Lebensdaten
1748 – 1827
Beruf/Funktion
lutherischer Theologe ; Prediger
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 117059196 | OGND | VIAF: 64774100
Namensvarianten
  • Jänicke, Johann
  • Jänicke, Johann
  • Iaenicke, Iohann
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Jänicke, Johann, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117059196.html [20.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Jänicke: Johann, evangelisch-lutherischer Prediger an der böhmischen oder Bethlehemskirche in Berlin, geb. in Berlin am 6. Juli 1748, am 21. Juli 1827. Sein Vater, der Weber Paul Jenik, gehörte zu den eingewanderten Böhmen und hielt mit seiner Frau auf christliche Zucht und Sitte. J. besuchte die vortreffliche von Hecker (Bd. XI, S. 208) gegründete und beaufsichtigte Realschule. Alsdann erlernte er das Handwerk des Vaters und ging schon 1767 auf die Wanderschaft nach Schlesien. In Münsterberg, wo eine kleine böhmische Gemeinde war, fand er Arbeit. In einer Predigt des böhmischen Predigers daselbst wurde er tief ergriffen und entdeckte sein Herz und Leben demselben. Von Pokorny (so hieß der Prediger) wurde der Webergeselle unterrichtet, so daß er das Examen zum Schulmeister von Münsterberg bestehen konnte. Doch blieb er hier nicht lange, sondern kehrte nach Berlin zurück, wo ihn die böhmischen Prediger in der lateinischen und griechischen Sprache unterrichteten. In Halle konnte er nicht in die Schule, weil er zu alt war, aber in Dresden, wo er für die Böhmen Schulmeister wurde, nahm sich seiner ein frommer Arzt an, daß er sich zur Universität ausbilden konnte. Mit dessen Sohne bezog er 1774 die Universität Leipzig, wo er namentlich Christian Aug. Crusius' Unterricht genoß. Ein adliger Herr sorgte für die Ausgaben, denn seine armen Eltern konnten in dieser Hinsicht nichts thun. Nach drei Jahren examinirt, fühlte er sich (hauptsächlich durch Spangenberg's Idea fidei fratrum) zu der Brüdergemeinde in Herrnhut gezogen und arbeitete schon als Lehrer in Barby, als er im Sommer 1779 einen Ruf als Prediger der böhmischen Gemeinde in Rixdorf und als zweiter Prediger an der Bethlehemskirche in Berlin erhielt. Von 1792 an war er aber der alleinige Pfarrer bis zu seinem Ende. Fest auf der heiligen Schrift und dem Bekenntniß der Kirche stehend, wirkte er nicht nur in seiner Gemeinde, sondern in weiteste Kreise der Stadt hinaus, deren meiste Kanzeln damals vom Geist des Rationalismus beherrscht waren. Es ist gesagt worden, „daß J. lange Zeit allein das Evangelium in Berlin zu durchwintern hatte“. Und er that es trotz vieler Anfechtungen aus tiefster Ueberzeugung, für taufende zum Segen. Von der Schmach Preußens zur Zeit der Fremdherrschaft tief gebeugt, nahm er auch an der Erhebung aus vollem Herzen Antheil und wirkte in seiner Weise, indem er ein „Betercorps“ einrichtete, welches Tag und Nacht für die Siege Preußens betete. König Friedrich Wilhelm III. ehrte deßhalb auch den alten J., unterstützte ihn auf allerlei Weise und wohnte selbst einem Gottesdienste in der Bethlehemskirche an. Den ihm gesandten rothen Adlerorden lehnte J. demüthig ab. Er war ein durchaus praktischer Seelsorger. So gründete er eine biblische Gesellschaft, die es sich zur Aufgabe machte, die Bibel entweder umsonst oder um ein Weniges zu verbreiten. Auch der König gab|seinen Beitrag. Die Bibel übersetzte er ins Böhmische; an Geldbeiträgen zum Drucke fehlte es nicht. Er war es, der eigentlich den Grund zu der im J. 1814 gestifteten „Preußischen Hauptbibelgesellschaft“ legte, die so viel Segen verbreitet hat. Beim ersten Bibelfeste in der Dreifaltigkeitskirche legte er ein entschiedenes Bekenntniß seines Glaubens ab. Ebenso gründete er den noch bestehenden „Hauptverein für christliche Erbauungsschriften in den preußischen Staaten“. Für die Armen errichtete er eine Suppenanstalt. Einen treueren Seelsorger, als J. war, hat es wol kaum gegeben. Wodurch aber J. auch über die Grenzen seines Vaterlandes hinaus berühmt ward, das ist seine Missionsschule. Sie nahm schon mit dem Beginn des Jahrhunderts ihren Anfang, und zwar mit nur sieben Jünglingen, für deren Unterhalt und wissenschaftliche Bildung durch freiwillige Liebesgaben gesorgt ward. Nach und nach fand die Schule auch in Berlin Anerkennung. Selbst der König betheiligte sich mit jährlich 500 Thalern daran. Es sind eine Reihe der bedeutendsten Missionäre aus dieser Schule hervorgegangen und an verschiedene Missionsgesellschaften abgegeben worden, z. B. Schreyvogel, Karl Rhenius, Palm, Ehrhardt, Scheerer, Butscher, zwei Brüder Albrecht, der Böhme Pacalt, Nyländer, Riedel und besonders der Pommer Karl Gützlaff. Unter den 80 Missionaren, welche J. gebildet hat, sind auch mehrere in die Judenmission getreten, z. B. Reichardt, Nikolayson, die sich besonders ausgezeichnet haben. — Ein harter Schlag für J. war 1819 der Tod seiner Frau. Auch seine Kräfte sanken zusehends, doch arbeitete er noch bis zu seinem Ende fort, zuletzt ließ er sich auf die Kanzel führen und saß während der Predigt auf einem Stuhle. Er predigte gewöhnlich zwei Mal des Sonntags, trotz seiner Schwäche, einmal deutsch, das andere Mal böhmisch, und jedes Mal in ungebrochener Kraft des Geistes. Eine Brustwassersucht quälte ihn zuletzt, jedoch nicht zu lange. Er feierte noch seinen 80. Geburtstag im Kreise vertrauter Freunde. Als ihm der Tod nahte — es war am 21. Juli 1827, ließ er sein Lieblingslied „O Haupt voll Blut und Wunden“ sanft singen und sang bei vollem Bewußtsein mit. Bei den Worten „Da will ich zu dir blicken“ verschied er. Eine unübersehbare Menge von dankbaren Verehrern folgte seinem Sarge.

    • Literatur

      Johann Jänicke, der evangel.-luth. Prediger an der böhmischen oder Bethlehemskirche zu Berlin nach seinem Leben und Wirken dargestellt von Karl Friedrich Ledderhose. Berlin 1863.

  • Autor/in

    Ledderhose.
  • Zitierweise

    Ledderhose, Karl Friedrich, "Jänicke, Johann" in: Allgemeine Deutsche Biographie 13 (1881), S. 699-701 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117059196.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA