Lebensdaten
1508 – 1547
Geburtsort
Ulm
Sterbeort
Burlafingen bei Ulm
Beruf/Funktion
Sekretär des Schmalkaldischen Bundes
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 135607000 | OGND | VIAF: 77533888
Namensvarianten
  • Aitinger, Sebastian

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Zitierweise

Aitinger, Sebastian, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd135607000.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Konrad Aitinger, Stadtschreiber und Notar in Ulm;
    M Anna Schöfferlin, Eßlingen;
    Ulm 26.11.1525 Anna, T des Zunftmeisters und Ratsherrn Hans Lebzelter;
    S Johann Konrad Aitinger (1543–1600), wie seine Nachkommen bis zum Aussterben der Familie (1729) hessischer Beamter.

  • Biographie

    A. war seit 1526 Bürger und Kanzleischreiber, später Sekretär der Stadt Ulm. Sein Zerwürfnis mit der Stadt wegen der Verwaltung seines städtischen Lehens (1539) veranlaßte ihn, in die Dienste des Landgrafen Philipp von Hessen überzutreten, der ihn am 8.3.1540 zum Sekretär des Schmalkaldischen Bundes bestellte. In dieser Stellung führte er die Kassengeschäfte und politischen Verhandlungen des Bundes und nahm an fast allen Reichs- und Bundestagen bis zum Zusammenbruch des Bundes im Schmalkaldischen Krieg teil. 1547 mußte er unter Verlust seines Vermögens aus Ulm flüchten. Er lebte in dem benachbarten Dorfe Burlafingen und starb an einer Erkältung, die er sich beim Durchschwimmen der Donau auf der Flucht vor der Gefangennahme zugezogen hatte.

  • Literatur

    ADB I;
    A. Weyermann, Nachrr v. Gelehrten, Künstlern u. anderen merkwürdigen Personen aus Ulm, Ulm 1798;
    C. Th. Keim, Die Ref. in d. Reichsstadt Ulm, 1851, S. 20;
    K. Bernhardi, Zur hess. Familiengesch., Die Familie A., in: Ztschr. d. Ver. f. hess. Gesch. u. Landeskde., NF 4, 1873, S. 326-48;
    Polit. Archiv d. Landgf. Philipp d. Großmütigen v. Hessen, hrsg. v. F. Küch, Bd 1, = Publ. aus d. k. Preuß. Staatsarchiven, Bd. 78, 1904, S. XX, 325, 386, 396 f., 399, 425, 463, 465, 529, 583 u. ö.;
    F. Gundlach, Die hess. Zentralbehörden von 1247 bis 1604 I, 1921, S. 238 u. ö., = Veröffentlichungen d. Hist. Komm. f. Hessen u. Waldeck XVI;
    H. Walther, Bernhard Besserer u. d. Politik d. Reichsstadt Ulm während d. Ref.zeit, in: Ulm-Oberschwaben, H. 27, 1930, S. 55.

  • Autor/in

    Otto Graf Looz- Corswarem
  • Zitierweise

    Looz-Corswarem, Otto Graf von, "Aitinger, Sebastian" in: Neue Deutsche Biographie 1 (1953), S. 119 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd135607000.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Aitinger: Sebastian A., Sohn des Stadtsecretärs Konrad A. zu Ulm, geb. daselbst 1508, 1547. Eine sehr begabte Natur, entwickelte er sich so rasch, daß er bereits in seinem 17. Lebensjahre Notar und in dem darauf folgenden auch Stadtsecretär in Ulm wurde. In Folge eines Zerwürfnisses mit dem Stadtrath daselbst trat er 1540 in die Dienste des Landgrafen Philipp von Hessen, welcher, als „Hauptmann" des schmalkaldischen Bundes, ihn zum „Secretarius“ desselben bestellte. Geheimschreiber im eigentlichsten Sinne des Worts, hatte er in dieser neuen Stellung nicht nur die Kassengeschäfte des Bundes zu besorgen, sondern er ward auch sieben Jahre lang „Tag und Nacht mit den Bundessachen auf allen Reichs-Deputations- und Bundestagen, mit hochwichtigen Geschäften beladen“. Nach der Niederlage des schmalkaldischen Bundesheeres und der Gefangennehmung des Landgrafen trat er aus den Diensten desselben, um der in der halle’schen Kapitulation vorbehaltenen Amnestie theilhaftig zu werden und hoffte, als Bürger von Ulm, welche Stadt sich mit dem Kaiser ausgesöhnt hatte, daselbst gegen Verfolgung sicher zu sein. Indessen erfuhr er nach einiger Zeit, daß man ihm nachstellen ließ, um durch ihn Beweismittel gegen die gefangenen Fürsten zu erlangen. Er war deshalb auf seiner Hut und als er im Nov. 1547 zu Burlafingen, einem benachbarten Dorfe, wohin er wegen einer in Ulm ausgebrochenen pestartigen Krankheit mit seinen Kindern geflüchtet war, überfallen werden sollte, gelang es ihm, wiewol er krank im Bett lag, halb angekleidet zu entkommen und sich schwimmend über die Donau zu retten. Auch|fand er in einem benachbarten Schlosse liebevolle Aufnahme und Pflege; doch starb er bereits nach wenigen Tagen.

    Landgraf Philipp suchte später den Sohn, Joh. Konrad A., für die Opfer zu entschädigen, welche ihm der Vater gebracht hatte, und als ihm derselbe im J. 1563 im Schlosse zu Marburg vorgestellt wurde, sagte er mit Thränen in den Augen: „Dieses Vater hat Leib und Leben für mich gelassen, wollte Gott wir hätten solcher Diener viel.“ Johann Konrad A. und dessen Nachkommen blieben bis zu dem 1729 erfolgten Aussterben der Familie in hessischen Diensten.

  • Autor/in

    K. Bernhardi.
  • Zitierweise

    Bernhardi, Karl, "Aitinger, Sebastian" in: Allgemeine Deutsche Biographie 1 (1875), S. 167-168 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd135607000.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA