Lebensdaten
1784 oder 1782 – 1832
Geburtsort
Mainz
Sterbeort
Paris
Beruf/Funktion
Jurist ; Dichter ; Schriftsteller
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 116528095 | OGND | VIAF: 7635007
Namensvarianten
  • Haupt, Theodor von
  • Haupt, Marcus Theodor von
  • Haupt, Markus Theodor von
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Haupt, Markus Theodor von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116528095.html [28.03.2024].

CC0

  • Biographie

    Haupt: Theodor (eigentlich Marcus Theodor) v. H., Rechtsgelehrter und Schriftsteller, geb. am 2. Februar 1784 zu Mainz, Sohn eines im J. 1822 gestorbenen kurfürstlichen Hofkammerraths. katholischer Confession. Auf dem protestantischen Gymnasium zu Grünstadt erzogen, dann mit seinen Eltern mehrere Male den Wohnsitz wechselnd und in Aschaffenburg (damals Universität) sein Studium der Jurisprudenz absolvirend, trat H. um 1804 als Praktikant in den Staatsdienst, wählte aber schon 1805 den advocatorischen Beruf, anfangs zu Michelstadt, dann zu Erbach. Nach größrer Wirksamkeit strebend nahm er 1808 als Hofgerichts-Advocat zu Darmstadt seinen Wohnsitz. Hier trat er zuerst auf als Schriftsteller, nicht nur als Mitarbeiter am Tübinger Morgenblatt, sondern auch mit selbständigen Arbeiten. Seine dem Großherzog dedicirten „Blüthen aus Italien“ (1808) fanden eine günstige Aufnahme, und für „Tasso's Nächte“ (1809) erhielt er vom Fürsten Primas die große goldne Verdienstmedaille. Aus Glück verheißender Lage riß den jungen Mann, seinen Lebensplan zerstörend, die verhängnißvolle Leidenschaft für die schöne dramatische Künstlerin Hendel, die damals, wie alle Welt, so auch Darmstadt entzückte. Dies angeblich bis zum Verlöbniß gediehene Verhältniß, wie seine Absicht, mit ihr Italien zu bereisen und nach der Heimkehr die ihm zugesagte Professur der schönen Wissenschaften in Aschaffenburg zu übernehmen, vernichtete die Unbeständigkeit seiner Angebeteten. Er verließ Darmstadt und ging über Holland nach Hamburg, um hier als Advocat und Schriftsteller ein neues Glück zu suchen. Die damalige französische Occupation und die nachfolgende Einverleibung Hamburgs in Napoleons Kaiserreich veranlaßte H., der als geschickter Geschäftsmann bald Praxis gewann, eine Reihe Schriften über französische Rechts- und Staatsinstitutionen herauszugeben, namentlich einen Commentar zum Code Napoléon, auch Vorlesungen über das französische Handelsrecht zu halten, Unternehmungen, welche den praktischen Nutzen der Unterdrückten, nicht aber eine Förderung der Fremdherrschaft in Hamburg bezweckten. Denn der deutschen Sache zugethan, verfocht er als Advocat alle ihm anvertrauten Privatinteressen mit wärmstem Eifer gegen die Bedrückungen der Gewaltträger. Mit Freimuth und Energie vertheidigte er unter Anderem drei bremische Schiffscapitäne vor der Cour prévotale, und zwar mit solchem Erfolge, daß er die peinlich Angeklagten vom Tode errettete, sich selbst aber in die dringendste Gefahr brachte, aus welcher ihn nur die zeitweise Befreiung Hamburgs im März 1813 erlöste. Nun trat H. als guter Patriot in die neu gebildete Bürgerwehr der Stadt und nahm thätigen Antheil an deren Gefechten in der Umgegend; als aber Davoust zurückkehrte, mußte H. nach Lauenburg flüchten. Hier trat er als Lieutenant in ein Jägerregiment, dessen Auditoriat er auch versah, bis er, zum Assistenten des englischen Generalcommissars ernannt, diesen auf den ferneren Zügen der Nordarmee in Mecklenburg und Holland begleitete. Inzwischen war er französischer Seits geächtet und seine Habe in Hamburg confiscirt. — Im Hauptquartier der Verbündeten zu Chaumont angestellt, folgte H. demselben nach Paris, fortwährend im höheren Auftrage litterarisch beschäftigt, Denk- und Flugschriften verfassend oder übersetzend. Hier schrieb er auch die Broschüre „Hambourg et le Maréchal Davoust, appelà la Justice du Roi“, Paris 1814 (deutsch: Leipzig 1814). Nach Napoleons Rückkehr von Elba fand H., damals in Düsseldorf sich aufhaltend, eine Anstellung bei der Armeepolizei und zog mit dem 1. Armeecorps nach Paris, wo ihm die schwierige Aufgabe zu Theil wurde, die Vorstadt St. Antoine militärpolizeilich zu überwachen. Nach dem Friedensschluß trat er in den preußischen Justizdienst als Kreis- und Instructionsrichter zu Düsseldorf, woselbst er auch das Landwehr-Auditoriat versah. — Neben seinen vielen Amtsgeschäften, zu welchen beispielsweise Untersuchungen gegen Räuber- und Falschmünzerbanden gehörten, fand der thätige Mann noch Muße zu vielfachen litterarischen Productionen. Er veröffentlichte z. B. 1816 die „Aehrenlese aus der Vorzeit", gab 1817 „Die Monatsrosen“ heraus, ferner „Biographische Skizzen“, 1818 „Skizzen, Reminiscenzen aus Paris“, 1820 erschien seine anerkannt treffliche Monographie „Jacobäa, Herzogin von Jülich“, für welche der König von Baiern und der Großherzog von Baden ihn mit den großen goldenen Verdienstmedaillen belohnten. — Gleichzeitig erfolgte seine Versetzung als Landesgerichts-Rath nach Trier, wo er ebenfalls eine große Anzahl Schriften verfaßte, z. B. das Trier’sche Zeitbuch, eine Schrift über den bekannten Criminalfall Fonk, die Epheukränze, das Trauerspiel „Der Hochzeitstag“, ferner „Mechtilde“, historisch-romantisches Gemälde teutscher Vorzeit, Schauspiele, 2 Bde., Vorschule zum Studium der griechischen Elassiker etc. — Aber auch in Trier fand er keine bleibende Stätte, er nahm 1827 seinen Abschied aus dem preußischen Justizdienst und zog nach seiner Vaterstadt Mainz, vermeinend hier in ausschließlich schriftstellerischer Thätigkeit Frieden und Glück zu finden. Er veröffentlichte auch daselbst eine Reihe fernerer Schriften, unter welchen die Novelle „Der Freiensteiner“, erschienen 1830, das letzte Werk seiner dichterischen Muse gewesen zu sein scheint. Den rast- und ruhelosen Verfasser aber zog die französische Julirevolution wieder hinaus in die Fremde, erst nach Straßburg, dann nach Paris. Was er daselbst erlebte, ist unbekannt geblieben. Die Zeitungen theilten im Juli 1832 mit, daß H., vermuthlich an den Erfolgen seiner politischen und ökonomischen Erwartungen verzweifelnd, seinem Leben freiwillig durch Erschießen ein Ende gemacht habe. — So tragisch beschloß sein bewegtes Dasein ein sehr begabter geistvoller, kenntnißreicher Mann, dessen vielseitige unermüdete Thätigkeit, dessen Ringen und Streben inmitten der Kämpfe einer stürmischen Zeit manchem Mitlebenden Richtung, Belehrung oder Freude gewährt, ihm selbst aber keinen Frieden gebracht hat, bis er an den Irren und Wirren der Hoffnungslosigkeit zu Grunde ging. — Ein ausführliches Verzeichniß seiner zahlreichen Schriften wie auch biographische Nachrichten findet man in Scriba's biograph.-litter. Lexikon der Schriftsteller des Großherzogthums Hessen etc. 1. Abtheil. S. 133—35 und 2. Abtheil. S. 292—96. Hamb. Schriftsteller-Lexikon, Bd. III, S. 126—28.

  • Autor/in

    Beneke.
  • Zitierweise

    Beneke, Otto; Haupt, v., "Haupt, Markus Theodor von" in: Allgemeine Deutsche Biographie (), S. [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116528095.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Haupt: Markus Theodor von H.*)Zu Bd. XI, S. 71 ff., geboren am 2. Februar 1782 (nicht 1784). Seit Herausgabe der Biographie im 11. Band der A. D. B.|ist in der zweiten Auflage von Goedeke's „Grundriß“ (1890) VII, 251 ff. mit einer kurzen biographischen Notiz und unter Bezugnahme auf eine größere Anzahl biographischer und Litteraturwerke eine neue Aufzählung seiner Schriften erschienen. Bezüglich seiner Lebensgeschichte ist zu ergänzen, daß von H. zwei Enkelinnen in Paris leben, von welchen die ältere Marie Guerrier de Haupt, officier de l'Académie française sich durch reiche schriftstellerische Thätigkeit, welche in dem periodisch erscheinenden Catalogue officiel de la société des Gens de Lettres publicirt wird, einen rühmlichen Namen erworben hat. Außerdem findet sich in den „Mittheilungen des Vereins für Hamburgische Geschichte“ Bd. VII, Nr. 6/7, S. 526 ff. ein Brief Haupt's vom Jahre 1813, welcher für die Zustände und Ereignisse in Hamburg vor dessen Belagerung und seine dortige Wirksamkeit von Interesse ist.

    Was Haupt's Schriften anlangt, so ist zu berichtigen, daß die „Vorschule zum Studium griechischer Tragiker“, welche wol zuerst in Scriba's Lexikon der hessischen Schriftsteller 1. Abth. 1831, S. 133 H. zugeschrieben wurde, den im J. 1799 geborenen Professor des Gymnasiums in Königsberg C. G. Haupt zum Verfasser hat (W. Pökel, Lexikon der philologischen Schriftsteller). Von Schriften und Beiträgen für Zeitschriften, welche in den bisher erschienenen Verzeichnissen noch nicht enthalten sind, wurden inzwischen noch bekannt und sind vom Unterzeichneten großentheils aufgefunden worden: 1) Miszellen für die neueste Weltkunde von Zschokke, Aarau 1809 Nr. 6 u. 7, S. 21 u. 26; Nr. 28 u. 29, S. 111 ff. u. 113 ff. 2) Großhzgl. hessischer Hofkalender 1810 der erste Theil der Zeitgeschichte von 1806—1808 und S. 330: Giulio und Bianca. 3) Orient oder Hamburger Morgenblatt 1811 Nr. 6, 13, 42, 60; 1812 Nr. 154, 161/2, 164, 166/7, 169, 171, 176, 177/8; 1813 Nr. 16, 18, 30. 4) „Kritische Gallerie der Hamburger Bühne nach deren Uebernahme durch Schröder“, 1812. 5) „Memoria i. S. Kölling gegen ihren Ehemann“, Hamb. 1812. 6) „Vertheidigung des J. G. Pohlemann vor dem Kriegsgerichte“, 1812. 7) „Hamburgs Schicksale“, Tübingen 1814. 8) „Liebe und Vaterland“, Schauspiel, 1815. 9) Bonald, Reflexion über das allgemeine Interesse Europas. Mit Noten. 1815. 10) „Kann England mit Napoleon Frieden schließen?“ 1815. 11) „Ist es erlaubt einen Tyrannen zu tödten?“ 1815. 12) Der deutsche Beobachter oder Hanseatische Zeitung, Hamburg 1815 Nr. 9, 11, 12, 15, 17, 18, 31, 32, 44; 1816 Nr. 283—85. 13) „Heinrich von Navarra“, Schauspiel, 1817. 14) Der niederrheinische Beobachter 1818, angezeigt im Intell.-Blatt Nr. 14, S. 54 zum Tübinger Morgenblatt. 15) „Die Elstern oder die Unschuld siegt“, Lustspiel, 1819 in Frankfurt aufgeführt. 16) „Kriminalprozedur gegen den Küfer Hammacher aus Köln“, Köln 1821. 17) „Krimmalprozedur gegen Alwitz wegen doppelten Raubmords“, 1821. 18) Regierungsgeschichte der Bergischen Herzöge Wilhelm, Johann Wilhelm und der Herzogin Jakobe angekündigt in Haupt's „Jakobe Herzogin von Jülich“, 1820, S. 125. 19) „Leben und Ende Napoleon's“, Wiesbaden 1822. 20) Brewer, Vaterländische Chronik der preussischen Rheinprovinzen 1825, 5. Heft, S. 254/56. 21) „Hamburgs Umgebungen“ (ohne Zeitangabe). 22) „Karl v. Eichenhorst“, Drama o. Z.-A. 23) „Der Pilger“, Romant. Schauspiel o. Z.-A. 24) Oratorien, Lieder und Märsche zu Compositionen von Almenräder, Anacker, Burgmüller, Casorti, Cattus, Diehl, Fürstenau, Paer (Oratorium Die Leiden Christi 1810), Panny, Ramboux, Romberg, Rossini, Spohr und Spontini. 25) Deutsche Texte zu vielen französischen Liedern componirt von Adam, Aimon, Beauplan, Brugière, Chollet, Lagoanère, Neyts, Panseron, Plantade, Prilipp und Vogel meist 1830 bei B. Schott Söhne, Mainz, wie auch das meiste unter Ziffer 24.

    Die Beiträge Haupt's für die in den verschiedenen Biographien u. s. w.|erwähnten Zeitschriften, soweit diese nicht von ihm selbst herausgegeben wurden, finden sich a) Morgenblatt (Tübingen) 1808 Nr. 213 ff.; 1809 Nr. 21—24; 1810 Nr. 33—36; 1814 Nr. 201—3, 215/16, 231—38, 239; 240—47, 280—82; 1815 Nr. 110—12, 115—17, 207. b) Der Freimüthige Berlin 1809 Nr. 23, 88, 113, 213; 1814 Nr. 229/30, 260/61; 1815 Nr. 25, 30/31. c) Privilegirte gemeinnütz. Unterhaltungsblätter Hamburg 1811 Nr. 58 ff., 72/73; 1813 Nr. 8/9. d) Die neue Biene Hamburg 1813 Nr. 3, 5, 7—11, 14, 16, 17. e) Europäische Annalen 1814 II, 193 ff.; III, 133 ff., 272 ff., 404 ff.; IV, 54 ff., 189 ff. 280 ff.; 1815 I, 90 ff., 159 ff., 333 ff.; II, 123 ff., 134 ff., 177 ff., 230 ff., 355 ff.; III, 90 ff., 112 ff., 161 ff.; IV, 60 ff., 129 ff., 214 ff., 251 ff., 257 ff. f) Dresdener Abendzeitung 1824 Nr. 113. g) Die Ameise Mainz 1827 Nr. 4, 5, 6, 8, 9, 12 u. 13; 1828 Nr. 12 u. 48. h) Hessische Blätter Darmstadt 1830 Nr. 1, 4, 9, 17, 18, 25, 28, 30 u. 34; 1831 Nr. 2, 3, 14, 24, 51.

  • Autor/in

    v. Haupt.
  • Zitierweise

    CC-BY-NC-SA