Lebensdaten
1557 – 1629
Geburtsort
Leipzig
Sterbeort
Leipzig
Beruf/Funktion
Buchdrucker ; Buchhändler
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 119736802 | OGND | VIAF: 9792291
Namensvarianten
  • Lambergk, Abraham
  • Lamperche, Abraham
  • Lamberger, Abraham
  • mehr

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Zitierweise

Lamberg, Abraham, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119736802.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Adrian (Wappenbrief 1549, 1571), aus Kärnten, Schneider u. Barbier in L., d. gelegentl. Lagerbestände v. Buchführern als Pfand nahm;
    M Ursula ( 1567), T d. Wolf Trübenbach;
    1) Leipzig 1587 Barbara ( 1624), Wwe d. Buchdruckers Georg Deffner in L., T d. Georg Henne, 2) Leipzig 1624 Christina (1591–1637, 2]|1633 Henning Köler, 1656, Buchdrucker in L.), T d. Trinkstübners Christoph Göring (Gering) u. d. Margarete Kadeloff;
    9 K aus 1), 2 S aus 2), u. a. Christopherus (1626–80), Kirchenrat u. Hofprediger in Ilsenburg;
    Stief-S Hans Rambau, Drucker in Görlitz.

  • Biographie

    Nachdem der Tod des Vaters seinen Bildungsgang auf der Lateinschule Schulpforte unterbrochen hatte, lernte L. als Buchdrucker bei Jakob Bärwalds Erben in Leipzig. Nach Wanderjahren erwarb er 1587 das Leipziger Bürgerrecht, wobei es ihm die im Besitz seiner Frau verbliebenen Pressen Deffners ermöglichten, sich als Druckerverleger niederzulassen; den kursächs. Buchdruckereid, mit dem er sich der Aufsicht der Universität und des Rates unterstellte, schwor er 1589. Als Lohndrucker hat er u. a. für Henning Große in Leipzig und für den spekulativen Raubdruckverleger Johann Francke in Magdeburg gearbeitet und sich auch des Nachdruckgeschäftes nicht enthalten. 1595 beschäftigte er 6 Gesellen. Später hat er die seit 1612 mit einer vierten Presse ausgestattete Offizin wiederholt verpachtet (an Wolf Meißner, Hans Ulrich, Georg Liger, Johann Glück). Als Druckerzeichen führte er den Pegasus.

    Gegen den Widerstand der ansässigen Buchführer eröffnete L. 1597 eine Buchhandlung für den Vertrieb der eigenen Verlagsartikel sowie als Sortiment (offenbar vornehmlich von Kleinliteratur) und als Kommissionslager für die Drucke seines Stiefsohnes Hans Rambau in Görlitz. Gegenüber dem Einspruch seiner Gegner beim Rat der Stadt beriefen sich L. und seine Berufsgenossen auf die überkommene Freiheit der Drucker: ihr Gewerbe sei „nicht vor Handtwergk, sondern vor ein freye Kunst“ zu achten. Offensichtlich verband L. mit dem konventionellen Standesbewußtsein einen unternehmerischen, auch auf das Familieninteresse bedachten Geschäftssinn. – Mit der Erneuerung der kursächs. Buchdruckerordnung suchte man das Buchgewerbe 1594 strenger der Jurisdiktion und der Zensur des konfessionell gebundenen Staates zu unterstellen, insbesondere um die von der herrschenden luth. Orthodoxie verfolgten kryptokalvinist. Bestrebungen zu unterdrücken. L. hat sich diesen Verhältnissen angepaßt und sie wohl auch zur Erlangung von Druckprivilegien ausgenutzt. Er leistete 1598 den neu geforderten Buchdruckereid, nachdem er schon 1595, als sich in Leipzig eine Buchdruckerinnung zu bilden begann, an deren erstem „Generalsitz“ teilgenommen hatte. Er unterhielt Beziehungen zu den orthodoxen Hofpredigern Polycarp Leyser (d. Ä.) und Matthias Hoë v. Hoënegg und zum Oberkonsistorium in Dresden. Er verlegte die Schriften des orthodoxen Homiletikers Georg Strigenitz und des Lutheraners Nathanael Tilesius. Bereits 1593 hatte er deutsche geistliche Lieder und Psalmen herausgebracht, 1601 die „Sechs Ehrentitel des neugeborenen Christkindleins“ des sachsen-altenburg. Generalsuperintendenten Abraham Suarin, 1619 in Übersetzung den „Fürstlichen Lustgarten“ des span. Franziskaners Antonius de Guevara. Die zeitgenössische Dramenliteratur ist u. a. mit der „Tragicomoedia von der Jungfrawen Dorothea“ des an der Poetenschule in Regensburg gebildeten Balthasar Thamm (1595) und mit deutschen Schuldramen des Georg Mauritius (1607) vertreten. Mit der Verbreitung des prot. Kirchenliedes und der Aufnahme der barocken Hymnik gingen aus L.s Offizin auch Musiknotendrucke im Typensatz hervor, meist Kantorenmusik, von Erhard Bodenschatz, Christoph Demantius und Martin Hancke. „Typis Lambergianis“ druckte der Pächter J. Glück 1615 die Erstausgabe des „Cymbalum Sionium“ von Johann Hermann Schein, dem späteren Thomaskantor in Leipzig; ihr folgte 1617 desselben „Banchetto Musicale“, eine Sammlung von Paduanen und Gagliarden.

    Die wachsende Bedeutung Leipzigs als Buchhändlermeßplatz (neben Frankfurt a. M.) hatte den Buchhändler H. Große veranlaßt, seit 1594 einen den Leipziger Marktbedürfnissen angepaßten Meßkatalog (Catalogus novus …) herauszugeben. Zur Herbstmesse 1598 ließ L. ebenfalls einen Büchermeßkatalog (Catalogus novus autumnalis .., in der Folgezeit: Catalogus universalis …) erscheinen, der einen Anhang mit den ausschließlich in Leipzig angebotenen Neuerscheinungen enthielt, im übrigen aber ein Nachdruck des Frankfurter Ratsmeßkatalogs war, wie auch Große seit 1598 verfuhr. In dem daraus entstehenden Rechtsstreit mit Große wurde L. von der Universität und der Regierung unterstützt und erhielt 1599 ein kurfürstl. Meßkatalogsprivileg. Große wich 1600 auf eine Mehrjahrszusammenfassung des Messeangebots aus (Elenchus seu Index generalis …, mit 6 Fortsetzungen). Der Streit wurde 1603 von den Justitienräten in Dresden dadurch geschlichtet, daß sie beide Konkurrenten bei ihren Privilegien beließen. Bis 1619 druckte L. die Meßkataloge für sich und für Große mit gesonderten Titelblättern, bis 1629 nur noch für Große und dessen Erben, deren Nachfahren diesen Leipziger Meßkatalog bis 1759 fortführten. – L. verband seit 1605 mit der Herausgabe der Meßkataloge die der Leipziger Meßrelationen. Ihr Titel „Continvatio Der Historischen Relation vnd gründlichen wahrhaften Beschreibung Aller gedenckwürdigen Sachen …“ läßt die Anlehnung an die seit 1590 erscheinenden Frankfurter Relationen erkennen. Als Redakteur gewann L. den Polyhistor und Leipziger Professor historiarum Hieronymus Megiser, der historisch-politische und kommerzielle Nachrichten bevorzugte und dabei den prot. Tendenzen folgte. Als L. um 1624 die Buchhandlung an H. Großes Sohn Gottfried verkaufte, gingen auch die Meßrelationen an diesen über.

    Bis 1629 sind (nach Schwetschke) 897 Verlagswerke und Drucke L.s nachweisbar, für seine Zeit eine enorme Leistung, auch wenn darunter viele Kleindrucke waren. Allerdings war die typographische Qualität oft gering. Die Erben führten die Offizin fort. Bei der Belagerung Leipzigs durch Tilly wurde sie, in der Grimmaischen Vorstadt gelegen, 1631 niedergebrannt, aber bereits 1633/34 arbeitete sie, in die Stadt verlegt, wieder. Unter wechselnden angeheirateten Besitzern (Henning und Hans Köler, Johann und Johann Christian Georg) pflegte man den wissenschaftlichen und lat. Werk- und Zeitschriftendruck (zeitweilig die Acta Eruditorum), den Musikaliendruck und belieferte den Rat der Stadt mit Drucksachen. 1702 wurde die Offizin an Johann Caspar Müller verkauft, 1719 gelangte sie in den Besitz Bernhard Christoph Breitkopfs und ging so in das spätere Druck- und Verlagshaus Breitkopf & Härtel ein.

    L. und Große gehören als Verleger und Drucker der Meßkataloge, unter den beengten gewerblichen Verhältnissen ihrer Zeil sich als Konkurrenten entzweiend und doch wieder verbindend, zu den ersten Wegbereitern der buchhändlerischen Nationalbibliographie des deutschen Schrifttums.

  • Literatur

    ADB 17; Die archival. Qu. erschloß u. publizierte
    A. Kirchhoff in: Archiv f. Gesch. d. Dt. Buchhandels 7, 1882, S. 101 ff., 123 ff., 8, 1883, S. 22 ff., 9, 1884, S. 47 ff., 10, 1886, S. 117 ff., 248 ff., 11, 1888, S. 183 ff., 13, 1890, S. 115 ff., 15, 1892, S. 11 ff., 18, 1896, S. 244 ff. -
    Carmina nuptialia, In nuptiis … Abrahami Lambergi … 1587, 1587;
    R. E. Prutz, Gesch. d. dt. Journalismus, T. 1, 1845;
    G. Schwetschke, Codex nundinarius Germaniae literatae bisecularis, 1850;
    K. Goedeke, Grundriß z. Gesch. d. dt. Dichtung I, 1859;
    E. Weller, Ann. d. poet. Nat.-lit. d. Deutschen im 16. u. 17. Jh., Bd. 1 u. 2, 1862-64;
    F. H. Meyer, Die Meßrelationen A. L.s, in: Archiv f. Gesch. d. Dt. Buchhandels 10, 1886, S. 250-56;
    F. Kapp, Gesch. d. Dt. Buchhandels I, 1886;
    M. Spirgatis, Die litterar. Produktion Dtld.s im 17. Jh. u. d. Leipziger Meßkataloge, in: Btrr. z. Kenntnis d. Schrift-, Buch- u. Bibl.wesens, hrsg. v. K. Dziatzko, 6, 1901, S. 24-61;
    O. v. Hase, Breitkopf & Härtel I, ⁴1917;
    E. Kuhnert, Gesch. d. Buchhandels, neu bearb. v. H. Widmann, in: Hdb. d. Bibl.wiss., ²hrsg. v. Georg Leyh, I, 1952, S. 894 ff.;
    H. Lülfing, Der kursächs. Buchdruckereid u. d. Univ. Leipzig, in: Gutenberg Jb., 1956, S. 193-201;
    R. Blum, Vor- u. Frühgesch. d. nat. Allg.bibliogr., in: Archiv f. Gesch. d. Buchwesens 2, 1959, S. 258 ff.;
    Benzing, Buchdrucker, S. 266 ff.;
    H. Widmann, Gesch. d. Buchhandels vom Altertum b. z. Gegenwart, T. 1, 1975, S. 85 ff.

  • Autor/in

    Hans Lülfing
  • Zitierweise

    Lülfing, Hans, "Lamberg, Abraham" in: Neue Deutsche Biographie 13 (1982), S. 430-432 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119736802.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Lamberg: Abraham L., Buchdrucker und Buchhändler zu Leipzig zu Ende des 16. und im Anfange des 17. Jahrhunderts. Geboren daselbst 1558 als der Sohn eines Bürgers und Schneidermeisters wurde er 1571 zur wissenschaftlichen Ausbildung nach Schulpforta gesendet, sah sich aber aus Mangel an Mitteln genöthigt, diese Anstalt wieder zu verlassen und wählte nun zu seinem Lebensberufe die Buchdruckerkunst, die er in seiner Vaterstadt bei Jakob Berwald erlernte. Nach beendigter Lehrzeit arbeitete er in den besten Officinen Deutschlands und ließ sich endlich selbständig im J. 1587 zu Leipzig nieder. Da er hier als ein gebildeter Mann mit vielen Gelehrten, wie Polyc. Leyser, Matth. Höe u. a. m. Umgang pflog, so legte er auch in Verbindung mit einem sonst unbekannten Caspar Kloßmann einen Buchhandel an, den er jedoch bei herannahendem Alter wieder aufgab und starb zu Leipzig den 1. November 1629. Seine Erben setzten die Druckerei noch von 1631—1633 fort, worauf die Officin erlosch. Unter den Factoren der Officin des Stammvaters hatte sich u. a. auch der spätere, übrigens unbedeutende Buchdrucker Georg Liger befunden, der zuerst die Pachtung der Henning-Groß’schen Buchdruckerei zu Leipzig übernahm und um das Jahr 1619 sich hier als selbständiger Drucker niederließ. Das Insigne der Lambergischen Officin war ein mit heraldischen Zuthaten vielfach verzierter Pegasus. Unter den zahlreichen Druckwerken desselben sind anzuführen: „Geistliche|Lieder und Psalmen“, 1593; „Vier schöne Comoedien, vom Rabal, Ezechia, Josaphat und Haman“, einzeln gedruckt 1607, 8°. Von den Erzeugnissen der Erben verdienen hervorgehoben zu werden: „Die Bußpsalmen in Poesie gesetzt ... Leipzig in Verlegung Elia Rehefelds. Gedruckt bey Abrah. Lambergs sel. Erben", 1632, 4°; „Klag- und Ehren-Lied Ueber den tödtlichen Hintritt des ... Königs Gustavo Adolphen ... Veneben angefügtem Schwanengesang ...“, 1632, 4° (der Schwanengesang auch abgedruckt in Geffcken, Gustav Adolfs Schwanengesang, Hamb. 1856) und „Ascanius Olivarius Sieges- und Triumffs-Fahne Gustavi Adolphi Magni ...“, 1533, 4°. In der Litteratur des Buchhandels hat Abraham L. sich dadurch einen Namen gemacht, daß er zum Michaelismarkte 1598 einen Meßkatalog veröffentlichte, wofür er, wie sein Vorgänger auf diesem Gebiete, Henning Groß (Bd. IX, 748) 1594 für den seinigen ein kurfürstliches Privilegium erlangte, doch gab L. später die Wetterführung dieses Katalogs auf.

    • Literatur

      Weller. Ann., I. 158, 160, 165, 431; II. 39, 59, 70, 72, 79, 214, 508. Geßner, Buchdruckerkunst, I. 101; IV. 165. Goedeke, Grdr., I. 314, 317, 324, 404, 430. Lorck, Handb. d. Gesch. d. Buchdruckerk., S. 148.

  • Autor/in

    J. Franck.
  • Zitierweise

    Franck, Jakob, "Lamberg, Abraham" in: Allgemeine Deutsche Biographie 17 (1883), S. 536-537 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119736802.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA