Lebensdaten
1496 – 1576
Geburtsort
Salhof Hertzbach/Düssel
Sterbeort
Rheininsel Lorward bei Wesel
Beruf/Funktion
Politiker ; Humanist
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 119384817 | OGND | VIAF: 5740065
Namensvarianten
  • Hersbeck, Konrad
  • Hertzbach, Konrad
  • Hedesbach, Konrad
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen im NDB Artikel

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Heresbach, Konrad, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119384817.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Konrad (1451–1541), Gutsbes.;
    M N. N.;
    1) 1536 Mechelt v. Dunen ( 1560), ehem. Nonne, 2) 1562 Mechelt van Loe; kinderlos.

  • Biographie

    H. besuchte Schulen in Werden, Hamm und Münster und ließ sich 1512 in Köln in das Gymnasium Montana aufnehmen. Hier hatte er erste Berührung mit dem Humanismus und wurde besonders von Wilhelm Nesenus beeinflußt. 1515 promovierte er zum Magister der freien Künste, studierte anschließend Theologie und Jurisprudenz und war 1517-19 an verschiedenen französischen Hochschulen eingeschrieben. Anläßlich einer Begegnung mit Erasmus von Rotterdam ließ er sich 1520 von diesem überreden, mit nach Basel in die Werkstatt Frobens zu kommen. 1521 ging er auf Empfehlung des Erasmus nach Freiburg, wirkte an der Universität als Professor für Griechisch und gab mehrere Werke griechischer Klassiker in kommentierten lateinischen Ausgaben|heraus. 1522 unterbrach H. seine Freiburger Tätigkeit und wurde nach kurzem Aufenthalt an der Universität Ferrara zum Doktor des Zivilrechts promoviert. 1523 trat er sein Amt als Erzieher des Erbprinzen in Kleve an, wiederum von Erasmus empfohlen. In dieser Funktion wurde er bald zum Berater des Fürsten und beeinflußte damit maßgeblich die Klev. Kirchenordnungen von 1525, 1532 und 1567. Diese spiegeln sein Bemühen wider, den Bruch mit der katholischen Kirche zu vermeiden und einen Ausgleich beider Konfessionen herbeizuführen. – 1535 wurde H. offiziell zum Geheimen Rat des Herzogs von Kleve ernannt. Er hatte wesentlichen Anteil an Schul- und Rechtsreformen zwischen 1550 und 1560; die 1561 erfolgte Stiftung der Humanistenuniversität Duisburg ist insbesondere auf sein Betreiben zurückzuführen. – In seinen letzten Lebensjahren auf dem Gut Lorward befaßte er sich viel mit der Landwirtschaft und schrieb die erste eingehende Darstellung landwirtschaftlicher Verhältnisse eines deutschen Gebietes. Mit diesem bisher nicht in deutscher Sprache vorliegenden Werk hat er sich in der Agrar-Geschichtsschreibung bleibende Verdienste erworben. Seine philologischen, theologischen und pädagogischen Schriften sind großenteils vergessen. Sein Einfluß als Humanist und Politiker ist etwa gleichzusetzen mit dem Einfluß des Herzogtum Kleve auf die kirchliche und politische Entwicklung Deutschlands während Reformation und Gegenreformation. H. war besonders beeinflußt von Erasmus, Johannes Sturm und Lud. Vives, eine enge Freundschaft verband ihn mit Melanchthon. Als Pädagoge wie auch als Staatsmann vertrat er stets eine Linie der Mitte und des Ausgleichs.

  • Werke

    Theodori Gazae introductionis grammaticae libri quatuor, Aus d. Griech. übers. v. K. H., Basel 1523;
    Strabonis geographicorum commentarii, Aus d. Griech. übers. u. kommentiert v. K. H., ebd. 1523;
    Rei rusticae libri quatuor, Köln 1568 u. ö. (auch versch. engl. Ausgg.);
    De educandis erudiendisque principum liberis libri duo, Frankfurt a. M. 1570. - Ausführt. Verz. b. A. Wolters, S. 231 ff., s. L.

  • Literatur

    ADB XII;
    A. Wolters, K. v. H. u. d. Clev. Hof zu s. Zeit nach neuen Qu. geschildert, 1867 (W-Verz., P);
    B. Lebermann, Die pädagog. Anschauungen C. H.s, Diss. Würzburg 1905;
    H. Petri, Staatsrecht u. Staatslehre b. K. v. H., Diss. Bonn 1938;
    O. Graff Dünger u. Düngung b. C. H., dem ersten landwirtsch. Schriftst. Dtld.s, in: Landbau-Forschung, 1957, H. 4, S. 75-77 (L, P);
    Schottenloher 8254-62.

  • Porträts

    in: Montanus, Die Vorzeit d. Länder Cleve-Mark …, neu hrsg. v. W. v. Waldbrühl [d. i. A. W. v. Zuccalmaglio], II, 1871.

  • Autor/in

    Hartwig Lohse
  • Zitierweise

    Lohse, Hartwig, "Heresbach, Konrad" in: Neue Deutsche Biographie 8 (1969), S. 606-607 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119384817.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Heresbach: Konrad H., geb. am 2. August 1496, 1576. Als der Sohn des begüterten Besitzers des Salhofes Hertzbach an der Düssel im Herzogthum Berg erhielt er eine sorgfältige Erziehung. Nachdem er die Schulen zu Werden, Hamm und Münster eine Zeit lang besucht hatte, begab er sich 1512 nach Köln, wo er am 30. October immatrikulirt und als Zögling der Montaner Burse aufgenommen wurde. Im J. 1515 wurde er zum Magister der freien Künste promovirt und trat dann in die juristische Facultät ein. Zur weiteren Ausbildung in der Jurisprudenz und zu seiner Vervollkommnung in der Kenntniß der französischen Sprache besuchte er einige französische Universitäten. Im Sommer 1519 kehrte er als Baccalaureus der Rechte nach Köln zurück. Seinen Lebensberuf glaubte er in der Stellung als akademischer Lehrer zu finden. Darum nahm er im Juli 1521 eine Professur der griechischen Wissenschaften an der Hochschule zu Freiburg an. Nachdem er hier eine kurze Zeit die Erziehung eines jungen Grafen und eines Sohnes des Baseler Buchhändlers Frobenius geleitet hatte, begab er sich Ostern 1522 nach Ferrara, um den juristischen Doctorgrad zn erwerben; die Promotion erfolgte bereits am 22. October. Neben der Rechtswissenschaft beschäftigte sich H. auch mit großer Vorliebe mit den theologischen Zeitfragen und dem Studium der hebräischen Sprache. In Padua hörte er hebräische Grammatik und Erklärung der Psalmen beim Genueser Augustin Justiniani. Von Padua ging er nach Freiburg zurück und übernahm wieder die Lehrstelle für griechische Grammatik. Bald entschloß er sich zur Herausgabe einer vollständigen und gemeinverständlichen Anleitung zur Erlernung der griechischen Sprache, welches Buch in kurzer Zeit sechs Auflagen erlebte. Wegen verschiedener Differenzen mit dem akademischen Senat über Erhöhung seiner Besoldung sehnte er sich nach einem anderen Wirkungskreise. Diesen fand er als Erzieher des jungen Erbprinzen von Cleve. Dem Herzog von Cleve, einem begeisterten Verehrer des Erasmus, war H. als ein Mann empfohlen worden, der besonders geeignet sei, in dem jungen Prinzen eine versöhnliche, irenische religiöse Richtung zu festigen. Keineswegs täuschte man sich in dieser Beziehung in ihm. Am clevischen Hofe hatte der Humanismus, der vielfach als der Vermittler in den bitteren theologischen Streitigkeiten angesehen wurde, freundliche Aufnahme gefunden. H. gehörte zu den Humanisten, ohne gerade äußerlich in den Kreis derselben getreten zu sein und den Willen, sich an ihren Kämpfen gegen die Obscuranten betheiligen zu wollen, kund gegeben zu haben. Von einem großen Theil der Humanisten unterschied er sich dadurch, daß er den Grundprinzipien des Christenthums treu blieb und die christlichen Ideen in Wissenschaft und Leben, in seinen Schriften wie in seiner amtlichen Wirksamkeit mit Entschiedenheit vertreten wollte. Seine Absicht war es, die humanistische Richtung mit der protestantischen und katholischen Kirche zugleich zu versöhnen und seine Kräfte zur Bildung einer Landeskirche aufzuwenden, welche die Anhänger des alten Systems und die Freunde der neuen Grundsätze gleichmäßig befriedigen sollte, den Aberglauben wollte er bekämpfen, ohne den Glauben anzugreifen, die Barbarei beseitigen, ohne die treue Pflegerin der Cultur, die christliche Lehre in ihren Grundlagen zu erschüttern. Am 1. September 1523 trat er sein Amt als Erzieher des jungen Prinzen an, der eben in's achte Lebensjahr getreten war. Lehrer und Schüler waren verwandte Naturen. Ihr ursprüngliches Verhältniß ist deshalb später in das des älteren zum jüngeren Freunde übergegangen. Der Vater des Prinzen, Herzog Johann, in dessen Händen die Besetzung der meisten|kirchlichen Pfründen des clevischen Herzogthums lag, verlieh dem von ihm außerordentlich hochgeschätzten Erzieher seines Sohnes ein Canonicat am Stifte zu Xanten und die Anwartschaft auf die Propstei zu Rees. Bald gewann H. auch einen großen Einfluß im Rathe des Fürsten und bei den wichtigsten Regierungsverhandlungen war Heresbach's Rathschlag maßgebend. Am 28. Juni 1534 erhielt er die Ernennung als clevischer geheimer Rath. Hiermit erhielt die Stellung, welche er bis dahin im Staatsrath nur vertraulich versehen hatte, eine legale Grundlage und einen amtlichen Charakter. Zu Heresbach's Zeit waren die politischen Fragen mit den kirchlichen so enge verwachsen, daß ein politischer Charakter ohne bestimmte kirchliche Färbung nicht denkbar war. H. gehörte zu der versöhnlichen Cassander’schen Richtung in der katholischen Kirche, stand in freundschaftlichem Verkehr mit den am Rheine wohnenden Vertretern dieser Partei und bemühte sich im Herzogthum Cleve die von Cassander befürwortete kirchliche Reform durchzuführen. Bei seinem Landesherrn fand er für seine Bestrebungen geneigtes Gehör und die protestantisch gesinnten Elemente im Clevischen setzten auf das einträchtige Zusammenwirken des Fürsten und seines einflußreichen Rathes große Hoffnungen. H., der Kanzler Lars, genannt Oligschläger, und Cassander wirkten zusammen, um dem Lande eine kirchliche Verfassung und Norm des Glaubens zu geben, wodurch die alten Mißbräuche abgestellt, aber die Grundsätze des hergebrachten Glaubens nicht über Bord geworfen werden sollten. Schwierigkeiten, welche mehr der allgemeinen Kirchengeschichte angehören, hinderten die Erreichung des Zieles. Bis zu einem förmlichen Anschluß an die Protestanten wollte er weder selbst vorgehen noch seinen Fürsten drängen; er legte Gewicht darauf in der katholischen Kirche zu bleiben und auch das Herzogthum Cleve dem katholischen Bekenntniß zu erhalten. H. kannte recht wohl die Bedeutung, welche die Schule für seine Reformpläne habe. Es war aber nicht die Volksschule, sondern die gelehrte Schule, welcher er seine Pflege augedeihen ließ. Es gelang ihm seine Thätigkeit für das Schulwesen durch Gründung einer Hochschule zn Duisburg zu krönen. Auch eine Reform des Clevischen Rechtes ließ sich H. angelegen sein, eine Reform, die sehr zu Gunsten des Römischen Rechtes ausfiel. H. war und blieb der Vertraute des alten wie des jungen Herzogs, der bescheidene Freund der herzoglichen Familie. Der Einfluß, den er unter dem Vater besessen, blieb unter dem Sohne in erhöhtem Grade maßgebend. H. hatte nie sonderliche Neigung für das Leben eines Kirchendieners bewiesen; er hatte die Pfründen nur angenommen, weil er sie als eine Gnade seines Fürsten, als Lohn für geleistete Dienste angesehen. Leichten Herzens resignirte er auf seine Benefizien, sobald er ein Weib fand, dem er seine Liebe schenkte. Diese Frau war Mechelt von Dunen, die er am 26. Februar 1536 heirathete. Sie entstammte einem alten Rittergeschlechte, welches seit Jahrhunderten im Clevischen ansässig war. Sie, die früher in einem Kloster gewesen, brachte ihrem Manne das auf einer Rheininsel unterhalb Wesel gelegene Gut Lorward in die Ehe. Mechelt starb am 12. December 1560 in Wesel, wo sie in der Wilibrordskirche beigesetzt wurde. Zwei Jahre darauf trat H. zum zweiten Mal in die Ehe mit einer Verwandten der Verstorbenen, Mechelt v. Loe. Diese Frau machte den bereits 66jährigen Mann so glücklich, daß sie von ihm der Stab seines Alters genannt wurde. Gleich nach seiner ersten Vermählung hatte H. den Hof verlassen und für immer seinen Wohnsitz auf dem Gute seiner Frau auf der einsamen Rheininsel genommen. Die einfache alte Wohnung hatte er durch ein schönes Landhaus ersetzt. Ohne seinem segensreichen Einfluß auf die Regierung des Herzogthums zu entsagen, führte er ein einfaches, aber glückliches Landleben. Hier starb er auch am 14. October 1576 und wurde in Wesel neben seiner ersten Frau beerdigt. „Um diese Zeit, schreibt der Chronist Hermann Weinsberg, ist|der berühmte Doctor Conradus Heresbachius im Land von Cleve, zwischen Rees und Wesel auf dem Lauerweerth gestorben, hat viele Bücher geschrieben, war unser Schwager; sein Bruder Peter H. hat meines Vaters Schwester zur Ehe gehabt, die noch lebt.“ Wenn H. auch im Herzen der römischen Kirche entfremdet war, so werden ihn doch die Protestanten als einen der Ihrigen nicht in Anspruch nehmen können. H. lebte und starb in einer Zeit, in welcher die später durch das Trienter Concil und die Bemühungen der Jesuiten festgestellte Scheidung zwischen dem alten und neuen Glauben noch nicht strenge abgegrenzt war und Manche sich noch mit Recht als Mitglieder der katholischen Kirche betrachteten, die eine Reihe von später dogmatisirten Glaubenssätzen verwerfen zu müssen glaubten. Von den uns erhaltenen Druckschriften Heresbach's sind zu nennen: „Theodori Gazae introductionis grammaticae libri quatuor"; „De laudidus graecarum literarum oratio"; „Strabonis geographicorum commentarii"; „Herodoti lidri IX latine": „Herodoti de genene vitaque Homeri lidellus"; „Thucydidis de bello Peloponnesiensium Atheniensiumque lidri VIII"; „Rei rusticae libri quatuor, universam rusticam disciplinam complectentes, una cum appendice oraculorum coronidis vice adiecta"; De educandis erudiendisque principum liberis"; „Diarium seu quotidianae preces"; „Psalmorum Davidicorum simplex et dilucida explicatio"; „Celeuma exhortatorium ad praeparationem christiane moriendi"; „Christianae iurisprudentiae epitome"; „Epistola factionis anabaptisticae Monasteriensis"; „Historia anabaptistica de factione Monasteriensi"; „Historia factionis excidiique Monasteriensis“. Andere Druckschriften von ihm, von welchen keine Exemplare auf uns gekommen, sind: „Liturgia Basilii graece et latine"; „Epitropicus de tutelis et miserabilium personarum cura"; „De ponderibus et mensuris"; „Dictionarium graeco-latinum“. Handschriftlich hat er hinterlassen: „Synodica, episceptica"; „In laudem iurisprudentiae"; „Pinacidium in Homeri utrumque poema"; „De sacerdotio Christi e Suida, graece et latine"; „De votis monasticis"; „De aggerum iure"; „Apoducatum Juliacensem irruptione"; „Dialectica"; „De germanorum moribus"; „De extremis temporibus conjectura"; „De religione"; „Profectio italica"; „Abusuum reformatio"; „Acta de colloquio Ratisbonensi"; „De triplici corona detrahenda pontifici Romano cum collectaneis de religione.“

    • Literatur

      Hartzheim, Bibliotheca Coloniensis. — v. Steinen, Quellen zur westfälischen Geschichte. —
      Herm. Hamelmann, Illustrium virorum qui Westphali fuere etc.
      Mithof, Nachricht von d. Leben, Schriften und Verdiensten Konr. Heresbach's. —
      v. Bianco, Die alte Universität Köln, I.
      Wolters, Konrad v. Heresbach u. der clevische Hof zu seiner Zeit. — Hermann Weinsberg, Gedenkbuch. I u. II.

  • Autor/in

    Ennen.
  • Zitierweise

    Ennen, Leonhard, "Heresbach, Konrad" in: Allgemeine Deutsche Biographie 12 (1880), S. 103-105 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119384817.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA