Lebensdaten
erwähnt 1525, gestorben 1528
Geburtsort
Augsburg
Sterbeort
Weißenhorn
Beruf/Funktion
Wiedertäufer ; Patrizier in Augsburg
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 11973804X | OGND | VIAF: 69745793
Namensvarianten
  • Langenmantel, Eitelhans
  • E. H. L.
  • Langenmantel, Eitel H.
  • mehr

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Zitierweise

Langenmantel, Eitelhans, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11973804X.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Eitelhans ( um 1525), Ratsherr d. Reichsstadt A., aus e. d. ältesten Augsburger Geschl. (L. vom Sparren), S d. Hans L. gen. Radauer, Ratsherr, Bgm. 1408/10/12/14, u. d. N. N. Goppolt (Cobold);
    M Afra, T d. Thomas Ehem (Öhem), Wollhändler, Zunftmeister d. Weber, um 1478 Mitgl. d.|Kaufleutezunft, u. d. Ursula Erdwein (Örtwein);
    Augsburg 1501 Catharina ( 1507), T d. Kaufmann Jörg (?) Wieland in A.;
    1 T Anna ( 1589, 1522 Joachim Hoechstetter, 1535, Kaufm., s. NDB IX).

  • Biographie

    L. soll in jungen Jahren Landsknechtsführer gewesen sein. 1525 kehrte er nach Augsburg zurück und befaßte sich mit theologischen Problemen. In dem erbitterten Streit um die Abendmahlslehre zwischen den Anhängern Luthers und Zwinglis trat L. in drei von Philipp Ulhart gedruckten Schriften für Zwinglis und Karlstadts Auffassung ein, wobei er die Lutheraner als Neupapisten bezeichnete und Luther Widersprüche in seiner Deutung des Abendmahls vorwarf. Diese Angriffe und die Beherbergung von Wiedertäufern, u. a. von Hans Hut, führten zu seiner ersten Verhaftung, doch wurde er im März 1527 gegen eine Urfehde entlassen. Durch Hans Hut ließ er sich um 1527 wiedertaufen. L. geriet nun in Verdacht, Verfasser der anonymen Schrift „Ein göttlich und gründlich offenbarung von den wahrhaftigen Wiedertäufern: mit göttlicher Wahrheit angezeigt“ (1527) zu sein, die jedoch neuerdings Jakob Dachser zugeschrieben wird. Durch sie wurden die „Diener des Evangelii in Augsburg“ zu ihrer am 6.9.1527 erschienenen Widerlegungsschrift „Wider den neuen Tauforden. Notwendige Warnung an alle Christgläubigen“ veranlaßt. Um diese Zeit trafen sich in Augsburg, vom Rat zunächst kaum beachtet, alle maßgeblichen Anführer der Wiedertäufer zur sog. Märtyrersynode, die am 15.9.1527 vom Rat aufgehoben wurde. Die vier Hauptanführer und viele Anhänger wurden dabei verhaftet, darunter auch L., der als ruhender Pol und zeitweiliger Führer der Augsburger Wiedertäufer galt und eine Armenbüchse für hilfsbedürftige Schwestern und Brüder begründet hatte. L. wurde wie fast alle auswärtigen Glaubensfreunde gegen eine Urfehde aus der Stadt ausgewiesen. Bei Laux Lang, Bruder des Salzburger Kardinals Matthäus Lang, fand er in Göggingen (Wellenburg) gastliche Aufnahme, mußte aber weiter zu mütterlichen Verwandten nach Langenneufnach und in sein Schlößchen zu Leitershofen fliehen. Von dort aus besuchte er seinen Bruder Bernhard in Augsburg, wohl zu Vernehmungen von Wiedertäufern durch die Prediger Rhegius, Agricola, Frosch und Keller. Am Ostersonntag, dem 12.4.1528, fand im Hause von Susanna, der Frau des Bildhauers Adolf Daucher, unter Vorsitz des Jörg von Passau eine heimliche Versammlung von Wiedertäufern statt, von denen 88 verhaftet wurden. Zwei wurden in der Stadt hingerichtet, alle anderen ausgewiesen. Außerhalb der Stadt ließ der Schwäb. Bund alle Wiedertäufer verhaften. L. wurde mit seinem Knecht und dessen Braut am 24.4.1528 von Hauptmann Diepolt v. Stein in Leitershofen festgenommen, nach Weißenhorn gebracht und dort hingerichtet. Erst bei der letzten Vernehmung soll L. widerrufen und die Kindertaufe anerkannt haben. – Ohne Rücksicht auf seine patrizische Herkunft bekannte sich L. zu den Wiedertäufern und erlitt für seine Glaubensüberzeugung den Tod durch den Henker, obwohl er ihm dank seiner Verbindungen hätte entgehen können.

  • Werke

    Ein kurtzer begryff von den Alten u. Neuen Papisten, Auch v. d. rechten u. wahren Christen, 1526;
    Diß ist ain anzayg: einem meinem ettwann vertrauten gesellen üb. seyne harte widerpart des Sacrament u. annders betr., o. J.;
    Ain kurtzer Anzayg wie Do. Martin Luther ain zeyt hör hatt etliche Schriften lassen außgeen vom Sacrament, die doch stracks wider ainander, wie wirt denn sein u. seiner anhänger Reych bestehen, Mathei 12, 28.1.1527.

  • Literatur

    ADB 17;
    J. Seifert, Hochadel. Stammtafeln d. Welser, Langenmantel …, 1716-24;
    G. Veesenmeyer, Btrr. z. Gesch. d. Lit. u. Ref., 1792, S. 51-62;
    Bibl. d. Lit. Ver. in Stuttgart 129, „Weißenhorner Historie“, 1876;
    Chr. Meyer, Die Anfänge d. Wiedertäufertums in Augsburg, in: Zs. d. Hist. Ver. f. Schwaben u. Augsburg 1, 1874, S. 207 f.;
    F. Roth, Zur Gesch. d. Wiedertäufer in Oberschwaben: II. Zur Lebensgesch. E. L.s v. Augsburg, in: Zs. d. Hist. Ver. f. Schwaben u. Neuburg 27, 1901, S. 1-45;
    ders., Augsburger Ref.gesch. I, 1901;
    C. Sender, Chronik d. Stadt Augsburg, in: Chroniken d. dt. Städte 23, Augsburg IV, 1894, S. 191 ff.;
    K. Schottenloher, Phil. Ulhart, e. Augsburger Winkeldrucker u. Helfershelfer d. Schwärmer u. „Wiedertäufer“ 1523-29, 1921, S. 54-57;
    W. Wiswedel, Bilder u. Führergestalten aus d. Täufertum II, 1930, S. 72-86;
    F. Westermeyer, in: Lebensbild(er) Bayerisch Schwaben V, 1956, S. 140-54 (P);
    J. Bellot, E. L., in: Welt im Umbruch, Augsburg zw. Renaissance u. Barock I (Ausstellungskat.), Nr. 84 (Schr. gegen d. Sakramentslehre Luthers 1527);
    J. Loserth, E. L., in: The Mennonit Enc., 1955-59;
    H. J. Hillerbrand, Bibliogr. z. Gesch. d. Täufertums 1520-1630, 1962, S. 80 f.

  • Porträts

    Bildnismedaille v. H. Schwarz, 1520, Abb. b. Westermeyer, s. L.

  • Autor/in

    Friedrich Blendinger
  • Zitierweise

    Blendinger, Friedrich, "Langenmantel, Eitelhans" in: Neue Deutsche Biographie 13 (1982), S. 586-587 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11973804X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Langenmantel: Eitelhans L. gehörte dem berühmten Augsburger Patriziergerschlecht der Langenmantel zum Sparren an und ist durch seinen Namen wie durch seinen Märtyrertod, den er als Wiedertäufer erlitt, bekannt geworden. Man hat ihn in der späteren Litteratur zu den vornehmsten Vertretern des Täuferthums gezählt. Diese Anschauung trifft indessen nicht zu, da er weder auf die Lehrentwickelung dieser Partei, noch auf ihre äußeren Schicksale von erheblichem Einfluß gewesen ist. Es fehlte ihm sowohl die theologische wie jede gelehrte Bildung. Er hatte den größten Theil seines Lebens ein Landsknechtsleben geführt. Nachdem er im J. 1525 in die Heimath zurückgekehrt war, begann er sich an den theologischen Kämpfen zu betheiligen, welche seine Vaterstadt damals auf das heftigste bewegten. Er griff selbst zur Feder ohne den Schwierigkeiten der Aufgabe ganz gewachsen zu sein. Die Gedanken, denen er hier Ausdruck giebt, sind durchweg nicht sein geistiges Eigenthum und sie werden von ihm in einer Form vorgetragen, welche die Unbehülflichkeit des Autors deutlich verräth. Da sich in Augsburg der litterarische Streit in erster Linie um die Lehre vom Altar-Sakrament drehte, so gelten seine ersten Schriften fast ausschließlich diesem Thema. Er verfocht dabei zunächst den Standpunkt Zwingli's und that sich hervor durch eine entschiedene Bekämpfung Luther's. In diese erste Periode Langenmantel's fallen drei kleine Schriften 1) „Diß ist ain anzayg: ainem meinen, etwan vertrawten gesellen über seine harte Widerpart, des Sacraments und anders betreffend E. H. L. (s. l. e. a.)"; 2) „Ein kurtzer Begriff Von Alten und Newen Papisten, auch von den rechten und waren Christen“, 1527 s. l.; 3) „Ain kurtzer anzayg, wie Do. Martin Luther ain zeyt hör hatt etliche schriften lassen außgeen vom Sacrament, die doch stracks|wider ainander, wie wird dann sein und seiner anhenger Reich bestehen. Matthei 12. Eitelhans Langenmantel“. Die Vorrede ist datirt vom 28. Januar 1527. Es ist in diesen kleinen Büchern von spezifisch täuferischen Ideen wenig zu bemerken; auf die wichtigsten Fragen des Täuferthums wird mit keiner Silbe Bezug genommen. Es sind schwache Reproductionen Zwinglischer Gedanken über das Abendmahl, zum Theil mit heftigen Angriffen auf Luther. Im Laufe des J. 1527 verließ er mit vielen Andern den Standpunkt der Zwingli’schen Opposition und trat ebenso wie Hätzer unter dem Einfluß Hans Denck's in das Lager der Täufer über. Er legte seine neuen Ueberzeugungen in seiner Hauptschrift nieder: „Ein Göttlich und gründlich offenbarung: von den wahrhafftigen Wiederteufern: mit Göttlicher warhait angezaigt“, 1527. Der Name des Verfassers war zwar nicht genannt, doch kannte man ihn in Augsburg bald und in Rücksicht auf seine Stellung entschlossen sich die „Diener des Evangelii in Augsburg" eine Widerlegungsschrift zu publiciren, welche am 6. Septbr. 1527 mit dem Titel: „Wider den neuen Taufforden, Notwendige Warnung an alle Christgläubigen" herausgegeben wurde. Inhaltlich ist Langemantel's Büchlein lediglich eine Wiederholung Denck’scher Ideen und die Widerlegungsschrift weist im Eingang mit deutlicher Bezugnahme auf diejenigen hin, welche aus „Einfältigkeit in den Tauforden gekommen seien“, während als die „öffentlichen Verführer“ Hans Denck und Balthasar Friedberger (Hubmeier) bezeichnet werden. Wie tief übrigens der Umschwung war, der sich in Langenmantel's ganzer Denkweise vollzogen hatte, ergiebt eine Vergleichung des Charakters und Tons der früheren und späteren Publicationen auf das evidenteste. Obwol die letzte Schrift viel milder und versöhnlicher war als die früheren, so wurde L. dennoch wenige Monate nach ihrem Erscheinen von dem Magistrate der Stadt zu lebenslänglicher Verbannung verurtheilt. Er begab sich auf sein Gut Leutershofen. Hier wurde er von dem Hauptmann des schwäbischen Bundes aufgegriffen, nach Weißenhorn geschleppt und im Mai 1528 enthauptet. Nachdem 5 Priester 5 Tage lang ununterbrochen mit ihm Bekehrungsversuche gemacht hatten, soll er nach dem Bericht eines katholischen Chronisten kurz vor der Hinrichtung sich wirklich bekehrt haben.

    • Literatur

      Clementis Sender, Monachi ad S. Udalricum Chron. August. (Hs. der Wolfenbütteler Bibl.) Veesenmeyer, Beiträge zur Gesch. der Litteratur im Reformationszeitalter, Ulm 1792, S. 51 ff. — Uhlhorn, Urbanus Rhegius im Abendmahlsstreit (Jahrbb. f. deutsche Theol. V, 1860. S. 3 45). —
      Gassari, Annales ad a. 1527. —
      Fr. Roth, Augsburgs Reformations-Geschichte, München 1881. S. 205—227. — Wackernagel, Das deutsche Kirchenlied, Bd. II, S. 457.

  • Autor/in

    Ludwig , Keller.
  • Zitierweise

    Keller, Ludwig, "Langenmantel, Eitelhans" in: Allgemeine Deutsche Biographie 17 (1883), S. 670-671 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11973804X.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA