Lebensdaten
1516 – 1577
Geburtsort
Frankfurt/Main
Sterbeort
Frankfurt/Main
Beruf/Funktion
lutherischer Theologe ; Mathematiker
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 118510487 | OGND | VIAF: 50016413
Namensvarianten
  • Bicardus, Ariel (Pseudonym)
  • Cephalus, Sigismundus (Pseudonym)
  • Epitimus, Andreas (Pseudonym)
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Zitierweise

Beyer, Hartmann, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118510487.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Wilhelm, Frankfurter Bürger und Tuchscherer: M Elisabeth, Frankfurter Bürgers-Tochter, beide aus Büdingen;
    1) Wittenberg 30.4.1543 Barbara (Eltern unbekannt, 9.4.1553), 2) Frankfurt 1.8.1553 Agathe (Agnes, 19.4.1561), T des Frankfurter Bürgers und Weißgerbers Balthasar Widtmann aus Hammelburg, 3) ebenda 21.4.1562 Katharina ( 1613), T des Frankfurter Prädikanten Sebastian Ligarius aus Mainz;
    7 K aus 1), 2 K aus 2), 8 K aus 3), u. a. Johann Hartmann s. (2).

  • Biographie

    B., Schüler der Universität Wittenberg, wurde 1545 als Prädikant in seine Vaterstadt berufen. Hier wurde er die Seele des Widerstandes gegen das vom Rat, nicht zuletzt aus handelspolitischen Rücksichten, angenommene Interim. Nachgeben schien ihm Verrat an der Sache. Sein Ungestüm, sein Starrsinn führten zu manchen Reibereien mit der Stadtobrigkeit. In diese Auseinandersetzungen gehören auch seine beiden unter Pseudonym erschienenen Streitschriften von 1551. An dem Verbot der reformierten Flüchtlingsgemeinden in Frankfurt (22.4.1561), zu dem übrigens auch der Erwerbsneid der Eingesessenen beitrug, hatten er und sein Amtsbruder Matthias Ritter nicht geringen Anteil. B. war in Frankfurt der erste Vertreter jenes strengen Luthertums, das der Reichsstadt lange ihr Gepräge gab. Er war vor allem Prediger und Seelsorger. Dem Streit mit Theobald Thamer über die Rechtfertigungslehre war er weniger gewachsen. Gerühmt werden seine Kenntnisse in den alten Sprachen: hatte er doch sein Studium mit dem Magister Artium abgeschlossen (11.2.1539). Nebenher beschäftigte er sich mit mathematischen und astronomischen Studien. Zu seinem Freundeskreis zählen Johann Brenz, Flacius Illyricus, Tilmann Heßhusen und besonders Joachim Westphal in Hamburg.

  • Werke

    Quaestiones…, in libellum de sphaera Joannis de Sacro Busto…, Frankfurt a. M. 1549;
    Warer Grundt u. Beweisung, das die unrecht handeln, die iren Predigern verbieten, das antichristische Bapstumb… zu straffen…, Magdeburg 1551;
    Pro ficticio missae sacrificio argumenta erronea sophistarum pontificiorum…, ebenda 1551;
    Ein Stück der Predigt Th. Tameri…, Frankfurt a. M. 1552;
    Biblische Historien… (Historienbibel), ebenda 1583.

  • Literatur

    ADB II;
    Petrus Patiens, Narratio de vita et obitu H. Beyeri, Frankfurt a. M. 1577;
    ders., Historia H. B.s, ebenda 1578 (P);
    G. E. Steitz, Der luth. Prädikant H. B., in: Archiv f. Frankfurts Gesch. u. Kunst 4, 1847, 5, 1853;
    PRE;
    RGG.

  • Porträts

    Ölgem. v. unbek. Künstler d. Zeit (Hist. Mus. Frankfurt a. M.), danach wenig später Kupf. v. J. Th. de Bry.

  • Autor/in

    Dietrich Andernach
  • Zitierweise

    Andernach, Dietrich, "Beyer, Hartmann" in: Neue Deutsche Biographie 2 (1955), S. 203 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118510487.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Beyer: Hartmann B., Theologe und Mathematiker, geb. zu Frankfurt a. M. 30. Sept. 1516, starb daselbst 11. Aug. 1577. Durch Micyllus humanistisch gebildet, 1534 in Wittenberg immatriculirt, 1539 Magister, dann Privatlehrer der Mathematik daselbst (Schrift: „Quaestiones de sphaera"), wurde er 1546 als Prädicant in|seine Vaterstadt berufen. Hier hatte von 1525—1536 die Zwingli’sche Richtung geherrscht und im folgenden Jahrzehent mit dem Lutherthum gerungen. Durch B. wurde der Sieg des letzteren entschieden. Er war die Seele des Widerstandes gegen das vom Rathe angenommene Interim, und als der letztere die durch das Interim gebotenen, aber während der Belagerung von 1552 abgekommenen Wochenfeste wieder zu halten befahl, trieb B. 1553 die Opposition bis zur Amtsentsetzung. Der Rath sah sich indessen genöthigt, diese nach wenigen Tagen zurückzunehmen (in dieser Zeit tröstete der starke Mann seine sterbende Frau mit freudigem Glaubensmuthe) und die bestrittenen Feiertage konnten erst 1576 eingeführt werden. Sein Streit mit dem katholisirenden Rationalisten Theobald Thamer (1552), den der Erzbischof von Mainz als zweiten Prediger an die katholische Bartholomäihe gesetzt hatte, veranlaßte den Gegner zur schärfern Entwicklung seiner Grundsätze, in Folge dessen seine Stellung unhaltbar wurde und er selbst zur römischen Kirche übertrat. Im J. 1554, als eben Joachim Westphal von Hamburg aus den Abendmahlstreit erneuert hatte, führte Valerandus Polanus eine Schaar wallonischer Reformirter nach Frankfurt, denen bald englische und im folgenden Jahre, von Laski geführt, holländische Flüchtlinge folgten, sämmtlich aus England vertrieben. Man räumte ihnen eine Kirche ein, aber sobald ihre Richtung erkannt wurde, eröffneten gegen sie die lutherischen Prädicanten, vornehmlich B. und Matthias Ritter, den Kampf. Er wurde erleichtert durch Uneinigkeiten, die im Schoße der fremden Gemeinden selbst entstanden und die Calvin schriftlich und durch persönliches Erscheinen (1556) vergebens zu schlichten bemüht war. In der englischen Gemeinde wurde Cranmer's Liturgie durch John Knox bekämpft, in Folge dessen der spätere schottische Reformator auf das Betreiben seiner Gegner Wittingham und Cox 1555 aus der Stadt verwiesen wurde. Dieser Streit setzte sich, als 1558 die Engländer in ihr Vaterland zurückgekehrt waren, in größeren Dimensionen in England fort und führte zur Trennung der anglicanischen und presbyterianischen Kirche. Am 22. April 1561 wurde in Frankfurt der reformirte Gottesdienst durch Rathsschluß aufgehoben; die meisten Glieder der fremden Gemeinden zogen sich nach der Pfalz und der Grafschaft Hanau; der lutherische Charakter der Reichsstadt war damit unwiderruflich festgestellt und behauptete sich bis zum J. 1806 — eine Wendung, die vorzugsweise der Energie Beyer's, des Freundes von Westphal, Brentz, Jakob Andreä und Heßhus zuzuschreiben ist. Auch in der Gemeinde war seine Wirksamkeit bedeutend; wortkarg im Leben, entfaltete er in seinen Predigten, deren Handschriften noch in 49 Bänden auf der Stadtbibliothek aufbewahrt werden, eine hohe Kraft und Schönheit der Sprache; furchtlos bekämpfte er die Laster und die Irrlehren; den Rath schonte er so wenig, daß dieser ihn oft wegen aufrührerischer Reden verwarnen ließ. Einige antirömische Schriften hat er unter dem Namen Cephalus und Epitimius herausgegeben. Sein Sohn war der Mathematiker und Naturforscher Joh. Hartmann B., der 1625 als Arzt in Frankfurt starb.

    • Literatur

      Steitz, Der lutherische Prädicant Hartmann Beyer, Frankf. 1852.

  • Autor/in

    Steitz.
  • Zitierweise

    Steitz, "Beyer, Hartmann" in: Allgemeine Deutsche Biographie 2 (1875), S. 597-598 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118510487.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA