Lebensdaten
1820 – 1885
Geburtsort
Elberfeld
Sterbeort
Köln
Beruf/Funktion
Politiker ; Oberbürgermeister von Köln ; Journalist
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118657860 | OGND | VIAF: 2478151433031956420001
Namensvarianten
  • Becker, Hermann Heinrich
  • Becker, Hermann
  • Becker, Hermann Heinrich
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Becker, Hermann, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118657860.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Hermann Becker (1794–1824);
    M Theodora Helene Caroline Wilhelmine Friederike Krackrügge (1799 bis 1836, in 2. Ehe verheiratet 1832 mit Johann Peter Jakob Römer, Kaufmann in Elberfeld);
    Gvv Heinrich Becker, Rheinschiffer und Wirt;
    Gmv Margarethe Mühlenbeck;
    Gvm Johann Caspar Heinrich Krackrügge, Domänenrentmeister in Soest ( 1817);
    Gmm Maria Catharina Roemer;
    Henriette Metzmacher.

  • Biographie

    B. studierte Rechtswissenschaft. Frühzeitig wurde er wegen seiner Haarfarbe, bald auch wegen seiner demokratischen Gesinnung „der rote B.“ genannt. Als Referendar in Köln leitete er 1849/50 die „Westdeutsche Zeitung“, die nach der Unterdrückung der „Neuen Rheinischen Zeitung“ von Karl Marx den scharfen Kampf gegen die wachsende Reaktionspolitik der preußischen Regierung fortsetzte; im Kölner „Kommunistenprozeß“ von 1851 zu 5 Jahren Festungshaft verurteilt, verbüßte er diese in Weichselmünde. Dann betätigte er sich kaufmännisch und zugleich wieder publizistisch in Dortmund, wurde bald in den Stadtrat gewählt und gründete die Dortmunder Volksbank. Von Dortmund aus wurde er 1862 ins preußische Abgeordnetenhaus, ferner 1867 in den norddeutschen Reichstag gewählt, als Mitglied der Fortschrittspartei, also der bürgerlichen Linken; parlamentarisch trat er besonders in wirtschaftspolitischen Fragen hervor. Im übrigen stand er zunächst in der demokratisch-konstitutionellen Opposition gegen Bismarck und stimmte noch gegen die norddeutsche Verfassung von 1867, erklärte sich aber vom Standpunkt der nationalen Einheit aus für die Vollendung der Reichsgründung 1870/71 und trennte sich deshalb von der Fortschrittspartei. Wegen dieses politischen Stellungswechsels wurde seine Wahl zum Oberbürgermeister von Dortmund 1871 durch die preußische Regierung bestätigt; auf Grund des neuen Amts wurde er 1872 ins preußische Herrenhaus berufen. 1871/74 gehörte er auch noch dem deutschen Reichstag an. 1875 wurde er Oberbürgermeister von Köln, wo er namentlich die Übernahme der Gas- und Wasserwerke in die kommunale Verwaltung durchführte und die Erweiterung des alten Stadtbezirks einleitete.

  • Literatur

    ADB XLVI;
    K. E. Hackenberg, Der rote B., 1899;
    W. Kühn. Der junge H. B. I, 1934.

  • Autor/in

    Heinrich Heffter
  • Zitierweise

    Heffter, Heinrich, "Becker, Hermann" in: Neue Deutsche Biographie 1 (1953), S. 716 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118657860.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Becker: Hermann Heinrich B., Dr. jur., wurde am 15. September 1820 in Elberfeld als Sohn des Arztes Dr. Herm. Becker und dessen Frau Theodora geb. Krackrügge geboren. Schon als Gymnasiast führte er wegen|seiner Haarfarbe den Spitznamen „der rothe Becker“, der an ihm dann wegen seiner republikanischen Gesinnung in den Sturm- und Drangjahren seines Lebens haften blieb. Seine juristischen Studien trieb er in Heidelberg und Bonn und brachte sie in Berlin zum Abschlusse. Namentlich in Bonn spielte er unter der Studentenschaft wegen seiner Freiheitsliebe eine bemerkenswerthe Rolle. Als Referendar wurde er in Köln beschäftigt, wo er 1847 die Bekanntschaft von Karl Marx, Fr. Engels, Ferd. Freiligrath, Bürgers, Wolff und Lassalle machte. Doch stand er zu der von diesem Kreise ausgehenden Neuen Rheinischen Zeitung in keiner näheren Verbindung; ihre „rothe“ Schlußnummer ist ihm später irrig zur Last gelegt worden. Dagegen redigirte er nach ihrem Eingehen selbst die Westdeutsche Zeitung, welche „allen, die nicht unbedingt zur rothen Reaction geschworen, ein Anhaltspunkt sein sollte im Ringen mit dem Preußenthum“. Seine juristische Laufbahn wurde durch diese Preßthätigkeit, die ihm zahlreiche politische Processe zuzog, vernichtet. In den Preßprocessen zeichnete er sich aus als gewandter Redner und Selbstvertheidiger. Schlimme Folgen hatte für ihn der Communistenproceß im J. 1851, in den er mit seinem Freunde Bürgers verwickelt wurde. Auf Grund eines durch den Polizeirath Stieber beigebrachten Protocollbuches, das B. stets für eine böswillige Fälschung erklärt hat, wurde B. zu 5 Jahren Einschließung verurtheilt. Die Strafe hat er in der Festung Weichselmünde völlig abgebüßt. Ein Fluchtversuch mißlang. Ein von seinen Freunden entworfener Befreiungsplan wurde durch seinen Vertheidiger, den Advocaten Schneider, verworfen, um ihn dem Vaterlande zu erhalten. Nach der Entlassung aus der Haft wurde ihm die Aufenthaltserlaubniß in seinem früheren Wohnorte Köln durch die Polizei verweigert. Endlich fand er in Dortmund in einem kaufmännischen Geschäfte ein Unterkommen; die Mußestunden widmete er volkswirthschaftlichen und geschichtlichen Studien und schrieb Artikel für mehrere politische Blätter. Bald wurde er in den Stadtrath gewählt und entfaltete eine reiche gemeinnützige Thätigkeit. Er begründete die Dortmunder Volksbank und gab dem dortigen Gewerbeverein seine Bedeutung. Nach heißem Wahlkampfe wurde er von dem Wahlkreise Dortmund-Bochum 1862 in den preußischen Landtag gesandt, in welchem er der Fortschrittspartei beitrat. An den wirthschaftlichen und communalen Berathungen betheiligte er sich lebhaft. Er galt als hervorragender Kenner des Eisenbahn- und Postwesens; in der Budgetcommission war er hierfür Referent. Bismarck bezeichnete ihn als den besten Publicisten der Fortschrittspartei. Auch in den norddeutschen Reichstag wählte ihn der Wahlkreis Dortmund. Hier trat er besonders scharf gegen die Verfassung des Norddeutschen Bundes auf, die er als einen argen Rückschritt gegenüber der preußischen Verfassung ansah, als eine Form ohne Inhalt. Als aber 1870 die deutsche Gesammteinigung, so wie sie in den Versailler Verträgen niedergelegt war, zur Abstimmung stand, da trennte sich B. von seiner Partei und stimmte für die Annahme, um die deutsche Einheit, für die er sich bewußt war, sein Leben lang gewirkt zu haben, nicht zu gefährden. Die glänzende Wiederwahl Becker's in den ersten deutschen Reichstag bewies ihm, daß die große Mehrzahl seiner alten Wählerschaft hinter ihm stand. In demselben Jahre zeigte sich auch durch seine Wahl zum Bürgermeister von Dortmund, welches Vertrauen ihm seine Mitbürger entgegenbrachten. Trotz anfänglichen Widerstrebens bestätigte der König auf Bismarck's Verwendung die Wahl des alten Demokraten, der sich inzwischen von der Fortschrittspartei getrennt hatte, weil sie ihm zu doctrinär geworden war. 1872 erschien er als Vertreter Dortmunds im Herrenhause, nachdem er sein Landtagsmandat niedergelegt hatte. Er kam dadurch in die Lage, für dasselbe Gesetz, das Schulaufsichtsgesetz, in beiden Körperschaften seine Stimme abgeben zu können. Bald winkten ihm höhere|Aufgaben. Im J. 1875 wählte ihn die Stadt Köln zu ihrem Oberhaupte. Drei wichtige Aufgaben hat er hier zu lösen gehabt: Die Uebernahme der Gas- und Wasserwerke in die städtische Verwaltung, die Reorganisation des niederen Schulwesens und die Stadterweiterung, welche durch ihn in die Wege geleitet und begonnen wurde. Auch die staatliche Anerkennung fand ihren Ausdruck durch seine Berufung in den 1884 erneuerten Staatsrath. Erst in Köln in vorgerücktem Alter hat der unermüdliche Mann durch seine Ehe mit Henriette, der Tochter seines Freundes Karl Metzmacher, eine eigene Häuslichkeit begründet. Nicht lange Jahre konnte er sich seines Glückes freuen. Am 9. December 1885 starb er an den Folgen der Lungentuberkulose, die im Vorjahre zum Ausbruche gekommen war.

    • Literatur

      Necrolog in der Köln. Zeitung vom 12. Dec. 1895. — Karl E. Hackenberg, Der rothe Becker. Ein deutsches Lebensbild aus dem neunzehnten Jahrhundert. Leipzig (1899).

  • Autor/in

    Keussen.
  • Zitierweise

    Keussen, Hermann, "Becker, Hermann" in: Allgemeine Deutsche Biographie 46 (1902), S. 315-317 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118657860.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA