Lebensdaten
um 1330 – 1396
Sterbeort
Salzburg
Beruf/Funktion
Erzbischof von Salzburg
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 136419593 | OGND | VIAF: 80766208
Namensvarianten
  • Pilgrim von Salzburg
  • Pilgrim II.
  • Pilgrim von Puchheim
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Zitierweise

Pilgrim II. von Puchheim, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd136419593.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus d. Geschl. d. Herren v. Puchheim (Oberösterr.);
    V Pilgrim II. v. Puchheim, österr. Ministeriale;
    M Kunigunde Stuchs v. Trauttmansdorff;
    B Heinrich I., Alber(o) III., Hans I. v. Puchheim;
    Schw Anna ( Gundakar v. Losenstein, b. Steyr, Oberösterr.), Margarethe ( Gottschalk v. Neitperg, Neuberg a. d. Mürz, Steiermark).

  • Biographie

    Seit 1353 Domherr in Salzburg, erwarb P. 1363 das Bakkalaureat des Kirchenrechts in Avignon. 1365 wurde er von der österr. Partei im Domkapitel mit Stimmenmehrheit zum Erzbischof gewählt und Anfang 1366 von Urban V. bei gleichzeitiger Annullierung der zwiespältigen Wahl (Gegenkandidat d. unterlegenen bayer. Partei war Ortolf v. Overstätten) zum Metropoliten providiert. Am 8.5.1366 empfing er von Ks. Karl IV. in Wien die Regalien. Trotz eines mit den Habsburgern bestehenden Bündnisses schloß P. im Okt. 1366 mit den Wittelsbachern einen Waffenstillstand und im Juli 1370 einen formellen Frieden. Die Gründe dafür, daß er bereits im folgenden Jahr ein Bündnis mit den Herzögen von Bayern und mit Kg. Ludwig von Ungarn schloß, das eindeutig gegen Ks. Karl IV. und die Habsburger gerichtet war, sind im Detail umstritten. Auf Intervention Papst Gregors XI. mußte sich P. jedoch 1373 dem Kaiser unterwerfen und sein Bündnis mit den Wittelsbachern lösen. Im folgenden Jahrzehnt stand er fest auf Seiten der Habsburger, die er 1376 mit Truppen gegen Venedig und 1380 in der Fehde gegen die Grafen von Schaunberg unterstützte; umgekehrt erhielt er bei seinen Bestrebungen, sich die schwer verschuldete Fürstpropstei Berchtesgaden einzuverleiben, Waffenhilfe gegen Hzg. Friedrich von Bayern. Nach dem vollständigen Sieg der verbündeten Salzburger und Österreicher im Sommer 1382 wurde die Lösung der Berchtesgadener Frage durch einen Schiedsspruch Bf. Bertholds von Freising indes nur aufgeschoben. U. a. auch aus diesem Grund suchte P. das päpstl. Schisma zu seinen Gunsten auszunutzen: Er ließ sich als geheimer Parteigänger des avignones. Papstes Clemens VII. von diesem die Inkorporation der Propstei Berchtesgaden und des Klosters Admont in der Steiermark (1385/86) bestätigen. Schließlich versuchte er, zunächst erfolgreich, sich zum Schiedsrichter zwischen Clemens VII. und dem röm. Kg. Wenzel von Luxemburg aufzuspielen. Der Konflikt mit den Wittelsbachern eskalierte, als diese P., der im Sommer 1387 ein gegen Bayern gerichtetes Bündnis mit dem Schwäb. Städtebund geschlossen hatte, am 27. Nov. in Raitenhaslach gefangennahmen. Unter Führung des Dompropstes Gregor Schenk v. Osterwitz, der selbst die Regierung übernahm, verbündete sich die Salzburger Landschaft zu P.s Befreiung. Dieser mußte nach seiner Freilassung Anfang 1388 vor einer erneuten Regierungsübertragung alle von den Wittelsbachern erpreßten Zugeständnisse widerrufen. Der folgende Sieg P.s und des Schwäb. Städtebundes über die Wittelsbacher führte schließlich durch die Vermittlung Kg. Wenzels 1390 zu einem dauerhaften Friedensschluß mit Hzg. Friedrich von Bayern. Nach dem 1391 endgültig gescheiterten Versuch, Kg. Wenzel für Papst Clemens VII. zu gewinnen, ging P. zum röm. Papst Bonifaz IX. über und ließ sich diesen Parteiwechsel durch die (erneute) Inkorporation der Propstei Berchtesgaden am 16.6.1393 honorieren.

    Innenpolitisch war P. in langwierige Auseinandersetzungen mit seinem Domkapitel, besonders mit dem Führer der bayer. Partei, Domdekan Ortolf v. Overstätten, verwickelt. Bei der Besetzung der Salzburger Eigenbistümer begünstigte P. seine Verwandten, mußte aber mehrfach gegenüber päpstl. Provisionen zurückstehen. Neben seiner Kriegstüchtigkeit zeichnete sich P. vor allem durch sein finanzpolitisches Geschick aus. So nutzte er die durch den Aufschwung im Goldbergbau und die fortschreitende Monopolisierung der Salzproduktion einsetzende wirtschaftliche Blüte zu wichtigen Gebietserwerbungen. Mit dem Kauf der Herrschaft Mattsee samt dem Markt Straßwalchen vom Bistum Passau (1390), der Erwerbung des Gerichtes Itter (im heutigen Tirol) vom Bistum Regensburg (1380/85) und der nicht ohne Widerstand verlaufenden Inkorporation der Propstei Berchtesgaden (1393) erreichte das Erzstift Salzburg seine größte Ausdehnung. Auch die Prägung von Goldgulden, der Erlaß einer Bergwerksordnung (1369), einer Viehhandelsordnung für den Pinzgau (1391) und die Aufzeichnung von Stadtrechten zeugen von den wirtschaftlichen Ambitionen P.s, der 1370-77 auch das gesamte Hochstift Passau mit Ausnahme der Stadt pachtweise verwaltete. Am Hof des kunstsinnigen Erzbischofs, der sich Schloß Freisaal als Sommerresidenz wählte, wirkte mit dem „Mönch von Salzburg“ der größte deutsche Lyriker seiner Zeit. Versuche einer Identifizierung des Dichters und auch seine Gleichsetzung mit P. selbst sind bisher gescheitert. P., der als letzter Salzburger Erzbischof des Spätmittelalters eine eigenständige Politik verfolgt und zeitweise erfolgreich in die europ. Diplomatie eingegriffen hat, wurde in der von ihm 1393 gestifteten Pilgrimskapelle an der Nordwestecke des Doms begraben.

  • Literatur

    ADB 26;
    S. Steinherz, Ein Streit um d. Salzburger Dompropstei, in: Berr. d. Dt. Univ. Prag üb. d. Studienj. 1921/22, 1928, S. 13-78;
    ders. Dok. z. Gesch. d. gr. abendländ. Schismas, 1932;
    A. A. Strnad, Ks. Karl IV. u. d. Erzstift Salzburg, in: Röm. Quartalschr. 60, 1965, S. 208-44;
    H. Klein, Zu d. Verhh. Ebf. P.s II. v. Salzburg um d. Beilegung d. gr. abendländ. Schismas, in: MIÖG 48, 1934, S. 434-49;
    ders., in: Mitt. d. Ges. f. Salzburg. Landeskde. 112/113, 1972/73, S. 13-71;
    P. F. Kramml, Propstei u. Land Berchtesgaden im SpätMA, in: Gesch. v. Berchtesgaden, hg. v. W. Brugger, H. Dopsch u. P. F. Kramml, I, 1991, S. 387-542;
    ders., in: Lb. Salzburger Erzbischöfe aus zwölf Jhh., hg. v. P. F. Kramml u. A. St. Weiß, 1998, S. 101-22 (P);
    H. Wagner, Vom Interregnum bis P. v. Puchheim, in: Gesch. Salzburgs, hg. H. Dopsch, I/1, ³1999, S. 479-86, I/3, 1984, S. 1346-48 (P);
    Lex. MA;
    LThK³.

  • Porträts

    Thronsiegel, um 1365 (Salzburger Landesarchiv), abgeb. b. P. F. Kramml u. A. St. Weiß, 1998 (s. L).

  • Autor/in

    Heinz Dopsch
  • Zitierweise

    Dopsch, Heinz, "Pilgrim II. von Puchheim" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 442-443 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd136419593.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Piligrim II., Erzbischof von Salzburg, 1366, 5. April 1396; aus dem österreichischen Herrengeschlechte Puchheim. In seiner politischen Stellung zunächst dem Hause Habsburg-Oesterreich eng verbündet, wie dies die Geschichte der Jahre 1367—1368 erweist, ward er auch vom Hause Vaiern-Wittelsbach umworben, als dieses um die Mark Brandenburg mit Landgraf Friedrich V. von Hessen-Homburg in Fehde stand, schloß auch ein solches Bündniß, wurde jedoch durch den Kaiser und Papst Gregor XL bald veranlaßt, diese Abmachung wieder zu lösen (1371). Dagegen gerieth er mit Baiern wegen seines Eingreifens in die Berchtesgadener Propsteiverhältnisse in eine ernstliche Fehde mit dem Baieinherzoge Friedrich (1381), die wohl durch österreichische Vermittlung und mit Beihülfe der Bischöfe von Freising und Regensburg beigelegt wurde (3. December 1381), aber erst 1384 zu einem dauernden Ausgleiche führte, — ohne daß der Erzbischof der Gefahren, die ihm von Seiten Baierns drohten, überhoben blieb. Denn, als er sich 1386 in den schwäbischen Städtebund aufnehmen ließ, betrachteten dies die bairischen Herzoge als eine Herausforderung, veranstalteten (27. November 1387) den Ueberfall in Raitenhaslach und P. mußte als Gefangener zu Burghausen die Haft antreten. Diese Gewaltthat bestimmte allerdings den deutschen Kaiser Wenzel zu einem Drohbriefe an die Herzoge, und den schwäbischen Bund zur Waffenerhebung gegen die Baiernfürsten. Aber auch die vom Pfalzgrafen Ruprecht vermittelte Taidung zu Neumarkt (12. März 1388) verschaffte dem Metropoliten die Freiheit nicht, und die Feindseligkeiten begannen von Neuem. Doch gelang es dem Erzbischofe, aus seiner Hast zu entkommen und 1389 wurde endlich die verwüstende Fehde beigelegt. — So gut wie gar nicht sind wir über die Ursachen der vorübergehenden Fehde zwischen Habsburg-Oesterreich (Albrecht III. und die Söhne Leopold III.) und Salzburg im J. 1393 unterrichtet. Das Chronicon Salisburgense besagt nur, daß „Herzog Albrecht von Oesterreich die Stadt Leibnitz (in Steiermark. Besitz des Hochstiftes) zum Schimpfe des Erzbischofs erstürmen und ausrauben ließ“. In der Geschichte der Salzburger Provinzialsynoden nimmt auch die von P. im Januar 1386 abgehaltene nicht die letzte Stelle ein. Sie suchte auf die gesunkene Kirchenzucht einzuwirken, das Kirchengut zu schützen, die Immunität der geistlichen Personen zu|wahren, dem Wucher zu steuern u. s. w. — P. war im Erwerben von Gütern nicht lässig, er kräftigte auch den Montan- und Salinenertrag des Erzstiftes, hielt seine Mittel zusammen und konnte daher auch den Giebigkeiten an die Curie wiederholt nachkommen. König Wenzel verlieh ihm die Befugniß, Goldgulden (23. 24 Karat schwer und 67 Stücke auf 1 kölnische Silbermark) mit eigenem Wappen zu schlagen. Dieser Erzbischof war auch der Erste, den wir in seinen Siegeln das salzburgische Landeswappen führen sehen.

    • Literatur

      Zauner, Chronik von Salzburg III. — Pichler, Salzburgs Landesgeschichte. —
      Koch-Sternfeld, Salzburg und Berchtesgaden. —
      Zillner, Salzb. Kulturgeschichte in Umrissen. — Dalham, Concilia Salisburgensia.

  • Autor/in

    Krones.
  • Zitierweise

    Krones, Franz von, "Pilgrim II. von Puchheim" in: Allgemeine Deutsche Biographie 26 (1888), S. 134-135 unter Piligrim [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd136419593.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA