Lebensdaten
erwähnt 1370, gestorben 1426
Sterbeort
Schönensteinbach bei Wittenheim (Oberelsaß)
Beruf/Funktion
Ordensreformator ; Dominikaner
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 119033135 | OGND | VIAF: 72195376
Namensvarianten
  • Konrad
  • Konrad von Preußen
  • Konrad von Brüssen
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Quellen(nachweise)

Orte

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Zitierweise

Konrad de Grossis, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119033135.html [19.04.2024].

CC0

  • Biographie

    K. trat 1370 in den Predigerorden ein und wurde Mitglied des Kölner Konvents. Anfangs ließ sein religiöser Eifer zu wünschen übrig, war er doch „ein wilder, ungezemeter Bruder“. Am 18.4.1387 ernannte der Ordensgeneral, Raymund von Capua, K. zum Vikar der Kirche „S. Maria in Valle Iosaphat iuxta Berlin“, gestattete ihm aber gleichzeitig eine Wallfahrt ins Heilige Land, die für K. eine religiöse Wende brachte. Auf dem Wiener Generalkapitel stellte er sich 1388 dem Ordensmeister für die Verwirklichung der Ordensreform im Sinne ursprünglicher Strenge zur Verfügung. Am 28.9.1388 ernannte ihn Raymund zum Vikar des Berner Konvents, doch schon am 13.6.1389 folgte die Ernennung zum Vikar von Kolmar, dessen zur Provinz Teutonia gehörenden Konvent K. mit 30 reformwilligen Brüdern bezog. Als erster Vikar des Generals für die Ordensreform in Deutschland reformierte er 1395 auch das Dominikanernonnenkloster zu Schönensteinbach im Bistum Basel. Von diesen beiden Klöstern aus verbreitete sich die Ordensreform über die Rheinlande, Niederlande, Schweiz und Süddeutschland. Nach Beendigung seines Priorats 1396 finden wir K. im Dezember 1397 als Vikar und Beichtvater der Nonnen von Sankt Katharina zu Nürnberg, die dortigen Dominikaner wählten ihn kurz darauf zum Prior. Wenige Jahre später führte er die Ordensreform im zur Saxonia gehörenden Konvent Utrecht durch. Nicht weit von Utrecht, in Wijk und Westeroye, gründete Schönensteinbach Tochterklöster. Ähnlich wie Johannes Dominici versuchte auch K., die Bettelarmut wieder einzuführen, doch verschwand sie bald aus dem Programm der Reform. K. war ein hervorragender Schriftkenner, „ignitissimus praedicator et ardentissimus animarum zelator“, außerdem durch Visionen ausgezeichnet. Er starb „im Geruche der Heiligkeit“. Seine Bedeutung liegt in der praktischen Durchführung der Ordensreform, die den Orden in Deutschland rettete und die Blüte spätmittelalterlicher Mystik ermöglichte.

  • Literatur

    ADB 16;
    K. Schieler, Johannes Nider, 1885, S. 6 ff.;
    J. v. Schlumberger, Seraphim Dietlers Chronik d. Klosters Schönensteinbach, 1897, S. 172 ff., 205 ff., 352;
    Johs. Meyer, Buch d. Reformacio Predigerordens, hrsg. v. B. M. Reichert, IV. u. V. Buch, 1908, S. 7-26;
    A. Barthelmé, La réforme Dominicaine au XVe;
    siècle, 1931, S. 26-48;
    Th. Kaeppeli (Hrsg.), Registrum litterarum Fr. Raymundi de Vineis Capuani, in: Mon. Ordinis Praedicatorum Historica XIX, 1937, Nr. T 11-13, 35, 144, 158, 164 f., 167, 215, 234, 313;
    A. Walz, Compendium Historiae Ordinis Praedicatorum, ²1948, S. 65-70, 204, 262, 669;
    V. J. Koudelka, Heinrich v. Bitterfeld ( ca. 1405), Prof. an d. Univ. Prag, in: Archivum Fratrum Praedicatorum 23, 1953, S. 5-65, 17-19, 21;
    G. M. Löhr, Die Dominikaner an d. Universitäten Erfurt u. Mainz, ebd., 1953, S. 236-74. |

  • Quellen

    Qu.: Rom, Archivio Segreto Vaticano, Reg.lat. 44 vol. f., 76 f., vol. 45 f., 77 f.

  • Autor/in

    Ambrosius Eßer OP
  • Zitierweise

    Eßer OP, Ambrosius, "Konrad de Grossis" in: Neue Deutsche Biographie 12 (1980), S. 540 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119033135.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Konrad de Grossis oder von Preußen (d. h. aus dem preußischen Ordensland), ein berühmter Prediger und Reformator des Dominicanerordens in Deutschland, Prior im Dominicanerkloster zu Colmar im Elsaß und der erste Generalvicar der reformirten Klöster deutscher Provinz. Sein Geburtsjahr ist unbekannt. In den Orden trat er im J. 1370. Nachdem er zwei Mal Jerusalem und das heilige Land besucht (er war später auch ein drittes Mal dort und neunmal in Rom) und sich schon längere Zeit mit dem Gedanken einer Reform der Ordenszucht, die namentlich durch die Verwirrung während der Pestjahre 1348—1350 gelitten, getragen hatte, wurde ihm auf dem Generalcapitel des Ordens zu Wien im J. 1388 von dem Ordensgeneral Raymund von Capua die Reform in Deutschland anvertraut, indem er im Einvernehmen mit dem damaligen deutschen Ordensprovincial Peter Engerlein zum Prior des Klosters in Colmar ernannt wurde. Er bezog dasselbe im folgenden Jahre mit 30 gleichgesinnten Ordensgenossen und führte trotz Widerspruch und Anfeindung unter Billigung des Papstes Bonifaz IX. die geplante Reform durch. Im J. 1397 übernahm er das verfallene Kloster Schönensteinbach bei Gebweiler unter gleichzeitiger Lösung dieses bisherigen Augustinerinnenklosters aus der Jurisdiction des Abtes von Murbach, baute es wieder auf und besetzte es mit 13 Ordensschwestern aus verschiedenen Klöstern unter Clara Anna von Hohenburg als Priorin, die er sämmtlich zur Beobachtung der alten strengen Ordensdisciplin verpflichtete. Schon im J. 1396 hatte er die Reform im Kloster zu Nürnberg und kurz darauf mit vieler Mühe im dortigen Schwesterconvente zu St. Katharinen eingeführt. Von da ab verbreitete sich seine Reform bald in viele Klöster Deutschlands, der Schweiz und bis in die Niederlande, wozu der Ruf seines heiligmäßigen, mit Visionen begnadigten Lebens und seine weitreichende Wirksamkeit als Prediger und Beichtvater viel beigetragen haben mag; 1423 reformirte er noch das Schwesternkloster St. Maria Magdalena an den Steinen zu Basel. Ums J. 1400 hatte er auch den später so berühmten Johannes Nyder zu Colmar in den Orden aufgenommen; ein leiblicher Bruder von ihm, Thomas de Grossis gehörte gleichfalls dem dortigen Convente an. Lahm und kontrakt, aber gottergeben und unermüdlich thätig verbrachte er seine letzten Lebensjahre in seiner Lieblingsstiftung Schönensteinbach, wo er am 10. März 1426 starb und vor dem Hochaltare der Klosterkirche beigesetzt wurde.

    • Literatur

      Sein Leben nach einer alten Handschrift bei H. Murer. Helvetia sancta, Luzern 1648, Fol. S. 380. Sein Leben auch in Dz buch der reformacio der clöster prediger ordens, die da sind in tutzschen landen der bruder vnd och der swöstren, 5. Buch, Cap. 8 u. 9, Ms. aus dem J. 1470 im Besitze des Hochwürdigsten H. C. Greith, Bischofs von St. Gallen; J. Nyder, Formicarius III. 8 u. IV. 3. Frid. Steil, Ephemerides Dominicano-sacrae, Dillingen 1591. Thl. II, S. 37; Conr. Zittardus, Kurtze Chronica d. i. Historische Beschreibung der General-Maister Prediger Ordens, Dillingen 1596. S. 59 u. 60, der aber irrthümlich aus K. de Grossis und K. von Preußen zwei Personen macht. Denifle in der Zeitschr. f. deutsches Alterth., Bd. XIX, S. 488 ff.

  • Autor/in

    P., Anton Weis.
  • Zitierweise

    Weis, P. Anton, "Konrad de Grossis" in: Allgemeine Deutsche Biographie 16 (1882), S. 640-641 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119033135.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA