Lebensdaten
um 1445 – vermutlich nicht vor 1501
Geburtsort
Ettenheim (Breisgau)
Sterbeort
Heidelberg
Beruf/Funktion
Drucker
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 119011557 | OGND | VIAF: 14667846
Namensvarianten
  • Knoblochzer, Heinrich
  • Knoblitzer, Heinrich
  • Knoblochtzer, Heinrich
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Quellen(nachweise)

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Zitierweise

Knoblochtzer, Heinrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119011557.html [29.03.2024].

CC0

  • Biographie

    Über den frühen Lebensgang K.s ist nichts bekannt; er hat das Straßburger Bürgerrecht weder durch Heirat mit einer Straßburgerin noch durch Kauf erworben. 1479 wurde seine Frau Anna ihres zänkischen Charakters wegen aus der Pflegeanstalt für Leprakranke zu Schiltigheim entlassen; 1483 mußte er sich verpflichten, seine Schulden bei dem Basler Michael Tischmacher im folgenden Jahre abzuzahlen. Während man lange Zeit aus K.s Straßburger Druckertätigkeit, die wohl um 1475/76 begann, nur 6 firmierte Druckerzeugnisse kannte, ist es den Nachforschungen von K. Schorbach und Max Spirgatis durch Typenvergleich gelungen, ihre Zahl auf 55 zu erhöhen und K. einen „Ehrenplatz|in der Geschichte der Buchillustration“ zu sichern. Für seine sehr zahlreichen deutschsprachigen Drucke („Belial“ des Jacobus de Theramo in 4 Ausgaben, „Aesop“ in 3 Ausgaben, „Herzog Ernst“, „Griseldis“ des Petrarca, „Ackermann aus Böhmen“, „Die sieben weisen Meister“, „Salomon und Marcolph“, „Burgund. Historie“ des H. E. Tüsch, „Peter Hagenbach und der burgundische Krieg“, das „Buch der heiligen drei Könige“ des Johannes von Hildesheim und andere) verwendete er zur Illustration vor allem Nachschnitte von Holzschnitten Augsburger und Ulmer Ausgaben, seltener originale Arbeiten, die zum Teil zeitgeschichtlichen Wert besitzen. Sein letzter datierter Straßburger Druck, Hans Tuchers „Reise zum heiligen Grab“, erschien 1484. – Am 9.4.1486 wurde K. an der Universität Heidelberg immatrikuliert. Sein erster voll firmierter Heidelberger Druck, „De modo et ordine docendi et discendi“ des Baptista Guarinus, wurde am 18.12.1489 vollendet. Es besteht aber kaum noch ein Zwelfel, daß auch die Erzeugnisse des früher anonym gehenden „Druckers des Lindelbach“ (1. datierter Druck: „Sermones de sanctis“ des Hugo de Prato Florido vom 21.1.1485) K. zuzuschreiben sind. Die theologisch-kanonistischen, klassischen und humanistischen Schriften, wie Petrarcas „De remediis utriusque fortunae“ (um 1494), die „Satyrae“ des Aulus Persius (um 1495) und die „Opera“ Vergils (1495, auf Kosten Peter Drachs gedruckt) waren für die Professoren und Studenten der Universität Heidelberg bestimmt. Auch in Heidelberg schmückte K. seine deutschsprachigen Drucke („Dietrich von Bern“, „Ackermann von Böhmen“, „Melusine“, Jacob Köbels „Sibyllenweissagung“ und „Tischzucht“ und andere) mit Holzschnitten, die zum Teil anderen nachgeschnitten, zum Teil selbständige Schöpfungen waren, wie die des berühmten „Totentanzes“, die vom gleichen Künstler stammen sollen wie die Holzschnitte des von Peter Drach in Speyer gedruckten „Spiegels menschlicher Behältnis“. Ob K. noch 1501 tätig war, ist umstritten.

  • Literatur

    ADB 16;
    K. Schorbach u. M. Spirgatis, H. K. in Straßburg (1477–84), 1888;
    E. Voulliéme, Die dt. Drucker d. 15. Jh., ²1922, S. 73 f., 149-52;
    ders., Zur Bibliogr. H. K. in Heidelberg, in: Bokoch bibl.-historika Studier tillägnade Isak Collijn, 1925, S. 137 ff.;
    W. Port, Der Heidelberger Buchdruck in d. 1. Hälfte d. 16. Jh., in: Neue Heidelberger Jbb. NF 1940, S. 102 ff.;
    F. Ritter, Hist. de l'imprimerie alsacienne aux XVe et XVIe siècles, 1955. S. 55-63;
    J. Benzing, Zum Heidelberger Buchdruck im 1. Viertel d. 16. Jh., in: Gutenberg-Jb. 1960, S. 172 ff.;
    F. Geldner, Die dt. Inkunabeldrucker I, 1968, S. 66, 265-67.

  • Autor/in

    Ferdinand Geldner
  • Zitierweise

    Geldner, Ferdinand, "Knoblochtzer, Heinrich" in: Neue Deutsche Biographie 12 (1980), S. 195-196 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119011557.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Knoblochzer: Heinrich K., Buchdrucker im 15. Jahrhundert. Wie seines angeblichen Sohnes Knoblouch, Joh. (vgl. d.) Name, so ändert sich der seinige vielfach und erscheint 1477 als Knobloczer, 1483 Knoblotzer, 1484 Knoblitzer, 1490 Knoblochter und endlich 1494 als Knoblözer. Doch ist Knoblochzer der üblichste und von den Bibliographen allgemein recipirte. Ueber sein äußeres Leben sind wir durchaus im Ungewissen, doch scheint er von Geburt ein Straßburger gewesen zu sein, weil er hier zuerst neben Georg Husner, Martin Flach und Joh. Grüninger von 1477—1483 auftritt, dann aber und vermuthlich|durch deren Concurrenz beeinträchtigt, seine Presse nach Heidelberg verlegte, wo er als einer der ersten Drucker von 1485—1495 sich bemerkbar macht und wo er allem Vermuthen nach auch gestorben ist. Sein erster Druck in Straßburg war: „Das Buch Belial genant ...“, 1477 und seine letzten daselbst 1483: „Das schachzabelspiel“, „Thütsch Rhetorica“ und „Der Kalender, deutsch“. In Heidelberg druckte er u. a. „Sermones de Prato Florido de Sanctis“, 1485, Fol., „Sibille wisag“ (Weissagung) um 1494 (vgl. Köbel, Jacob) und „Tewtsch ymni oder lobgesange mit versan ...“, 1494. Von anderweitigen Druckwerken bemerken wir: „Thomas de Haselbach secunda pars s. aestivalis Sermonum daminic. sup. Epist. Pauli“, o. O. u. J. (1478); „Baptista Gvarinus de modo et ord. docendi ac discendi ...“, heydelbergae 1489, 4; „Virgilii Bucolica et eneidos Libri duodecim“, ibidem, ebenda, ebendort 1495. 4. und als letztes Preßerzeugniß: „Speculum officii expositorium ...“, 1495. 4. Von litterarischem Interesse ist auch der Druck des deutschen Volksbuches „Historia der Melusine“, Straßb. 1482 und wiederholt Heidelberg 1491, über dessen verschiedene und zahlreiche Ausgaben Goedeke's Gr. I, 120 und Panzer, Ann. I, 53 zu vergleichen sind. Eines Buchdruckerzeichens hat sich dieser Drucker nicht bedient. K. hat sich in der Typographengeschichte auch dadurch einen Namen erworben, daß er neben den Brüdern Zayner in Augsburg und Ulm zu den ersten gehört, welche Bücher in deutscher Sprache und zwar mit solchen Typen herstellten, welche man heute „Schwabacher Schrift“ heißt. Doch tragen die Charaktere der ersten Drucke mehr lateinischen als eigentlich deutschen Typus, denen nur die nothwendigen deutschen Buchstaben untermischt wurden. So druckte auch außerhalb Deutschlands Erhard Ratdolt zu Venedig noch 1483 „Das Buch von den zehn Geboten“ in deutscher Sprache mit halbgothischer Schrift, aber Bämler und Sorg in Augsburg warfen noch mehrere lateinische Buchstaben aus und ihr Druck näherte sich daher auch mehr der deutschen Schrift. Endlich kam zu Knoblochzer's Zeit durch Peter Schöffer zu Mainz 1486 bei „Breitenbach's Reisen" die noch mehr deutsche Schriftgattung hervor, die wir „Schwabacher“ nennen, welche mit einer kleinen Veränderung einiger Buchstaben noch in unseren Druckereien, obschon nicht zum Drucke ganzer Werke, sondern wie die Cursivschrift bei dem lateinischen Drucke, zur nöthigen Unterscheidung besonderer Stellen bei der Fracturschrift zur Verwendung kommt. Woher diese Schrift aber den Namen „Schwabacher“ habe, ist weder bemerkt noch untersucht worden. Da sie aber in Mainz zuerst zu Stande kam. so kann sie von der Stadt Schwabach in Franken und durch den Umstand ihren Namen erhalten haben, daß sich Schöffer dabei eines Künstlers aus dieser Stadt bediente, der nach der Gewohnheit jener Zeit von seinem Geburtsorte der Schwabacher hieß. Gleichzeitig sollen mit K. zu Heidelberg Friedrich Masch von 1485 bis 1497 so wie Hans von Laudenbach gearbeitet haben, von beiden ist jedoch nichts weiter bekannt. Der letztere sei nach Lesser's Historie der Buchdruckerei S. 54 daselbst 1514 gestorben und an dem Augustinerkloster wäre vor der Zerstörung der Stadt seine (bei Geßner, Buchdruckerkunst III, 297 sich findende) Grabschrift zu lesen gewesen. — Um die nämliche Zeit druckte im Auslande der Heidelberger „Johannes Rosenbach de Haydelberch“ und zwar zuerst zu Barcellona in Spanien um 1494, dann zu Perpignan (Perpenianum) um 1500.

    • Literatur

      Denis, Supplem. 172. 177. 178. 193. 282. Panzer. Ann. 98. 137. 185. 187. 192. 199. 212; Suppl. 37. 46. 48. 49. 51. 76 und dessen A. t. I, 457—59. III, 28. Sincerus, Nachrichten, 1731, S. 3. v. d. Linde, Gutenberg S. 60. C. Schmidt, Z. Gesch. d. ältesten Biblioth. u. d. ersten Buchdrucker Straßburgs, S. 108 f.

  • Autor/in

    J. Franck.
  • Zitierweise

    Franck, Jakob, "Knoblochtzer, Heinrich" in: Allgemeine Deutsche Biographie 16 (1882), S. 313-314 unter Knoblochzer [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119011557.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA