Lebensdaten
1865 – 1911
Geburtsort
Wien
Sterbeort
Vorderbrühl bei Mödling
Beruf/Funktion
Photogrammeter ; Erfinder
Konfession
-
Normdaten
GND: 119408449 | OGND | VIAF: 77124778
Namensvarianten
  • Scheimpflug, Theodor

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen im NDB Artikel

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Scheimpflug, Theodor, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119408449.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Josef (1829–99), Dr., Begr. u. 1. Dir. d. Allg. Depositenbank in W.;
    M Ernestine, T d. Ernst Rinna v. Sarenbach (1793–1837), aus Görz (Friaul), Dr. med., HR (s. NND 16, 1840; BLÄ);
    Ur-Gvm Johann Baptist Rinna Rr. v. Sarenbach (1764–1846, 1812 österr. Adel mit d. Prädikat „v. Sarenbach“, Rr. 1838), 1810 Gubernialrat in Prag, 1812 k. k. HR d. österr. Hofkammer, österr. Leopoldorden 1838 (beide s. Wurzbach);
    B Karl (1856–1944), Dr. iur., o. öff. Prof., Sektionsrat in W., sorgte f. d. mil. Anwendung d. aerophotogrammetr. Erfindungen seines Bruders (Jb. d. Wiener Ges., 129; Kürschner, Gel.-Kal. 1931).

  • Biographie

    S. besuchte 1875-79 das akademische Gymnasium in Wien und anschließend die Marine-Akademie in Fiume, die er 1883 mit der Ernennung zum Seekadetten der k. k. Marine abschloß. 1888 wurde er Linienschiffsfähnrich und begann mit Arbeiten im Hydrographischen Amt in Pola. Seit 1890 war S. zur Marine-Sternwarte in Pola abkommandiert, 1894 erhielt er ein Kapitänspatent der Handelsmarine. 1895 begann er ein Maschinenbaustudium an der TH Wien, wo er sich intensiv mit Distanzmessung und Photogrammetrie beschäftigte. In Zusammenarbeit mit Eduard Doležal (1862–1955) entwickelte S. einen „Entfernungsmesser mit Teleobjektiv“ der 1896 patentiert wurde (DRP 99 841). Weitere Patente zur Distanzmessung folgten, ebenso wie photogrammetrische Versuchsarbeiten mit Doležal.

    1897 trat S. das Militärgeographische Institut in Wien ein (Hptm. 1899), führte Triangulierungsarbeiten in Galizien, Kärnten und Krain durch, wirkte am Präzisionsnivellement in Bosnien und Slavonien mit und führte Ausgleichsrechnungen zur Bestimmung der Reduktion von Pendelmessungen durch. Aufgrund persönlicher Differenzen ließ er sich Anfang 1900 beurlauben. Durch eine beträchtliche Erbschaft finanziell unabhängig geworden, begann S. mit Drachenflugversuchen, wo Ballonaufnahmen zur Kartierung des Geländes nicht durchführbar waren. Eine von ihm konstruierte und gebaute Panoramakamera wurde 1903 patentiert (Verfahren z. Herstellung projektiver Abb. auf opt. oder photograph. Wege bei voller Bildschärfe, DRP 164 527). Seit 1904 im Ruhestand, beschäftigte er sich mit der Herstellung von Landkarten mittels Drachen- und Ballonflug in Verbindung mit seiner Panoramakamera. 1906 erfand er den „Photoperspektrograph“ zur Entzerrung von Luftbildern (Improvements in and relating to Photographie Surveying, brit. Patent Nr. 16 812/1906). In einem Patent von 1904 (Improved Method and Apparatus for the Systematic Alternation or Distortion of Plane Pictures and Images, brit. Patent 1196/1904) wird eine Bedingung formuliert, die später als „Scheimpflug-Bedingung“ bekannt wurde. Sie besagt, daß die Schärfenebene das gesamte Motiv von vorne bis hinten (unabhängig von der Blendenöffnung) erfaßt, wenn sich Objektebene, Objektivebene und Bildebene in einem Punkt treffen bzw. sich in einer Schnittgeraden schneiden (die Schnittgerade sollte dann d. Verlängerung d. Bildebene sein). S. bezeichnete diesen Sachverhalt in seiner Patentschrift als „wohlbekannt“ und verweist auf ein brit. Patent aus dem Jahr 1901 für Jules Carpentier. S. war zwar nicht der Entdecker der nach ihm benannten Bedingung, aber er untersuchte die physikalischen Probleme der Kamerafokussierung weit detaillierter als dies vorher der fall gewesen war. Weder S. noch Carpentier beabsichtigten die Anwendung der „Scheimpflug-Bedingung“ auf die Landschaftsphotographie, beide betrachteten sie als Mittel zur Korrektur bereits existierender Photographien.

    1908 schuf er mit Gustav Kammerer von der Firma „Starke & Kammerer“ in Wien, den er 1906 in London kennengelernt hatte, den „Universaltransformator“, eine Vereinigung des Photoperspektrographen mit dem Zonentransformator. Seine Bemühungen, auf der Internationalen Luftschiffahrt-Ausstellung in Frankfurt/M. 1909 das Dt. Kolonialamt für seine Erfindungen zu interessieren, schlugen fehl. Weiterforschend erfand S. die Radialtriangulation, die 1909 patentiert wurde. Nach Eduard v. Orels (1877–1941) Vorbild entwickelte er einen Zeichenapparat. 1911 gelang S. die endgültige Lösung des Problems der Luftphotogrammetrie durch Entwicklung geeigneter Methoden und Apparate. Mit seinen Erfindungen wurde S. zum Bahnbrecher der Luftphotogrammetrie. Die Weiterführung seiner Forschungsarbeiten übernahm Kammerer, der 1914 bei einem Vermessungsflug mit einem Ballon abstürzte und tödlich verunglückte.|

  • Auszeichnungen

    Gründungs- u. Vorstandsmitgl. d. Österr. u. d. Internat. Ges. f. Photogrammetrie;
    Ehrenpreis d. Internat. Photograph. Ausst. Dresden (1909);
    Goldmedaille f. ao. Verdienste d. Österr. Ausst. f. Luftschiffahrt, Linz (1909);
    Voigtländer-Medaille d. Wiener Photograph. Ges.

  • Werke

    u. a. Optisches Einschneiden d. Umkehrungsproblems d. Photogrammetrie, 1898;
    Die Herstellung v. Karten u. Plänen auf photograph. Wege, in: SB d. Ak. d. Wiss. Wien, math.-naturwiss. Kl. II a, 116, 1907, S. 235-62;
    Die techn. u. wirtsr.haftl. Chancen e. ausgedehnten Kolonialvermessung, in: Denkschr. d. I. Internat. Luftschiffahrtsausst. 1909, 1909, S. 177-202;
    Die Flugtechnik im Dienste d. Vermessungswesens, in: H. Heernes (Hg.), Buch d. Fluges, 1911, S. 604-27;
    |

  • Nachlass

    Nachlaß: Wiener Stadt- u. Landesarchiv.

  • Literatur

    E. Doležal, in: Internat. Archiv f. Photogrammmetrie 2, 1909-11, S. 242-49;
    ders. u. K. Lego, in: FS T. S., z. 150j. Bestand d. staatl. Vermessungswesens in Österr., hg. v. Österr. Ver. f. Vermessungswesen, 1956, S. 5-15 (P);
    J. V. Berger, T. S.s Kernflächenverfahren, ebd. 4, 1913/14, S. 50-58;
    K. Peukker, in: Dt. Rdsch. f. Geogr. 35, 1913, H. 9;
    Goldberg, Das Scheimpflugsche System e. Kartographierung aus d. Luft, in: Prometheus 1258, 1913;
    K. Lego, in: Bildmessung u. Luftbildwesen 11, 1936, S. 231-34;
    Mitt. d. Reichsamts f. Landesaufnahme 4, 1939, S. 202-07;
    Österr. Naturforscher u. Techniker, hg. v. d. Österr. Ak. d. Wiss., 1951, S. 128-30 (P);
    J. Radford, in: The British Journal of Photography 19, 1978, S. 446 f.;
    H. M. Merklinger, Focusing the View Camera, 1993;
    ders., S.s Patent, in: Photo Techniques, Nov./Dez. 1996;
    Wi. 1911;
    Pogg. IV, V;
    ÖBL.

  • Autor/in

    Franz Allmer
  • Zitierweise

    Allmer, Franz, "Scheimpflug, Theodor" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 636-637 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119408449.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA