Lebensdaten
1776 – 1838
Geburtsort
Bückeburg
Sterbeort
Dresden
Beruf/Funktion
Oberberghauptmann
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 116732288 | OGND | VIAF: 37674987
Namensvarianten
  • Herder, Siegmund August Wolfgang Freiherr von
  • Herder, August (bis 1816)
  • Herder, Siegmund August Wolfgang (bis 1816)
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Zitierweise

Herder, August Freiherr von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116732288.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joh. Gottfried (s. 2);
    M Caroline Flachsland (s. 3);
    Schneeberg 1805 Susanne Sophie verw. Beyer (1781–1848), T d. Joh. Gottlieb Hänel (v. Cronenthall) (1747–1804), Kaufherr in Schneeberg, u. d. Sus. Louise Ficker;
    S Eugen Wolfg. (1810–53), Oberbergamtsassessor.

  • Biographie

    Unter H.s Taufpaten befanden sich Goethe, Hamann und Claudius. Er besuchte das Weimarer Gymnasium und verbrachte das Jahr 1794/95 in Neuchâtel. Der Umgang mit Goethe weckte in ihm die Neigung zur Naturwissenschaft, besonders zur Mineralogie und zum Bergwesen, die schließlich für die Berufswahl und sein Leben entscheidend wurde. H. studierte in Jena, in Göttingen und 1797-1800 an der Bergakademie Freiberg Mathematik, Physik, Chemie, Mineralogie vor allem bei A. G. Werner; Friedrich Freiherr von Hardenberg (Novalis) und H. Steffens gehörten zu seinen vertrauten Kommilitonen. Die für den höheren sächsischen Staatsdienst im Berg- und Hüttenwesen erforderlichen juristischen Kenntnisse erwarb sich H. 1800-02 in Wittenberg, wo er 1802 zum Dr. phil. promoviert wurde (Dissertation: Dissertatio metallo-iuridica de iure quadraturae metallicae). Nach der Prüfung in Freiberg begann er 1802 als Bergamtsassessor bei den Bergämtern Marienberg, Geyer, Ehrenfriedersdorf, dann Schneeberg, seine Laufbahn. 1804 wurde er als Oberberg- und Oberhüttenamtsassessor mit dem Charakter eines Bergkommissionsrates nach Freiberg versetzt, 1810 zum Bergrat ernannt; 1817 erhielt er Sitz und Stimme im Geheimen Finanzkollegium und wurde 1821 zum Berg-, 1826 zum Oberberghauptmann ernannt.

    Nach der Organisierung des Eisenhüttenwerkes Panki, das der König von Sachsen mit dem Herzogtum Warschau als Krongut übernommen hatte, erhielt H. 1810 den Auftrag, die wegen des damals gemeinschaftlichen Besitzes der Salzbergwerke Wieliczka zwischen Österreich und Sachsen notwendigen Verhandlungen zu leiten und einen umfassenden Organisationsplan für das Bergwesen des Herzogtum Warschau auszuarbeiten. Auf Informationsreisen nach der Steiermark, nach Ungarn, Schweden, Norwegen, Belgien, Frankreich, den Rheinlanden und dem Harz sammelte er wertvolle Kenntnisse vom Berg- und Hüttenwesen. Nach der Schlacht bei Leipzig war er bemüht, die erzgebirg. Bevölkerung in ihrer Treue zum Herrscherhaus des unter russischer und dann preußischer Verwaltung stehenden Landes zu erhalten. – Sein großzügiges Sanierungsprogramm für den sächsischen Bergbau (1817) war von nahezu neuzeitlichem|Zuschnitt und bewirkte wesentliche Verbesserungen im Riß-, Geding-, Bergmaterialien-Prüfungs- und Taxwesen, besonders aber Vervollkommnungen im Maschinenwesen. Die Technik des Bergbau- und Hüttenbetriebes entwickelte er durch zielbewußten Einsatz neuer Erfindungen im Maschinenwesen zu bedeutender Höhe, die Bewirtschaftung gestaltete er durch planmäßige Verbesserung der Verwaltung rationeller. Zahlreiche Neuanlagen, darunter die Antonshütte im Schwarzwassertal (1831), verdankten ihm Anregung und Förderung. Besonders bemerkenswert ist sein großer Plan, die Gruben des gesamten Freiberger Reviers durch einen gemeinsamen Stolln, den Elbstolln, zu entwässern. Dieses Hauptprojekt H.s, zu dem A. von Humboldt ein Gutachten verfaßte und das Goethes stärkstes Interesse einer „Großen Unternehmung“ fand, wurde später (1844-77), nach dem Vorschlag des Bergmeisters von Weißenbach leicht abgeändert, als „Rothschönberger Stolln“ verwirklicht.

    H. war aber nicht nur ein Praktiker und Organisator, sondern auch ein Anreger und Förderer wissenschaftlicher Forschungen. Als Kurator der Bergakademie Freiberg erwarb er sich Verdienste um diese Hochschule. Besonders bemerkenswert ist, daß er seit 1821 die zur Beobachtung der Erdrotation durch Christian Brendel und Ferdinand Reich im „Dreibrüderschacht“ bei Freiberg angestellten Fallversuche gefördert hat. Mit Brendels Hilfe setzte er die Normierung des sächsischen Berglachters auf 2 französische Meter durch, und mit Reich stellte er Beobachtungen über die Temperatur des Gesteins und über elektrische Ströme auf Erzgängen an. Er war der Begründer des „Kalenders für den sächsischen Berg- und Hüttenmann“ und der tatkräftige Förderer der von seinem Lehrer Werner eingeleiteten geognostischen Landesuntersuchung.

    H.s stark entwickelter Sinn für die Repräsentation und seine Liebe zu den schönen Künsten, insbesondere zur Dichtkunst und zur Musik, waren wohl väterliches Erbe und Einfluß des Elternhauses. Zur Hebung des Berufsstolzes und des Standesbewußtseins der Berg- und Hüttenleute veranstaltete dieser „Fürst des Bergstaates“ große Bergknappschaftsfeste und glänzende Bergaufzüge. Das Freiberger Berghautboisten-Corps gestaltete sein Einfluß zu einem auf künstlerischer Höhe stehenden Bergmusikcorps um. Ebenso verdankte der 1829 gegründete Bergmusikverein seine Entstehung einer Anregung H.s.|

  • Auszeichnungen

    1835 Verleihung e. Ehrensäbels durch Fürst Milosch von Serbien als Anerkennung f. d. bei d. Neuorganisation des serb. Bergwesens geleisteten Dienste.

  • Werke

    Weitere W Der tiefe Meißner Erbstolln, Der einzige, den Bergbau d. Freiberger Refier f.d. fernste Zukunft sichernde Betriebsplan, 1838, ²1847;
    Die Anwendung d. erwärmten Gebläseluft im Gebiete d. Metallurgie, Aus d. Nachlaßschrr. hrsg. v. F. Th. Merbach, 1840;
    Erll. d. vorzüglichsten Apparate z. Erwärmung d. Gebläseluft, Aus d. Nachlaß hrsg. v. dems., Mit e. Atlas v. 35 lith. Tafeln, 1840;
    Bergmänn. Reise in Serbien …, ausgeführt im J. 1835, Pest 1846. - Hrsg.: Kal. f. d. sächs. Berg- u. Hüttenmann auf d. J. 1827 ff.

  • Literatur

    ADB XII;
    NND 16;
    Das Vaterland d. Sachsen I, ⁴1839;
    Wappler, in: Mitt. d. Freiberger Altertumsver. 39, 1903;
    W. Herrmann, A. H.s Werdezeit, ebd. 62, 1932;
    C. Matschoß, Männer d. Technik, 1925;
    C. Schiffner, Aus d. Leben alter Freiberger Bergstudenten I, 1935;
    W. Schellhas, in: Sächs. Lb. II, 1938;
    W. Serlo, Männer d. Bergbaus, 1937, S. 65 f.;
    Pogg. I.

  • Porträts

    Ölgem. v. F. C. Krieger, 1827 (Freiberg, Aula d. Bergak.).

  • Autor/in

    Walter Schellhas
  • Zitierweise

    Schellhas, Walter, "Herder, August Freiherr von" in: Neue Deutsche Biographie 8 (1969), S. 594-595 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116732288.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Herder: Siegmund August Wolfgang Freiherr v. H., kgl. sächs. Oberberghauptmann in Freiberg, geb. am 18. Aug. 1776 zu Bückeburg, gest. am 29. Januar 1838 zu Dresden, Sohn des großen Gelehrten und Dichters Joh. Gottfr. v. H., besuchte zuerst die Studienanstalten in Weimar, bezog dann die Universitäten Jena und Göttingen, sowie 1797 die Bergakademie in Freiberg, um sich hier dem Berg- und Hüttenwesen zu widmen. Zur Ergänzung der hierfür nöthigen juridischen Studien besuchte H. noch nachträglich die Universität Wittenberg, wo er die Abhandlung „Dissertatio metallico-juridica de jure quadraturae metallicae“, Vitebergae 1802, verfaßte. Er trat dann in den praktischen Montandienst, wurde 1802 Vergamtsassessor zu Marienberg, Geyer, Ehrenfriedersdorf, 1803 in Schneeberg, rückte 1804 zum Oberbergamtsassessor und Bergkommissionsrath in Freiberg vor und stieg nun in verschiedenen Stellungen empor, bis er, nachdem er auf kurze Zeit in das Finanzministerium in Dresden berufen|worden war, 1818 zum Viceberghauptmann, 1821 zum Berghauptmann und 1826 zum Oberberghauptmann ernannt, an die Spitze des sächsischen Bergwesens und der Direction der Bergakademie, welcher er die sorgfältigste Pflege angedeihen ließ, berufen wurde. In seiner amtlichen Stellung wirkte H. hauptsächlich zur Hebung des Montanwesens seines Vaterlandes, verbesserte die Vorrichtung zur Erhitzung der Gebläseluft und erwarb sich ein besonders großes Verdienst durch die Anlage des tiefen Meißener Erbstollens, welcher an Großartigkeit alle früheren Pläne zur Entwässerung des ganzen Freiberger Erzreviers weit übertraf und dauernd die segensreichste Wirkung auf den Bergbau jener erzreichen Gegend ausübt. Diese Anlage und deren Durchführung allein sichern H. eine hervorragende Stellung unter den Montanisten. H. war auch vielfach außerhalb Sachsens beschäftigt, bereiste Polen und verweilte längere Zeit in Warschau und Wien. Vom Fürsten Milosch 1835 nach Serbien berufen, untersuchte er dieses Land auf seine Mineralschätze und ertheilte gute Rathachläge, um das dortige Montanwesen zu ordnen. Die Ergebnisse dieser Reise schildert H. in der Schrift „Bergmännische Reise in Serbien, ausgeführt im Jahre 1838“ (1846). Von seinen übrigen Publikationen sind anzuführen: „Ueber den natürlichen Alaun“ (Min. Gesellschaft Bd. 1 S. 262, Leipzig 1818): „Vorkommen d. strahligen Alauns von Tschermig in Böhmen“ (Gilb. Ann. LXIX. 1821); „Geognostische Notizen über die Gegend von Carlsbad“ (in v. Leonhardt-Bronn's Jahrb. 1838); „Der tiefe Meißner Erbstollen“ etc., Leipzig 1839; „Abbildung und Beschreibung der vorzüglichsten Apparate zur Erwärmung der Gebläseluft auf den Hüttenwerken etc. mit Atlas“, Freiberg 1840. Herder's Brust war mit vielen hohen sächsischen, schwedischen und russischen Orden geschmückt, auch war derselbe vom Könige von Sachsen in den Freiherrnstand erhoben worden.

    • Literatur

      Poggend., Biogr. Lex. 1175. — D. Bergakad. zu Freiberg, 1850.

  • Autor/in

    Gümbel.
  • Zitierweise

    Gümbel, Wilhelm von, "Herder, August Freiherr von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 12 (1880), S. 100-101 unter Herder, Sigmund August Wolfgang von [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116732288.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA