Dates of Life
1696 oder 1697 – 1756
Place of birth
Malmedy
Place of death
Köln
Occupation
Publizist
Religious Denomination
katholisch
Authority Data
GND: 123887569 | OGND | VIAF: 55066536
Alternate Names
  • Roderique, Jean Ignace de
  • Roderique, Johann Ignaz
  • Roderique, Jean Ignace de
  • more

Objekt/Werk(nachweise)

Relations

Outbound Links from this Person

Genealogical Section (NDB)

The links to other persons were taken from the printed Index of NDB and ADB and additionally extracted by computational analysis and identification. The articles are linked in full-text version where possible. Otherwise the digital image is linked instead.

Places

Map Icons
Marker Geburtsort Place of birth
Marker Wirkungsort Place of activity
Marker Sterbeort Place of death
Marker Begräbnisort Place of interment

Localized places could be overlay each other depending on the zoo m level. In this case the shadow of the symbol is darker and the individual place symbols will fold up by clicking upon. A click on an individual place symbol opens a popup providing a link to search for other references to this place in the database.

Citation

Roderique, Johann Ignaz, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd123887569.html [24.04.2024].

CC0

  • Genealogy

    V Jean (1661/62-1759/65), Goldschmied u. Uhrmacher, seit 1715 Bgm. v. M.;
    M Anne Marie Mayer ( 1765); oo Maria Sibylla Katharina Pöner, geb. Topsius; kinderlos;
    N Anton Caspar Jacquemotte|(1725-64), nahm d. Beinamen „de Roderique“ an, führte R.s Ztg.untern. fort.

  • Biographical Presentation

    Aus einer wohlhabenden wallon. Familie stammend, trat R. 1714 als Novize bei den Jesuiten in Trier ein. Vier Jahre später unterrichtete er an den Jesuitengymnasien in Aachen, Neuss und Osnabrück, ehe er in Köln und Münster Theologie studierte. Dort hörte er u. a. bei dem Philosophen Bartholomäus des Bosses, der ihn dem Historiker Johann Georg v. Eckhardt als Sekretär empfahl. 1725 wurde R. Pagenerzieher am Hof des Fürstbf. Christoph Franz v. Hutten und Professor für Algebra, Analysis und Geographie „extra facultatem“ in Würzburg, nachdem er – vor der Ablegung der Ewigen Gelübde und der Priesterweihe – aus dem Jesuitenorden ausgeschieden war. In seiner Würzburger Zeit war R. neben Eckhardt in die Affäre um die sog. „Würzburger Lügensteine“, angebliche vorgeschichtliche Versteinerungen aus einem Steinbruch bei Eibelstadt, verwickelt, die Joh. Bartholomäus Adam Beringer, der Leibarzt des Bischofs, in seiner Lithographia Wirceburgensis (1726) beschreibt. Er verließ Würzburg, nachdem ihn Fürstbf. Friedrich Karl v. Schönborn wegen des Streits mit Beringer und wegen Verletzung seiner Amtspflichten getadelt hatte.

    R. profilierte sich auch in wissenschaftlichen und juristischen Fehden über kirchliche Jurisdiktionsfragen zwischen den Fürstbischöfen von Fulda und Würzburg sowie über den Ursprung der Benediktinerabtei Stablo-Malmedy und die Rangordnung der beiden Konvente und deren Stimmenrechto mit den angesehenen Maurinern Edmond Martène und Ursin Durand, die von Joh. Friedrich Schannat, Joseph Hartzheim und B. des Bosses unterstützt wurden. In seinen „Disceptationes“ (1728) kritisierte er die seit 1724 erscheinende Brief- und Urkundensammlung der Mauriner und behauptete u. a. den kirchenrechtlichen Vorrang Malmedys gegenüber Stablo.

    Seit Anfang 1731 in Köln, wurde R. im Jahr darauf zum ersten Professor für Geschichte an der Universität berufen. Seine Lehrtätigkeit dürfte er jedoch aus finanziellen Gründen bald wieder eingestellt haben. Drei Jahre später beantragte er beim Kölner Rat die Genehmigung für eine franz. Zeitung, die als Konkurrenz zu den von prot. Emigranten in Amsterdam, Den Haag und Utrecht herausgegebenen franz. Blättern gedacht war. Die „Gazette de Cologne“, die, mit einem Privileg Ks. Karls VI. ausgestattet, als Nachrichtenblatt zweimal wöchentlich erschien und v. a. die österr. Politik unterstützte, entwickelte sich zu einer der einflußreichsten europ. Zeitungen des 18. Jh. Die indirekte Kritik der Gazette an der preuß. Politik während des Ersten Schles. Krieges veranlaßte Friedrich d. Gr. zu einer aufsehenerregenden Intervention: R. wurde am 13.4.1741 im Auftrag des Königs von gedungenen Gewalttätern auf offener Straße verprügelt. R., der mit hochgestellten Persönlichkeiten in regem Briefkontakt stand, unterstützte die österr. Außenpolitik nicht nur publizistisch, sondern auch als Berater Karls v. Lothringen bei den Aachener Friedensverhandlungen 1748.

  • Literature

    ADB 29;
    K. Hoppe, R.s „Gazette de Cologne“ 1740-1745, Diss. Münster 1948;
    H. Hömig, J. I. R. als Gesch.schreiber, in: Ann. d. Hist. Ver. f. d. Niederrhein 180, 1978, S. 146-68;
    ders., in: Rhein. Lb. 9, 1982, S. 159-77 (Qu, W, L);
    F. Moureau, Les journalistes de langue française dans l'Allemagne des Lumières, in: Archives et Bibliothèques de Belgique 54, 1983, S. 112-22;
    ders., in: J. Sgard (Hg), Dict. des Journalistes (1600–1789) 2, 1999;
    E. Mass, Die franz. Presse im Dtld. d. 18. Jh., in: D. Kimpel (Hg.), Mehrsprachigkeit in d. dt. Aufklärung, Stud. z. 18. Jh. V, 1985, S. 156-77;
    ders., Franz. Journalisten in Dtld., in: Jean Mondot (Hg.), Deutsche in Frankreich, Franzosen in Dtld. 1715-1789, 1992, S. 123;
    E. Rutte, Tatort Eibelstadt, 1997;
    J. Hartzheim, Bibliotheca Coloniensis, 1752;
    Nouv. Biogr.;
    Kosch, Kath. Dtld.;
    Biogr. Nat. Belge.

  • Author

    Herbert Hömig
  • Citation

    Hömig, Herbert, "Roderique, Johann Ignaz" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 699-700 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd123887569.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographical Presentation

    Roderique: Johann Ignaz de R., geboren 1697 zu Malmedy, am 4. April 1756 zu Köln, wurdeeiner der einflußreichsten Publicisten seiner Zeit. 1717 trat er in den Jesuitenorden, aus dem er jedoch 1725 wieder ausschied, wobei man ihm die Absicht schuld gab, daß er sich nur von dem inneren Organismus des Ordens habe Kenntniß verschaffen wollen. In demselben Jahre erhielt er eine Berufung an die Universität Würzburg als Professor der Geographie, Algebra und Analysis. Seinem Collegen Beringer, Professor der Medicin, bereitete er hier eine Mystification, die seinen Charakter in ein wenig vortheilhaftes Licht stellt. Er hatte nämlich eine Anzahl Kalksteine mit den wunderlichsten Figuren von Thieren, Pflanzen und Himmelskörpern in Verbindung mit Schriftzügen mühsam und mit Kunstfertigkeit versehen und dieselben dann hin und wieder in den Steinbrüchen bei Eibelstadt zerstreut, wo sie von den Arbeitern aufgefunden und dem eifrigen Sammler und Archäologen Beringer zugetragen und verkauft wurden. Die Täuschung gelang so vollkommen, daß Beringer diese Funde in einer mit großer Gelehrsamkeit verfaßten und mit vielen Kupfertafeln illustrirten Gelegenheitsschrift zur Promotion des Dr. G. L. Hüber mit dem Titel: „Lithographia Wirceburgensis“ 1726 durch den Druck bekannt machte. Bald von dem bösen Streiche unterrichtet, suchte Beringer alle ihm zugänglichen Exemplare zurückzukaufen, und die ganze Auflage möglichst zu unterdrücken. Nach verschiedenen Reisen durch Frankreich kam R. endlich, jedoch nicht in den besten finanziellen Umständen, nach Köln. Hier verheirathete er sich. Das Copulationsbuch der St. Peterspfarre meldet am 10. März 1731: „copulati sunt Praenobilis et Clarissimus dominus Joannes Ignatius Roderique et Honoratissima domina Sybilla Catharina Topsius vidua Pöner.“ Durch diese Heirath wurde seiner Thätigkeit eine neue Richtung gegeben. Seine Frau besaß ein kaiserliches Privilegium für die Herausgabe einer politischen Zeitung in französischer Sprache unter dem Titel „Gazette de Cologne“, wovon sie jedoch bis dahin nur wenig Vortheil zu ziehen verstanden hatte. R. wandte diesem Gegenstande seine volle Kraft zu und sein Genie und vielseitiges gelehrtes Wissen brachten bald das französische Blatt in der Stadt und im Auslande in die beste Aufnahme. Der im J. 1740 ausgebrochene österreichische Erbfolgekrieg und der sich anschließende siebenjährige Krieg waren ihm dabei besonders günstig. Er hatte in den Hauptquartieren sowol als in den Cabineten Freunde, die ihm die wichtigsten und zuverlässigsten Mittheilungen zukommen ließen, wovon er einen äußerst klugen und behutsamen Gebrauch zu machen wußte. Neben diesem in Druck herausgegebenen politischen Blatte, worin er die wichtigsten und geheimsten Nachrichten gleichsam nur durchschimmern ließ, verfaßte er für gewisse vornehme und vertraute Personen noch geheime handschriftliche Bulletins, bei deren Abfassung er sich offener und freimüthiger ausdrückte. Mehrmal zog dieses Treiben dem Rath von Köln die peinlichsten Verlegenheiten zu. So klagte im J. 1740 die hannoversche Regierung über die Bosheit und Verwegenheit des Professors R., der geschriebene Zeitungen nach Wien und an andere Orte geschickt habe, deren grundfalscher und injuriöser Inhalt Widerwillen und Feindschaft zu erwecken bestimmt sei. Der König forderte die Auslieferung Roderique's, sonst werde er sich auf anderm Wege Satisfaction zu verschaffen wissen. Erst nach einer Reihe der demüthigendsten Erklärungen von Seiten des Raths und des angeschuldigten Publicisten gelang es, die Forderung der Auslieferung zu beseitigen. Da R. im Interesse der österreichischen Politik schrieb, so zog er sich das Mißfallen König Friedrich's II. von Preußen zu, der sich nicht damit begnügte, den verhaßten Zeitungsschreiber zu wiederholten Malen vom Kölner Rath zu Widerruf und Abbitte zwingen zu lassen, sondern der preußische Resident bestellte einmal einige handfeste Kerle, die gegen einen Lohn von 50 Rthlrn. den armen R. auf offener Straße tüchtig|durchprügelten. Als seiner Politiker war er im Auslande so bekannt, daß sogar der in den Niederlanden commandirende österreichische General Prinz Karl von Lothringen, bevor 1748 der Friede zu Aachen geschlossen wurde, ihn über die politischen Verhältnisse Europa's zu Rathe zog. Durch seine Zeitung und seine Correspondenzen gewann er jährlich ein beträchtliches Einkommen. Er besaß eine vortreffliche Bibliothek, und in seiner schönen Wohnung in der Glockengüsse hielt er zu seiner Erholung fast alle Abende gelehrte Gesellschaft. Dort fand auch der die Künste und Wissenschaften pflegende und mit einiger Empfehlung versehene Ausländer nicht nur die höflichste Aufnahme, sondern auch die angenehmste, witzigste und lehrreichste Unterhaltung. Er starb kinderlos und wurde im Umgange des am Neumarkt gelegenen Klosters der Armen Klarissen, dessen besonderer Wohlthäter er gewesen, beerdigt. Ein Epitaph mit Inschrift war an der Mauer bei seinem Grabe aufgestellt. Seine Schriften sind: „Disceptationes de Abbatibus, origine, primaeva et hodierna constitutione abbatiarum inter se unitarum Malmundariensis et Stabulensis“. Wirceburgi 1727. — Auf eine Gegenschrift Edmund Martene's folgte: „Ignatii Roderique de Abbatibus monasteriorum Malmundariensis et Stabulensis Disceptatio tertia“. Colon. 1730. — In einer literarischen Fehde mit dem gelehrten Jesuiten Jos. Hartzheim verfaßte er die Abhandlung: „S. Coloniensis Ecclesiae de suae Metropoleos origine traditio vindicata“. Coloniae 1731. „Historiae universalis institutiones.“ Lovanii 1734. Auch redigirte er 1743 die „Correspondence des Savans“, eine sehr selten gewordene Zeitschrift.

    • Literature

      Hartzheim, Biblioth. Colon. — v. Bianco, Die alte Universität Köln, 1. Theil, 1. Abtheil. — Ennen, Gesch. d. Stadt Köln, Volksausgabe.

  • Author

    Merlo.
  • Citation

    Merlo, Johann Jakob, "Roderique, Johann Ignaz" in: Allgemeine Deutsche Biographie 29 (1889), S. 22-23 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd123887569.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA