Lebensdaten
1810 – 1873
Geburtsort
Dessau
Beruf/Funktion
Theologe ; Dichter
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 117110108 | OGND | VIAF: 27840074
Namensvarianten
  • Schubert, Wilhelm
  • Schubert, Joh. Wilh. Benj.
  • Schubert, Johann Wilh. Benj.
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Schubert, Wilhelm, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117110108.html [24.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Schubert: Johann Wilhelm Benjamin S. wurde zu Dessau im Herzogthum Anhalt am 21. Januar 1810 als der Sohn eines Gastwirths und Fleischermeisters geboren. Die christliche Erziehung des Elternhauses war nicht ohne Einfluß auf den später gewählten Beruf des Knaben, der, nachdem er Ostern 1829 die Gelehrtenschule seiner Vaterstadt absolvirt hatte, sich in Halle vier Jahre lang dem Studium der Theologie und Philologie widmete. Schon im März 1833 wurde S. vom Stadtrath in Zerbst zum zweiten Prediger an der dortigen Nicolaikirche gewählt, in welcher Stelle er bis 1850 verblieb; dann wurde er Pastor in Ankuhn, einer Vorstadt von Zerbst, und 1857 Pastor in Groß-Alsleben und Kreisschulinspector über die Schulen des Amtes Alsleben. Hier wirkte er bis zu seinem Tode, der am 11. December 1873 erfolgte. S. hat sich als Dichter, Geschichtsschreiber und Sprachforscher bekannt gemacht. Unter dem Titel „Gebet und Lied“ (2. Aufl. 1858) veröffentlichte er eine Anthologie religiöser Gedichte zur häuslichen Erbauung, denen er dann die Sammlung „Vom Herzen zum Herzen“ (5. Aufl. 1865) folgen ließ. Letztere enthält gleichfalls geistliche Lieder und zeichnen sich dieselben durch einen einfachen, aber edlen Ausdruck der Gedanken und Gefühle aus. Als Sprachforscher nahm er|Antheil an dem großen deutschen Wörterbuche der Gebrüder Grimm, für das er den Jean Paul bearbeitete, und als Geschichtsschreiber gab er „Georg der Gottselige, Fürst zu Anhalt, eine Charakterschilderung aus dem Zeitalter der Reformation von Joachim Camerarius“ nach dem beigefügten lateinischen Texte in deutscher Sprache, mit geschichtlichen Anmerkungen und Erläuterungen aus des Fürsten Georg Schriften (Zerbst) und die „Christenlehre nach Luther und Melanchthon“, einen Katechismus vom Jahre 1599 aus der anhaltisch-reformirten Kirche, mit geschichtlicher Einleitung heraus (1860).

    • Literatur

      Nach Mittheilungen aus der Familie.

  • Autor/in

    Franz Brümmer.
  • Zitierweise

    Brümmer, Franz; Kindscher, F., "Schubert, Wilhelm" in: Allgemeine Deutsche Biographie 32 (1891), S. 637-638 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117110108.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Schubert **)Zu Bd. XXXII, S. 637.: Wilhelm S., evang. Geistlicher in Anhalt, geb. zu Dessau am 21. Januar 1810. als Pastor und Kreisschulinspector zu Groß-Alsleben am 11. December 1873. Sohn des Fleischermeisters und Gastwirths August S., mit strebsamen Altersgenossen (Geh. Medicinalrath Hieronymus Fränkel in Dessau, Pastor Friedrich Ahlfeld in Leipzig) von anregenden Lehrern (Hofrath Wilhelm Müller, vgl. A. D. B. XXII, 683) ausgezeichnet vorgebildet, studirte er seit 1829 Theologie in Halle unter Prof. Karl Ullmann's Leitung, ward 1832 als Candidat Mitglied der anhaltischen Pastoralgesellschaft, an deren Verhandlungen und Bestrebungen er seitdem eifrig sich betheiligte. 1833 zum Prediger an St. Nicolai zu Zerbst erwählt stand er hier bis 1849, wo er auf das Pastorat der Vorstadt Ankuhn berufen ward. 1857 von hier nach Alsleben versetzt, hat er überall ein gesegnetes Andenken hinterlassen. Verheirathet mit Therese Schrader, 1853 und Emma Gelbke, 1883, hat er reichlich Freude und Leid mit 4 Söhnen und 4 Töchtern erfahren. Mit herrlichen Anlagen ausgerüstet, lebhaften Geistes und mit opferfähigster Herzensgüte überall für edle Zwecke zu helfen bereit, wußte er seine weit umfassenden Kenntnisse vorzüglich auf den Gebieten der Kirchengeschichte der Neuzeit, der Volkspoesie und der poetischen Litteratur überhaupt mit hinreißender Beredsamkeit besonders auch für die Zerbster Litteraria seit 1834 in sesselnden wissenschaftlichen Vorträgen und Gesprächen zu verwerthen. Für die thüringisch-sächsischen Mittheilungen schrieb er 1837 über die Zerbster Nicolaikirche, an deren ersten Superintendenten Dr. Theodor Fabricius er 1842 erinnerte, wie er 1848 den Superintendenten Kluge aus dem 18. Jahrhundert|vorführte, 1853 den ersten Zerbster Gymnasialrector Gregorius Bersmann (vgl. A. D. B. II, 508 wo statt Guid. als Guil. zu lesen ist) und nach Camerarius Vorbild Fürst Georg III. zu Anhalt (vgl. A. D. B. VIII, 595 s.). Aus seiner Amtsthätigkeit liegen sehr erbauliche Zeugnisse vor: Probepredigt und Antrittspredigt 1833, Herzog Franz von Dessau und Orgelweihe 1840, Luther 1846, Sermon de mariage 1851, Synodalrede 1861. Seinem versöhnlichen, allem confessionellen Hader abholden Sinne entsprach seine Christenlehre nach Luther und Melanchthon mit geschichtlicher Einleitung 1860. Vertrautem Umgang mit Friedrich Schneider (vgl. A. D. B. XXXII, 118) entstammt der Text zu dessen Oratorium Gethsemane und Golgatha 1838, sowie manches stimmungsvolle Lied für Chorgesang geselliger Kreise. Glücklich begabt für Poesie wirkte er geschickt mit in Umwandlung unverständlich gewordener Verse werthvoller alter Kirchenlieder bei Erneuung des Zerbster Gesangbuches 1846 (vgl. Litteraturblatt 1855 Nr. 81 ff. zur Darmstädter Kirchenzeitung), bot in Gebet und Lied 1845 eine Sammlung kurzer Andachten und feierte im Liederkranz Licht und Liebe 1847 seinen Lehrer Prof. Wegscheider. Als eine Christgabe erschien 1854 eine Sammlung religiöser Lieder und Gedichte „Vom Herzen zum Herzen“ (4. Aufl. 1859). Seine zuweilen lateinisch verfaßten Gelegenheitsgedichte fanden unbeschränkten Beifall.

  • Autor/in

    F. Kindscher.
  • Zitierweise

    CC-BY-NC-SA