Lebensdaten
1877 – 1937
Geburtsort
Wien
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
österreichischer Politiker
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 137937598 | OGND | VIAF: 86101049
Namensvarianten
  • Mataja, Heinrich

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Zitierweise

Mataja, Heinrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd137937598.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Anton (s. Gen. 1);
    M Maria Kaps;
    Halb-B Victor (s. 3);
    Halb-Schw Emilie (s. 1);
    1906 Thea, T d. kaiserl. Rats Felix Umlauft;
    K.

  • Biographie

    M. kam nach dem Studium (Dr. iur. 1902) über seine Anwaltstätigkeit in Verbindung zur Christlichsozialen Partei in Wien (1911 Mitglied der Wiener Parteileitung). 1910 wurde er in den Gemeinderat, im Oktober 1913 für den Wahlkreis Wien-Leopoldstadt in den Reichsrat, 1916 in den Vorstand der Christlichsozialen Vereinigung im Abgeordnetenhaus gewählt. M. galt als unermüdlicher Versammlungsredner; er machte sich besonders um die Straffung der Parteiorganisation verdient. Trotz seiner Vergangenheit als Burschenschafter (Olympia) gehörte er dem klerikalen Flügel der Partei an und erregte von Anfang an auch das Mißtrauen des Arbeiterflügels um Leopold Kunschak. 1917/18 unternahm er mehrere Anläufe zu einer Palastrevolte gegen den gemäßigten Wiener Bürgermeister Weiskirchner. M., der im Reichsrat den Bezirk mit dem höchsten jüdischen Bevölkerungsanteil Wiens vertrat, betonte die antisemitischen Grundsätze der Christlichsozialen Partei.

    In der provisorischen Staatsregierung Deutsch-Österreichs Staatssekretär für Inneres (30.10.1918-5.3.1919), war M. u. a. verantwortlich für die Errichtung der Wiener Stadtschutzwache als Gegengewicht zur – von den Soldatenräten beeinflußten – Volkswehr. Nach dem Rücktritt des Prinzen Liechtenstein übernahm er im November 1918 provisorisch die Geschäfte des Parteiobmanns. 1919-30 gehörte er als Abgeordneter der konstituierenden Nationalversammlung bzw. dem Nationalrat an. M. hegte im Unterschied zu vielen christlichsozialen Provinzpolitikern starke Sympathien für die Monarchie, fand sich aber mit der Republik ab; auch in der Anschlußfrage vertrat er einen pragmatischen Standpunkt. Als einer der ersten christlichsozialen Bundespolitiker trat er für die Unterstützung der Heimwehr ein; er bemühte sich, die Verbindung zwischen dem Tiroler Heimwehrführer Steidle und dessen politischem Mentor Seipel herzustellen. Nach dem Rücktritt des 3. Kabinetts Seipel wurde er in der „Länderregierung“ Ramek zum Außenminister berufen (20.11.1924-14.1.1926). M.s Versuche, die Tschechoslowakei und Italien für ein Präferenzzollsystem mit Österreich zu gewinnen, schlugen fehl; seine brüske Abberufung des Gesandten in Berlin, Riedl, und seine Desavouierung der Stresemannschen Politik gegenüber Polen durch die geplante Gewährung von Frachtbegünstigungen für poln. Kohle erregten in nationalen Kreisen Anstoß, seine „Bolschewikenrede“ vom 20.5.1925 erzürnte die Linken. Durch Spekulationsgeschäfte ins Zwielicht geraten, wurde er im 2. Kabinett Ramek nicht mehr mit einem Ministeramt betraut. – Nach einem Schlaganfall 1929 wurde M. auf der politischen Bühne weiter in den Hintergrund gedrängt, zumal der neue christlichsoziale Obmann Vaugoin zu seinen Gegnern zählte und sein Partner Steidle die Führung der Heimwehren inzwischen an radikalere Gruppen hatte abgeben müssen. 1931 aus allen Parteifunktionen verdrängt, versuchte er in privaten Zirkeln für eine Reform der Partei und eine Sammlung der konservativen Kräfte Stimmung zu machen. Die Errichtung des „christlichen Ständestaats“ durch Dollfuß begrüßte M.;|unter dem Eindruck des Kampfes gegen Hitler näherte er sich den Vorstellungen von einer eigenständigen „österr. Nation“ an. Außenpolitisch wollte er die Anlehnung Österreichs an Italien durch einen Ausgleich mit der Kleinen Entente ergänzt wissen; zu Verstimmungen führte in diesem Zusammenhang sein Eintreten für die Sanktionspolitik des Völkerbundes.

  • Werke

    u. a. Österr. Pol. im 19. u. 20. Jh., 1935.

  • Literatur

    F. Rennhofer, Ignaz Seipel, Eine biogr. Dokumentation, 1978;
    W. Wiltschegg, Die Heimwehr, 1985;
    W. Goldinger, Gesch. d. Rep. Österreich, 1962;
    E. Jelinek, Der pol. Lebensweg Dr. H. M.s, Diss. Wien 1970 (ungedr.);
    ÖBL (W, L).

  • Autor/in

    Lothar Höbelt
  • Zitierweise

    Höbelt, Lothar, "Mataja, Heinrich" in: Neue Deutsche Biographie 16 (1990), S. 364-365 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd137937598.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA