Lebensdaten
1850 – 1919
Geburtsort
Lübeck
Sterbeort
Lübeck
Beruf/Funktion
Unternehmer
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 14288071X | OGND | VIAF: 282845469
Namensvarianten
  • Possehl, Johannes Ludwig Emil
  • Possehl, Emil
  • Possehl, Johannes Ludwig Emil

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Zitierweise

Possehl, Emil, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd14288071X.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Ludwig (1810–75), Kaufm. in L., gründete 1847 d. Eisen-, Blech- u. Steinkohlenhandlung L. Possehl & Co., S d. Carl Christian Wilhelm (1779–1836), Schneider, Gewürzkrämer u. Warenprüfer f. Heringe in L., u. d. Pantoffelmacher-T Catharina Magdalena Elisabeth Hoppe aus Schwerin;
    M Dorothea Euphrosine Mathilde (1822–63), T d. Johann Carl Joseph v. Melle (1782–1860), Pastor in L., Ururur-E d. Jacob (1659–1743), Polyhistor (s. NDB 17), u. d. Euphrosine Henriette Louise, T d. Friedrich Federau (1755–1840), Prorektor am Lübecker Katharineum;
    Stief-M (seit 1870) Sarah Browning Federau, Cousine d. M;
    B Adolf (1851–1922), Kaufm., 1875-98 Teilh. b. L. Possehl & Co.;
    Helgoland 1874 (?) Ernestine Wilhelmine (1849–1922), Schausp., T d. Johann Friedrich Schönherr, Schlossermstr. in Brandis bei Leipzig, u. d. Sophie Friederike Sträubig; kinderlos, 1 Adoptiv-T (N d. Ehefrau).

  • Biographie

    Nach der Realschule begann P. 1866 eine kaufmännische Ausbildung, die er wegen des Kriegsausbruchs 1870 vorzeitig beendete. Als Einjährig-Freiwilliger diente er bei den Bonner Husaren. 1872 übertrug ihm sein Vater Prokura, ein Jahr später die Teilhaberschaft. Nach dessen Tod an der Spitze des Unternehmens, verkleinerte P. das Sortiment, konzentrierte sich auf den Export schwed. Eisen- und Stahlerzeugnisse nach Übersee und erkannte angesichts des neuen Thomas-Verfahrens rasch die Bedeutung phosphorhaltiger Erze aus Schweden. P. erwarb Beteiligungen an skandinav. Hochofenund Grubengesellschaften (Erz, Schwefel- und Kupferkies), eigene Dampfer liefen seit 1898 die Erzhäfen Lulea und Narvik an. Seitdem zählte P. zu den wichtigsten Erzagenten Europas. Seine Abnahmegarantien begünstigten wesentlich den Bau der Ofotenbahn (1896–1903).

    P. war seit der Jahrhundertwende Lübecks bedeutendster Unternehmer und reichster Bürger. Sein energisches Wirken in Handelskammer, Bürgerschaft und Senat (seit 1901) galt vor allem den wirtschafts- und verkehrspolitischen Interessen Lübecks. Er war Mitgründer des lokalen Industrievereins, tatkräftiger Befürworter des 1900 fertiggestellten Elbe-Trave-Kanals und Vorkämpfer der erst 1963 verwirklichten „Vogelfluglinie“. Er schenkte Lübeck u. a. das Stadttheater-Grundstück. Die testamentarisch errichtete „Possehl-Stiftung“, Alleingesellschafterin der heutigen Possehl-Gruppe, eines weltweit operierenden Mischkonzerns, fördert bis in die Gegenwart soziale und kulturelle Einrichtungen in Lübeck; ihre besondere Leistung ist die Erhaltung historischer Bauten der Hansestadt. Zeitlebens empfand P., der als schroff und unnahbar galt, seine Vaterstadt als engherzig und rückständig. Mit seinen Schenkungen versuchte er, unkonventionelle Lösungen zu finden oder ins Stocken geratene Debatten anzuspornen. Er zählte zu den Mitgründern des Alldeutschen Verbandes, in dessen Organisation er jedoch nie ein Amt übernahm. 1916 wurde P. wegen Landesverrats angeklagt: Das Reichsgericht Leipzig verhandelte gegen ihn u. a. wegen des Vorwurfs, als Hauptaktionär eines schwed. Stahlherstellers dessen Kriegslieferungen nach Japan genehmigt zu haben. Trotz des anschließenden Freispruchs trafen den Patrioten P. die zu Unrecht erhobenen Vorwürfe schwer. Seine Gestalt diente Ida Boy-Ed als Vorlage für ihren Roman „Ein kgl. Kaufmann“ (1910), Heinrich Mann inspirierte er zu seiner Erzählung „Eine Liebesgeschichte“ (1946).|

  • Auszeichnungen

    Ritter d. schwed. Wasa-Ordens (1896);
    Österr.-Ungar. Konsul (1897).

  • Werke

    Über d. Nothwendigkeit u. d. Nutzen d. Elbe-Trave-Canals f. Lübeck, 1892;
    Wehrmacht u. Erwerbsleben, 1912;
    Reise nach Schweden, 1963.

  • Literatur

    P. Curtius, Erinnerungen an Senator E. P., in: Mitt. d. Ver. f. Lübeck. Gesch. u. Altertumskde., H. 14, 1926, S. 183-213;
    H. Niendorf, Gesch. d. Handelshauses Possehl 1847-1919, 1962 (P);
    Biogr. Lex. Schleswig-Holstein 10, 1994, S. 298-302 (P).

  • Porträts

    Ölgem. v. C. Langhorst, 1918 (Lübeck, Mus. f. Kunst- u. Kulturgesch.), Abb. auf Schutzumschlag d. Biogr. Lex. Schleswig-Holstein (s. L);
    Bronzebüste v. O. Mantzel (Lübeck, Possehlhaus).

  • Autor/in

    Jan-Jasper Fast
  • Zitierweise

    Fast, Jan-Jasper, "Possehl, Emil" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 655 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd14288071X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA