarum viginti praecepta“, 1497, 4°, ein „Psalterium, Cantica“, 1497, Fol. (fehlt bei Panzer und Hain), endlich ein lateinischer Freidank o. O. u. J., jedoch bald zu Anfang des 16. Jahrhunderts. Unter dem Namen Gallicus gab er auch des C. Celtes ars versitincandi zwar o. O. u. J., jedoch wahrscheinlich 1486 heraus. Dieses Buch ist auch deshalb von Interesse, weil demselben in einem in Oldenburg befindlichen Eremplare ein mit gothischen Typen gedrucktes Blatt beigebunden ist, welches eine Lectionsanzeige für die Universität Leipzig enthält; am Schlusse derselben heißt es „Partes quas Alexander scriptas posteris summa cum laude relisquit venduntur in officina Conradi gallici stirpe exigua“. Sein letzter wenigstens mit seinem Namen versehener Druck ist (Neuer litter. Anzeiger 1807, 485) „Kalender Volkummen und Römische staciones ...“ Gedruckt tzu Leypsick durch Conradum Kacheloffenn 1519, mit Holzschnitten. Nach Böcking, Hutt. Suppl. II. 402 soll auch zu Ingolstadt im J. 1490 ein Trucker. Johannes K., gelebt haben, wovon andere Bibliographen nichts wissen. Dagegen druckte 1489 ein Andreas Gallicus zu Ferrara in Italien. Ob ein in den Epist. obscur. viror. 277. 32 (Böcking) genannter „Magister K.“ identisch mit dein unserigen sei, wird von dem Commentator dieser Briefe f und der Namen jenem K. vindicirt, der (nach Förstemann, Alb. academ. Vit. p. 34) 1510 inscribirt wurde. Heber das Ansehen schließlich und das Vertrauen, welches unser Drucker im bürgerlichen Leben zu Leipzig genoß, über seine Wohnung, seinen Buchladen sowie sein Signet ist besonders die unten genannte Schrift von Wustmann nachzulesen.

    • Literatur

      Vgl. außerdem: Geßner, Buchdruckerk., I. 89; IV. 142. Denis, Supplem., I. 227. 229, 275, 377. 431. 470: II. 632. 784. 787. Eschenburg. Denkmäler. S. 113. Hain 4845, 13 732. Serapeum 1852, 172—173 und 1853, 9. 13. 15 ff. (Bibliographie von 30 in den J. 1487—1499 gedruckten in d. Bibliothek zu Oldenburg befindlichen Werken.) Lorck, Die Truckkunst in Leipzig, S. 5. Wustmann, Die Anlänge des Leipziger Bücherwesens, Leipz. 1879, S. 16—21.

  • Autor/in

    J. Franck.
  • Zitierweise

    Franck, Jakob, "Kachelofen, Konrad" in: Allgemeine Deutsche Biographie 14 (1881), S. 781-782 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd137785410.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA