Lebensdaten
1807 – 1875
Geburtsort
Brandenburg/Havel
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Maler ; Graphiker ; Illustrator
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118553771 | OGND | VIAF: 22288875
Namensvarianten
  • Hosemann, Friedrich Wilhelm Heinrich Theodor
  • Hosemann, Theodor
  • Hosemann, Friedrich Wilhelm Heinrich Theodor
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Zitierweise

Hosemann, Theodor, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118553771.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Wilh. Albert ( n. 1846), preuß. Hauptm., S e. ref. Pfarrers in Gr.-Umstadt;
    M Christine Charl. ( vor 1821), T d. Justizbeamten u. Bgm. Stenge in Nauen b. Spandau;
    1) 1836 Henriette Aßmann ( 1849), 2) 1849/50 Bertha Heimbs (1828–87);
    3 S aus 1), 3 K aus 2) (früh †).

  • Biographie

    Mit 12 Jahren trat H. 1819 als Lehrling in die Lithographische Anstalt von Arnz und Winckelmann in Düsseldorf ein, wohin seine Eltern 1815 übergesiedelt waren. Seine Kindheit war durch wirtschaftliche Not der Familie bestimmt, doch verdiente er mit 15 Jahren schon jährlich 200 Taler. Einige Zeit waren P. Cornelius, der seine zeichnerische Begabung lobte, und A. Schroedter an der Akademie in Düsseldorf seine Lehrer. Als 1828 Winckelmann nach Berlin zog, nahm er H. als Illustrator mit, der für ihn anfangs vor allem Kinderbücher mit Zeichnungen versah. Nebenher war H. für den Verlag Gropius tätig. Zu dem Begründer der Berliner satirischen Volksliteratur, A. Glaßbrenner, trat er 1834 in Beziehung und zeichnete „Berlin wie es ist und – trinkt“. Mit Glaßbrenner gemeinsam gab er 1837-53 14 Hefte „Buntes Berlin“ heraus. Einer mündlichen Tradition zufolge soll H. zwischen 1833 und 1838 vorübergehend mit A. Menzel in Ateliergemeinschaft gearbeitet haben. Gleichwohl gaben ihm E. Meyerheim und der Marinemaler W. Krause durch ihren Malunterricht die Möglichkeit, seit 1832 auch als Maler hervorzutreten, als der er sich seitdem an den Ausstellungen der Preußischen Akademie beteiligte. Seine künstlerischen Mittel setzte er mit nüchternem Sinn für die humorvolle Schilderung des Volkslebens ein („Die tanzenden Rehberger“), an dessen Alltag er selber fröhlichen Anteil nahm. Nie erreichte er jedoch die malerischen Valeurs eines Spitzweg oder die sozialkritische Schärfe Daumiers. Den französischen Graphiker P. Gavarni nahm er zum Vorbild, aber Berlin war nicht Paris. So sind inzwischen seine graphischen Blätter eine Quelle zur Kenntnis der kleinbürgerlichen Kultur des Vormärz geworden, aus dem heraus seine zahmrevolutionären Karikaturen von 1848 zu verstehen sind. Sein Bestes gab H. in seinen Illustrationen, die in den 40er Jahren entstanden (E. Sues „Geheimnisse von Paris“, 1843, E. T. A. Hoffmanns „Gesammelte Schriften“, 1844, Gotthelfs „Uli der Knecht“, 1849, und andere). Den Stand seiner schildernden Malkunst kennzeichnet sein 1859 entstandenes Bild „Sonntag-Nachmittag bei der Familie des Künstlers“. Es ist ein zeittypisches Bild, weil es sich vorzüglich in das Jahrzehnt der Novellen des „Poetischen Realismus“ einfügt: die ereignislose Stunde des Gemeinsam-Seins. Allerdings warf man H. vor, daß er seine Kunst nicht höheren Zwecken, und das heißt: dem Historienbild, gewidmet habe. 1857 wurde H. Zeichenlehrer des Prinzen Georg von Preußen, gleichzeitig Professor, 1860 Mitglied der Akademie der Künste und 1866 Lehrer an der allgemeinen Zeichenschule in Berlin. Doch konnten äußere Ehren das langsam erlöschende Talent nicht mehr beflügeln. H. Zille kannte ihn noch.

  • Werke

    Verz. d. illustr. W u. graph. Bll. b. Brieger, s. L, S. 135 ff. (595 Nrr.), d. Ölbilder u. Aquarelle, ebd., S. 121, vgl. F. v. Boetticher, Malerwerke d. 19. Jh. I, 1895, S. 575 ff.;
    - Bilder u. Graphiken in Berlin (Berlin-Mus.;
    Stiftung Preuß. Kulturbes.: Nat.-Gal., Kupf.kab. u. Kunstbibl.).

  • Literatur

    ADB 13;
    F. Weinitz, Th. H., 1897 (P);
    L. Brieger, Th. H., e. Altmeister Berliner Malerei, mit e. Kat. d. graph. Werke d. Künstlers v. K. Hobrecher, 1920 (W, L, P);
    Paul Ferd. Schmidt, Biedermeier-Malerei, Zur Gesch. u. Geistigkeit d. dt. Malerei in d. 1. Hälfte d. 19. Jh., 1923, S. 149 ff. (P);
    P. Weiglin, Berliner Biedermeier, Leben, Kunst u. Kultur in Alt-Berlin zw. 1815 u. 1848, 1942, S. 46 ff. (P);
    J. Knüppel, Th. H., d. Maler u. Graphiker in Alt-Berlin, in: Berliner Heimat, 1958, S. 120-27;
    I. Wirth, Th. H., Maler u. Illustrator im alten Berlin, 1967 (P);
    ThB.

  • Porträts

    Selbstbildnisse, Öl, um 1855, Abb. b. Weinitz, s. L, 1850, ehem. Slg. Güldner, u. Phot., beide abgeb. b. Brieger, s. L;
    Ölgem. v. O. Begas, 1856 (Berlin, Ver. Berliner Künstler).

  • Autor/in

    Wolfgang Freiherr von Löhneysen
  • Zitierweise

    Löhneysen, Wolfgang Freiherr von, "Hosemann, Theodor" in: Neue Deutsche Biographie 9 (1972), S. 648-649 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118553771.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Hosemann: Friedr. Wilh. Heinr. Theodor H., Maler und Illustrator, geb. am 24. Septbr. 1807 in Brandenburg a. Havel, am 15. Octbr. 1875 in Berlin. Seit 1816 weilte er mit seinen Eltern in Düsseldorf, wo sich sein Kunsttalent sehr frühzeitig entwickelte. Während er noch die Akademie besuchte, war er schon für die lithographische Anstalt von Winckelmann beschäftigt und zeichnete allerlei für Bilderbogen und Jugendschriften. Als diese Anstalt 1828 nach Berlin übersiedelte, ging H. mit. Unzählige Kinderbücher erhielten durch H. ihre illustrative Ausschmückung, der aber dadurch, daß er sich den sonst üblichen Karikaturen und Bambocciaden fern hielt und das wirkliche Kinderleben mit seiner Harmlosigkeit und seinem naiven Humor betonte, eine wahrhaft erziehende Thätigkeit entwickelte und namentlich die edlere Form moderner Kinderschriften beeinflußte. Mit jedem Weihnachtsfest glich er Schiller's Mädchen aus der Fremde, das den Kindern immer Neues und immer Gutes zum Geschenke brachte. Wir nennen von seinen Werken die Bilderbogen mit Theaterfiguren, die er im Theater selbst direct nach der Wirklichkeit zeichnete, die Werke von A. Hoffmann, Jerem. Gotthelf, den Münchhausen, den Renommisten von Zachariae u. a. m. Durch E. Meyerheim angeregt, wandte er sich der Oelmalerei zu und wußte auch hier sich ein specielles Gebiet zu erobern, indem er kühn in das Gewoge des Alltagslebens griff und stets ein treffendes Bild dessen gab, was die tägliche Umgebung ihm vor die Augen führte. Seine Handwerker, Droschkenkutscher, Gemüseweiber und dergleichen Staffagen der Straße bleiben immer als treue Typen der Zeit, in der sie entstanden sind. Um auf diesem Gebiete das beste hervorzuheben, sei das Bild erwähnt, benannt: „Die Kegelbahn“, ausgestellt 1854, in dem die Charakterisirung der Personen mit dem Colorit gleichen Schritt hält. Seine Aquarelle wurden sehr gesucht, sie sind auch reizend. H. verstand es, auf dem kleinsten Raume die Wirklichkeit getreu zu schildern, ohne je gemein zu werden, wenn auch die Helden seiner Composition meist den niederen Ständen angehören. Prächtig ist der Herr Professor oder irgend ein Beamter auf seiner Sommerfrische. Offenbar sind es Aprilwolken, die über die Landschaft drohend ziehen, was den guten Mann nicht abhält, in seinem Gärtchen en miniature im Schatten (!) eines Baumes, der grade schon drei Blätter zählt, sein Pfeifchen zum Mokka zu rauchen (Nationalgallerie in Berlin). Höchst naiv ist auch das „Gänsemädchen“ (in einer Berliner Privatsammlung). Eine gelungene Technik und eine poetische Verschmelzung der Farbentöne werden diese Aquarelle stets zu einer Zierde solcher Sammlungen machen. H. hatte auch seiner Zeit für die Düsseldorfer Illustrirten Monatshefte viele Zeichnungen geliefert, die sich durch einen kaustischen, lebensfrischen Humor auszeichneten.

    • Literatur

      Lützow's Zeitschr., 1876. — Rosenberg, Die Berliner Malerschule.

  • Autor/in

    Wessely.
  • Zitierweise

    Wessely, Joseph Eduard, "Hosemann, Theodor" in: Allgemeine Deutsche Biographie 13 (1881), S. 180 unter Hosemann, Friedrich Wilhelm Heinrich Theodor [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118553771.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA