Lebensdaten
1391 – 1449
Beruf/Funktion
Oberstburggraf von Prag
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 138223165 | OGND | VIAF: 6146285342215371019
Namensvarianten
  • Meinhard von Neuhaus
  • Neuhaus, Meinhard von
  • Meinhard von Neuhaus
  • mehr

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Neuhaus, Meinhard von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd138223165.html [28.03.2024].

CC0

  • Biographie

    Neuhaus: Meinhard v. N., böhmischer Baron, dem Neuhauser Zweige der Rosenberge entstammend, Parteihaupt und (1436—1448) Oberstburggraf in Böhmen, geb. 1391 als Sohn Johann des Aelteren v. N. und der Katharina v. Welhartitz, am 3. Februar 1449. Nicht blos als Sproß des angesehensten Adelsgeschlechtes des Landes, sondern beinahe noch mehr in Folge seiner sonstigen verwandtschaftlichen Verbindungen war es ihm leicht eine Rolle zu spielen: seine Schwester Elska ward die Gemahlin Ernsts v. Pardubitz und Richenburg, seine Tante Anna heirathete Matthias v. Zinnenburg (Čimburg), sein väterlicher Oheim Heinrich ist Großprior der Johanniter zu Strakonitz. Vor allem rühmte er sich von mütterlicher Seite gemeinsamer Abkunft mit seinen hervorragendsten Zeitgenossen im Lande, Ulrich v. Rosenberg und Georg v. Podiebrad, beide Enkel einer Schwester der Mutter Meinhard's: jene versteckte Schlauheit und rastlose Selbstsucht, jenes Verlangen nach höchster Macht, das allen drei Vettern eigen war und alle von den Geschlechtsgenossen unterschied, ist wol von daher gemeinsames Erbe. Obwol Sohn eines eifrigen Hussiten und selbst als solcher angesehen, hielt sich Meinhard nach des Vaters Tode ( 1417) zurück, auch als alles Partei ergriff: seine Vettern Ulrich (Wawak) und Johann der Jüngere v. N. für, sein Oheim Heinrich, der Großprior, gegen den Kelch. Als dieser am 25. März 1420 gegen Žižka fiel, ward M., ohnehin von väterlicher und mütterlicher Seite wohlbegütert, sein Erbe. Erst 1421, als Ulrich v. Rosenberg, durch die Niederlagen König Sigmunds zu einer kurzen Verständigung mit den Calixtinern genöthigt, sich wegen der steigenden Uebermacht der radicalen und demokratischen Elemente unter denselben zu neuem Kampfe gegen sie erhob, trat auch M. auf den Plan. Der Erfolg war kläglich: bei dem Versuche, das von den Taboriten belagerte Rabie (bei Horaschdjowitz) zu entsetzen, wurde er geschlagen und gefangen. Aber der Grundgedanke seiner Politik, ihm wiederum gemeinsam mit Rosenberg und Podiebrad, trat doch schon hervor: nicht religiöse Ueberzeugung, sondern persönliche und ständisch-baronale Interessen bilden die Richtschnur für sein Thun. Wann und wie M., den Žižka auf die Feste Prschibenitz (Příbenic) hatte bringen lassen, die Freiheit wiedererlangte, ist unbekannt. Ward sie ihm vor 1425, so hat er jedesfalls geloben müssen, hinfort Ruhe zu halten. Aber kaum mit dem Tode Žižka's seiner Besorgnisse und eventuellen Verpflichtungen ledig, trat er aufs neue gegen die demokratischen Elemente in den Kampf ein, indem er vor allem den Besitz des eben erloschenen Austieer Zweiges seiner Familie gegen sie beanspruchte und zu behaupten suchte. Daß er mit Ulrich v. Rosenberg, der eben auf den Ruf König Sigmunds aufs eifrigste rüstete, im Einverständnisse war, ist zweifellos. Aber das Treffen bei Kamenitz (31. October 1425) gegen die vereinigte Taboriten- und Waisenmacht fiel sehr zum Nachtheile Meinhard's aus; furchtbare Verheerung seiner Güter folgte nach; nur durch einen|Vertrag, der ihn den Brüdergemeinden waffenpflichtig machte, wußte er sich vor gänzlichem Verderben zu retten. Dieser Verpflichtung genügte er, wenn nicht schon bei Aussig (1426), so doch sicher bei Tachau (1427) und in den Grenzkämpfen gegen Herzog Albrecht V. von Oesterreich. Er gewann dadurch sogar das feste Vertrauen der Hussiten, aber er vermied jenes innige, bedingungslose Zusammengehen mit den Kriegsgemeinden, in welchem wir vielfach seine Standesgenossen finden: schon war jede kirchliche Würde bei den Taboriten beseitigt bis auf das Priesteramt, ja viele hielten auch dies für unnütz; schon war das Königthum, der Gipfel der weltlichen Hierarchie, ausgegeben und die Verwischung aller Standesunterschiede, die Vernichtung des Adels die nothwendige Folge. Mit steigender Besorgniß sah N. auf den Gang der Dinge, im Stillen gewann er Gesinnungsgenossen und Mittel, erspähte er den Moment zum Eingreifen. Weit entfernt, vom Kelche zu lassen, weiß er sich vielmehr nach und nach die Führerschaft der gemäßigten Calixtiner zu verschaffen — und doch ist er mit Ulrich v. Rosenberg, dem Haupte der katholischen Partei, und bald auch (sicher seit 1429) mit Kaiser Sigmund in innigem Einverständnisse; von Gewalt gegen die furchtbaren Feldgemeinden klug zurückscheuend, bleibt er dennoch vorsichtig bemüht, sie einzuschränken und für den Fall eines unausweichlichen Kampfes sich den Sieg zu sichern. Es war eine Aufgabe, einerseits unter Umständen ebenso gefährlich wie andererseits langwierig und schwierig: so oft auch M., gefördert durch die steigende Kriegsmüdigkeit des Kaisers und der katholischen Partei wie der gemäßigten Calixtiner, bis zu einem gewissen Grade auch durch das Verlangen der Waisen- und Taboritenpriester, die Berechtigung und Wahrheit ihrer Reform auch durch das Wort zu erweisen, in eifriger Förderung friedlichen Ausgleiches in den Vordergrund tritt: die Entscheidung steht doch jahrelang bei den Feldherrn und Priestern der siegreichen Taboriten- und Waisenheere, mit denen die Verhandlung um so schwerer ist, je weniger sie unter sich eins und in ihren Forderungen consequent sind, je breiter vor allem die Kluft ist, die diese Secten bereits im Dogma wie noch mehr im Cultus von der alten Kirche schied. So sehr traten diese Schwierigkeiten in jenen ersten Verhandlungen des an der Spitze einer böhmischen Gesandtschaft stehenden M. mit dem Kaiser zu Preßburg (Frühjahr 1429) hervor, daß daraufhin beide Parteien, an friedlicher Lösung verzagend, erst recht die Entscheidung der Waffen anriefen. Aber die Hoffnungen der Gegner der Hussiten, daß ihnen innere Zwistigkeiten religiöser, socialer und politischer Natur in die Hände arbeiten würden, gingen nicht in Erfüllung; sowie weitere Glieder des Hochadels gezwungen wurden, sich den Waisen und Taboriten als einfache „Brüder“ und bedingungslos anzuschließen, so blieben die böhmischen Heere 1429, 1430, 1431 siegreich gegen alle äußeren Feinde. Auch die böhmischen Adelscontingente waren vor Taus im Heere Procop des Großen gewesen. Persönlich freilich hatten die Herren sich fern gehalten: ihre Besorgniß vor der drohenden Volks- ja Söldnerherrschaft stieg aufs äußerste. Andererseits gab jetzt das inzwischen in Basel versammelte Concil die Verhandlungen mit den Böhmen selbst dann nicht auf, als diese sich weigerten (in Eger, Mai 1481), die Autorität des Concils in Glaubenssachen anzuerkennen. Diese Nachgiebigkeit, die Concil und Kaiser auch weiter nothgedrungen übten, blieb schließlich nicht ohne Früchte. Ebensowenig die heimliche Arbeit Neuhaus'. Als das Concil sich nämlich bereit erklärte, die Prager Artikel in der bekannten Form anzunehmen, die Duldung der unter beiden Gestalten Communicirenden feierlich zu verkünden, da gewann endlich N. den festen Boden für die Schaffung einer starken Friedenspartei, die nun neben den Resten der katholischen und königlichen Partei und dem politisirenden Adel alle jene gemäßigteren Elemente der Calixtiner umfassen konnte, die, wenn auch in den Artikeln nicht das Ausmaß, sondern den Anfang|weiterer Zugeständnisse reformatorischen Inhaltes erblickend, sich bewegen ließen, um solchen Preis zur äußeren Einheit mit der alten Kirche zurückzukehren. Mit der Annahme der Compactaten seitens des Landtags (30. November 1433) war dies erreicht. Und nun bewies N., daß ihm rasche Thatkraft nicht minder eigen sei, wie kluges Temporisiren. Die gefaßten Beschlüsse hatten nur dann Werth, wenn man entschlossen war sie zur Geltung zu bringen, eventuell diese mit Waffengewalt seitens der radicalen Elemente zu erzwingen. Darüber hatte sich N. mit Ulrich v. Rosenberg längst verständigt, dafür hatte er in zahlreichen Zusammenkünften auch seine Standesgenossen zu gewinnen gewußt: nun galt es, sich der ganzen Friedenspartei für diesen Zweck zu versichern. Am 1. December 1433 wurde Alscho v. Riesenberg vom Landtage zum Landesverweser gewühlt, ein tüchtiger Mann, dessen geringer Besitz die Eifersucht der popularen Elemente nicht aufkommen ließ und ihn andererseits an den Willen Neuhaus' band, dem er die Erhebung verdankte. Alsbald begannen N., Ulrich v. Rosenberg u. a., mit Concilsgeldern ausgiebig unterstützt, in erhöhtem Maße zu rüsten. Aber noch schien der Kampf mit den Brüderheeren allzugefährlich, obgleich sie die Compactaten als ungenügend abgelehnt hatten und, weil das Concil ihre Forderung nach unbedingter Gültigkeit der Communio sub utraque für alle Inwohner des Königreiches verworfen, wieder zu den Waffen griffen und Pilsen, den Hort des Katholicismus, zu belagern begannen. Erst als sie hier und anderswo empfindlichen Schaden erlitten, Zwietracht unter ihnen sich erhoben, selbst der Oberfeldherr Prokop wegen thätlicher Mißhandlung das Lager verlassen hatte, als andererseits N. auch die mährischen Barone für den Frieden gewonnen und sogar ein Theil der Waisen sich angeschlossen hatte, erachteten er und seine Bündner den richtigen Moment für gekommen. Mit der Eroberung der demokratischen Neustadt Prags eröffneten sie den Kampf und als die Brüderheere, an deren Spitze nun wieder Prokop trat, racheschnaubend herbeieilten, kam es am 30. Mai 1434 bei Lipan zum Entscheidungskampfe, der mit der völligen Niederlage der Taboriten und Waisen, des städtisch-demokratischen Hussitenthums endete. Nicht N., sondern Herr Diwisch Borschek v. Miletinek führte den Oberbefehl in der Schlacht. Aber ihn vorzugsweise bezeichnete man als Sieger. Er hatte den Erfolg vorbereitet; er wußte sich auch der Früchte des Errungenen zu versichern. Bei den nachfolgenden Verhandlungen über die Annahme Kaiser Sigmunds als König von Böhmen und die endliche Ordnung der religiösen Angelegenheiten stand N. naturgemäß im Vordergrunde. Sein Verdienst war es, daß man sich endlich in ganz Böhmen, von den Resten der Taboriten abgesehen, die N. und Ulrich v. Rosenberg, mit Basler Geldern weiter unterstützt, zu bekämpfen fortfuhren, mit der Forderung gleichmäßiger Duldung beider Bekenntnisse begnügte, was das Concil zugestand, daß man in Iglau (Juli 1436) in politischer Beziehung mit Kaiser Sigmund völlig eins ward, so daß die Thronbesteigung des Kaisers, die Wiederaufrichtung der Monarchie in Böhmen erfolgen konnte. Noch war aber Rücksicht für die Calixtiner elftes Gebot für den Kaiser, noch trotz allem N. so sehr ihr Vertrauensmann, daß sogar ein Theil der Taboriten durch ihn die Verständigung mit Sigmund anstrebte: darum wurde nicht der katholische Ulrich v. Rosenberg, sondern der Schein-Hussite N. am 5. October 1436 zum Oberstburggrafen von Prag ernannt, ihm damit die höchste Civil- und Militärgewalt im Lande in die Hand gelegt. N. hatte jetzt den Gipfelpunkt der Macht und des Ansehens erreicht. Blieb auch Ulrich persönlich des Kaisers erster Rath in den böhmischen Dingen, so erkannte N. klug genug im engsten Zusammengehen mit Rosenberg die Förderung der eigenen Interessen. N. und Ulrich sind Sigmunds Berather bei jenen Maßnahmen einer versteckten kirchlichen und politischen Reaction, die wo möglich bei dem Stande der Dinge vor 1419 anzuknüpfen suchte. Freilich|reichte auch Ulrichs Schlauheit und Neuhaus' Erfahrung und Energie nicht aus, um den gegen jene Maßregeln sich erhebenden Widerstand und die letzten Regungen des revolutionären Geistes im Lande rasch niederzuwerfen. Noch bedenklicher war, daß nun endlich ein Theil der früheren adeligen Bündner Neuhaus' das versteckte Spiel desselben zu durchschauen begann, daß diese, einige als wahre Freunde kirchlicher Reform und der erlangten politischen Freiheiten, die meisten aber aus Neid, dem Oberstburggrafen die weitere Heerfolge versagten. Da starb Kaiser Sigmund. N., schon vordem während des Kaisers Weilen in Eger zugleich mit der Kaiserin Landesregent, war der eigentliche Träger der Macht im Königreiche und nützte sie nachdrücklichst im Sinne der Nachfolge Albrechts von Oesterreich, des Schwiegersohns Sigmunds. Trotzdem fand sich auf dem Wahllandtage (December 1437) bereits eine geschlossene Opposition gegen die Nachfolge des Habsburgers und gegen die Fortführung der Reaction und das Regiment Meinhard's und Ulrichs, die Neuhaus' Klugheit zu besiegen, aber nicht aufzulösen vermochte. Zwar wurde nun Albrecht gewählt und von der großen Mehrheit anerkannt: aber die Gegner, von dem einstigen Genossen Neuhaus', Hinko Ptatschko v. Bürgstein, geführt, brechen das Abkommen mit der österreichischen Partei, wählen Kasimir von Polen zum Könige und widersetzen sich König Albrecht mit Waffengewalt. Ohne sie überwältigt zu haben stirbt der König: so tritt man ein in die langdauernde „königslose“ Epoche böhmischer Geschichte. Noch war N. der Inhaber der höchsten Gewalt im Lande. Aber nur mehr die geringere Zahl des hussitischen Adels und die von Rosenberg geführte katholische Partei stützten seine Stellung unbedingt, während auch schon Rokyzana, der Führer der gemäßigten Popularen, für dessen Bestätigung als Erzbischof N. nichts gethan, mit Mißtrauen auf ihn blickte. Indem sich die Partei Ptatschko's v. Bürgstein auf dem ersten Landtage nach König Albrechts Tode (Januar — Februar 1440) zum Vorkämpfer von dessen Sache machte, zog sie ihn völlig auf ihre Seite und ward schon jetzt ihr Uebergewicht im Lande begründet. Durch ihr bereitwilliges Eingehen auf die Wünsche der Gegenpartei, namentlich bei der erfolglosen Wahl Herzog Albrechts von Niederbaiern, wußten sich N. und Rosenberg einen maßgebenden Einfluß auf den Gang der Verhältnisse zu wahren. Weil keine Königswahl gelingen wollte, man sich schließlich doch zur theoretischen Anerkennung der Rechte Ladislaw's, des nachgeborenen Sohnes König Albrechts, herbeiließ, blieb auch das im J. 1440 begründete Kräfteverhältniß der Parteien unverändert: nur mit Mühe vermochte N. das Uebergewicht der Gegner durch den Einfluß zu paralysieren, den ihm seine amtliche Stellung gewährte, natürlich für so lange, als es jenen an einem hervorragenden Führer von genügendem Ehrgeiz und Verstand mangelte. Der fand sich, als Georg v. Kunstatt (auf Podiebrad), Neuhaus' Vetter, auf dem Tage zu Kuttenberg (1444) zum Parteihaupte des gesammten Anhanges Ptatschko's und Rokyzana's erhoben worden war. Offen und versteckt begann alsbald das Ringen um die höchste Macht. Mochte es sich auch bei Podiebrad ebenso wie bei N. um persönliche Zwecke handeln, mochten sie sich sonst wol ebenbürtig sein: der noch durch keine Zweideutigkeit befleckte Ruf eines eifrigen Freundes des Kelches, die größere Energie der Jugend waren bei Georg. Schon 1444 trat seine Uebermacht hervor, da er auch die Radicalen zum Anschlusse gebracht hatte (Archiv český II, 22). Auf dem November-Landtage 1444 mußten sich N. und Ulrich v. Rosenberg verpflichten, für die Bestätigung Rokyzana's einzutreten; betreffs des jungen Königs einigte man sich, seine Auslieferung nach Böhmen zu fordern, sonst wolle man zu nichts weiter verpflichtet sein. Aber der Oberstburggraf und Rosenberg fühlten sich keineswegs gedrängt, es mit der Erfüllung des Versprochenen genau zu nehmen. Ein gleiches geschieht seitens der Gegenpartei. Die Entwicklung der Dinge ist aber dieser günstig.|Rokyzana's Bestätigung hat nicht blos dem Ehrgeize dieses Mannes zu schmeicheln, sondern auch einem wirklichen Bedürfnisse des Landes abzuhelfen: schon herrscht empfindlicher Mangel an utraquistischen Priestern, da Niemand da ist solche zu weihen. Andererseits gelingt es N. und Rosenberg nicht, das Drängen der Podiebrad’schen Partei, die gelegentlich der Einführung des jungen Ladislaw in das Königreich die Besetzung der obersten Landesämter in ihrem Sinne erreichen will, trotz ihres Einverständnisses mit Kaiser Friedrich zu beschwichtigen. Bald steuert Podiebrad seinem Ziele ganz unverhohlen entgegen, indem er (Junilandtag 1446) die Wahl eines Landesverwesers fordert. Als Rosenberg, vor dem in diesen Jahren N. als Parteiführer mehr und mehr in den Hintergrund tritt, auch dies auf dem Martinilandtage 1446 mit Hülse der Städte, in welchen die Erinnerung an 1434 lebendig ist, zu hintertreiben weiß, sinnt Podiebrad auf gewaltsame Lösung der Machtfrage. Die unaufhörlichen Grenzfehden mit Sachsen rechtfertigen seine Rüstungen vor den Gegnern, welche er durch fortdauernden freundschaftlichen Verkehr, wie er ihrer nahen Verwandtschaft entspricht, gänzlich sicher macht. Auch die Warnung Kaiser Friedrichs (December 1447) blieb von ihnen ungehört. Noch schien aber Podiebrad die Zeit, loszuschlagen, nicht gekommen, der Erfolg nicht gesichert. Da kam (im Mai 1448) Cardinal J. Carvajal nach Prag, die Böhmen zur Aufgebung der Compactaten zu bewegen, den Cultus der römischen Kirche wieder herzustellen. Unschwer gelang es ihm, N. und die Herren seiner Partei zur Aufgebung des Kelches zu bewegen. Im Uebrigen bewirkten aber seine Bemühungen das Gegentheil. Mit der großen Masse der Ritterschaft schloß sich nun auch die Bürgerschaft Prags dem Podiebrad’schen Bunde an: am 11. Juni 1448 ward, was nicht sub utraque communicirte, aus der Stadt gewiesen. Damit verlor der Oberstburggraf den Boden unter den Füßen. Schon am 24. Juni berieth Podiebrad den Wandel der Verhältnisse mit seinen Bündnern in Kuttenberg. Der Entschluß zum Kampfe ward gefaßt. Im August 1448 zog er unter dem Vorwande, das Bundesheer an die Westgrenze des Landes gegen die Sachsen zu führen, auf die Hauptstadt; in der Nacht vom 2. auf den 3. September nahm er sie durch einen Handstreich und wurde N. sein Gefangener. Man brachte ihn auf das feste Schloß zu Podiebrad; auf dem nächsten Landtage, so wurde ihm bedeutet, werde über seine Verwaltung Gericht gehalten weiden. Vorerst war er Unterpfand des friedlichen Verhaltens seiner Partei. Als sich aber diese Hoffnung nicht erfüllte, Neuhaus' Sohn Ulrich und der Rosenberger alle Gegner des neuen Machthabers im Lande gegen ihn zu einen beflissen waren, andererseits N., körperlich längst gebrochen, in der Gefangenschaft schwer erkrankte, entließ ihn Georg v. Podiebrad am 1. Februar 1449 nach Neuhaus. Doch starb N. schon unterwegs in Rschitschan (Ričan).

    • Literatur

      Palacký, Archiv český d. II, III, IV.
      Scriptor. rer. Bobemic. (ed. Pelzel et Dobrowský), tom. III (staří letopisové čeští).
      Hoefler, Scriptor. rer. Hussit. I u. II. —
      Bachmann, Urkunden und Aktenstücke zur österr. Geschichte 1440—1471, Font. rer. Austriac., II. Abth. XLII etc. —
      Palacký, Geschichte von Böhmen III. 2 u. 3, IV. 1. —
      Geschichten der Stadt Neuhaus (Anon.), Neuhaus 1850. —
      F. Rull, Monografie města Hradce Jindřichowa (Zur Geschichte der Stadt Neuhaus), Neuhaus 1875. —
      A. Sedláček, Zamky, hrady a tvrze v králowství českém (Schlösser, Burgen und Festen im Lande Böhmen), Prag 1882 ff.

  • Autor/in

    Bachmann.
  • Zitierweise

    Bachmann, Adolf, "Neuhaus, Meinhard von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 23 (1886), S. 502-506 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd138223165.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA