Lebensdaten
1824 – 1862
Geburtsort
Rendsburg
Sterbeort
Kiel
Beruf/Funktion
holsteinischer Politiker
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 136600719 | OGND | VIAF: 80917054
Namensvarianten
  • Lehmann, Theodor
  • Lehmann, Theodor Heinrich Wilhelm

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Zitierweise

Lehmann, Theodor, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd136600719.html [24.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Job. Carl Heinrich (1780–1860), Apotheker in R., S d. Pfarrers Joh. Gottlieb in Haselau (Holstein) u. d. Marie Elisabeth (T d. Archidiakons an d. St. Petri Kirche in Hamburg Dr. theol. Tobias Martin Zornickel);
    M Henriette (1799–1872), T d. Kaufm. Gottlob Christian Baltzer (1753–1828) in Hamburg u. d. Maria Caroline Möller;
    Ov Dr. med. et phil. Joh. Georg Christian (1792–1860), Botaniker in Hamburg (s. ADB 18);
    Vt Martin Peter Orla (1810–1870), dän. Minister, Führer d. Eiderdänen, Dr. iur. Johannes Christian Eugen (1826–1901), Erster Bgm. in Hamburg (1895, 1898, 1900);
    - Kiel 1851 Caroline Amalie (1824–56), T d. Psychiaters Peter Willers Jessen (1793–1875) in Hornheim b. Kiel (s. NDB X) u. d. Caroline Amalie Eckardt;
    S Heinrich Otto (1852–1904), Prof. d. Rechte in Marburg;
    Berlin 1880 Amalie (1855–1943), T d. Botanikers Carl Jessen ( 1889, s. NDB X) u. d. Mathilde Henriette Strumper.

  • Biographie

    Nach dem Schulbesuch in Rendsburg und Hamburg studierte L. 1843-48 in Berlin, Tübingen, Heidelberg und Kiel Jura, Geschichte und Staatswissenschaften. Er trat in Verbindung mit den Liberalen Gervinus und Pfizer und konnte sich an dem bereits bestehenden süddeutschen Verfassungsleben schulen. L.s politisches Ideal war seit seiner Gymnasialzeit ein geeintes und freies Deutschland. An der durch den Sprachenstreit in Schleswig und durch Auseinandersetzungen über die Erbfolgefrage 1848 ausgelösten Erhebung Schleswig-Holsteins nahm er als Kriegsfreiwilliger teil. Nach dem Kriege beendete er seine Studien, ließ sich in Kiel nieder und erhielt 1851 die Bestallung als Advokat am dortigen Oberappellationsgericht. – Seine öffentliche Tätigkeit begann auf kommunalem Gebiet. 1857 wurde L. als Abgeordneter in das Kieler Deputierten-Collegium gewählt, an dessen Spitze er bald als Bürgerworthalter trat. Wegen seiner fundierten Kenntnisse der verwickelten nationalen und verfassungsrechtlichen Probleme des Landes wählten ihn seine Mitbürger 1859 in die holsteinische Ständeversammlung. Dort trat er für eine liberale Gesetzgebung ein und bekämpfte den Versuch der Kopenhagener Regierung, entgegen den Absprachen mit Preußen und Österreich, dem zum Deutschen Bund gehörenden Holstein eine verfassungsrechtliche Sonderstellung zu verschaffen und Schleswig, das seit Jahrhunderten mit Holstein in besonderer Beziehung stand, dem dänischen Nationalstaat zu inkorporieren. Exponent dieser sogenannten Eiderpolitik in Dänemark war L.s Vetter Orla. – In der Ständeversammlung ging L. im Zusammenspiel mit dem Konservativen Carl Frhr. v. Scheel-Plessen vom bestehenden Recht aus, wohl wissend, daß der dän. Nationalismus die Restaurierung der übernationalen Monarchie nicht mehr zuließ. Durch unerfüllbare Verfassungsforderungen versuchte er, die Regierung ins Unrecht zu setzen und damit die Bundesexekution in Holstein zu provozieren. Die erhoffte Weigerung, gemäß den Absprachen von 1851/52 auf die Inkorporation Schleswigs zu verzichten, sollte dann|zur Lostrennung auch dieses Herzogtums führen. Außerhalb der Ständeversammlung betrieb L. die Trennung von Dänemark durch systematische Agitation. Sein Ziel war der Anschluß Schleswig-Holsteins an Preußen, in dem er den Kern eines sich einigenden Deutschlands sah. L. beteiligte sich deshalb 1859 an der Gründung und den Bestrebungen des deutschen Nationalvereins. In den Herzogtümern aktivierte er gemeinsam mit seinen Gesinnungsfreunden Ludwig Gf. Reventlow und August Römer die Mitglieder des Vereins und schmiedete sie durch speziell schleswig-holstein. Zielsetzungen zusammen. Nach einer Kundgebung im Jan. 1861 in Kiel, auf der er die Trennung der Herzogtümer von Dänemark und den Anschluß an Preußen öffentlich propagierte, wurde der Nationalverein verboten, L. von der Anwaltspraxis suspendiert und wegen versuchten Hochverrats angeklagt. Kurz nach dem Freispruch von der Anklage starb er, erst 37 Jahre alt.

    L. hatte 1859 richtig erkannt, daß die schleswig-holstein. und die deutsche Frage in ein neues, entscheidendes Stadium getreten war. Wenn auch die von ihm und seinen Anhängern geweckten Emotionen nach dem Tode Kg. Friedrichs VII. wegen der abwartenden Haltung der preuß. Regierung überwiegend den Augustenburgern zugute kamen, so konnte doch Bismarck vor dem Hintergrund dieser Stimmung seine diplomatischen Fäden ziehen und die Lösung der schleswig-holstein. und deutschen Frage in Angriff nehmen.

  • Werke

    Die holstein. Ständeverslg., Beil. Nr. 5 z. Bayr. Wschr., 1859;
    In d. schleswig-holstein. Sache … Flugbll. d. Dt. Nat.ver., ²1860;
    Vernehmlassung d. Advocaten Th. H. W. L. in Kiel, fiscal. Angeklagten … wegen Versuchs z. Hochverrath u. Eidesbruch, 1862.

  • Literatur

    Jbb. f. d. Landeskde. d. Herzogthümer Schleswig, Holstein u. Lauenburg, red. v. Th. L. u. H. Handelmann, V, 1862, S. 385 ff.;
    A. Rosenkranz, Th. H. W. L., Kat. d. Landeshalle, 1903, S. 123;
    J. Wetzel, Th. L. u. d. nationale Bewegung in Schleswig-Holstein 1859–62, 1971;
    Dansk Leks. 14.

  • Autor/in

    Jürgen Wetzel
  • Zitierweise

    Wetzel, Jürgen, "Lehmann, Theodor" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 94-95 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd136600719.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA