Lebensdaten
1866 – 1945
Geburtsort
Prag
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
klassischer Philologe ; Hochschullehrer ; Archäologe
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 139969152 | OGND | VIAF: 42205431
Namensvarianten
  • Jüthner, Julius
  • Jüthner, Julius

Objekt/Werk(nachweise)

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Jüthner, Julius, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd139969152.html [08.10.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Adolf, Schneidermeister;
    M Marie Horeschovsky;
    1) Wien 1898 Olga Nitsche ( 1917), 2) Wien 1929 Ernestine, T d. Bankbeamten Josef Wolf u. d. Karoline Grundtner.

  • Biographie

    J. studierte an der Deutschen Univ. Prag 1884-89 klassische Philologie, Archäologie und Epigraphik. 1890 legte er die Lehramtsprüfung aus Latein und Griechisch ab und absolvierte 1890/91 das Probejahr für das höhere Lehramt in Wien. 1891 wurde er in Prag zum Dr. phil. promoviert. 1891/92 war er Stipendiat, 1892-94 Assistent an der archäologischen Lehrkanzel an der Univ. Wien. 1897 habilitierte sich J. für klassische Philologie an der Deutschen Univ. Prag. 1897 beteiligte er sich an den Ausgrabungen in Ephesos, 1902 nahm er zusammen mit Heinr. Swoboda, Karl Patsch und Fritz Knoll an einer von der Gesellschaft zur Förderung deutscher Wissenschaft, Kunst und Literatur in Böhmen ausgesandten Expedition nach Kleinasien (Lykaonien, Isaurien, Pisidien und Ost-Pamphylien) teil. J. war 1897/98 Privatdozent an der Deutschen Univ. Prag; 1898 wurde er als o. Professor an die Univ. Freiburg (Schweiz) berufen. 1903 folgte er einem Ruf an die Univ. Czernowitz, 1912 an die Univ. Innsbruck, wo er bis zu seiner Emeritierung 1936 blieb.

    J.s Lebenswerk war der Erforschung des antiken Sports gewidmet; stets von den Realien ausgehend, hat er die antiken Leibesübungen in allen ihren Bereichen dargestellt. Schon bei seiner Mitarbeit an der vom Wiener philologischen Seminar unter der Leitung von Otto Benndorf und Karl Schenkel veranstalteten Ausgabe der „Imagines“ des Philostrat (1893) wurde J. auf diesen Autor, der mit seinem „Gymnastikos“ die einzige uns erhaltene gymnastische Spezialchrift verfaßte, aufmerksam. Die Überlieferungsverhältnisse dieses Werks hat J. eindeutig geklärt (1902) und es in einer mustergültig kommentierten Ausgabe vorgelegt (1909). In Pauly-Wissowas Real-Enzyklopädie der klassischen Altertumswissenschaft stammen 30 Artikel, die sich auf die Leibesübungen der Griechen beziehen, von ihm, darunter die wichtige monographische Darstellung der „Gymnastik“ (1912). Seinen Plan, eine umfassende Geschichte der antiken Gymnastik zu schreiben, konnte er nur zum Teil ausführen; aus seinem Nachlaß wurde die Geschichte der Leibesübungen der Griechen und eine Darstellung ihrer einzelnen Sportarten herausgegeben, deren letzter Band noch in Vorbereitung ist. Auch außerhalb seines eigentlichen Arbeitsgebietes hat J. stets Wort- und Sacherklärungen zu vereinigen gesucht, wie seine Deutung von „examen“ als Teil der antiken Waage (1913) oder seine Identifizierung der einzelnen Astragalwürfe (1926 u. 1931) zeigen; rein philologische Fragen blieben bei ihm am Rande. Eine Sonderstellung in seinem Werk nimmt das Buch „Hellenen und Barbaren“ mit dem Untertitel „Aus der Geschichte|des Nationalbewusstseins“ (1923) ein, das unter dem Eindruck der Unmenschlichkeiten des 1. Weltkrieges entstanden ist.|

  • Auszeichnungen

    Korr. Mitgl. d. Ak. d. Wiss., d. Ges. z. Förderung dt. Wiss., Kunst u. Lit. in Böhmen, d. Dt. Ges. d. Wiss. u. Kunst in d. ČSR;
    o. Mitgl. d. Österr. Archäolog. Inst., d. Dt. Archäolog. Inst.

  • Werke

    Weitere W u. a. Gymnastisches in Philostrats Eikones, in: Eranos Vindobonensis, 1893, S. 309-30;
    Über antike Turngeräthe, 1896;
    Siegerkranz u. Siegerbinde, in: J.hh. d. österr. archäolog. Inst. in Wien 1, 1898, S. 42-48;
    Die Schelle im Kult, ebd. 7, 1904, S. 145-50;
    Examen, ebd. 16, 1913, Beibl. Sp. 197-206;
    Ceroma, ebd. 18, 1915, Beibl. Sp. 323-30;
    Die Namen d. Astragalwürfe, ebd. 23, 1926, Beibl. Sp. 105-16;
    Das Problem d. myron. Diskobols, ebd. 24, 1929, S. 123-61;
    Zu d. Astragalwürfen, ebd. 27, 1931, Beibl. Sp. 97-100;
    Diskoi, ebd. 29, 1934, S. 32-43;
    Der Raub d. Orestes im Telephosmythos, in: Wiener Stud. 23, 1901, S. 1-5;
    Zur Gesch. d. griech. Wettkämpfe, ebd. 53, 1935, S. 68-79;
    Der Gymnastikos d. Philostrat, 1902;
    Vorläut. Ber. üb. e. archäolog. Expedition nach Kleinasien (mit F. Knoll, K. Patsch u. H. Swoboda), 1903;
    Körperkultur im Altertum, 1928;
    Kalokagathia, in: Charisteria, A. Rzach z. 80. Geb.tag, 1930, S. 99-119;
    C. v. Holzinger, in: Alm. d. Ak. d. Wiss. in Wien 86, 1936, S. 331-47;
    Die Großbronze v. Artemision, in: Athen. Mitt. 62, 1937, S. 136-48;
    Herkunft u. Grundlagen d. griech. Nat.spiele, in: Die Antike 15, 1939, S. 231-64;
    Die körperl. Erziehung in Altertum u. Neuzeit, in: Leibesübungen u. körperl. Erziehung 58, 1939, S. 448-53;
    Die athlet. Leibesübungen d. Griechen, hrsg. v. F. Brein, 1965 ff.

  • Literatur

    C. Praschniker, in: Alm. d. Ak. d. Wiss. in Wien 96, 1948, S. 106-14 (W);
    Kosch, Kath. Dtld.;
    ÖBL (W).

  • Autor/in

    Gerhard Baader
  • Zitierweise

    Baader, Gerhard, "Jüthner, Julius" in: Neue Deutsche Biographie 10 (1974), S. 650-651 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd139969152.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA