Lebensdaten
1804 – 1887
Geburtsort
Ebingen
Sterbeort
Stuttgart
Beruf/Funktion
Pädagoge
Konfession
evangelisch?
Normdaten
GND: 104178329 | OGND | VIAF: 27497031
Namensvarianten
  • Schmid, Karl Adolf
  • Schmid, Carl Adolf
  • Schmid, Carl Adolph
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Schmid, Karl Adolf, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd104178329.html [28.03.2024].

CC0

  • Biographie

    Schmid: Karl Adolf S., Pädagoge, geboren am 19. Januar 1804 in Ebingen O./A. Balingen (Württemberg), am 23. Mai 1887 als Prälat in Stuttgart, war der Sohn des Präceptors S. in Ebingen (später Pfarrer in Darmsheim und Roßwag). Den einfachen Verhältnissen des Elternhauses und der|Erziehung auf dem Lande verdankte er die kräftige Gesundheit, die bis in das höchste Alter unerschüttert blieb, dem Lehrtalente und Fleiße des Vaters, welcher, ohne studirt zu haben, seinem Amte völlig gewachsen war, einen soliden Grundstock von Kenntnissen, welchen die späteren Jahre in erfolgreichster Weise vermehrten. Wie so viele begabte württembergische Knaben wurde er für den geistlichen Beruf bestimmt und war von 1817—21 Zögling des niedern Seminars in Blaubeuren, wo F. Chr. Vaur und F. H. Kern seine Lehrer waren, von 1821—25 im höhern Seminar (Stift) in Tübingen. Allmählich entwickelte sich dort eine besondere Neigung für die classische Philologie, obgleich gerade dieses Fach in dem damaligen Professorencollegium keineswegs glänzend vertreten war; aber es war sein innerster wahrer Beruf und als nach glänzend bestandener theologischer Prüfung durch den unerwarteten Tod des Vaters (Februar 1825) das Weiterstudium in Göttingen, das S. beabsichtigte, unmöglich, dagegen die Sorge für Mutter und Schwestern seine kindliche Pflicht geworden war, trat er ganz zur Philologie über, bestand die Präceptoratsprüfung und wurde zum Präceptor der lateinischen Schule in Besigheim gewählt. Seine bedeutende pädagogische Begabung, ein hervorragendes Lehrtalent machten ihn rasch zu einem der bekanntesten Pädagogen seines Vaterlandes; 1829 kam er als Präceptor nach Göppingen, wo er zugleich die Diakonatsstelle mit versah, 1838 erhielt er mit der Leitung des Pädagogiums in Eßlingen einen erweiterten selbständigen Wirkungskreis. Die 14 dort verlebten Jahre waren seinem eigenen Geständniß nach die schönsten seines Lebens; unter seiner energischen Führung wurde die dortige lateinische Schule eine der besuchtesten des Landes, in seine Classe, wie unter seine persönliche und häusliche Obhut — S. hatte, um das überall kärgliche Einkommen zu vermehren, schon seit Besigheim Kostgänger in seine Familie aufgenommen — drängten sich zahlreich die Schüler, besonders die Knaben, welche durch die engen Pforten des württembergischen Landexamens zum Studium der Theologie in den Seminarien gelangen wollten; die Erfolge darin waren auch sehr groß, freilich wurde in der Schule zu Eßlingen, wie auch sonst häufig damals in Württemberg, der Stock stark gebraucht. 1852 wurde er Rector des Gymnasiums in Ulm, 1859 desselben in Stuttgart und hatte damit die erste pädagogische Lehrstelle in Württemberg inne. Beinahe 20 Jahre lang wirkte er hier in voller Kraft, hoch angesehen im In- und Ausland; dem soliden Bau dieser altwürttembergischen Anstalt brauchte er keine neue Organisation zu geben, dagegen kam es bei dem raschen Wachsthum der Stadt Stuttgart und aller darin befindlichen Bildungsanstalten während seiner Thätigkeit zum Ausscheiden des Realgymnasiums und zur Bildung eines zweiten humanistischen Gymnasiums. Aber die bedeutende und unermüdliche Arbeitskraft des kerngesunden Mannes war mit der Leitung der großen Anstalt nicht erschöpft. Von seiner fröhlichen Knabenzeit her war ihm die Freude an körperlichen Uebungen geblieben, eine bleibende Neigung für das Turnen, eine consequente Förderung desselben erwuchs daraus; auf den früheren Stellen führte er turnerische Uebungen ein, machte Turnfahrten, richtete Turnplätze ein und gab die Anregung zur Einführung der Spieß’schen Methode. 1859 trat er in den Ausschuß der neugebildeten Jugendwehr in Stuttgart, von 1862—67 war er Vorstand der württembergischen Turnlehrerbildungsanstalt und im königl. Studienrathe Referent über Turnsachen; an der Begründung der jetzt geltenden Turnordnung hatte er wesentlich Theil. Keineswegs stand er dem, was Welt und Zeit bewegte, fremd und theilnahmlos gegenüber; in seine Jugend waren die letzten Jahre der Napoleonischen Gewaltherrschaft, die Befreiungskriege und der Schluß der Regierung König Friedrich's von Württemberg gefallen; die Eindrücke davon|begleiteten ihn lebenslang und das Interesse für die Entwicklung des großen und kleinen Vaterlandes war lebhaft auch in der Schule zu spüren. Die Bewegung des Jahres 1830 drohte ihn tief in das politische Treiben zu verwickeln, aber rechtzeitig gewarnt, zog er sich etwas zurück; daher traf ihn der Sturm des Jahres 1848 auf conservativer Seite, eine Katzenmusik und manche Drohungen zeigten die Mißbilligung dieser Richtung von Seiten der demokratischen Partei. Mit ungetheilter Freude begrüßte er das Erstehen des neuen deutschen Kaiserthums, im Kriege von 1870—71 war er ein eifriges Mitglied des Stuttgarter Sanitätsvereins. — Ein überzeugungstreuer evangelischer Christ, hielt er treu zu seiner Landeskirche: der Ronge’schen Bewegung trat er offen entgegen, lange Jahre war er Mitglied des Pfarrgemeinderaths, auch Mitglied der zweiten Landessynode; an der Berathung zur Einführung eines neuen evangelischen Gesangbuchs hatte er theil genommen, seine Anlage und Liebe zur Musik — er besaß eine helle klangvolle Tenorstimme — kam auch hierbei zur Geltung. — Und endlich konnte er eine angesehene und bedeutungsvolle schriftstellerische Thätigkeit pflegen; 1838 gab er eine Broschüre heraus über die Hamilton’sche Lehrmethode; eine Reihe kleinerer und größerer pädagogischer Arbeiten folgten nach'; 1846 erschien die „Griechische Chrestomathie für die mittleren Abtheilungen des Gymnasiums“ von C. F. L. Mezger und ihm; die Vorübungen dazu waren von S. allein bearbeitet; das praktische gut ausgewählte Buch erlebte bis jetzt eine Reihe von Auflagen. Zwei Schulprogramme 1854 und 1861 enthielten Beiträge zur lateinischen Grammatik, eine Rede (1878) behandelte die „modernen Gymnasialreformer"; 1869 vertheidigte er das „Recht der lateinischen und griechischen Schreibübungen in den württembergischen Gymnasien". 1875 gab er zum Andenken einer 50jährigen Lehrthätigkeit eine Sammlung von Reden und Aufsätzen heraus: „Aus Schule und Welt“. Die Vorarbeiten zu einer größeren lateinischen Grammatik wurden im J. 1871 durch einen Brand im Rectoratszimmer des Stuttgarter Gymnasiums vernichtet. In weiten Kreisen auch außerhalb seiner schwäbischen Heimath wurde er bekannt durch die Herausgabe der „Encyklopädie des gesammten Erziehungs- und Unterrichtswesens“, unternommen in Gemeinschaft mit Palmer und Wildermuth 1859—78. Das 11bändige Werk, zu welchem S. eine stattliche Anzahl tüchtiger Artikel lieferte, auch andere überarbeitete, zeichnet sich vor andern Werken dieser Art aus durch einheitlichen Charakter, die feste sichere Hand des Redactors ist deutlich zu spüren; das hochangesehene weit verbreitete Buch brachte S. in persönliche Bekanntschaft mit vielen bedeutenden Männern der Wissenschaft und des Verwaltungswesens, eine Reise nach Berlin, wegen der Encyklopädie unternommen, fügte neue Bekanntschaften dazu; die Tübinger philosophische Facultät zeichnete den Werth der Arbeit aus durch Verleihung der Doctorwürde honoris causa an S. (1862). An der Bearbeitung der zweiten Auflage betheiligte sich besonders Wildermuth, S. hatte sich, obgleich schon in vorgerücktem Alter, unter der Beihülfe von tüchtigen Mitarbeitern, an eine neue große Aufgabe gemacht: „Die Geschichte der Erziehung vom Anfang bis auf unsere Zeit"; von dem Werke, das auf vier Bände berechnet und für die Gebildeten, nicht für die Gelehrten bestimmt ist, erschien Bd. I. (1883) noch zu Lebzeiten von S., der in demselben die Geschichte der Erziehung bei den classischen Völkern, den Griechen und Römern bearbeitet hatte. — Im Herbste 1875 feierte S., wie erwähnt, sein 50jähriges Dienstjubiläum, wobei ihm sehr ehrenvolle Auszeichnungen von Seiten der Behörden, seiner Collegen und Schüler zu theil wurden. 1878 trat er mit dem Titel und Rang eines Prälaten in den wohlverdienten Ruhestand, die erwähnten Arbeiten füllten die Mußezeit reichlich aus. 1827 hatte er eine Verwandte,|Friederike Nötnich, die Tochter des Notars N. in Nürtingen geheirathet. Eine sehr zahlreiche Kinderschaar bevölkerte das elterliche Haus; am 3. August 1864 starb die wackere Gattin, von den Töchtern überlebten sechs den Vater, die einzige unverheirathete war seine treue Pflegerin in seinem Alter und seiner Krankheit; von den drei Söhnen setzt der älteste Georg die Geschichte der Erziehung fort. Eine Erkältung führte am 23. Mai 1887 Schmid's Tod herbei. Der mittelgroße Mann mit den scharfen Zügen und der aufrechten Haltung und den raschen Bewegungen war das Bild des tüchtigen energischen Schulmannes; neue Bahnen wies er seinem Fache nicht, wohl aber ist er ein höchst bedeutender Vertreter des allmählich schwindenden Philologenthums, welches mit Philosophie und Theologie enge Fühlung hat und sehr sicher in der Handhabung der alten Sprachen ist.

    • Literatur

      Außer einer mir von der Familie gütigst zugestellten handschriftlichen Lebensskizze wurde benützt der Nekrolog im Schwäbischen Merkur 1887, Chronik Nr. 303, (G. Lamparter) und der in den Jahresberichten über die Fortschritte der klassischen Philologie, Bd. 53, 1888 (Erbe).

  • Autor/in

    Theodor Schott.
  • Zitierweise

    Schott, Theodor, "Schmid, Karl Adolf" in: Allgemeine Deutsche Biographie 31 (1890), S. 676-679 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd104178329.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA