Lebensdaten
1799 – 1872
Beruf/Funktion
österreichischer Historiker
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 117356662 | OGND | VIAF: 69705720
Namensvarianten
  • Stülz, Jodocus
  • Stülz, Jodocus
  • Stülz, Jod.
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Objekt/Werk(nachweise)

Orte

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Zitierweise

Stülz, Jodocus, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117356662.html [25.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Stülz: Jodocus St., Historiker, geboren am 23. Februar 1799 zu Bezau im Bregenzerwalde (Vorarlberg), als Propst des Chorherrenstiftes St. Florian in Oberösterreich am 28. Juni 1872. Als Bauernsohn in dürftigen Verhältnissen geboren, gelangte der kluge, kräftige Junge durch Gönnerschaft zur Schulbildung in Kempten, am Innsbrucker Gymnasium (1814) und zu Salzburg (1817). Am 1. October 1820 wurde St. als Noviz in St. Florian eingekleidet, wo er mit seinem Altersgenossen Jos. Chmel (s. A. D. B. IV, 130 bis 132), der bereits 1816 ins genannte Chorherrenstift eingetreten war, zusammentraf und an ihm, dem begeisterten Jünger der Geschichtswissenschaft, bald ein Vorbild hatte. 1824 zum Priester geweiht und mit der Seelsorge, gleichwie mit ökonomischen Stiftssachen betraut, fand St. an dem Conventualen F. X. Kurz ( 1843, s. A. D. B. XVII, 419—421), dem verdienten Monographisten Oesterreichs, seinen eigentlichen Lehrmeister im Geschichtsfach, der ihn zu Arbeiten für die Epoche Maximilian's I. anregte. Schon 1828 nahm er Theil an den Arbeiten für die „Kirchliche Topographie Oesterreichs“, begab sich dann 1829 nach Wien, um im dortigen Haus-, Hof- und Staatsarchive Studien zu machen; eine schwere Krankheit nöthigte ihn jedoch, bald ins Stift zurückzukehren. Das Jahr 1833 führte ihn zu München mit bairischen Historikern und Publicisten, so auch mit dem hier lebenden Görres, zusammen. Seine erste geschichtliche Monographie „Geschichte des regulirten Chorherrenstiftes St. Florian“ erschien 1835 (Linz), und ihr folgte fünf Jahre später (1840) die „Geschichte des Klosters Wilsering“, auf Grundlage der seit 1837 an Ort und Stelle betriebenen archivalischen Studien. 1844 Mitglied der bairischen Akademie, 1846 mit dem Titel eines k. k. Reichshistoriographen ausgestattet, erscheint St. 1847 in der Reihe der ersten Mitglieder der Wiener neugegründeten kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Das Jahr 1848, die Abgeordnetenwahl vom 17. Mai in Bregenz, führte ihn einer Thätigkeit zu, der er weder innern Beruf noch Behagen entgegenbrachte. Er mußte im October d. J. den Weg ins Frankfurter Reichsparlament nehmen, dem er im April 1849 gern den Rücken kehrte, um auf dem Rückwege in die Heimath ein Stück Welt, den Niederrhein und Belgien kennen zu lernen, seine Vorarlberger Heimath zu besuchen und in München vorzusprechen. Am 13. Juni 1849 befand sich St. wieder in St. Florian.

    Neben wissenschaftlicher Polemik mit Hammer-Purgstall, dessen Werk über Cardinal Khlesl angeblich von St. in den Münchner gelehrten Anzeigen recensirt wurde, mit Karlmann Tangl, in Hinsicht dessen akademischer Publication über|die Eppensteiner, mit Fallmerayer und abgesehen von der Auseinandersetzung mit Matthias Koch, welchen St. als Verfasser der Recension des Hammer-Purgstall’schen Werkes denuncirt hatte, nahmen St. vorzugsweise seine archivalischen Studien zur Geschichte des Bischofs Altmann von Passau, Gerhoh's v. Reichersberg, und der Grafen v. Schaunberg in Anspruch, deren Ergebnisse den Denkschriften der kaiserl. Akademie der Wissenschaften, historisch-philosophische Classe, einverleibt erscheinen. Als Geistlicher und eifriger Katholik trat St. auf dem Linzer Katholikentage des Jahres 1850 ebenso wie (1856) bei der Generalversammlung der katholischen Vereine zu Linz in den Vordergrund. Auch war er bereits früher als Administrator des Decanates Enns auch mit dessen Schulaufsicht betraut worden. Seit dem Tode des St. Florianer Prälaten Michael Arneth ( 1854) bekleidete St. das Amt eines Dechants. Als das Jahr 1858 seine Stiftsgenossen Joseph Chmel, den Vicedirector des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs, und bald darauf seinen besten Freund, den Stiftspropst Friedr. Mayer, dahingerafft hatte, wurde St. am 11. Mai 1859 dessen Nachfolger. 1861—66 Landtagsabgeordneter conservativer Richtung, widmete sich St., abgesehen von seiner Liebe zur Geschichte, die ihn auch einen wesentlichen Antheil an dem Zustandekommen und Fortschreiten des „Urkundenbuches des Landes o. d. Enns“ s. 1852, nehmen ließ, den ökonomischen Aufgaben seines Berufes, der Restauration der Stiftskirche u. a. Wiederholt suchte er für sein Körperleiden Zuflucht im Bade Gastein, woselbst ihn auch im Alter von 73 Jahren der Tod ereilte.

    Außer den bereits erwähnten historischen Arbeiten, bei denen der Stoff und eine conservativ-kirchliche Anschauung vorwiegen, schrieb er auch eine Abhandlung über den Joh. Georg Erasmus v. Tschernembl (Archiv f. K. österr. G.-Qu.) und litterarische und genealogisch-localgeschichtliche Aufsätze, die im Linzer Musenblatt und in den Historisch-Politischen Blättern erschienen.

    • Literatur

      Das Biographische und das Verzeichniß der Arbeiten im Almanach der kaiserl. Akademie d. Wissensch. vom Jahre 1873 (vom damal. Sect.-Secretär Prof. Dr. Vahlen) und vor allem bei Pailler. Jodok Stülz, Prälat von St. Florian, ein Lebensbild. Linz 1876. — Wurzbach, Biogr. Lexikon XL.

  • Autor/in

    Krones.
  • Zitierweise

    Krones, Franz von, "Stülz, Jodocus" in: Allgemeine Deutsche Biographie 36 (1893), S. 748-749 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117356662.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA