Lebensdaten
um 1525 oder 1530 – 1568
Geburtsort
Posen
Sterbeort
Weißenburg (Siebenbürgen)
Beruf/Funktion
Buchdrucker ; Formschneider ; Schriftgießer
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 133669041 | OGND | VIAF: 20880577
Namensvarianten
  • Skrzetusky, Raphael (eigentlich)
  • Hoffhalter, Raphael
  • Skrzetusky, Raphael (eigentlich)
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Zitierweise

Hoffhalter, Raphael, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd133669041.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus Posener Adelsfam.;
    V Joannes Skrzetusky;
    M Margareta Ninieńska;
    - Zürich 27.7.1549 Katharina, T d. Hector Göldli u. d. Margaretha|Bryner;
    1 S, 1 T, u. a. Rudolf (1550–86), Drucker, Nachf. H.s, 1573/74 in d. Gegend v. Mur u. Drau, 1577-86 in Debrezin (1584–85 in Großwardein), s. Witwe führte d. Offizin bis 1590 fort, insgesamt sind üb. 40 Druckwerke v. ihm bekannt (s. L).

  • Biographie

    H. scheint am Ende der 40er Jahre seine Geburtstadt verlassen zu haben. Der ungarische Gelehrte Albert Szenci Molnár nannte ihn – etwa 50 Jahre nach seinem Tod – in der Widmung zur „Idea Christianorum Ungarorum…“ von Paulus Thuri (1616) einen „Belga“. So wurde im allgemeinen angenommen, daß H. auch in den Niederlanden war, wofür es sonst keinen Anhaltspunkt gibt. In Zürich war er als Schriftgießer und Formschneider tätig; er erscheint hier schon unter dem Namen Hoffhalter.

    Vermutlich schon 1555 traf er in Wien ein, wo er 1556 ein Privileg als Buchdrucker, Formschneider, Papier- und Buchhändler für 3 Jahre erhielt. In den Bibliographien von Denis und Mayer sind aus den Jahren 1556-63 insgesamt nicht weniger als 123 Produkte seiner Wiener Druckertätigkeit registriert. Seine quantitativ beträchtliche Produktion ist zugleich qualitativ so hervorragend, daß er zu den besten Typographen des 16. Jahrhundert in Wien gehört. Viele von seinen Büchern hat er mit zahlreichen Holzschnitten versehen, die zum Teil von ihm selbst geschnitten wurden. H. war sehr vielseitig, so stellte er Druckwerke sogar für die Jesuiten her und hielt zugleich seine Kontakte mit dem Zürcher Reformator Heinrich Bullinger weiterhin aufrecht.

    Es ist anzunehmen, daß H. Anfang 1563 Wien gerade wegen seiner Neigung zum Protestantismus verlassen mußte. Er tauchte in Debrezin auf, das schon damals als die Hochburg der Kalvinisten in Ungarn galt. Er konnte nur sehr wenig Material von seiner Werkstatt mitbringen, von dem sich manche Spuren schon 1563 in Debreziner Druckwerken finden. Sein Name erschien aber erst in Büchern aus dem Jahre 1565. H. blieb jedoch nicht lange in Debrezin: Schon 1565-67 arbeitete er in Großwardein. 1567 ist er als Buchdrucker des siebenbürgischen Fürsten in Weißenburg tätig. Hier hat er sich den Unitariern angeschlossen und stellte mehrere Drucke im Dienste der antitrinitarischen Bewegung her. Dazu schnitt er aus Holz unter anderem auch berüchtigte Illustrationen, die die Anhänger anderer Konfessionen als eine Lästerung der heiligen Dreifaltigkeit betrachteten. Man sagt, er sei deshalb Anfang 1568 von empörten Kalvinisten totgeschlagen worden. Aus den Jahren 1568-69 sind noch mehrere Produkte seiner Offizin erhalten geblieben, dann erlosch seine Typographie.

  • Werke

    (insgesamt etwa 150 Druckwerke) u. a. P. Ranzanus, Epitome rerum Ungaricarum, 1558;
    P. Weidner, Loca praecipua fidei Christiana, 1559;
    J. Francolin, Rerum praeclare gestarum… explicatio, 1560;
    ders., Thurnier-Buch, 1560;
    I. Werböczy, Magyar decretum, 1565 (P);
    De falsa et vera unius Dei… cognitione…, 1568.

  • Literatur

    ADB XII;
    A. Mayer, Wiens Buchdrucker-Gesch. I, 1883, S. 86-90;
    P. Gulyás, Der Wiener Buchdrucker R. H. u. s. Sohn in Ungarn, in: Gutenberg Jb. 1930;
    E. Soltész, Die Holzschneider-Tätigkeit R. H.s in Ungarn, ebd. 1957;
    G. Borsa, Die Buchdruckerfam. H., ebd. 1970;
    L. Weiß, Die „Zürcher“ Hoffhalter in Ungarn, in: Neue Zürcher Ztg. v. 23.7.1930, Nr. 1451, Bl. 6;
    J. Ötvös, H. R. debreceni nyomdász (R. H. d. Buchdrucker v. Debrezin), in: Déri Múzeum Évkönyve 1960-61 (mit Zusammenfassung in dt. Sprache);
    J. Fitz, A magyarországi nyomdászat, könyvkiadás és könyvkereskedelem története (Gesch. d. Typogr., d. Verlagswesens u. Buchhandels in Ungarn) II, 1967, S. 209-27 (L); - Zu S Rudolf:
    G. Borsa, Rodolphus Hoffhalters Typogr. in d. Gegend v. Mur u. Drau, in: Vjestnik Bibliotekara Hrvatske 14, 1968.

  • Porträts

    Vermutl. Selbstbildnis: männlicher Kopf in d. Umrahmung v. H.s Wappen, v. ihm selbst geschnitzt, Abb. b. I. Werböczy, s. W. -
    Wappen: In Silber Hufeisen u. Kreuz;
    Helmzier: Habicht mit Siegelring im Schnabel (Wien 1560, Debrezin 1565, hier ohne Siegelring).

  • Autor/in

    Gedeon Borsa
  • Zitierweise

    Borsa, Gedeon, "Hoffhalter, Raphael" in: Neue Deutsche Biographie 9 (1972), S. 388-389 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd133669041.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Hoffhalter: Raphael H., Buchdrucker zu Wien in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Von Nation ein Pole und aus dem adeligen Geschlechte Skrzetuski hatte er als Protestant um 1550 vermuthlich der Religion halber sein Vaterland verlassen und veränderte, sei es aus Vorsicht oder weil ihm sein Geschlechtsname, den er bis 1561 auf seinen Drucken beibehielt, für die Deutschen zu hart erschien, denselben in „Hoffhalter“ oder „Hofhalter“. Er ging zuerst (P. Thurius, idea Hungarorum 1616, p. 4) nach den Niederlanden, dann nach Zürich und erscheint 1556 zu Wien, wo er in Gemeinschaft mit Casp. Krafft (Carbo) druckte. Ihr Privilegium, wornach ihnen erlaubt wird „eine Druckerei mit schönen zierlichen, auf die neue französische Art geschnittenen Buchstaben einzurichten, durch drei Jahre Papier und Bücher einzuführen, jedoch daß sie dieselben dem N. O. Kanzler und dem Decan der theologischen Facultät anzeigen und sich den Preis taxiren lassen“ ist datirt vom 10. April 1556. Nachdem er sich von Krafft getrennt, hatte er seine Werkstätte „beim goldenen Wolffe“, war seitdem aber auch für die 1559 in Wien in dem Jesuiten-Collegium errichtete Druckerei thätig. Was H. veranlaßte, bald nach 1560 Wien zu verlassen, ist unbekannt, doch scheinen es, wie ein Brief des Gall. Huszar, Prediger zu Uugarischaltenburg, an Heinrich Bullinger nach Basel, datirt Wien 1557 (Lampe, hist. eccl. Reform. in Hungaria p. 112) lehrt, religiöse Verhältnisse gewesen zu sein, zufolge deren er sich als Unterhändler der Reformirten gebrauchen ließ. Im J. 1565 taucht er zu Debrezin auf, wo er eine ungarische Uebersetzung der Bücher Samuels und der Könige auflegte, hatte auch inzwischen (Thurius a. a. O. p. 112) zu Also-Lindva in der Saladergespanschaft als Drucker gearbeitet, doch fehlen bis jetzt aus dieser letzteren Thätigkeit Produkte seiner Presse. Wie sein Geburts- so ist uns auch sein Todesjahr fremd geblieben, doch fällt das letztere vermuthlich in das J. 1567. Unter seinen Druckwerken, die er auch mit Holzschnitten verzierte, zeichnet sich des „Jo. a Francolin Rerum gest. 1560 intra et extra Moenia Vienn. explicatio“, sowie der „Sermon durch Paulus Weidner, den Juden zu Prag Anno M.D.LXI. in Ihrer Synagog geprediget“ (Wienn M.D.LXII.) besonders aus. In der deutschen Ausgabe des ersteren Buches erscheint auch sowol sein angenommener Name „Hoffhalter“ als auch sein Wappen, das die Skrzetuski auch noch später führten. Dasselbe zeigt ein Hufeisen und darin ein Kreuz, mit folgender Aufschrift: In Insignia Raphaelis Skrzetuski cognomine Hoffhalteri Typographi Viennensis Epigramma. Noch zu Lebzeiten des Vaters sowie nach dessen Tod betrieb sein Sohn Rudolf in Debrezin, in Großwardein und Nedelischa das väterliche Geschäft, folgte dann dem Rufe des Fürsten Johann II. nach Weißenburg in Siebenbürgen, wo er unter dem Titel eines königlichen Buchdruckers 1567 vermessene Schriften und ärgerliche Bilder wider die heilige Dreieinigkeit (H. Pray, Ind. libr. rar. Bibl. Bud. II, 113) ausstreute und starb daselbst schon 1568. In diesem Jahre ließ noch seine Wittwe die Acta der Disputation erscheinen, die Fürst Joh. Sigismund zu Weißenburg zwischen den schweizerischen Reformirten und den Antitrinitariern fruchtlos veranstaltet hatte.

    • Literatur

      Denis, Wiens Buchdruckergesch., S. XIV—XVI (wo Raphael's sämmtl. Drucke verzeichnet sind). Falkenstein, Gesch. d. Buchdruckerkunst, S. 190—91. Benk, Transsylv., II. 326.

  • Autor/in

    J. Franck.
  • Zitierweise

    Franck, Jakob, "Hoffhalter, Raphael" in: Allgemeine Deutsche Biographie 12 (1880), S. 569 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd133669041.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA