Lebensdaten
1554 – 1631
Geburtsort
Tübingen
Sterbeort
Schwäbisch Hall
Beruf/Funktion
Arzt ; Chronist
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 130010308 | OGND | VIAF: 77409811
Namensvarianten
  • Morhart, Johannes
  • Morhard, Johannes
  • Morhart, Johannes
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Zitierweise

Morhard, Johannes, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd130010308.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Ulrich d. J. ( 1567), Drucker u. Verleger in T., S d. Ulrich (s. 1);
    M Katharina Kuhn (1526–97);
    Stief-V (seit 1568) Alexander Höck ( 1610), Buchdrucker, führte d. Offizin Ulrichs d. J. fort;
    - 1) Schwäbisch Hall 1587 Anna Hiller (1565–1603), Wwe d. Dr. Josef Brenz ( 1586), Stadtarzt in Schwäbisch Hall, 2) 1603 Barbara Koch (1580–1622), T e. Amtmanns in Mönchsrot, 3) Heilbronn 1622 Katharina ( 1634), T d. Heilbronner Stadtschreibers N. N. Albert; Schwieger-V d. 1. Ehefrau Johannes Brenz (1499–1570), Reformator (s. NDB II; BBKL);
    8 K aus 1), 8 K aus 2), 1 S, 2 T aus 3).

  • Biographie

    M. stammte aus ursprünglich begütertem Hause. Der Großvater hatte sich 1523 in Tübingen niedergelassen und in der Reformationszeit eine florierende Verlagsdruckerei aufgebaut, doch wurden seine Nachkommen von seiner Witwe und deren Söhnen aus einer früheren Ehe aus dem Geschäft gedrängt. M.s beengte Lage nach dem frühen Tod des Vaters zeigt sich darin, daß ihn 1572 das Tübinger Stipendium Martinianum, ein Heim für unbemittelte Studenten, aufnahm, nachdem der württ. Herzog seine Förderung abgelehnt und ihm den Druckerberuf nahegelegt hatte. 1576 begann M., seit 1569 an der Univ. Tübingen immatrikuliert und soeben Magister geworden, das Studium der Medizin und setzte es 1582 in Padua fort, wo er vom 16.5.1583 bis 30.7.1584 als einer der beiden Prokuratoren der deutschen Nation fungierte. Zuvor, von November 1581 bis September 1582, hielt ersich, vermutlich als Hauslehrer, bei den in der Nähe von Linz ansässigen Freiherren v. Volkersdorf auf, deren letzter Sproß Wolfgang Wilhelm (1567–1616) sich ebenfalls Ende Oktober 1582 in Padua inskribierte. Nach ausgedehnten Reisen in der ersten Hälfte des Jahres 1585, auf denen er Rom, Neapel, Mailand, Turin und Genua kennenlernte, kehrte M. Anfang September über Trient, Linz und Salzburg nach Tübingen zurück, wo er am 17.11. den medizinischen Doktorgrad erwarb. 1586 zum Stadtarzt von Schwäbisch Hall berufen, trat M. Mitte August die Stelle an, auf der er 45 Jahre später sein Leben beschließen sollte. Getragen von einer tiefen, bibelfesten, aber nicht unbedingt orthodoxen Religiosität, in der eine ausgeprägte soziale Zuwendung gegenüber dem armen Nächsten wurzelte, erwarb er in seinem Beruf großes Ansehen. Der Einzugsbereich seiner freien Praxis, die ihm neben seinen Amtspflichten zu versehen erlaubt war, erstreckte sich offenbar bis nach Thüringen. Ein Angebot auf die Pforzheimer Stadtarztstelle 1604 lehnte er ab. Von eigenen Ambitionen ist nur seine vergebliche Bewerbung von 1599 um eine freie Medizinprofessur in Tübingen bekannt. Auch berichtet er 1606 von einem langen, ebenfalls durch eine Tübinger Lehrstuhlvakanz ausgelösten inneren Ringen. Seine Heimatuniversität gewährte ihm am 30.1.1603, wenn auch nicht ohne Prüfung seiner Rechtgläubigkeit, durch die erneute Aufnahme in ihr akademisches Bürgerrecht Unterschlupf, als er, in eine spektakuläre dogmatisch-politische Spaltung der Haller Bürgerschaft, die sog. Schneckschen Händel, verstrickt, vorübergehend seines Amtes enthoben und aus der Reichsstadt verbannt worden war.

    Ein Teil dieser Daten ist nur in M.s eigenen Aufzeichnungen überliefert, der später so betitelten „Haller Haus-Chronik“. Die Handschrift im griffigen Taschenbuchformat, die den Berichtszeitraum 1522-1630 umfaßt, stellt eine Mischung aus Diarium, familiärem Hausbüchlein und zeitgenössischer Chronik dar. Anfangs hauptsächlich autobiographischen Zuschnitts, weiten sich die – vor 1585/86 wohl retrospektiven – Notate allmählich über den eigenen Wahrnehmungskreis. Auch wenn M.s Chronik mangels Herkunftsangaben als Quelle zur Frühzeit der Pressegeschichte so gut wie ganz ausfällt, so stellt sie mit ihrer Fülle an Lokalereignissen, an Wetter- und Himmelsbeobachtungen, an Lebensmittelpreisen, an Nachrichten zum politischen Welt-, d. h. vorwiegend Kriegsgeschehen, an Skandalgeschichten und allen möglichen Unglücksfällen ein bemerkenswertes Dokument vor allem zur Kultur- und Mentalitätsgeschichte ihrer Zeit dar.

  • Werke

    Haller Haus-Chronik, hrsg. v. Hist. Ver. f. Württ. Franken (Transkription V. Schäfer), 1962.

  • Literatur

    G. Wunder, in: Lb. aus Schwaben u. Franken IX, 1963, S. 40-46;
    dass., in: ders., Lebensläufe, 1988, S. 124-130. – Eigene Archivstud.

  • Autor/in

    Volker Schäfer
  • Zitierweise

    Schäfer, Volker, "Morhard, Johannes" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 126-127 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd130010308.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA