Lebensdaten
1867 – 1908
Geburtsort
Troppau (Österreichisch Schlesien)
Sterbeort
Düsseldorf
Beruf/Funktion
Architekt ; Designer
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118589768 | OGND | VIAF: 39646235
Namensvarianten
  • Olbrich, Joseph Maria
  • Olbrich
  • Olbrich, J. M.
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Zitierweise

Olbrich, Joseph Maria, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118589768.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Edmund (1837–1902), Bes. e. Lebzelterei in T.;
    M Aloisia Neisser (1832–89);
    Wiesbaden 1903 Claire Thum (1887–1946, 1] Ferdinand Morawe, 1871–1945, Schriftst.), aus Dresden;
    1 T.

  • Biographie

    Nach einer Maurerlehre bei Hubert Kment in Troppau besuchte O. 1882-86 die Bauabteilung der Staatsgewerbeschule in Wien. 1886 kehrte er nach Troppau zurück, wo er für den Bauunternehmer August Bartel, zuerst als Zeichner und Bauleiter, später als leitender Architekt tätig war. 1890 begann er an der Akademie für bildende Künste in Wien, Architektur zu studieren. Seine herausragenden Leistungen trugen ihm den mit einem Reisestipendium verbundenen Rom-Preis der Akademie ein. 1893-99 arbeitete O. als Zeichner im Büro des Architekten Otto Wagner (1841–1918) und war dort u. a. am Projekt der Wiener Stadtbahn beteiligt. 1897 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der Vereinigung bildender Künstler Österreichs („Wiener Secession“). Als selbständiger Architekt begründete er seinen Ruhm mit dem Gebäude der Wiener Secession (1899), einem|Hauptwerk des Jugendstils. Auch seine frühen Inneneinrichtungen festigten seinen Ruf als konsequenter Anhänger der Moderne. Im Frühjahr 1899 traf er mit Ghzg. Ernst Ludwig v. Hessen zusammen, der ihn als Mitglied der neu gegründeten Darmstädter Künstlerkolonie warb und ihm 1900 den Professorentitel verlieh. Bis zu seinem Tod war O. dort die führende Künstlerpersönlichkeit.

    Seine Architektur prägte das bis heute charakteristische Erscheinungsbild der Darmstädter Mathildenhöhe. Die meisten dieser Bauten wurden sukzessive im Zusammenhang mit den Ausstellungen der Künstlerkolonie errichtet: So das Ateliergebäude („Ernst-Ludwig-Haus“) und die Künstlervillen in dessen Umkreis (1900/01), die „Dreihäusergruppe“ als Modell neuer bürgerlicher Wohnkultur (1903/04), der „Hochzeitsturm“ – herausragender Akzent der Mathildenhöhe – und das angrenzende Städt. Ausstellungsgebäude (1905–08). Hinzu kamen jeweils Innenausstattungen und temporäre Ausstellungsbauten. – Auch die Darmstädter Gartenbau-Ausstellung 1905 wurde maßgeblich von O. mitgestaltet. Auf nationalen und internationalen Ausstellungen wie in Paris 1900, in Turin 1902, in St. Louis 1904 und in Köln 1905 war er erfolgreich mit Wohnräumen vertreten. Ferner beteiligte er sich an Wettbewerben für öffentliche Gebäude wie Bahnhöfe, Wassertürme und Hotels. Im Frühsommer 1907 übersiedelte O. mit einem Teil seiner Mitarbeiter nach Düsseldorf, wo er an seinem größten Projekt, dem Warenhaus Tietz, sowie an der Planung mehrerer Privathäuser im Rheinland arbeitete. Im selben Jahr war O. Gründungsmitglied des Deutschen Werkbundes.

    O. zählt zu den bedeutendsten Künstlerpersönlichkeiten der Reformbewegung um 1900. Seine ersten eigenständigen Arbeiten – Bauten wie Inneneinrichtungen – sind geprägt von den verspielten vegetabilen und kurvilinearen Formen des Jugendstils. Während seiner Darmstädter Jahre streifte O. diese immer mehr zugunsten eines stabileren, tektonischeren Stils sowie einer stärkeren Betonung des Materials ab. Im Rückgriff auf baugeschichtliche Traditionen wie der norddeutschen Backsteingotik entwarf O. den zeichenhaften Hochzeitsturm, der bereits Elemente der expressionistischen Architektur vorwegnimmt. Auch der Neoklassizismus spielte im reiferen Werk O.s eine wesentliche Rolle. Dem übergreifenden Gestaltungsanspruch der Reformbewegung entsprechend, entwarf O. neben Inneneinrichtungen auch zahlreiche Zier- und Gebrauchsgegenstände aus Edelmetall, Zinn, Keramik, Glas, Leder und Stoffgewebe. Von seinem Phantasiereichtum und zeichnerischen Talent zeugen überdies graphische Arbeiten wie Plakate und Buchschmuck.

  • Werke

    Weitere W u. a. Wohnhaus Hermann Bahr, Wien-Ober-St. Veit, 1900;
    Darmstädter Mathildenhöhe: Häusergruppe Ganns, 1900 (zerstört);
    Wohnhäuser Olbrich, Habich, Glückert, Deiters, alle 1900/01;
    Doppelhaus Stade, 1902/03 (zerstört);
    Bildhauer-Ateliers am „Ernst-Ludwig-Haus“, 1904;
    Arbeiterhaus Wilhelm Opel, 1908 (zerstört);
    Oberhess. Haus, 1908;
    weitere Bauten u. Anlagen: Spielhaus f. Prn. Elisabeth im Park v. Schloß Wolfsgarten, 1902;
    Wohnhaus Albert Strasser, Kronberg i. T., 1902;
    Wohnhaus Prof. Sarré, Neubabelsberg, 1903;
    Wohnhaus Dr. Silber, Bad Soden-Stolzenberg, 1906/07;
    Wohnhaus Max Clarenbach, Wittlaer b. Düsseldorf, 1908;
    Wohnhaus Joseph Feinhals, Köln-Marienburg, 1908 (zerstört);
    Warenhaus Tietz, Düsseldorf, 1908. – Innenarchitektur: „Wiener Zimmer“ auf d. Weltausst. Paris 1900;
    Wohnung Dr. Spitzer in Wien, 1899;
    Musikzimmer im Neuen Palais, Darmstadt, 1902/03 (zerstört);
    Wohnräume im ehem. ghzgl. Schloß, Gießen, 1905/06 (zerstört);
    Damensalon f. d. Mannheimer Jubiläumsausst. 1907 (teilweise erhalten). – Kunstgewerbliche Objekte: Berlin, Kunstbibl. (Nachlaß, Zeichnungen), Darmstadt, Mus. Künstlerkolonie, Dortmund, Mus. f. Kunst u. Kulturgesch.Schrr.: Unsere nächste Arbeit, in: Dt. Kunst u. Dekoration VI, 1900, S. 366-69;
    Das Haus Olbrich, 1901;
    Neue Gärten v. O., 1905;
    Der Frauen-Rosenhof Köln 1906, 1907.

  • Literatur

    L. Hevesi (Hg.), Ideen v. O., 1899;
    Architektur v. O., 1901 bis 1914 („Wasmuth-Mappen“, Reprint 1988);
    M. Creutz, Das Warenhaus Tietz in Düsseldorf, 1909;
    J. A. Lux, J. M. O., 1919;
    G. Veronesi, J. M. O., 1948;
    H.-G. Sperlich, Versuch üb. O., 1965;
    J. M. O. 1867-1908, Das Werk d. Architekten, Ausst.kat. Landesmus. Darmstadt 1967;
    J. M. O. u. d. Darmstädter Künstlerkolonie, Sonderh. (H. 7) d. Zs. „Kunst in Hessen u. am Mittelrhein“, 1967;
    K.-H. Schreyl, Die Zeichnungen in d. Kunstbibl. Berlin, 1972;
    R. J. Clark, J. M. O. and Vienna, Diss. Princeton Univ. 1974;
    I. Latham, J. M. O., 1981;
    J. M. O. 1867-1908, Ausst.kat. Mathildenhöhe Darmstadt 1983 (P).

  • Autor/in

    Renate Ulmer
  • Zitierweise

    Ulmer, Renate, "Olbrich, Joseph Maria" in: Neue Deutsche Biographie 19 (1999), S. 500-501 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118589768.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA