Lebensdaten
1780 – 1849
Geburtsort
Meßkirch (Baden)
Sterbeort
Riga
Beruf/Funktion
Komponist ; Musiker
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 11871600X | OGND | VIAF: 10033659
Namensvarianten
  • Kreutzer, Konradin
  • Kreutzer, Conradin
  • Kreutzer, Konradin
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Zitierweise

Kreutzer, Conradin, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11871600X.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joh. Baptist (1753–1800), Müllermeister in M., S d. Bauern u. Dorfammanns Franz in Eggenweiler u. d. Maria Anna Brielmayer;
    M Barbara (1756–97), T d. Müllermeisters Wendelin Hegele in M. u. d. Anna Fürst;
    1) Zürich 1812 Anna (1782–1823, ref.), T d. Hans Felix Huber, Rotgerber in Glattfelden, u. d. Anna Ursula Freudweiler, 2) Weißöhlhütten b. Litau/Mähren 1824|Anna ( 1886, kath.), T d. Gutsbes. Ostheim in Gr.-Herrlitz;
    2 S (früh †), 1 T aus 1) Cäcilie (1820–1901/02), Opernsängerin (s. Kosch, Theater-Lex.), 1 T aus 2) Marie (1828–88), Opernsängerin.

  • Biographie

    K. empfing die erste musikalische Unterweisung in Meßkirch. Seine schöne Stimme führte ihn in die Schule der Sängerknaben bei den Benediktinern in Zwiefalten, später ins Prämonstratenserstift Schussenried. Da sein Vater auf Absolvierung eines „achtbaren Studiums“ beharrte, ließ sich K. bei der Juristischen Fakultät in Freiburg i. Br. einschreiben, widmete sich aber nach dem Tode des Vaters ganz der Musik. Die Unruhen der Kriege hielten ihn zunächst in der Heimat, hauptsächlich in Konstanz, fest, bis er 1804 seine musikalische Ausbildung bei Albrechtsberger in Wien abschließen konnte. Bestimmend für die nächsten Lebensjahre wurde die Bekanntschaft mit dem Instrumentenbauer Fr. Leppich 1810. Nach dem Aufsehen, das dessen „Panmelodium“, das seine Töne durch Vibration von Metallstäben erzeugte, erregt hatte, begaben sich Leppich und K. auf ausgedehnte Gastspielreisen. Die erfolgreichen Aufführungen seiner Opern „Feodora“ und „Konradin von Schwaben“ trugen K. 1812 die Verpflichtung als Hofkapellmeister in Stuttgart ein, ein Amt, das er 4 Jahre lang versah. In dieser Zeit ergaben sich für ihn künstlerisch anregende Beziehungen zu Uhland und dessen Kreis. Die nächste feste Bindung ging er 1818 als Hofkapellmeister in Donaueschingen ein. Der Erfolg seiner Oper „Libussa“ (1822) in Wien verschaffte ihm den Kapellmeisterposten am Kärntnertortheater. Die beiden Jahrzehnte (1822–40), die er teils dort, teils am Theater in der Josefstadt verbrachte, bildeten Höhepunkte seines Lebens und Schaffens. 1834 hatte er mit der Uraufführung des „Nachtlagers von Granada“ seinen nachhaltigsten Opernerfolg, einen Monat später war K.s Name dank seiner Musik zu Raimunds Zaubermärchen „Der Verschwender“ abermals in aller Munde. In seinem letzten Jahrzehnt verdüsterte sich sein Lebensschicksal. Widrige Verhältnisse nötigten ihn zur Aufgabe der Wiener Stellung, die er mit dem Amt eines städt. Musikdirektors in Köln (1840–42) vertauschte. Als Leiter des 23. Rhein. Musikfestes (1841) rückte er noch einmal in den Blickpunkt des Musikinteresses. Nachdem er schon mit seiner Tochter Cäcilie vielfach auf Konzertreisen gegangen war, widmete er sich nach deren Verheiratung der künstlerischen Betreuung seiner Tochter Marie, folgte ihr in mehrere Engagements, zuletzt nach Riga, wo sich die junge Sängerin jedoch nicht behaupten konnte.

    Melodienfreudiger Lyriker von Natur, hat K. sein Bestes im Liede gegeben, vornehmlich in der Vertonung von Uhlands Balladen, Frühlings- und Wanderliedern. Von den 4stimmigen Männerchören sind „Droben stehet die Kapelle“ und „Das ist der Tag des Herrn“ Volksgut geworden. Vergessen sind seine 3 Klavierkonzerte; manches aus seiner Kammermusik, etwa das Trio für Klavier, Klarinette und Fagott (op. 45) ist durchaus neu belebbar. K.s Liebe galt vor allem der Oper, besonders nachdem ihm mit dem „Nachtlager von Granada“ ein Treffer gelungen war, wofür er ein Libretto vorfand (von K. J. Braun v. Brauntal nach einem Schauspiel von Fr. Kind), das in seiner Handlungsarmut und seinem Stimmungsreichtum der Eigenart des Komponisten entgegenkam.

  • Werke

    Weitere W u. a. 30 Singspiele u. Opern, darunter Melusine (Text v. Grillparzer, ursprüngl. Beethoven zugedacht), Berlin 1833 (Königstädter Theater).

  • Literatur

    ADB 17;
    W. H. Riehl, Musikal. Charakterköpfe I: ⁵1875;
    H. Weber, C. K., 58. Neujahrsstück d. Allg. Musikges. Zürich, 1870;
    H. Giehne, in: Bad. Biogrr. I, 1875;
    C. F. Wittmann, Einl. z. Textbuch „Das Nachtlager v. Granada“, 1898 (vollst. Verz. d. Opern);
    H. Burkhard, K. K.s Ausgang, in: Schrr. z. Gesch. d. Baar 14, 1920, S. 118-30;
    R. Roßmayer, K. als dramat. Komp., Diss. Wien 1928 (ungedr.);
    A. Landau, Das einstg. Klavierlied K. K.s, 1930;
    ders., Die Klaviermusik K. K.s, in: Zs. f. Musikwiss. 13, 1930/31;
    K. S. Bader, C. K.s heimatl. Wirken, in: ZGORh 99, 1951;
    B. Lamey, An K. K.s Grab, Rigaer Erinnerungen, in: Ekkhart, Jb. f. d. Badner Land, 1962;
    H. Leister, C. K.s Lieder f. Männerchor, Diss. Mainz 1963;
    W. Huschke, Fam. u. Vorfahren d. Komp. K. K., in: Geneal., Dt. Zs. f. Fam.kde., H. 8, 1967, dazu G. Wieland, ebd., H. 11, 1969;
    K. Körner, Das Musikleben in Köln um d. Mitte d. 19. Jh., 1969, S. 12-15;
    MGG VII (W, L, P);
    Riemann.

  • Porträts

    zahlr. Ölgem. (Karlsruhe, Bad. Landesmus., Kopien im Heimatmus. Meßkirch);
    Denkmal v. H. Baur (Meßkirch, vor d. Stadtkirche).

  • Autor/in

    Wilhelm Zentner
  • Zitierweise

    Zentner, Wilhelm, "Kreutzer, Conradin" in: Neue Deutsche Biographie 13 (1982), S. 27-28 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11871600X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Kreutzer: Konradin K. wurde geboren am Cäcilientage, den 22. November 1780 zu Meßkirch, einem damals fürstlich Fürstenberg’schen, nunmehr badischen Städtchen, wo sein Vater Bürger und Besitzer der eine halbe Stunde entfernten Thalmühle war. Der kleine Konrad, dessen musikalisches Talent sich frühzeitig offenbarte, erhielt vom 7. bis zum 10. Jahre bei dem tüchtigen Organisten und Chorregens Johann Baptist Rieger Unterricht in den Elementen der Tonkunst und besuchte sodann behufs der Gymnasialstudien die Schule der Benedictinerabtei Zwiefalten, in der Nähe der Reichsstadt Riedlingen an der Donau, wo er sich unter der Leitung trefflicher Lehrer im Gesang, Generalbaß, Clavier- und Violinspiel mit besonderem Erfolg ausbildete. Namentlich verdankte er sehr viel seinem Compositionslehrer, dem Ordenspriester Ernst Weihrauch, damals dem berühmtesten Contrapunktisten im Schwabenlande. Nach dessen Tode, 1796, setzte er die Vorbereitung zur Universität in der Prämonstratenser-Abtei Schußenried bei Waldsee, jetzt zum württembergischen Donaukreis gehörig, fort und ging 1799 nach Freiburg im Breisgau, um daselbst, dem Willen seines Oheims zufolge, welcher für den 1797 gestorbenen Vater die Erziehung des Verwaisten übernahm, Medicin zu studiren. Indessen gelang es ihm bei demselben endlich seinen Lieblingswunsch, sich der Musik ganz widmen zu dürfen, durchzusetzen. Hierauf verließ er 1800 Freiburg und hielt sich vier Jahre lang in Konstanz und in der Schweiz auf, als Virtuos auf dem Clavier wie auf der Clarinette sich auszeichnend, nicht minder aber als Componist und seelenvoller, mit einer schönen Stimme begabter Sänger allgemeine Anerkennung erringend. Das Bedürfniß, die Werke großer Meister zu hören und zu studiren und der Drang nach Vermehrung seiner tonkünstlerischen Kenntnisse führten ihn 1804 vou Zürich aus nach Wien. Da machte er bald Schuppanzigh's Bekanntschaft und wurde von ihm an Albrechtsberger empfohlen, dessen Unterricht er zwei Jahre genoß. K. blieb nun mehrere Jahre in Wien, componirte fleißig Kirchen- und weltliche Sachen, Quartette, Clavierstücke u. dgl. m., sowie auch einige Opern. — Im J. 1811 verließ er Wien, machte zwei Jahre Kunstreisen durch Deutschland und kam als Virtuos auf dem Leppich’schen Panmelodikon nach Stuttgart, wo er nach Aufführung seiner Oper „Konradin von Schwaben“ 1812 zum königlich württembergischen Kapellmeister ernannt wurde, welche Stelle er 1816 niederlegte, um sie nach Beendigung einiger Kunstreisen mit einer gleichen am Hofe des Fürsten von Fürstenberg zu Donaueschingen zu vertauschen. Im|J. 1822 kehrte K. nach Wien zurück, wo mit großem Beifall seine neue Oper „Libussa“ zur Ausführung kam, worauf er Kapellmeister am Kärnthnerthor-Theater unter Barbaja's Direction wurde. Im J. 1827 war Barbaja's Pacht zu Ende und das Kärnthnerthor-Theater blieb für einige Zeit geschlossen. K. begab sich nun nach Paris, wo er seine komische Oper „L'eau de la Jouvence“ zur Aufführung brachte, welche jedoch nicht durchzudringen vermochte. Als Graf Gallenberg im J. 1828 die Leitung des Kärnthnerthor-Theaters übernahm, trat K. wieder in seinen Posten als Kapellmeister ein und behielt ihn bis zum Jahre 1833, in welchem er die Stelle des Kapellmeisters am Josephstädter Theater übernahm und diese durch sieben Jahre, bis 1840, behielt. Während dieser Periode componirte er „Das Nachtlager in Granada“ und die Musik zu Raimund's „Verschwender“, zwei Schöpfungen, welche den bereits geschätzten Meister eigentlich erst allgemein bekannt machen sollten und sich bis heute auf dem Repertoir der deutschen Theater erhalten haben. Im J. 1840 verließ er Wien, um seine Tochter, die bekannte Sängerin Cäcilie K., auf ihren Gastspielen durch Deutschland zu begleiten, trat jedoch schon am 20. September desselben Jahres die angebotene Stelle eines städtischen Musikdirectors zu Köln an, wo er unter Anderem zu Pfingsten 1841 das 23. rheinische Musikfest leitete. Die in den Jahren 1843—1845 wiederholt von ihm unternommenen Reisen nach Paris, zu dem Zwecke, seine neuen Opern daselbst in Scene zu setzen und die damit verbundene längere Abwesenheit vertrugen sich jedoch nicht mit den Pflichten eines anderweitigen ständigen Amtes: K. gab deshalb schon im October 1843 seinen Wirkungskreis in Köln aus, wo der später am Hoftheater in Berlin wirkende Kapellmeister Heinrich Dorn sein Nachfolger wurde und dirigirte vorübergehend 1844, gemeinsam mit dem hessischen Hofkapellmeister Ganz aus Mainz, mehrere von der dortigen Operngesellschaft in Gent gegebene Vorstellungen. — An letzterem Orte 1846 als Preisrichter bei einem Wettsingen verschiedener Männerchöre thätig, ging K. im Herbste jenes Jahres nach einem mehrmonatlichen Aufenthalte in Graz nach Hamburg, wo Cornet am 14. November seine Oper „Die Hochländerin“ zur Aufführung brachte. Als seine Tochter Marie 1848 eine Anstellung als erste dramatische Sängerin in Riga fand, begleiteten sie die Ottern und dort starb am 14. December 1849 K. rasch an einem Schlagflusse und zwar ohne im Besitze irgend einer Anstellung zu sein, wie oft irrthümlich behauptet worden ist. Der alternde Meister und Sänger hatte nirgends eine bleibende Stätte finden können und hinterließ seine zweite Gattin (Anna v. Ostheim) und seine Tochter Marie, welche während des Rigaer Engagements die Stimme verloren hatte, in drückender Lage. Die aus erster Ehe stammende Tochter Cäcilie hatte sich bereits 1845 glücklich verheirathet und übernahm nun die Sorge für Stiefmutter und Stiefschwester. — K. hat als Componist eine außerordentliche Fruchtbarkeit entwickelt H. Giehne gibt in seiner in den „Badischen Biographien“ (Heidelberg 1875) enthaltenen trefflichen und pietätvollen Lebensfkizze des Meisters, der viele der vorstehenden Notizen wörtlich entnommen sind, eine Uebersicht der Werke desselben. Sie zerfallen in folgende Hauptgattungen: Instrumentalwerke der Concert- und Kammermusik, Lieder und Männerchöre, Fest- und Gelegenheitscantaten, Messen und sonstige Vocalwerke für die Kirche; Opern und Singspiele, wozu dann noch viele Einlagen in verschiedene fremde Bühnenwerke (Einzelgesänge, Chöre, Ouverturen, Tänze etc.) kommen. — Die jetzt kaum mehr gespielten Instrumentalsachen bestehen in Solostücken für das Clavier zu zwei und vier Händen, für dasselbe mit Begleitung von Violine, Flöte, Clarinette, Violoncell oder Fagott, 6 Trio's für Clavier, Violin und Violoncell, 3 Clavierconcerten, Concertstücken für Blasinstrumente u. dgl. m. Wol auf 150 belaufen sich die vierstimmigen Männergesänge und|zahlreich sind ebenfalls die Lieder, Romanzen und Balladen für erste und zweite Stimmen. Als geistliche und kirchliche Tonwerke sind fünf große und sechs kleinere Messen, ein Tedeum, Graduale's, Offertorien und Motetten, sowie ein Oratorium „Moses“, 1814 in Stuttgart und 1815 in Zürich aufgeführt, zu erwähnen. — Ihnen reihen sich über 30 dramatische Schöpfungen an, deren Titel in chronologischer Reihe hier folgen mögen: „Aesop in Lydien", 1808 (1823 umgearbeitet); „Jery und Bätely“, 1810 (Singspiel); „Zwei Worte oder die Nacht im Walde“, 1813; „Konradin von Schwaben", 1813; „Der Taucher", 1814 (1823 umgearbeitet); Adele v. Budry", 1814 (Melodram mit Chor); „Alimon und Zaide“, 1815; „Die Insulanerin“, 1815; „Téodora" und „Die Alpenhütte", 1816 (2 Operetten); „Orestes", 1817 (lyrische Tragödie); „Cordelia", 1819 (Monodram mit Chören); „Libussa", 1822; „Sigune", 1823 (nordisches Mährchen mit Musik); „Erfüllte Hoffnung“, 1824 (ländliche Scene mit Musik); „Die lustige Werbung“, 1826 (komische Oper); „L'eau de la jouvence“, 1827 (komische Oper); „Baron Luft" und „Denise, das Milchmädchen von Montfermeuil", 1829 (2 Singspiele); „Die Jungfrau", 1831; „Der Lastträger an der Themse“, 1832; „Melusine“, 1833; „Das Nachtlager in Granada“, 1834; „Tom Rick" oder „Der Pavian", 1834 (Singspiel); „Der Bräutigam in der Klemme", 1835 (Singspiel); „Traumleben", 1835 (dramatisches Mährchen); „Der Verschwender", 1836 (Zaubermährchen); „Die Höhle von Waverley", 1837; „Fridolin oder der Gang nach dem Eisenhammer", 1837; „Die beiden Figaro", 1839 (komische Oper); „Der Edelknecht", 1842; „Die Hochländerin am Kaukasus“, 1846. Die Oper „Aurelia“, welche erst mehrere Jahre nach Kreutzer's Tode in Kassel und Darmstadt und mit Beifall gegeben wurde, war bereits im J. 1843 während einer wiederholten Anwesenheit des Componisten in Paris entstanden, aber erst 1847 ausgearbeitet worden. Kreutzer's Talent entfaltet sich am hervorragendsten als Lyriker, nicht als Dramatiker. Eine Charakteristik seiner musikalischen Bedeutsamkeit gibt Riehl. In den „Musikalischen Charakterköpfen" führt er ein Wort Gutzkow's über Uhland an und schreibt: „Was Gutzkow von Uhland gesagt hat, das gilt in diesem Sinne auch von Kreutzer: Er zog die Glucken der Kapellen, stellte Hirtenknaben auf die Bergesgipfel und legte ihnen selige Lieder in den Mund. Er zauberte die Vergangenheit in verklärter Gestalt aus den Keimen wieder aus, ließ noch einmal die alten Falken der Jagden steigen — ließ Sänger an die Burgen um Einlaß klopsen, zauberte uns Jungfrauen auf den grünen Plan und Königssöhne, die vorüber zogen und sie liebten." Die neuere Musiklitteratur fertigt Kreutzer's compositorische Thätigkeit oft sehr rücksichtslos und kurz angebunden ab, gewiß mit Unrecht. Freilich schuf auch er wie viele seiner Kunst- und Zeitgenossen oft rasch und flüchtig, ohne tiefer aus dem Vorn der Erkeuntniß zu schöpfen. Er gehörte zu jenen Musikern, die naiv und unbesorgt um strenge Kritik componirten und nicht mehr gaben, als ihrem Naturell möglich war. Des tüchtigen Meisters Einfluß als acht deutscher Liedercomponist ist nicht zu unterschätzen. Am glücklichsten äußert sich diese Wirkung in seinen Männerchören, welche noch heute allgemein und gern gesungen werden. Hierunter zählen insbesondere! „Das ist der Tag des Herrn", „Dir möcht' ich diese Lieder weihen", „Ich suche Dich", „Süßer Hauch der Frühlingsluft" (Frühlingsandacht), „Die Kapelle“ (zweimal), „Weil' auf mir, du dunkles Auge“. Giehne bemerkt treffend a. a. O.: „Ihre Entstehung fiel in die Zeit vor und nach den Befreiungskriegen, darin frisches nationales Leben in Kunst und Wissenschaft durch ganz Deutschland sich zu entwickeln begann, mit gewaltigem Flügelschlag der kommenden besseren Zeit eines Wiedererwachens des deutschen Geistes Bahn brechend. Damals theilte K. mit C. M. v. Weber den Ruhm, an dem reformatorischen Streben|zur Verjüngung des von ihnen geliebten deutschen Volkes auch durch die Musik erfolgreich mitzuarbeiten und besonders auf die vielversprechenden Sprossen eines neuen Triebes, die Jugend, bildend wie begeisternd einzuwirken. Was beide Meister im Bunde mit Gleichgesinnten angestrebt, ist jetzt herrlich im deutschen Reiche in Erfüllung gegangen; nur war es K. vergönnt länger als Weber und Andere an dem Regenerationswerke fortzuschaffen.“ Die Dankbarkeit des deutschen Volkes hat sich in neuester Zeit bei Gelegenheit des 100jährigen Geburtstages des Meisters gezeigt. Aller Orten ward dieser Gedenktag durch Aufführung des „Nachtlagers“ oder der herrlichen Männerchöre Kreutzer's gefeiert, wobei man sich, freilich spät genug, auch seiner in Dresden lebenden Wittwe erinnerte. Das Hoftheater zu Dresden allein machte dieser ein Ehrengeschenk von 300 Thalern; außerdem bezieht sie seit dem Tode ihres Gatten eine Pension Seitens des Wiener Männergesangvereins. Seit einigen Jahren hat sich auch der badische Männergesangverein diesem Beispiele rühmlich angeschlossen. Die Ausführung eines Denkmals für K., das demselben von den Liedertafeln Deutschlands in seiner Vaterstadt Meßkirch errichtet wird, ist dem Konstanzer Bildhauer Hans Baur von dem hierfür bestellten Ausschusse übertragen worden. Dasselbe wird in einer säulenartigen Unterlage, zu der Stufen emporführen, und einer überlebensgroßen Büste des großen Musikers bestehen. Der untere Theil wird aus dem harten, bei Albdruck vorkommenden Syenit, die an demselben anzubringenden Symbole und Schriften sowie die Büste aber werden in Bronze ausgeführt werden.

    • Literatur

      Wurzbach, Biographisches Lerikon des Kaiserthums Oesterreichs, 13. Thl.

    • Korrektur

      S. 145. Z. 26 v. o.: Riedlingen war vorderösterreichisch, nicht Reichsstadt.

  • Autor/in

    Fürstenau.
  • Zitierweise

    Fürstenau, Moritz, "Kreutzer, Conradin" in: Allgemeine Deutsche Biographie 17 (1883), S. 145-148 unter Kreutzer, Konradin [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11871600X.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA