Lebensdaten
1796 – 1855
Beruf/Funktion
Altphilologe ; Professor der klassischen Philologie in Halle an der Saale ; Archäologe
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 117554677 | OGND | VIAF: 121700014
Namensvarianten
  • Meier, Moritz Hermann Eduard
  • Meier, Eduard
  • Meier, Moritz Hermann Eduard
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Meier, Eduard, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117554677.html [28.03.2024].

CC0

  • Biographie

    Meier: Moritz Hermann Eduard M., Philologe und Alterthumsforscher, wurde am 1. Januar 1796 zu Groß-Glogau in Schlesien als Sohn eines jüdischen Kaufmanns geboren. Ursprünglich war er auch für den Handelsstand bestimmt, doch gab die Familie dem Wunsche des überaus reich begabten Jünglings nach, der sich auf die Wissenschaft richtete. Zuerst in der städtischen Bürgerschule seiner Heimath, dann in Berlin auf dem Gymnasium „zum Grauen Kloster“ ausgebildet, widmete sich M. zuerst auf der Universität Breslau (seit 8. April 1813), seit 1814 in Berlin, wo Böckh) die Richtung seiner Studien bestimmte, an der Seite von Freunden und Studiengenossen, wie Döderlein, Göttling, Gerhard, Osann, Zumpt, der Philologie. 1816 verließ er die Universität, um vor dem Eintritt in die Prüfung noch einige Zeit bei tiefgehenden Privatstudien zu verbringen. (In diese Zeit fällt auch sein Uebertritt zum Christenthum; seit der Taufe erst führte er seinen dritten Vornamen Eduard.) Am 14. November 1818 hat M. sein philosophisches Doctorexamen bestanden, am 2. Decbr. d. J. promovirt; seine Abhandlung „Historiae juris Attici de bonis damnatorum et fiscalium debitorum capita aliquot“, war ein Abschnitt des im nächsten Jahre veröffentlichten größeren Werkes, in welchem er einen Theil seiner ausgedehnten Forschungen über das attische Recht niederlegte. — Entschlossen die akademische Laufbahn zu betreten, hat M. sich 1819 in Halle als Privatdocent habilitirt, und wurde schon am 17. April 1820 als außerordentlicher Professor der Alterthumswissenschaft und der klassischen Philologie nach Greifswald berufen, wo er die damals völlig darniederliegenden philologischen Studien bald zu frischem Leben erweckte; dieses namentlich in Verbindung mit Schümann, der sich am 31. Octbr. 1820 in Greifswald habilitirte und mit M. in ein sehr nahes Freundschaftsverhältniß trat. Mit diesem zusammen bearbeitete M. die von der Berliner Akademie der Wissenschaften gestellte Preisaufgabe über das attische Gerichtswesen. Die Preisschrift (sie erschien 1824 in Halle unter dem Titel „Der attische Proceß") wurde gekrönt, ihre Verfasser am 17. Juni 1824|zu correspondirenden Mitgliedern der historisch-philologischen Classe der Akademie, dann auch in Greifswald zu Doctoren des Rechts ernannt. Der Rücktritt des Hofrathes Seidler öffnete bald nachher für M. ein Ordinariat in Halle; am 24. Novbr. 1824 dafür ernannt, siedelte er Ostern 1825 dahin über. Leider aber hatte die ihm eigenthümliche edle Sinnesweise, mit welcher er darauf bestanden, daß gleichzeitig auch der damals in Halle mit eben so vielem Beifall wie Erfolg thätige, hochbegabte Philologe Reisig zum Ordinarius befördert wurde, nicht die Folge, daß sich nun zwischen ihm und dem neuen Collegen ein sympathisches Verhältniß auszubilden vermocht hätte. — Der Universität Halle ist M. von nun an bis zum Ende seines Lebens treu geblieben. Seine akademische Thätigkeit war eine überaus vielseitige. Seinen Vorlesungen, welche mit Vorliebe den realen und historischen Theilen der Alterthumswissenschaft zugewandt waren, und bei klarer und übersichtlicher Gruppirung des reichen und gründlich gesichteten Materials von ihm andauernd verbessert und vervollständigt wurden, gingen zahlreiche litterarische Arbeiten zur Seite. Unter seinen Schriften sind außer den bereits genannten besonders zu betonen: die Ausgabe von Demosthenes Rede gegen Midias (Halle 1832), die Arbeiten „De gentilitate Attica“ (Halle 1835), „De Andocidis oratione contra Aleibiadem“ (Halle 1836), „De Crantoris Solensis libro deperdito“ (Halle 1840), „De proxenia sive de publico Graecorum hospitio“ (Halle 1843), „Fragmentum lexici rhetorici“ (Halle 1844), „Die Privatschiedsrichter und die öffentlichen Diäteten Athens“ (Halle 1846) und „De vita Lycurgi et de Lycurgi orationum reliquiis“ (Halle 1847). Außerdem war M. seit 1828 Mitredacteur der „Allgemeinen Litteraturzeitung“, und redigirte seit 1830, zuerst in Gemeinschaft mit Kämtz, seit 1842 allein, die dritte, seit 1852 auch die erste Section der Ersch und Gruber’schen „Allgemeinen Encyklopädie“, in welcher viele wichtige Aufsätze aus seiner Feder sich finden. Nach seinem Tode wurde von F. A. Eckstein und Haase eine Sammlung seiner akademischen Gelegenheitsschriften in zwei Bänden (Leipzig 1861—1863) herausgegeben. — M. hatte auch, zuerst noch unter Schütz (der 1832 starb), und seit etwa 1828 gemeinschaftlich mit Bernhardy, die Arbeiten des philologischen Seminars zu leiten, bis (21. Dec. 1846) durch ein neues Reglement dieses Institut in zwei Abtheilungen zu gleichen Rechten zerlegt und M. mit der Leitung einer derselben betraut wurde. Weiter aber ist auch die von Schütz bekleidete Professur der Eloquenz, die M. seit 1829 wiederholt in Stellvertretung wahrgenommen hatte, ihm 1832 bleibend übertragen worden. Ein Conflikt mit den vorgesetzten Behörden wurde Veranlassung, daß M. am 22. Novbr. 1844 seine Entlassung aus dieser speciellen Thätigkeit beantragte, die er durch den Minister Eichhorn am 16. April 1845 auch wirklich erhielt. Auf Grund einer Aufforderung des Unterrichtsministees Grafen von Schwerin (22. Mai 1848) hat M. die Vertretung der akademischen Eloquenz wieder übernommen und (seit dieser Zeit bis 1853 unter Anwendung der deutschen Sprache bei öffentlichen Festreden) andauernd weiter geführt. Während der Jahre 1848 und 1849 mit dem Prorectorat der Universität betraut, hat M. auch auf die politischen Verhältnisse der Stadt Halle einen erheblichen Einfluß ausgeübt. Persönlich eine liebenswürdige und offene, gerade Natur, feurig, leicht aufbrausend und dabei doch leicht zu versöhnen, in Haltung und Wesen edel und ritterlich, ein treuer Freund für Freunde und bei den Studirenden in hohem Grade beliebt, hing er auch mit warmer Liebe an seinem Vaterlande und nahm an dessen großen historischen Schicksalen den lebhaftesten Antheis. Seiner politischen Stellung nach gehörte er der Partei an, die heute als „altliberal“ in der Geschichte bezeichnet wird. In jenen Tagen, wo in Halle die überwiegende Bedeutung der Universität noch nicht wie in der Gegenwart, durch die|Interessen des Handels, der Industrie und der sog. Arbeiter in den Hintergrund gedrängt war und wo viele akademische Docenten auch als politische Stimmführer des weit überwiegenden Theiles der Bürgerschaft galten, hat auch M. in dieser Richtung längere Zeit einen sehr bedeutenden Einfluß ausgeübt. Ein hohes Alter sollte er aber nicht erreichen. Noch hatte ihn im J. 1854 die k. Societät der Wissenschaften in Göttingen zu ihrem Mitgliede ernannt; aber schon damals hatte ihn das asthmatische Leiden ergriffen, welches am 5. Decbr. 1855 seinem thätigen Leben das Ende bereitete.

  • Autor/in

    G. Hertzberg.
  • Zitierweise

    Hertzberg, Gustav, "Meier, Eduard" in: Allgemeine Deutsche Biographie 21 (1885), S. 209-211 unter Meier, Moritz Hermann Eduard [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117554677.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA