Lebensdaten
erwähnt 1475, gestorben 15. Jahrhundert
Beruf/Funktion
Spruchdichter
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 136588840 | OGND | VIAF: 80907455
Namensvarianten
  • Künig, Matthäus
  • Künig, Mattheus
  • Künig, Matthäus
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Orte

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Zitierweise

Künig, Mattheus, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd136588840.html [26.04.2024].

CC0

  • Biographie

    K. verfaßte 1475 ein politisches Zeitgedicht in 218 vierhebigen Reimpaaren über den angeblichen jüd. Ritualmord an Simon, dem zweijährigen Sohn des Trienter Weißgerbers Andreas Unverdorben am 23. März 1475 (Gründonnerstag, Auffindung der Leiche am Ostersonntag). Da der Trienter Fürstbischof Johannes Hinderbach darin mehrfach „mîn herre“ genannt wird, könnte K. in seinen Diensten gestanden haben. Wahrscheinlich war er Kleriker. Er war der Sprache nach Alemanne und stammte vielleicht aus Schwäb. Gmünd. – Der angebliche Trienter Ritualmord löste eine Flut von Flugschriften aus und wird auch in Schedels „Weltchronik“ von 1493 (Bl. 254v) mit einem Holzschnitt ausführlich geschildert. Der in Wirklichkeit ertrunkene Knabe wurde einbalsamiert und in der Kirche San Pietro vom Volk alsbald als Heiliger verehrt. Der Prozeß gegen die deutschsprachigen Trienter Juden wurde von dem nur italienisch sprechenden Podestà trotz päpstlichen Einspruchs durchgeführt. Nach erpreßten Schuldgeständnissen wurden 1476 neun Juden hingerichtet, alle übrigen ausgewiesen. Das Verbot der Verehrung des „hl. Simon“ durch den Papst 1478 wurde vom Volk nicht beachtet, 1588 wurde sogar die offizielle Eintragung ins Martyrologium durchgesetzt, nach Überprüfung der Prozeßakten 1965 jedoch wieder getilgt. – K.s Gedicht (mit Selbstnennung in Vers 419) schildert auf Grund der erzwungenen Schuldgeständnisse eingehend die Quälereien, die angeblich zum Tode des Kindes führten und lobt das schnelle Eingreifen mehrerer namentlich genannter Amtsträger. K. mahnt den Fürstbischof sowie Hzg. Siegmund von Tirol, von den Juden keine Geldbuße anzunehmen, sondern streng durchzugreifen. Er berichtet auch schon von Wunderzeichen und wendet sich an das Kind um Fürbitte bei Gott. Der Drucker Johann vom Rin in Sant' Oso bei Vicenza fügte noch acht Verse der Verehrung hinzu.

  • Werke

    Inc. 3557 (Berlin, Staatsbibl. Preuß. Kulturbes.), abgedr. in: R. v. Liliencron, Die hist. Volkslieder d. Deutschen II, 1866, S. 13-21.

  • Literatur

    W. P. Eckert, Aus d. Akten d. Trienter Judenprozesses, in: Miscellanea Mediaevalis 4, 1966, S. 283-336;
    Vf.-Lex. d. MA II (Judenspiel).

  • Autor/in

    Hellmut Rosenfeld
  • Zitierweise

    Rosenfeld, Hellmut, "Künig, Mattheus" in: Neue Deutsche Biographie 13 (1982), S. 221 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd136588840.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Künig: Matthäus K., Spruchdichter des 15. Jahrhunderts. Von ihm besitzen wir ein Spruchgedicht aus dem J. 1475, bezüglich auf ein Ereigniß in Trient, wo die Juden beschuldigt wurden, am Gründonnerstag 1475 einen Christenknaben. Namens Simon, gemartert und getödtet zu haben. Das Kind wurde unter dem Namen Simoninus vom Papst Sixtus IV. heilig gesprochen, der Leichnam balsamirt und nebst den Marterwerkzeugen (Messer, Zange, Nadeln) in einer Kapelle der Peterskirche zu Trient aufbewahrt, die Juden aber aus der Stadt verbannt.

    • Literatur

      R. v. Liliencron, Die historischen Volkslieder der Deutschen II, 13 ff.

  • Autor/in

    K. Bartsch.
  • Zitierweise

    Bartsch, Karl, "Künig, Mattheus" in: Allgemeine Deutsche Biographie 17 (1883), S. 381 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd136588840.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA