Lebensdaten
erwähnt 1424, gestorben 1469
Beruf/Funktion
Minorit ; Chronist
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 100964664 | OGND | VIAF: 76340089
Namensvarianten
  • Matthias Döring
  • Döring, Matthäus (?)
  • Thoring, Matthias
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Döring, Matthias, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd100964664.html [28.03.2024].

CC0

  • Biographie

    Döring: Mathias (nicht Matthäus) D. (Doring, Dering, Thoring, Dornick), Minorit, gebürtig aus Kyritz in der Mark Brandenburg, seit 1424 Lehrer der Theologie zu Erfurt, dann Provinzial seines Ordens in Sachsen. Als solcher bemühte er sich viel um die Reform seiner Klöster. Landgraf Friedrich übertrug ihm 1431 die Reformation des Barfüßerklosters in Eisenach. Als Abgesandter der Universität war er auf dem Concil in Basel und wurde dort 1443 zum Ordensgeneral ernannt. Doch legte er die Stelle wieder nieder und starb|im Kloster zu Kyritz glaublich 1465. Die Kenntniß von dem Leben des Mannes und seiner Thätigkeit liegt, wenigstens nach den uns bekannten Nachrichten, sehr im Argen. Er wird als gut unterrichtet in Philosophie und Theologie gerühmt und soll ein tüchtiger Prediger gewesen sein. Unter seinen Schriften ist außer einem großen Commentar zum Isajas bekannt seine Vertheidigung des Nikolaus von Lyra wider die Anfechtungen, oder besser gesagt, Verbesserungen des Paul von Burgos. Er hat sich darin wol von der Vorliebe für seinen vermeintlich mit Unrecht verletzten Ordensbruder zu weit fortreißen lassen (Freiburger Kirch. Lex. VI. 690). Auch soll er einen Commentar zu den Büchern der Sentenzen geschrieben haben. Zu der Chronik des Dietrich von Engelhausen schrieb er eine geschätzte Fortsetzung von 1420—1464, die ein Unbekannter nach ihm bis 1493 weitergeführt hat. Für die Geschichte von Meißen, Thüringen und Brandenburg ist dieselbe, wie Menken (Script, rerum Germanic. T. III. praef. §. 1) bemerkt, von Bedeutung. Oudin legt ihm irriger Weise die Chronik des Hartmann Schedel bei, welche nach seiner Meinung der letztere neu überarbeitet haben soll. Die genannte Fortsetzung hat Menken (l. c. III. 1—54) herausgegeben. Jo. Mader, Scriptorum qui in Lipsiensi, Wittenberg., Francofurt. Academia floruerunt centuria. Helmstedt 1660. Fabricius, Biblioth. lat med. aevi ed. Mansi, Patavii 1754. II, 43 sq. Oudin, Comment. de script. II, 2451—2454.

  • Autor/in

    A. Weiß.
  • Zitierweise

    Weiß, A., "Döring, Matthias" in: Allgemeine Deutsche Biographie 5 (1877), S. 349-350 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100964664.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Matthias: Frater M., ordinis Minorum, meist als Chronist Matthias Döring oder Döringk unfraglich nach seinem Familiennamen, nicht nach thüringischer Herkunft genannt, am 24. Juli 1469 zu Kiritz in der Priegnitz, im dortigen Franziskanerkloster, war 33 Jahre nach einer Ordensaufzeichnung von 1428—1461 Minister provincialis der Ordensprovinz Sachsen, die damals ganz Nord- und Mitteldeutschland (ohne Preußen) westlich bis zur Weser umfaßte. Da er aber angibt, daß er schon als Minister von Bischof Otto (v. Rohr) von Havelberg ( am 18. Januar 1427) die Mähr vom h. Blut zu Wilsnack vernommen habe, scheint die Angabe des Kiritzer Grabsteins von 36 Jahren seines Ministeriums sich zu bestätigen, das dann schon 1425 begonnen hat. In seiner Chronik gibt er sich stets als Brandenburger, wenn er nicht in der Priegnitz geboren ist, so muß er sehr früh dorthin gekommen sein. In seinem Streittractate „Quum aliae“ gegen Dr. Heinrich Toke, der 1446—47 erschien, vielleicht im ersten Theile aber älter ist, erklärt er, vor ca. 40 Jahren auf dem Studium in Prag gewesen zu sein, das war sicher nicht nach dem Abzug der Deutschen; aber in der ganzen möglichen Zeit könnte unter allen Matthias der Prager Matrikel auf ihn nur Matthias Breczig de Piritz (Pyritz in Pommern) anno 1391 (Mon. Univ. Prag. II, 144) passen, was räthselhaft bleibt. Jedenfalls ist er uralt geworden. In Erfurt war er 1422 Lector im Franziskanerkloster, Ostern desselben Jahres ließ er sich an der dortigen Universität (Matr. S. 122. Sp. 1, Z. 31) wieder immatrikuliren, Ostern 1423 (S. 125, Sp. 1, Z. 6) war er schon baccalarius in theologia. Vor 1431 wurde er Doctor und„professor sacrae scripturae"; als solcher ließ er sich am 20. October 1434 mit dem Dr. theol. und Professor Johannes Bomer vom Erfurter Studium nochmals in Rostock immatrikuliren, um dieser der theologischen|Facultät entbehrenden Universität die letztere zuzutragen. Hier promovirten diese beiden sofort den Franziskanerpater Helmerich von Gandersen zum Doctor der Theologie, worauf sie wieder von dannen zogen, nachdem ihre Absicht erreicht war. Schon seit 1421 hat M. mit gereiftem Blicke die politischen und namentlich die klösterlichen Zustände beobachtet und sich angemerkt, wie seine Chronik zeigt; auch auf dem Constanzer Concil scheint er gewesen zu sein, jedenfalls auf dem Baseler schon von Anbeginn an als Vertreter seiner Ordensprovinz, sonst kennen wir aus Norddeutschland aus dieser Zeit von ihm nur Aufnahmen in die Gemeinschaft der guten Werke, so der Bauhofssäger in Hamburg (24. Juli 1434 und 9. August 1442), zweier Grafen von Wunstorf (1447), des rector parochiae Nicolaus Mant, anscheinend zu Wismar (1435); 1431 forderte der Landgraf Friedrich von Thüringen ihn auf, das Barfüßerkloster in Eisenach zu reformiren. Die Franziskaner hatten sich schon längere Zeit in eine strengere und eine laxere Observanz getheilt; Papst Martin V. hatte den Orden zu einigen gesucht, aber dennoch waren drei neue Parteien gebildet, von denen sich die Beobachter der alten strengen Regel Observanten, die Anhänger eines freieren Klosterthums, das auch Cigenthum nicht verschmähte, Conventualen nannten. Die erfteren wollten dem Provinzialminister der letzteren sich nicht fügen und hatten für sich einen eigenen Provinzialvicar durchgesetzt. Der Papst Eugen IV., als Frater Gabriel selbst aus den Observanten des Franziskanerordens hervorgegangen, versuchte mit Gewalt den „dreigetheilten Orden“ durch Beugung der laxeren Richtung unter die alte Regel, die sogenannte Reformation, wieder zu einen, die Conventualen also auch wieder zum Observantenthum zu zwingen. Die meisten der zahlreichen Klöster der Provinz Sachsen waren Conventualen und ihr Führer M. war erbittert gegen die Observanten. Seine Gelehrsamkeit und seine scharfe Dialektik, die ihm bei den Italienern den Namen pater armatus einbrachte, kehrte er daher auf dem Baseler Concil gegen diese, die Haupttrabanten des Papstes, er trat für die Stellung des Concils über dem Papstthum ein, stimmte mit für Absetzung Eugen's IV. und die Wahl des Amadeus von Savoyen (Felix V.), und als die Observanten doch ersterem folgten, ließ er sich selber auf dem Generalcapitel des Ordens zu Bern 1443 zum Ordensgeneral wählen und behauptete diese schismatische Stellung neben dem Provinzialat von Sachsen, getragen von der Gunst des Markgrafen Friedrich II. von Brandenburg bis 1449, wo er denn auch seinen Frieden mit Rom machen mußte. Während dieser erregten Zeit sammelte er die wichtigsten Concilstreitschriften 1442 unter dem Titel „liber perplexorum ecclesiae“, der verloren zu sein scheint. Gleich darauf trat er, wundergläubig wie sein ganzer Orden, auf Veranlassung und im Auftrage des Markgrafen Friedrich für die Verehrung des h. Blutes zu Wilsnack auf, die er übrigens auch auf beiden Concilien schon vertreten zu haben scheint, so wurde er seit 1446 ein grimmiger Gegner des einigen Dr. Heinrich Toke und des Erzbischofs Friedrich III. von Magdeburg, Grafen von Beichlingen (Allg. d. B., Bd. VII, S. 548), den er noch nach dessen Tode als „Laien-Erzbischof von mehr Eifer als Kenntniß“ angreift und den er, ebenso wie seinen Rathgeber Toke, den geschäftigen und kundigen Vermittler mit den Hussiten, der Hinneigung oder gar Theilnahme an der böhmischen Ketzerei zeiht. Da er beim römischen Hofe natürlich mit seinem schismatischen Generalate nicht auftreten konnte, so besorgte die Verhandlung dort der begabte Lector der Minoriten zu Magdeburg und Erfurter Professor M. Johannes Kannemann und setzte die Erhaltung der Wallfahrt durch. Matthias' Tractat über das h. Blut ist viel abgeschrieben, 1449 verfaßte der emsig thätige Mann eine Vertheidigung der Postille des Nicolaus von Lyra. Das immer wiederholte Eingreifen des Papstes in die Ordensorganisation erbitterte|ihn 1453 aufs Neue, aber seine Provinz wollte nicht von ihm lassen, wieder 1460 wollte er in Nordhausen abdanken, aber das Provinzialcapitel lehnte die Resignation einstimmig ab; 1461 zu Anfang des August aber wurde sie angenommen, da der Erzbischof von Magdeburg auf römische Veranlassung von neuem gegen die Conventualen vorging. M. zog sich in den Convent von Kiritz zurück, seiner Provinz hatte er vorher noch einige Minoriten-Gelehrtenschulen (studia) verschafft, 1450 dem Convente in Bremen (wo auch die Dominikaner solch eine Schule hatten) und 1458 in Görlitz. Die Muße in Kiritz benutzte der Greis zur Abfassung der Geschichte seiner Zeit, d. h. der wichtigen Fortsetzung der Chronik des Dietrich Engelhus (Allg. d. B., Bd. VI, S. 141). Er führte sie von 1422—1464 weiter, als treuer Zeuge, dem aber der Haß gegen die Hussiten, gegen die Verderber des Baseler Concils, besonders Lisura und Nicolaus von Cusa, sowie die Observanten und gegen Kaiser Friedrich III., der die letzten Errungenschaften des Concils definitiv begrub, oft bittere Ausfälle eingab. Der Kaiser heißt ihm ein „Judenkönig“ und erhält mehrfach ähnlichen Schimpf, gerade wie auch Matthias von Kemnat (Forsch, zur T. Gesch., Bd. XXII, S. 346) ihn darstellt. Die Großen, auch die Kirchenfürsten schont er nicht. Vom berühmten Cusaner sagt er:

    Quidam Nicolaus de Cusa Cujus non cecinit bene Musa";

    und stellt ihn als Gaukler, Volksverderber und Aussauger dar, wie er überhaupt gegen die Ablaßträmer sich bitter ausspricht; nicht viel besser fährt bei ihm Capistran. Die Observanten haben sich dafür bis in die neueste Zeit hinein an ihm gerächt; noch Woker nannte ihn wieder bei aller Anerkennung seiner hohen Gaben „einen tückischen Gegner des Capistran“, der selbst an Häresie streife.

    • Literatur

      Vergl. seine Chronik bei Mencken, III. Staphorst, Hamb. Kirchengesch. I, 4, S. 36, 37 und 50. Henr. Wolter bei Meibom, II, S. 79 f. Script. rer. Lusat. Neue Folge. 1. S. 281, 389, 340. Krause, Zur Gesch. der ersten Jahre der Universität Rostock (Rostocker Gymn.-Progr. 1875). Höchst eingehend sind die Studien von Breest in Märk. Forschungen, Bd. XVI, Berlin 1881, wo über Döring S. 198 ff., über Kannemann S. 209 und 232 f. Doch sind nicht alle Data zuverlässig. F. W. Woker, Gesch. der Norddeutschen Franziskaner-Missionen, S. 19 f. O. Lorenz, Deutsche Gesch.-Quellen i. M. II. 147. E. Breest in Gesch.-Bl. f. Stadt und Land Magdeburg 18. Ehrle in Ztschr. f. kathol. Theol. VII, 4, wo M. S. 774 Dornig genannt ist. Schriften auch bei Jöcher.

  • Autor/in

    Krause.
  • Zitierweise

    CC-BY-NC-SA